Kapitel 58: rote Blüte

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Adam lag in seiner Wolfsgestallt regungslos auf meinem Bett. Ethan und Jace hatten das Blut und den Dreck abgewaschen, was seine natürliche Färbung versteckt hatte. Es war kein Wunder, dass ich ihn nicht erkannt habe. Eine andere Fell Farbe und hinzu kommt der Schlamm, der seinen Geruch verdeckt hatte. Sein nasser blonder Pelz lag eng an seinem dünnen Körper und während sich sein Brustkorp langsam hob und wieder senkte, bemerkte ich die klaffende Wunde in seinem Gesicht. Quer über seinem Gesicht zogem sich mehrere tiefe Schnitte. Ich konnte garnicht sagen, wo sie begannen und wo sie endeten. Mit Tränen in den Augen schaute ich auf sein schlimm zugerichtetes Gesicht. Einen Moment lang sagte ich nichts, dann wischte ich mir die Tränen weg und begann auf einer roten Blüte herum zu kauen. "Wir müssen seine Verwandlung rückgängig machen, damit ich ihn richtig behandeln kann.", sagte ich zu Ethan. Ich holte die zerkaute Paste aus meinem Mund und öffnete mit der einen Hand Adams Kiefer, während ich meine andere Hand mit der Paste tief in seinen Mund und den hinteren Teil seiner Zunge mit der Paste einschmierte. Adams Zunge begann spürbar zu zucken, weshalb ich augenblicklich meine Hand zurück zog, bevor der Kiefer zuschnappte und Adam die Paste herunter schluckte. Es war für mich unbedenklich die restlichen Stückchen der Blüte herunter zu schlucken, es würde bri mir keine unangenehmen Nebenwirkungen hervorrufen. Außer dass ich mich jetzt wohl einige Stunden nicht verwandeln kann. Wir lange es aber anhalten wird, kann ich selber nicht sagen. "Und wie lange wird das dauern?, fragte Ethan. "Ich weiß es nicht.", sagte ich Achsel zuckend. "Ich habe Nana einmal dabei zugeschaut, jedoch war dieser Wolf bereits verstorben und es wurde direkt ins Herz verabreicht." "Dann werden wir wohl oder übel warten müssen." Ethans Stimme klang deutlich ruhiger, als er sich auf den Boden setzte und an meinen Schrank anlehnte. Ich setzte mich neben ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Für einen Moment schloss ich seufzend die Augen und entspannte sie ein wenig von der  langen Nacht. Ich hatte zwar zwischenzeutig geschlafen und war wieder fit gewesen, doch mein Körper hat da nicht so mitgespielt. Er war noch immer erschöpft.

"Du weißt, dass Aidan und Isaac nur nicht gehen wollten, weil sie besorgt um dich waren.", sagte ich mit noch immer geschlossenen Augen. Ethan rührte sich nicht, sondern antwortete. Seine Stimme so sanft und neutral wie sie nur hätte sein können. "Das weiß ich, immerhin bin ich mit den beiden aufgewachsen. Isaac ist impulsiv und aufbrausend, während Aidan seine Emotionen zügeln und versucht Konflikte friedlich zu regeln. Es heißt schon etwas, wenn ausgerechnet er seine Stimme erhebt." "Sie kennen ihn nicht so wie wir." "Dann werden sie ihn kennenlernen und meine Reaktion verstehen." Er bewegte seinen Arm weshalb ich die Augen öffnete und meinen Kopf von seiner Schulter nahm. Er hob ihn an und so kuschelte ich mich an seine Brust, während er seinen Arm wieder senkte. Ich glaubte an die Zwillinge und doch packte mich die Angst daran, dass Sie nicht still sein würden. "Glaubst du sie werden uns trotzdem verraten?" "Man kann den beiden zwar nicht so gut in den Kopf schauen, jedoch würden sie niemals einen Freund verraten. Auch wenn sie jetzt hin und her gerissen sind." Er blickte auf seine Hand und ballte sie zu einer Faust. "Ich weiß nicht einmal, wieso ich so reagiert habe. Er ist nur ein Bekannter." Während ich ihn von unten herauf anschaute, lauschte ich seinem gleichmäßigen Herzschlag. "Du bist von seiner Unschuld überzeugt und würdest nicht zulassen, dass er getötet wird." "Ich habe es bereits einmal zugelassen.", antwortete er und doch spürte ich, dass es nicht stimmte. Die Geschichte, dass er Adam nicht helfen konnte. Er war durch sein plötzliches erscheinen nicht überrascht worden. "Was ist wirklich in der Nacht passiert?", fragte ich während ich ihm starr in die Augen blickte. Ethans erwiderte den Augenkontakt und dann bemerkte ich es. Ein flimmern im tiefen seiner Augen. Ein Schmerz. Ein Verlust. Eine Wahrheit. Etwas, dass ich nich nie zuvor bei ihm gesehen hatte.

Letztendlich seufzte er und schloss seine Augen um unseren Blick voneinander zu trennen. Als er sie wieder öffnete war der kleine Spalt zu seiner Seele wieder geschlossen. "Als uns die Rudelmitglieder in dieser Nacht überraschten und ich ihnen gefolgt war, bewegten sie sich immer näher an die Klippe heran. Adam schien sich mittlerweile im Wald auszukennen und führte sie bewusst dort hin. Ich konnte drei Wölfe stoppen und sie davon abhalten Adam auch nur in Adams Nähe zu kommen. Doch der vierte Wolf brach durch meine Verteidigung und folgte ihm weiter. Letztendlich konnte ich die drei verscheuchen und sprintete Adam zur Hilfe." Ethan lehnte seinen Kopf zurück und drehte seinen Kopf zu Adam. "Als ich sie endlich aufgeholt hatte, kämpfte Adam bereits mit dem anderen Wolf. Ich sprang auf seinen Rücken und verbiss mich in seinem Nacken, bevor er mich von sich herunter schmiss. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass der vierte Wolf Ben war." Er schluckte und da sah ich es erneut. Diesen unfassbaren Schmerz, der mir das Herz zerriss. Irgendetwas stimmte nicht und das hatte mit Benjamin Thomson zu tun.

"Ich hatte ihn ein Jahr nicht mehr gesehen und stand wie angewurzelt da, als ich ihn erkannte. Er nutzte diesen Augenblick und stürzte sich auf Adam. Es vergingen nur wenige Sekunden, als sie über den Boden wälzten und er ihn von der Klippe stieß. Das war wohl Adams Plan gewesen, denn kurz nachdem Ben verschwunden war, tauchte er unversehrt wieder auf. Wir machten den Diel es keinem, nicht einmal dir zu verraten, bis sich die Situation legen würde und er vor unseren Alpha treten kann. Heute habe ich ihn das erste mal nach dem Ereignis wieder gesehen."
"Es tut mir so leid...", flüsterte ich. Erstaunt und etwas verwirrt schaute Ethan mich an. "Warum das denn?" "Ich habe so schlecht von dir gedacht! Ich dachte du hättest ihm nicht geholfen, deine Position wäre dir wichtiger gewesen, als das Leben einer unschuldigen Person... ich hätte niemals so über sich reden dürfen und du... du hast es über dich ergehen lassen..." Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und verstummte ganz. Ich hatte ihm die Schuld  für Adams Tod gegeben.
"Jenna.", sagte er sanft und hob mein Kinn an. "Du sollst dich für nichts schuldig fühlen! Es war meine Entscheidung dir Adams Tod vor zu lügen, dass du dann einsichtig reagierst hätte ich nie erwartet!" Er lehnte sich nach vorne und presste seine zarten Lippen auf meine. Mein Herz machte einen kleinen Sprung und sofort war das entsetzliche Gefühl in meiner Magengrube verschwunden. Ich schloss meine Augen und fühlte wie eine kleine Träne meine Wange herunter kullerte und einen kühlen Pfad bis hin zu meinem Kinn hinterließ.
Nachdem wir uns voneinander lösten, strich ich mir die Tränen aus den Augen und Atmete einmal tief ein, bevor ich eine Frage stellte, die wohl einiges verändern sollte.

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Hallo ihr Lieben!

Nächstes Kapitel am Sonntag den 09.02♡

Ist vielleicht jemand von euch gut in Klappentext schreiben?
Sowas hab ich echt nicht drauf und finde den jetzigen nicht so besonders...
Vielleicht hat ja einer von euch eine neue Idee :) würde mich freuen

Danke für die ganzen Votes und ein herzliches Willkommen an alle neu dazu gestoßenen Leser. Ist immer wieder schön zu sehen wer alles dazu kommt :) ♡

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt