Nachdem ich Nina unsere Wohnung gezeigt hatte, setzten wir uns in mein Zimmer. Sofort fing sie an, mich über Ethan auszuquetschen. Ich erzählte ihr von unserem ersten Kuss, jedoch ließ ich den Ort und die Vorgeschichte weg. Das mit Lisa sagte ich trotzdem. Dann erzählte ich ihr von der Entschuldigung und dem anderen Kuss. "Krass.", sagte sie bloß und blieb still auf meinem Bett sitzen. "Ich hätte ihm nicht einfach so verziehen und wer weiß, vielleicht hat er immer noch was mit Lisa." Der Gedanke kam mir auch schon, jedoch wusste ich nicht was ich davon halten sollte. Ich weiß ich bin naiv, dass ich ihm glaube, aber ich spürte das Vertrauen, dass mein Wolf ihm gegenüber hegte. "Aber du magst
ihn oder?" Ich nickte, "ich weiß auch nicht was es ist. Ich habe noch nie jemanden wie ihn kennen gelernt und irgendetwas an ihm lässt mich nicht los." "Also einen Badboy?" Sie brachte mich zum Lachen, als sie das Gesicht verzog. "Aber Jenna, du solltest wissen, dass Ethan schon viele Mädchen verarscht hat und er auch nicht davor zurück schreckt jemanden zu verprügeln.", Nina schmunzelte mich an. "Tut mir leid, dass ich dir das jetzt sage, aber ich finde du solltest es wissen." "Man kann seine Vergangenheit nicht ändern. Weder seine, noch meine. Aber ich finde jeder hat eine Chance verdient." "Ja da hast du vielleicht recht..."
Wir unterhielten uns noch den Rest des Tag und ich erfuhr einiges über Nina. Sie war ein Einzelkind und ihre Eltern arbeiten als Fotografen und sind deshalb viel im Ausland, weshalb sie auch oft alleine Zuhause ist. Ihr sei es aber soweit egal, da sie es nicht anders kennt. "Irgendwann werde ich mit ihnen reisen.", meinte sie stolz. Sie nahm den Bus nach Hause und aufeinmal war ich alleine. Weder meine Eltern, noch Jace war da. Nach ungefähr 30 Minuten auf Netflix, entschied ich mich mal wieder dazu, laufen zu gehen. Ich mochte zwar das kalte Wetter nicht, aber als Wolf merkt man es nicht so stark. Es erfrischt eher. In meinem Zimmer zog ich mich dann komplett aus und legte mir meinen Bademantel um. Er war dunkel rot, unheimlich weich und kuschelig. Auf unserer Terasse legte ich ihn dann ab und verwandelte mich. Nana hatte sich für ein wirklich gutes Grundstück entschieden. Es war recht groß und musste kaum renoviert werden. Außerdem war der Garten zum Wald hin offen. Unsere Nachbarn waren durch hohe Bäume und Sträucher von uns abgeschottet, so würden sie uns niemals bei der Verwandlung sehen.Es war schon dunkel. Ich trottete in den Wald hinein und lief diesmal in eine andere Richtung als letztes Mal. Ich ging gemütlich den Wald entlang, bis ich zu einem eingefrorenen See kam. Es war bestimmt der, den John vorhin erwähnt hatte. Es war wirklich schön hier. Ich beobachtete einen Hasen wie er aus seiner Höhle kroch und langsam über die offene Fläche hoppelte. Ich hatte zwar etwas Hunger, aber keine Lust zu jagen. Also ging ich weiter meines Weges und irgendwann kamen mir manche Gerüche bekannt vor. Auch das Stückchen Wald war mir vertraut. Ich erkannte den umgefallenen Baumstamm und einige Minuten später, sah ich auch schon das Grundstück der Davis. Das Haus war hell beleuchtet und auch auf der Terrasse brannte Licht. Ethan saß an dem Tisch und rauchte eine Zigarette. Es beruhigte mich ihn zu sehen und so setzte ich mich einfach hin und beobachtete ihn. Es dauerte nicht lange, bis er in meine Richtung schaute. Wahrscheinlich hatte er meine Witterung aufgenommen. Er zog noch einmal an der Zigarette, bevor er sie ausdrückte und in meine Richtung ging. Er stand nun direkt vor mir. "Hey Jen. Was machst du denn hier?" Er strich mir über den Kopf. Ich genoss seine Anwesenheit und die Berührungen. Ich schmiegte meinen Körper an ihn und Ethan musste lächeln. "Du bist als Wolf ja viel ehrlicher." Was soll das denn heißen? Ich bin auch als Mensch ehrlich. Aber er hatte recht, als Wolf traut man sich einfach mehr. Alle Emotionen und Gefühle sind verstärkt, dementsprechend richten sich unsere Taten auch danach. Ethan setzte sich auf den kalten Boden. Ich legte mich dicht neben ihn, da ich spüren konnte, dass er etwas frohr und so konnte ich ihn etwas wärmen. Er saß lange Zeit still da und streichelte fast schon automatisch mein Fell. Ich weiß nicht wie lange wir dort so saßen, aber die Zeit verging wie im Flug. Irgendwann öffnete sich die Terassentüre und Mrs. Davis winkte uns zu. "Ich muss dann mal rein.", er hockte sich noch einmal vor mich und kraulte mir meine Wangen. Dabei schaute er mir in die Augen. "Gute Nacht Jenna." Seine Stimme war so sanft und beruhigend, dass ich ihm einmal über das Gesicht leckte. Danach verschwand ich wieder in den Wald und machte mich auf den Weg nach Hause.
Nachdem ich mir den Bademantel umgelegt hatte, ging ich ins Haus. Meine Mutter lag auf der Couch und schlief. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach 22 Uhr war. Ich schaltete den Fernseher aus und weckte sie vorsichtig. "Mama? Komm geh ins Bett, sonst bekommst du Rückenschmerzen." "Mhm." Langsam setzte sie sich auf und schaute mich verschlafen an. "Wo warst du?" "Ein bisschen laufen.", antwortete ich knapp. Zusammen gingen wir die Treppe hoch und ich bemerkte, dass mein Vater fehlte. Er war weder im Bad, noch im Schlafzimmer. "Wo ist Papa?" Meine Mutter zuckte unwissend mit den Schultern. Kurz nachdem sie sich ins Bett gelegt hatte, schlief sie auch schon ein. Wenn sie so fertig ist, wird Nana wohl immer noch krank sein. Ich werde ihr morgen mal einen Besuch abstatten. In meinem Zimmer schminkte ich mich ab und legte mich schlafen. Morgen werde ich bestimmt kaum aus dem Bett kommen.
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Der Wolf in Mir
LobisomemJenna Blake hat ein Geheimnis, dass sie vor ihren Mitmenschen geheim halten muss. Sie ist ein Werwolf. Das war nie wirklich ein großes Probelm, als sie jedoch mit ihrer Familie in ein fremdes Revier zieht, muss sie ein anderes Geheimnis noch stärker...