Ron, der Held

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„Guten Morgen, Ron", begrüße ich den immer noch schlaftrunkenen Ron, der gerade die Treppe vom Jungenschlafsaal in den Gemeinschaftsraum hinunter wankt.
„Morgen", murmelt er. „Bevor du fragst, Harry ist beim Quidditch Training."
„So früh schon?"
„Ja, ich glaube Wood ist nun vollkommen durchgeknallt. Lass uns jetzt erstmal Frühstücken gehen und dann schauen wir ihm beim Training zu."
Das ist ein guter Vorschlag und gemeinsam machen wir uns auf dem Weg zum Frühstück in der großen Halle.
Es ist Samstagmorgen und so früh scheint kaum jemand schon auf den Beinen zu sein. Außer uns sitzen noch drei Fünftklässler-Gryffindors am Tisch. Der Tisch der Hufflepuffs ist komplett leer und am Tisch der Ravenclaws sitzt ganz allein Luna Lovegood. Am Tisch der Slytherins herrscht jedoch reges Treiben. Malfoy ist, wie immer, der Mittelpunkt.
„Schau nur", sagt Ron und nickt in Lunas Richtung. „Sie ist ganz allein..."
„Hmmhm." Ich bin gerade dabei mein Himbeermarmeladenbrötchen zu verschlingen.
„Ob sie keine Freunde gefunden hat?"
Kauend werfe ich einen Blick zu Luna. Sie ist gerade dabei, kopfüber eine Zeitschrift zu lesen, die sich der Klitterer nennt. Desinteressiert drehe ich mich wieder um und beginne ein Erdbeermarmeladenbrötchen zu schmieren.
„Noch ein Brötchen? Normalerweise isst du doch nicht so viel", bemerkt Ron und beäugt das Brötchen.
„Das ist auch nicht für mich, sondern für Harry. Wood hat sie bestimmt nichts essen lassen, bevor er sie aufs Feld gejagt hat!"

Wenig später sitze ich mit Ron auf der Tribüne und warte auf das Gryffindorteam.
„Meinst du, sie sind schon fertig?" fragt er mich nach einiger Zeit. „Ich mein, wir haben ja vorher sogar noch etwas gegessen."
„Ich weiß nicht, vielleicht... Hallo Harry!"
Ich springe auf und winke Harry zu, der gerade aus der Mannschaftskabine kommt.
„Hey Alter, seid ihr schon fertig?", brüllt Ron ihm zu.
„Wir haben noch nicht einmal angefangen!", antwortet er lautstark über das Feld.
Wood redet, für uns unhörbar, noch einmal mit dem Team und dann stoßen sich alle vom Boden ab.
„Harry, schau hier her!", ruft der kleine Colin, der mit seiner Kamera wie verrückt Fotos von Harry schießt. Ron rollt mit den Augen. „Mensch Colin, lass Harry doch mal in Ruhe."
„Ron, ich glaube da gibt es Ärger", sage ich zu ihm und deute auf die andere Seite des Spielfeldes. Sieben Gestalten in grünen Umhängen betreten das Spielfeld. Die Slytherins!
Wood landet wutentbrannt vor Marcus Flint, dem Kapitän der Slytherins, und beginnt ihn anzuschreien.
„Los, lass uns hingehen und schauen was los ist!", sagt Ron und wir beide gehen, gefolgt von Colin, hinüber zu den streitenden Teams.
„Ihr habt einen neuen Sucher? Wen?", fragt Wood Flint gerade, als wir die beiden Teams erreichen.
Die sechs anderen Slytherins machen Platz und hinter ihnen tritt, über das ganze Gesicht grinsend, Draco Malfoy hervor.
„Bist du nicht der Sohn von Lucius Malfoy?", fragt Wood verdutzt.
„Schön, dass du Dracos Vater erwähnst," grinst Flint. „Schau was er dem Slytherin-Team geschenkt hat." Er hält einen Besen hoch.
„Vielleicht schaffen es die Gryffindors auch etwas Geld aufzutreiben, damit ihr nicht mehr mit euren Sauberwischs Fünf rumfliegen müsst", spottet Malfoy.
Jetzt schalte ich mich ein: „Immerhin muss sich keiner von uns in unser Team kaufen! Die sind nämlich wegen ihres Könnens reingekommen!"
Ich habe wohl einen Treffer gelandet. Für einen kurzen Moment verschwindet das Lächeln von Malfoys Gesicht.
„Dich hat keiner nach deiner Meinung gefragt, du dreckiges, kleines Schlammblut!"
Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet und auch Harry scheint keinen blassen Schimmer zu haben, aber die Kinder aus Zaubererfamilien kennen dieses Wort.
„Wie kannst du es wagen!", kreischt Alicia, Fred und George, die sich auf Malfoy stürzen wollen, können gerade noch von Wood zurückgehalten werden.
Ron brüllt ihn an: „Dafür wirst du bezahlen, Malfoy!"
Es knallt laut und ein grüner Lichtblitz schießt aus Rons Zauberstab, leider aus dem falschen Ende und trifft Ron in den Bauch. Ron fliegt ihm hohen Bogen einige Meter zurück. Die Slytherins brechen vor Lachen zusammen.
„Ron?! Ron?! Ist alles in Ordnung mit dir?", rufe ich, während Harry und ich zu ihm hinübereilen.
Ron öffnet seinen Mund und heraus platscht eine schleimige Nacktschnecke.
„Komm, wir bringen ihn zu Hagrid!", sagt Harry und greift sich seinen linken Arm, ich packe seinen rechten und gemeinsam schleifen wir ihn zu Hagrids Hütte.
Bis zu diesem Zeitpunkt, dachte ich, dass Ron meine Gegenwart nur wegen Harry duldet, aber er hat sich für mich eingesetzt und dafür einstecken müssen. Jetzt bin ich mir sicher, dass Ron wirklich einer meiner besten Freunde geworden ist, obwohl er immer recht abweisend zu mir ist.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt