Mit leichtem Knarren öffnete sich die Türe. Ich huschte schnell in den Flur und schloss sie wieder. Es war recht kühl, doch obwohl ich immer so Probleme mit Kälte hatte, war es diesmal ganz angenehm. Mit leisen Schritten ging ich die massive Holztreppe hinunter und stand in dem großen dunklen Eingangsflur. Ich folgte ihm und öffnete die zweiflüglige Türe des Besprechungsraumes. Barfuß schritt ich zu dem gewaltigen Bücherregal, welches eine ganze Wand einnahm und strich mit meinen Fingern über die alten und neuen Buchrücken. Natürlich blieben meine Finger wieder an einem ganz bestimmten Buch hängen und so zog ich es vorsichtig heraus, dann setzte ich mich an den großen hölzernen Tisch. Erneut blätterte ich das alte Buch hindurch bis ich die Seite fand welche ich gesucht hatte. Enttäuscht dass ich es leider nicht lesen konnte blickte ich lange Zeit auf die Abbildung d1es Wolfes, welcher auf einem Sockel saß und von Menschen sowie Wölfen angebetet wurde. Was hat es nur mit diesem Geisterwolf auf sich? Ist dieser vernarbte Wolf der Geisterwolf? Was ist er?
Da ich den Text sowieso nicht lesen konnte, stand ich wieder auf und stellte es zurück an seinen rechtmäßigen Platz. Mir fiel ein kleines dünnes Buch auf, welches zwischen den anderen Büchern aussah, als würde es hier nicht hingehören. Es hatte weder einen Titel noch sonst etwas auf dem Einband stehen. Es war einfach nur in schwarzem Leder gewickelt. Es lag leicht in meiner Hand und als ich mich wieder setzte, wickelte ich vorsichtig das kleine Band von dem Knopf ab, welches das Buch schloss. Als ich es öffnete fielen mir sofort ein paar Briefe entgegen. Eine wunderschöne Handschrift adressierte sie. Obwohl mich das Interesse packte diese Briefe zu öffnen, tat ich es nicht. Als ich sie hoch hob fiel ein kleines schwarzweiß Bild heraus. Ein junges Mädchen, gerade um die 16 lächelte mich in einem schönen altmodischen Kleid an. Ich drehte das Bild herum und schaute auf die schon fast verblasste Schrift. Es war kaum noch erkennbar. 1865 - Hannah.
Wer war sie? Sofort schossen mir wieder jegliche Gedanken durch den Kopf und am liebsten würde ich die Briefe jetzt öffnen, da ich vermutete, sie könnten von ihr sein.Gerade als ich das Siegel öffnen wollte, gab die Tür ein quietschen von sich. Mein Kopf schnellte hoch und aus Schock hielt ich den Atem an. "Was machen sie hier?"
Mein Herz klopfte so stark gegen die Brust, dass ich das Gefühl bekam es würde gleich heraus brechen. Ich beruhigte mich zwar als ich Antonio Davis sah, jedoch spannte ich mich an. Er war immerhin ein Alpha, wenn auch nicht der Alpha des Rudels. "Mr. Davis...", sagte ich förmlich und wusste ehrlich gesagt nicht so recht was ich sagen sollte. "Bitte nenn mich Antonio, Jenna. Ich weiß dass sie nicht mehr zu unserem Rudel gehören, jedoch sind sie die Mate meines Sohnes.", sprach er in einem sanften und doch dominanten Ton. "Natürlich." Antonio strich sich durch die kurzen schwarzen Haare und kam mit einem lächeln auf den Tisch zu. "Es ist wirklich beeindruckend, welche Bücher sie besitzen." Mein Blick hob sich auf das große Bücherregal und ich verlor mich sofort in ihnen. "Am liebsten würde ich sie alle lesen..." "Auch ich habe es nicht geschafft jedes dieser Bücher zu lesen. Über das letzte Jahrhundert haben sich so viele angesammelt, dass ein einzelner es wohl nicht schaffen würde alle zu lesen." Sein Blick sank von den Büchern herab und unsere Augen trafen sich. Die selbe Farbe. Shila, Antonio und Ethan hatten alle wunderschöne Augen. Jedoch war ein unterschied für mich deutlich zu erkennen: Antonios Augen strahlten weniger Dominanz, jedoch deutlich mehr Weisheit als Ethans aus. Und sanfter als Shilas waren sie auch. Er lachte leise auf. "Es ist aber auch denkbar möglich, dass es an meiner fehlenden Motivation lag. Vielleicht ist es ja bei dir anders." Ihm fiel das Buch in meiner Hand auf und erstaunt ließ er es nicht aus den Augen. "Lag es etwa hier unten?", fragte er verwundert. Ich nickte. "Ich habe es aus dem Regal geholt." "Dann muss ich es wohl hier unten vergessen haben, aber ist das möglich...?" "Was meinen sie?", fragte ich. "Eigentlich liegt es bei Shila im Büro." Er sah recht verwirrt aus und ich dachte schon, dass er mich jetzt des Diebstahles beschuldigen würde, doch sah ich keinerlei Anspannung bei ihm. Auf einmal lachte er auf. "Da wird Shila bestimmt sauer auf mich werden." Ich legte die Briefe und das Bild wieder herein und hielt ihm das geschlossene Buch hin. "Hier. Dann können sie es zurück legen, bevor sie es merkt." "Das ist sehr nett von dir, doch sie wird es wahrscheinlich schon bemerkt haben. Lesen sie es erst einmal fertig, dort steht eine recht interessante Geschichte drin." Er zwinkerte und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um. "Danke.", rief ich ihm noch hinterher und ein letztes lächeln bildete sich auf seinem Mund, bevor er aus dem Zimmer verschwand.Ich soll es also lesen. Ich schlug es erneut auf und war gerade dabei den ersten Satz zu lesen, da ertönte ein gewaltiges scheppern aus der Richtung von Antonio, dann war es still. Vor lauter schreck sprang ich auf und lief den Flur entlang in das große Wohnzimmer. Ein kalter Windzug strömte über den mit Scherben bedeckten Boden und streifte meinen Körper. Die große Glastür war zerstört und der Wind der durch die Baumkrnonen fuhr, trug den Duft von Blut zu mir. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf den leblosen Körper. Im ganzen Haus ging das Licht an und sofort ertönten laute Rufe. Das getranpel der erwachenden Bewohner erweckte das Haus in Trubel. Doch ich ignorierte es. Wie in Trance ging ich näher heran und spürte nicht einmal wie sich das Glas in meine Füße bohrte. Vor der immer größer werdenden Blutlache blieb ich stehen und schaute herab auf die zerfetzte Kehle von Antonio Davis leblosen Körper.
"WAS HAST DU GETAN!?"
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Der Wolf in Mir
WerewolfJenna Blake hat ein Geheimnis, dass sie vor ihren Mitmenschen geheim halten muss. Sie ist ein Werwolf. Das war nie wirklich ein großes Probelm, als sie jedoch mit ihrer Familie in ein fremdes Revier zieht, muss sie ein anderes Geheimnis noch stärker...