Kapitel 40: Smaragd

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Ich stand vor meinem Spiegel und starrte auf die sauber zugenähte Wunde. Vorsichtig wischte ich das angetrocknete Blut mit einem nassen Tuch weg. Ich hatte wirklich Glück, denn bis auf ein paar blaue Flecken, hatte ich sonst keine weiteren Wunden. So konnte ich den Kampf von gestern Abend verheimlichen. Als ich fertig mit säubern der Wunde war, starrte ich auf meinen Arm. Bis auf kleine weiße Narben war nichts mehr äußerlich zu sehen, doch in meiner Wolfsgestalt war er steif und unbeweglich, doch als Mensch... Ich bewegte den Arm in alle Richtingen und ballte eine Faust. Nichts. Weder steif, noch unbeweglich. Das war gut, oder?
Mein Arm war verheilt, was schneller als gedacht passiert war. Er schmerzte nur ab und zu mal, doch das war nichts im Vergleich dazu, dass ich als Wolf ein Krüppel war. Ich senkte mein pinkes Top wieder und rutschte mit meinen dicken Socken ins Badezimmer. Mein blasses Gesicht schaute im Spiegel glatt so aus, als hätte ich keinen Schlaf bekommen und die schlimmste Grippe überhaupt. Ich runzelte die Stirn und wusch mir schnell mein Gesicht und den Oberkörper. Duschen konnte ich noch nicht, dafür war die Wunde einfach zu frisch. Der Biss war genau an meiner Taille, was etwas praktisch war, da ich so ohne Probleme alle meine Hosen tragen konnte. Jedoch war die Stelle auch nicht die beste, was Bewegung anging. Bei jeder kleinen Bewegung durchzog mich ein stechen, was sich anfühlte, als würde man mit vielen kleinen Nadeln immer wieder meine Haut durchstechen.
Bevor ich mir ein frisches T-shirt anzog, packte ich zum Desinfektionsspray. Ich stand angespannt vor dem Spiegel und starrte mich unruhig an. Das würde weh tun. Ich unterdrückte den Schrei, was nicht gerade leicht war. Trotz meiner Bemühungen war er doch recht laut, doch ich hoffte einfach, dass ihn keiner gehört hatte. Ben hätte sie gestern schon einsprühen sollen, dann hätte ich jetzt das Problem nicht gehabt. Hab ich es noch garnicht erwähnt? Sein Name war Ben, besser gesagt Benjamin, doch er wollte so nicht genannt werden.
Zitternd schmiss ich die Dose auf mein Bett und klebte die Wunde mit Kompressen und Mullbinden sorgfältig ab. Ich entschied mich für eine enge Jeans und einen engen Rollkragenpullover. Seufzend schaute ich mich noch einmal in Spiegel an. Etwas Schminke würde auch nicht schaden.
Nachdem ich nun endgültig fertig war, trat ich in den Flur, der mein Zimmer mit dem Treppenhaus und Jace Zimmer verband. Während ich an seinem Zimmer vorbei ging, wagte ich einen kurzen Blick hinein. Es war schlicht eingerichtet und eigentlich würde man es für ein Gästezimmer halten. Er war nicht in seinem Zimmer und als ich schon weitergehen wollte, blieb ich noch einmal kurz stehen. Ich kam nicht drum herum zu lächeln, als ich das Bild von Nana auf seinem Schreibtisch stehen sah. Ich stapfte vorsichtig die Treppe hinunter und versuchte so zu vermeiden, dass die Verletzung schmerzte. Ob sie immer noch nicht zuhause waren? Mein Gedanke verflog sofort, als ich meine Mutter und Jace im Wohnzimmer sitzen sah. Meine Mutter saß auf der Couch und las ein Buch, während Jace sich auf dem Sessel ausgebreitet hatte und seine Beine über die Lehne baumeln ließ. Ich verstand ihn zu gut. Manchmal waren einfach die ungemütlichsten Positionen die gemütlichsten.

"Wo wart ihr gestern?"
"Im Anwesen, der Alpha wollte uns sprechen.", murmelte Jace und schmiss seinen Kopf nach hinten, um mich sehen zu können. Er hing jetzt Kopfüber vom Sessel, was wirklich idiotisch aussah. "Und du?" Mein Herz setzte kurz aus. Hatte die Patrouille etwa berichtet, dass sie mich gesehen hatten? Nachts. Im Wald. Mit Menschen. Okay, warum sollten sie es auch nicht tuen, sie waren immerhin auf Patrouille. Und warum sollten sie? Ich werde immerhin geduldet und bin hier- "Zuhause.", sagte ich zögernd. Jace Augen durchbohrten mich und auf einmal drehte er sich richtig herum. "Echt?", fragte er misstrauisch und hob gekonnt eine Augenbraue. "Du siehst nämlich so aus, als hättest du die ganze Nacht durchgefeiert." Sein Grinsen war hämisch, doch ich wusste selber, dass ich aussah, als hätte ich zu viel gesoffen. Die Schminke half wohl nicht wirklich. "Mh-mh", gab ich sarkastisch, aber dennoch bestätigend von mir. "Wo ist Papa?", fragte ich und lenkte so von meinem miserablen Aussehen ab. "Krankenhaus.", sagte Jace und drehte sich wieder zum Fernsehr. "Ah.", gab ich nur von mir und setzte mich vorsichtig neben meine Mutter. Nicht das mein Vater verletzt war oder schlimmeres, er arbeitet dort als Chefarzt. Langsam ließ ich mich zur Seite fallen und drängte meinen Kopf zwischen das Buch und die Beine meiner Mutter. Ohne von ihrem Buch auf zu schauen, legte sie ihre Hand auf meinen Kopf und fing an durch meine Haare zu streichen. Ich zog ihren wundervollen, so vertrauten Duft ein und entspannte vollkommen bei ihrer Berührung. Was würde ich nur ohne meine Mutter machen? Bei ihr fühlte ich mich einfach am wohlsten und sie nahm jeden Schmerz von mir. Mit geschlossenen Augen genoss ich ihre Berührung und döste langsam ein.

"Tust du es, weil du Adam getötet hast?", fragte ich ihn ernst. Er hob seinen Blick und unsere Augen trafen sich. Ich zuckte zusammen, als er auf einmal anfing zu lachen. Für einen kurzen Moment, hatten seine Augen leben in sich. Sie waren nicht mehr so kalt, wie noch einige Sekunden zuvor. "Nein, nicht deswegen.", sagte er, während sein Lachen langsam verstummte. Er hatte seinen Blick kurz abgewandt, doch jetzt schaute er mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mich zum Schaudern brachte. Ich konnte meine Augen nicht abwenden. Er machte mir Angst. Auf einmal fühlte ich mich in meinem eigenen Zuhause nicht mehr sicher. "Auch wenn ich ihn getötet habe." Diese Worte alleine trieben mir schon die Tränen in die Augen, doch sein Gesichtsausdruck, sein Lächeln, seine freudigen und doch kalten Augen, machten alles noch schlimmer. Als er meine feuchten Augen sah, hörte er auf zu lächeln und richtete er sich nach vorne. "Über einen Fremden in unserem Revier vergießt du also eine Träne, doch nicht für das Rudel, welche Mitglieder du eiskalt abschlachtest." Ich hatte nicht wirklich geweint, mir liefen nur stumm die Tränen über die Wangen, doch sofort hörte es auf. Geschockt starrte ich ihn an. Ja, ich hatte ein Rudelmitglied getötet. Es war gegen das Gesetz und ich wurde bestraft, auch wenn ich eigentlich hätte hingerichtet werden müssen. Sie hatten es nur nicht getan, weil ich Ethans Mate war. Ich konnte meine Augen nicht von seinen abwenden. Auf einmal erkannte ich die mir eigentlich so vertrauten grünen Augen, die wie Smaragde glänzten. Der selbe Ausdruck, der selbe Hass der von ihnen aus ging. "Du bist Lisas Bruder, Benjamin." "Ben.", sagte er und seine Augen änderten sich erneut. Sie spiegelten die Kälte und den Hass wieder, den er die ganze Zeit unterdrückt hatte. Jetzt wusste ich warum er es tat und dieser Grund gefiel mir garnicht.

"Ich mache es, Jenna Blake, weil du meine Schwester getötet hast."

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Da haben wir endlich Kapitel 40 erreicht!

Und so langsam neigt sich die Geschichte dem Ende zu...

Vielleicht aber doch nicht...?

Viel Spaß weiterhin :) ♡

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt