Kapitel 5: Wald

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Als ich am Morgen aufwachte, schmerzten mir alle Knochen. Der Boden war hart und gefroren, selbst mein Fell hatte an einigen Stellen Frost abbekommen. Ich rappelte mich auf, sackte aber sofort wieder zusammen. Mein Arm und mein Nacken schmerzte zu sehr. Meine Wunden waren immer noch nicht verheilt. Ich fing an mir die Wunde am Unterarm sauber zu lecken, mein weißes Fell war total verklebt und an meinen Nacken kam ich nicht dran. Ihr müsst wissen, dass mein Fell eigentlich braun sein müsste, aber aus irgendeinem Grund ist es weiß. Ich kann mir das nicht erklären und irgendwie auch keiner aus meiner Familie. Ich nießte und leckte mir mit der Zunge über die Schnauze. Trotz meines Fells spürte ich die Kälte. Ich hatte furchtbaren Hunger und würde am liebsten jagen gehen, doch das konnte ich mir schon mal abschminken. Während mein Magen knurrte, ließ ich die Gedanken um das Essen gestern kreisen. Es war so verdammt lecker! Und das Fleisch erst, es war so schön zart. Das Ethan so früh auf gestanden ist, konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Apropos Ethan, der Bastard hat mich doch erst in diese Situation gebracht! Er legt dich einfach zu mir und riecht nach dieser Wölfin, das war ja schon mal echt dreist. Und dann greift mich dieses Miststück an. Hallo? Ich hab nichts gemacht, er hat sich einfach zu mir gelegt, kann ich doch nichts für. Aber er kann mich mal! Erst Sie, dann Ich und dann wieder Sie? Ich erwischte mich dabei wie ich leise knurrte und schnaufte dann zum Abschied. Ich bin besser als er! Meine Wunde war mittlerweile wieder sauber und so legte ich meinen Kopf auf meine gesunde Pfote. Ich war einfach nur fertig. Fertig mit den Nerven und körperlich. Die Müdigkeit überkam mich wieder und so schlief ich mit Ethan in meinen Gedanken ein.

Ich lief durch den Wald und spürte den warmen Boden unter meinen Füßen. Sonnenstrahlen fielen durch die Baumkronen und erhellten den Wald in einem schönen Orange. Es war bereits Frühling oder doch schon Sommer? Es war ein herrliches Gefühl, doch wo bin ich nur? Ich kannte diesen Wald nicht. Aber alle Grüche kamen mir bekannt vor. Ich kletterte auf einen großen Felsen und als ich oben ankam, fühlte ich mich einfach nur toll. Eine weite, wunderschöne und doch unbekannte Landschsft erhob sich vor mir. Ich zog die Luft ein und roch alle Tiere aus dem Wald. Die Rehe, Kaninchen, Füchse und Vögel. Alle waren wach und erfreuten sich an dem schönen Wetter. Ich spürte Wärme neben mir und mein Kopf bewegte sich zu dem vertrauten Gesicht eines Wolfes. Er war wunderschön. Wir kuschelten, leckten uns gegenseitig und knabberten an unseren Hälsen. Bei ihm fühlte ich mich einfach geborgen und frei. Bei ihm konnte ich sein wer ich wollte. Ethan.

"-na? Jenna hörst du mich?!" Der mir bekannte süße Geruch stieg in meine Nase und so öffnete ich langsam die Augen. Meine Augenlider waren so unheimlich schwer und ich konnte sie kaum auf halten. Über mir stand Ethan und hinter ihm die Zwillinge. Sie hatten ihre dicken Winterjacken an und immer wenn sie sprachen konnte man sehen, wie der Dunst aus ihren Mündern emporstieg. "Sie sieht nicht so fit aus.", bemerkte einer der Zwillinge. "Warum ist ihr Fell eigentlich weiß? Ist sie dass denn dann überhaupt?" "Und heilen tut sie auch nicht." "Ja ist sie, Aidon.", zischte Ethan ihn an. Sein Name war also Aidon. "Das riecht man doch deutlich." Ich beobachtete müde die Zwillinge und sie schauten sich nur verwirrt an. "Erlich gesagt," zögerte der andere, "wir können nichts außer Blut riechen und Wolf. Aber nicht sie-" "Fresse! Sie ist es okay!", er knurrte sie an und schaute dann wieder zu mir, seine Augen musterten mich besorgt. "Ich weiß es einfach.", murmelte er. Vorsichtig streckte er seine Hand zu mir und legte sie auf meinen Rücken. Ich zuckte kurz zusammen, ließ aber seine Berührung zu. "Sie ist eiskalt." Er strich etwas das Eis von meinem Fell und kraulte mich kurz. "Aidon hilf mir mal." Aidon kam auf mich zu und hockte sich neben Ethan. Unsanft berührte er meinen Arm. Sofort schnappte ich nach ihm und knurrte. Er zog sich sofort zurück und schaute Ethan unsicher an. "Sei nicht so ne Muschi. Du bist ein Wolf und hast Angst etwas gebissen zu werden.", er schüttelte den Kopf und sie tauschten Plätze. Man das tat echt weh okay und müde bin ich auch noch. Noch hektischer packte er mich nun vorne und Aidon hinten. Ich jaulte auf und fing an zu zappeln. Er drückte seine großen Hände einfach so in meine Wunde. Junge das tut weh. Sofort schnappte ich wieder nach im und verbiss mich in seiner Schulter. Er zuckte kurz zusammen, packte mich aber dann komplett und ging einfach los. "Beiß mich soviel du willst, ich lass dich nicht liegen, du Problemfall." Problemfall? Ernsthaft jetzt? Du hast mich doch erst in diese Situation gebracht! Ich biss aus Wut fester zu und sein Gesicht verzog sich vor schmerzen leicht. Diesen Schmerz hatte er verdient und gleich darauf ließ ich ab von ihm. Ich legte meinen Kopf auf deine Brust und ich konnte perfekt seinen Herzschlag hören. Seine Wärme, sein Duft und das gleichmäßige schlagen seines Herzens machte mich nur noch müder, als ich schon war. Meine Sicht wurde wieder dunkel und diesmal blieb mein Schlaf Traumlos.

Der Wolf in MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt