Kapitel 64: Zusammen

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Hallo meine lieben Leser!
Wie geht es euch?
Freut mich mega, dass soviele neue Leser dazu gekommen sind :)

Ich weiß die zwei Wochen sind noch nicht um, aber ihr bekommt es dennoch!

Frohe Ostern meine Lieben. Ich hoffe ihr übersteht die schwere Zeit gut und bleibt Gesund!

Liebe Grüße

Pia ♡

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Meine Augen hafteten an Adam. An seinem Ausdruck konnte man deutlich die Ermüdung sehen, die ihn die letzten Tage überkommen hatte. Ich verstand es, jedoch wäre es eine Lüge wenn ich sagen würde, dass ich es nachvollziehen könnte. Denn ich konnte es nicht. Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn mir jemand etwas nehmen würde ich danach nicht mehr die Schönheit meines Lebens sehen könnte? Alles um mich herum würde sich verändern, ohne dass ich es mitbekommen würde. Ich könnte die schönen Ecken des Waldes nicht mehr in den tiefen Zweigen meiner Gedanken speichern. Ich würde meine Eltern nicht altern, meine Kinder nicht aufwachsen sehen und mit der Zeit würde ich jegliche Gesichter vergessen. Selbst das Meine...

Meine Gedanken schwallten mich zurück an den Tag, als mir Lisa den Arm zertrümmert hatte. Er verheilte nur so langsam und ich war stark davon ausgegangen, dass mir diese Wunde für immer bleiben würde. Doch zum Glück hatte ich mich verschätzt. Sie verheilte und verursachte keine Schmerzen mehr. Auch wenn ich beim Laufen ab und zu ein ziehen spürte, beeinträchtigte es mein Leben nicht. Anders als Adam. Er hatte nur einige Monate in dieser Stadt verbracht. Selbst ich lebe hier schon länger und fand mich noch immer nicht im Wald zurecht. Es gab zu viele Orte die mir unbekannt waren. Blind könnte ich mich niemals zurecht finden. Und das wusste auch Adam.

Ein tiefes Seufzen riss mich aus meinen Gedanke. Adam stand auf, drehte sich um und ließ sich rückwärts auf die Wiese fallen. Er hob seine Hand gen Himmel, als wollte er die Sonnenstrahlen in ihr einfangen. "Glaubst du wirklich, dass es mit der Zeit besser wird?", fragte er mit einer hoffnungslosen Stimme, die mich innerlich zerriss. "Ja, das glaube ich. Du wirst wieder sehen können, wenn auch nicht durch deine Augen." Adams Hand sank zu Boden, woraufhin er sich auf seine Ellenbogen abstützte und seinen Kopf in meine Richtung drehte. "Du bist viel zu optimistisch, Jenna Blake!", lachte er. Sein lächeln übertrug sich auf meine Lippen. "Und du darfst nicht so negativ sein! Blick in die Zukunft, an das Neue und halte nicht an dem fest, was dir Verloren gegangen ist. Du kannst es nicht ändern. Egal wie Schrecklich es auch sein mag..." Adams Lächeln verschwand. "Das ist nicht so einfach, wie du es darstellst.", erwiderte er barsch und stand auf. Er packte den Gehstock neben seinem Stuhl und begab sich vorsichtig in Richtung des Hauses. Na super. "Ich habs versaut!", zischte ich wütend auf mich selbst. Wie immer hatte ich es nicht geschafft meine Klappe für einige Sekunden zu halten.

Während ich mich selbst verfluchte trank ich meine Flasche Bier aus und schaute auf mein Handy. Keine neue Nachricht. Ich war schon dabei, es wieder in meine Tasche zu stecken, da vibrierte es in meiner Hand.

Wie läuft es mit Adam?

Nicht so gut.
Er macht keine Fortschritte
und versinkt in Selbstmitleid.
Ich weiß nicht was ich noch machen soll

Geh auf die Jagt
und nimm ihn mit!

Ihn mitnehmen? Ethan spinnt doch. Adam sinkt immer weiter zusammen und wird sich bei einer Jagt doch nicht besser fühlen?! Er kann nichts sehen, wie soll er da... Moment. Das könnte sogar klappen. Ich sperrte mein Handy, sprang auf und lief in die Wohnung. Meine Mutter und Adam unterhielten sich gerade in der Küche und wie es aussah, machte sie ihm gerade ein Sandwich. "Das braucht er nicht!" Verwundert schaute mich meine Mutter an. Auch Adam blickte in die ungefähre Richtung aus der meine Stimme kam und dass er an mir vorbei sah, ließ mich an meinem Gedanken zweifeln. "Doch tue ich.", sagte er trotzig und drehte sich wieder zu meiner Mutter um. "Nein tut er nicht! Denn wir gehen jagen!", verkündigte ich stolz und untermauerte meinen Entschluss, indem ich meine Arme in die Seite stemmte. "Du spinnst doch.", murmelte er und sah jetzt noch deprimierter aus, als noch vor drei Sekunden. "Das ist Tag Eins deines Rehabilitationstraining." Ich griff ihm vor seiner Nase das Sandwich weg, biss hinein und warf es dann in den Müll. Was eine Verschwendung, meine Mutter machte wirklich gute Sandwiches... Ich packte Adams Arm und zog ihn hinter mir her. "Jenna!", rief er und war wohl mit der Situation überfordert, denn er wehrte sich nicht so stark, wie ich gedacht hätte. Entweder hoffte er selber darauf, dass es klappen könnte oder er hatte Angst davor, mich unbewusst zu verletzen. Ich tippte auf das Erste. Denn auch wenn es keiner Wahr haben wollte, wusste ich er würde es schaffen. Ich hatte ihn in den paar Tagen beobachtet, mehr als jeder andere und es schien so, als wäre es nur mir aufgefallen. Adam hatte es geschafft sich in dieser kurzen Zeit in unserem Haus einzubringen. Er hatte gelernt wo welches Zimmer war, wo welche Möbel standen, wo welches Familienmitglied gerade war. Er würde es schaffen!

"Wir bringen dich wieder auf die Beine, Adam!", sprach ich und ließ seinen Arm los, als wir vor dem Wald standen, der an unseren Garten angrenzte. "Mach es dir nicht so schwer. Ich sehe doch wie viel Sehnsucht du nach der Freiheit hast!" Ich ging einige Schritte zurück, um ihm Platz zu machen. Egal ob er sich nun verwandeln würde oder nicht. Meine Augen lagen auf seinem Körper der sich nicht bewegte. Während seine Augen in die Leere starrten, nahm sein ausgeprägter Geruchssinn den Duft des Waldes auf und die Klänge des Windes, der durch die Blätter fuhr und die einzelnen Geräusche der Bewohner mit sich brachte, sauste durch seinen Kopf. Sein ganzer Körper sehnte sich danach die Erde unter seinen Pfoten zu spüren. Das Verlangen nach der einzigen Droge, die jeder Wolf in sich hatte, zerrte seinen Verstand an die Grenzen der Verzweiflung. Er war auf purem Entzug. Einem Entzug der niemals enden würde. Adam kämpfte dagegen an, seinem Körper dieses eine Vergnügen in seinem Leben zu geben. Seine Hände zitterten, als wäre ihm Kalt, wobei die Sonne ihn wärmte. Kleine Tropfen aus Schweiß bildeten sich an seiner Stirn und perlten langsam seine Schläfe herunter. Warum zögerte er? Wieso gab er sich nicht der Freiheit hin? Wovor hatte er Angst? In diesem Moment realisierte ich es. Seine Angst war so stark, dass ich sie wittern konnte. "Adam.", sprach ich seinen Namen so beruhigend wie nur möglich aus und ging einen Schritt auf ihn zu. Ich hatte jetzt verstanden, wovor er Angst hatte. "Ich bin bei dir, an deiner Seite und ich werde nicht Fort gehen. Das verspreche ich dir." Es war als sackte sein Körper zusammen. Seine Beine gaben nach und sein Stock fiel zu Boden. Jede Kraft hatte ihn verlassen, doch bevor er auf den Boden aufschlug, berührte eine prächtige blonde Pfote den Boden. 

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt