Kapitel 16: Mond

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Ich war immer noch sauer auf Ethan, weshalb ich auch nicht mit ihm nach Hause fahren wollte. Also fragte ich einfach Jace, der heute glücklicher weise so lange Unterricht hatte wie ich. "Klar kann ich dich nach Hause fahren. Muss aber sofort weiter." "Wohin denn?", fragte ich ihn neugierig. "Zu Antonio." "Antonio Davis? Ethans Vater?" "Jo.", antwortete er knapp. "Kann ich mitkommen?" "Ich dachte du hättest Stress mit Ethan?" "Woher denkst du das denn?" Er hatte mal wieder recht, doch ich wollte wissen, was im Moment im Rudel passiert. "Erstens, weil du hier gerade in meinem Auto sitzt und nicht in dem von Ethan und zweitens seh ich es dir an. Du kannst einfach Emotionen nicht gut verstecken." Echt jetzt? "Na und? Kann ich nun mit?", fragte ich erneut und hoffte einfach nur darauf, dass er ja sagte. "Nö." "Ernsthaft?!" Ich konnte schon selber meinen zickigen Unterton hören. "Ja ernsthaft! Ich setz dich Zuhause ab." Jace schaute kurz zu mir hinüber und lachte. "Sag ich doch. Du kannst deine Emotionen einfach nicht verstecken." Als Antwort starrte ich ihn nur wütend mit zusammengekniffenen Augen an. Er soll einfach die Klappe halten. Warum darf ich nur nie etwas erfahren? So behandelt mich echt jeder und dass nur, weil ich ein scheiß Omega bin...
Jace setzte mich Zuhause ab und sofort ging ich in mein Zimmer. Ich hatte die Wohnung für mich alleine, da anscheinden auch meine Eltern nicht anwesend waren. Ich fluchte ein bisschen vor mich hin und schmiss mich dann in mein Bett. Kann doch echt nicht wahr sein. Ich hatte zwar Hausaufgaben auf, aber gerade echt keine Lust dazu, deshalb schaute ich einfach meine Serie weiter. Nach wer weiß wie vielen Stunden bekam ich langsam Hunger und so ging ich die Treppe hinunter. Ich öffnete den Haushaltsschrank, dann den Kühlschrank und dann das Gefrierfach. Ich dachte schon, dass ich heute leer aus gehen würde, doch da entdeckte ich die Mini Pizzen. Sie waren unter Rosenkohl und Spinat versteckt. Tja, jetzt nicht mehr. Ich warf sie in den Ofen und mich auf die Couch. Mir war so verdammt langweilig. Nachdem mein Handy gefühlt 100 mal vibriert hatte, holte ich es aus der Hosentasche. Es war Ethan. 7 verpasste Anrufe und 18 Nachrichten. Nein danke, ich bin noch sauer. Meine Augen verdrehten sich automatisch und ich schaltete es einfach aus. Wir wollten zwar morgen einen Ausflug machen, doch ich lasse ihn noch etwas leiden. Er war zwar mein Mate und ein Alpha, aber er soll wissen, dass er mich nicht so behandeln kann. Ich bin Teil seines Rudels.

Als die Pizzen endlich fertig und in meinem Magen waren, setzte ich mich doch noch an die Hausaufgaben. So hatte ich wenigstens etwas zu tun. Ich schaute zwischendurch auf die Uhr und war überrascht, dass es mittlerweile schon nach neun war. Ich streckte mich auf meinem Stuhl und ließ meinen Blick nach draußen schweifen. Der Mond war schon aufgegangen und der Himmel war mal wieder Wolkenlos. Einfach ein schönes Bild. Ich vertiefte mich in dem Anblick und dann sah ich etwas im Augenwinkel. Im Wald war etwas. Ich ließ die Stelle nicht aus dem Auge und spannte mich an, als ein blonder Wolf aus dem Gebüsch trat und mich anschaute. Er war mir also gefolgt und wusste jetzt, wo ich wohnte. Ich hatte mich vorhin umgezogen und hatte so nur noch ein dünnes Top und eine kurze Schlafhose an. Nachdem ich mir eine Strickjacke gepackt hatte, lief ich die Treppen hinunter. Ich stand vor der Glastür, die auf die Terrasse führte. Nach kurzem zögern, atmete ich tief ein und ging raus. Ich ging langsam über den Rasen, auf ihn zu. Das Gras war kalt und die langen Grashalme konnte ich zwischen meinen Zehen spüren. Ich blieb direkt vor ihm stehen und schaute starr in seine grauen Augen. "Was willst du hier, Adam?" Ich weiß er konnte mir in seiner Wolf Gestalt nicht antworten, beziehungsweise würde ich ihn nicht verstehen, also wartete ich einfach darauf, dass er sich in einen Menschen verwandelte. Doch er tat es nicht. Er betrachtete mich nur. "Auf so etwas habe ich echt keinen Bock. Ich hab besseres zutun." Ich drehte mich um und ging wieder Richtung Haus. Hinter mir raschelte es und als ich einen Blick nach hinten wagte, war auch Adam weg. "Gut so.", murmelte ich und ging weiter. Als ich auf der Terasse ankam, raschelte es wieder. Adam kam zurück, doch diesmal trug er einen Hasen in der Schnauze. Er legte es auf den Boden und schaute mich erwartungsvoll an. "Was willst du nur?", rief ich ihm zu. Doch wie erwartet, kam keine Antwort. Ich überlegte kurz, dann drehte ich mich wieder um. Ich konnte ihn in der Glastüre sehen, wie er am Waldrand saß und wartete. Irgendwas war an ihm, dass mein Interesse weckte. Ich wollte schon wieder rein gehen, doch ich zögerte. Ich holte einmal tief Luft. "Okay Jenna, du klärst das jetzt.", flüsterte ich mir zu und zog die Strickjacke und das Top aus. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und konnte ihn auch genau in der Spiegelung erkennen. Mit einem Ruck zog ich mir auch meine Schlafhose aus und schmiss sie Weg. Ich trug nur noch meinen Slip und auch wenn es peinlich war, verwandelte ich mich.

Nach langer Zeit, sah ich das erste mal wieder meine Wolfsgestalt. Mein weißes Fell reflektierte das Mondlicht, weshalb es so aussah, als würde es leuchten. Wenn auch nur leicht. Ich ging zu Adam, der mich immer noch beobachtete. "Was willst du?", knurrte ich. "Guten Abend süße." "Was. Willst. Du?!", jetzt fletschte ich die Zähne. Er kann nicht einfach in unserem Revier bleiben! Adam kam ein paar Schritte auf mich zu und belächelte mich. Unmittelbar vor mir blieb er stehen. Unsere Schnauzen berührten sich fast und ich konnte seinen warmen Atem spüren. Seine grauen Augen leuchteten und ohne den Blick von meinen abzuwenden, sagte er es. "Dich!"

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt