Das Trimagische Turnier

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Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, erscheinen wieder die besten Speisen auf den langen Tischen.

Gierig beladen wir alle unsere Teller und der fast kopflose Nick schaut uns traurig zu.
„Mh, endlich was zu essen", mampft Ron mit vollem Mund.
Ich schneide gerade ein Steak klein und stecke mir das Stück Fleisch in den Mund.
Wie immer schmeckt das Essen köstlich und ich merke, was für einen riesen Hunger ich gehabt haben muss.
„Ihr habt Glück, dass es heute überhaupt etwas zu Essen gibt.", sagt Nick. „Peeves hat nämlich ziemlichen Ärger in der Küche gemacht."
„Was hat Peeves denn gemacht?", schmatzt Ron, ich schenke mir gerade etwas Kürbissaft ein und schneide mir einen zweiten Happen von dem Steak ab.
„Ach das Übliche. Er hat die Pfannen und Töpfe durch die Gegend fliegen lassen und ein Höllenchaos in der Küche veranstaltet. Die Hauselfen haben sich zu Tode erschreckt..."

Was?!

Entsetzt zucke ich zusammen und werfe meinen Kelch mit Kürbissaft um.
„Es gibt hier Hauselfen?", frage ich entsetzt und starre Nick an.
„Natürlich.", sagt Nick und schaut mich perplex an. „Mehr als in jedem anderen Hause Britanniens. Es müssen weit über hundert sein."

Das kann nicht wahr sein!

„A-Aber sie werden doch sicherlich bezahlt?", frage ich unsicher. „Und sie bekommen Urlaub und eine Rente? Sie sind bestimmt auch krankenversichert."
Der fast kopflose Nick fängt an mich auszulachen. Er lacht so heftig, dass sein Kopf von den Schultern rollt.

Sklavenarbeit! Wie kann man so etwas nur gutheißen?!

„Krankenversicherung und Rente?", gluckst er vergnügt. „Herrlich Miss Granger. Herrlich."

Ich kann dieses Essen nicht mit meinen Gewissen vereinbaren! Ich esse nichts von einem Sklaven!

Entschlossen schiebe ich das Steak weg und lege Messer und Gabel zur Seite.
„Ey... Hör mal, Hermine.", schmatzt Ron und bespritzt den Tisch mit Pudding. „Selbst, wenn du dich zu Tode hungerst, kriegen sie kein Recht auf Krankmeldung."
„Sklavenarbeit, Ron! Wie kannst du das nicht verstehen? Hinter diesem Essen steckt Sklavenarbeit! Eine arme Seele muss dafür leiden, damit ich etwas zu Essen habe und dann wird sie nicht einmal bezahlt! Das ist nicht gerecht!" Wütend starre ich ihn an.

Wieso versteht er es nicht?

„Komm schon, Hermine. Iss wenigstens auf.", fordert mich Harry auf und schiebt mir den Teller wieder ran.
Wie gerne würde ich jetzt dieses leckere Steak aufessen.

NEIN! Nichts aus der Hand eines Sklaven!

Ich schüttle meinen Kopf und schiebe das Steak wieder von mir weg.
Ich beobachte die anderen, wie sie das Festessen, welches von unbezahlten, hilflosen Wesen, gemach wurde, vertilgen.
Kaum, dass alle aufgegessen haben erscheint auch der zweite Gang.
„Etwas Schokoladen-Siruptorte, Hermine?", stichelt Ron und hält mir die Torte unter die Nase.
„Sie mag keine Schokolade, Ron.", schmatzt Harry. „Lass sie lieber in Ruhe."
Ich versetze Ron einen wütenden Blick und er gibt sicherheitshalber klein bei.
Als nun endlich der letzte Krümel des Sklavenessens verschwunden ist, leeren sich augenblicklich die Tische und Dumbledore erhebt sich zu seiner alljährigen Rede.
„So!" ruft Dumbledore und schaut freudig in die Runde „Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind."
„Pah.", zische ich.
„Wie immer möchte ich euch daran erinnern, dass der verbotene Wald für alle Schüler streng verboten ist. Auch die Liste der verbotenen Gegenstände wurde ausgeweitert. Ihr könnt sie an der Bürotür unseres Hausmeisters Mr. Filch einsehen.
Leider habe ich die schmerzliche Pflicht euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb in diesem Jahr nicht stattfinden wird."
„Was?", keucht Harry entsetzt.
Er ist nicht der einzige der sich wundert und sich beschwert.
Auch ich bin etwas überrascht. Obwohl ich keine Sportbegeisterte bin, schaue ich mir gerne die Spiele an.
„Der Grund dafür ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt.", erzählt Dumbledore über das Geplapper, welches bei dieser Ankündigung augenblicklich erstirbt.
„Diese Veranstaltung wird den Lehrern und einigen Schülern viel Kraft abverlangen. Doch bin ich sicher, dass ihr dabei viel Spaß haben werdet. Hogwarts ist nämlich in diesem Jahr Gastgeber, des..."
Dumbledore wird von einem besonders lautem Donnergrollen der Decke unterbrochen und die Tür zur großen Halle fliegt krachend auf. Einige Mädchen kreischen erschrocken auf.
In der Tür steht ein Mann, der sich auf einen langen, knochigen Stock stützt. Mit einem Kopfschütteln befreit er seine lange, grauweiße Haarmähne vom Regenwasser.
Jeder in der Halle starrt ihn entgeistert an.
Er schaut sich in der Halle um. In seinem Kopf wirbelt ein künstliches, magisches Auge herum welches jeden von uns zu durchleuchten scheint. Sein Gesicht ist schrecklich vernarbt und mehrere Stücke scheinen herausgerissen worden zu sein.
Nun geht er, mit einem lauten Klonk seiner Schritte auf den Lehrertisch zu. Ich erschaudere, als mir auffällt, dass ihm ein Bein fehlt und sich an der Stelle nur noch ein Holzbein befindet.
Schließlich erreicht er Dumbledore und schüttelt ihm die Hand. Dumbledore begrüßt ihn wie einen alten Freund und bietet ihm einen Stuhl am Lehrertisch an.
„Ich möchte euch euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen: Professor Moody!", ruft Dumbledore und klatscht laut in die Hände, doch außer ihm und Hagrid klatscht kein anderer und deshalb hören sie auch bald wieder auf.
„Ist das Mad-Eye Moody, dem dein Dad heute Morgen geholfen hat?", wispert Harry Ron zu.
„Ich denke schon.", zischt er begeistert.
Ich bin noch völlig entsetzt von Moodys Erscheinungsbild. „Was ist mit ihm passiert?", frage ich ängstlich.
„Vielleicht hat er seine Hauselfe nicht bezahlt und sie hat ihm das Gesicht zerhackt.", blafft Ron. „Woher soll ich das wissen?"
Beleidigt sinke ich zurück in meinen Stuhl.
„Wie ich eben erwähnte.", fährt Dumbledore fort, als ob nie etwas geschehen wäre, „werden wir in diesem Jahr Gastgeber einer Veranstaltung sein, die sich das Trimagische Turnier nennt.
Das Trimagische Turnier fand zum ersten Mal vor siebenhundert Jahren statt. Es ist ein Wettstreit zwischen den Schulen, Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählt einen Champion, der für seine Schule in drei Wettkämpfen antritt. Die Schulen wechseln sich alle fünf Jahre ab, doch leider musste der Zyklus fürs Erste unterbrochen werden, da die Todesrate stark zunahm."
„Todesrate?", zische ich entsetzt.

Bei diesem Turnier sterben Menschen?!

Leider scheint niemand mein Entsetzen zu teilen und alle tuscheln aufgeregt untereinander.
„In den letzten Jahrhunderten gab es einige Versuche das Turnier erneut ins Leben zu rufen, doch leider scheiterten alle Versuche kläglich. Doch in diesem Jahr ist die Abteilung für internationale Magische Zusammenarbeit und Spiele der Meinung, dass man einen neuen Versuch wagen könnte. Den ganzen Sommer über haben wir uns Mühe gegeben, dass kein Champion einer tödlichen Gefahr ausgesetzt wird!"
Ich keuche entsetzt auf.

Was sind das nur für Spiele? Was veranstalten die nur an einer Schule?!

Immer noch teilt keiner mein Entsetzen.
„Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden im Oktober mit einer Auswahl an Kandidaten hier eintreffen. Die Auswahl der Champion findet an Halloween statt und ein unparteiischer Schiedsrichter wird sie treffen. Der Gewinner des Turniers, wird nie enden wollender Ruhm zum Teil, außerdem winkt ein Preisgeld in Höhe von eintausend Galleonen!"
Sofort gehen einige Rufe wie: „Ich mach mit!" oder „Wo kann ich mich eintragen?"
Dumbledore bedeutet mit seiner Hand ruhe.
„Ich weiß, dass viele von euch begierig sind am Turnier teilzunehmen, doch haben wir uns dafür entschieden, dass nur Schüler die volljährig sind am Turnier teilnehmen dürfen."
Ein wütender Tumult bricht los. Fast jeder Junge springt auf und beschwert sich lauthals über diese Regeln.
Nur einer nicht.
Harry.

Er hat schon genug Ruhm für zwei, den er nie wollte.

„Dies ist ein nötiger Schritt!", ruft Dumbledore nun mit magisch verstärkter Stimme durch die Halle. „Denn die Aufgaben sind, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, viel zu gefährlich für Schüler, unterhalb der sechsten Jahrgangsstufe."
Einigen scheint das jetzt doch einzuleuchten und schweigen fürs Erste.
Dumbledore wird nun sehr ernst und in der Halle wird es wieder still:
„Ich bitte jedoch jeden Volljährigen, der sich bewerben möchte, sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Wenn euer Name gezogen wurde, gibt es kein Zurück mehr.
Die Abordnungen von Beauxbatons und Durmstrang erscheinen im Oktober, ich bitte euch daher, dass ihr sie herzlich empfangt und dass ihr den Hogwartschampion mit Herz und Seele unterstützt."
Er lässt seine Worte einen Moment wirken und gluckst dann vergnügt. „Nun es ist spät! Ab ins Bett mit euch! Hopp Hopp!"
Stühle werden über den Boden gescharrt und Geschnatter hallt durch die Halle.
„Wir werden im April siebzehn. Wieso sollten wir es nicht probieren?", sagt Fred.
„Ja.", sagt George. „Dumbledore kann uns nicht aufhalten. Diesen Schiedsrichter überzeugen wir schon uns zu wählen."
Während wir zum Gemeinschaftsraum schlendern, stellt Harry eine Frage, die mich auch schon die ganze Zeit plagt. „Was meint ihr, wer der unparteiische Schiedsrichter ist?"
„Wahrscheinlich einer aus dem Ministerium." Ron zuckt mit den Schultern. „Ich werde mich auf jeden Fall bei dem bewerben. Tausend Galleonen und nie enden wollender Ruhm.", schwärmt er begeistert.
„Hast du nicht zugehört, Ron? Du bist nicht siebzehn, du wirst nicht für das Turnier zugelassen!"
„Ach papperlapapp." Er winkt ab. „Machst du mit, Harry?"
„Nein... Nein, ich mache nicht mit. Ich möchte endlich mal ein ruhiges Jahr in Hogwarts erleben. und Ruhm und Geld habe ich genug."
„Außerdem sterben Menschen bei diesem Turnier!", rufe ich dazwischen.
„Quatsch!", ruft Fred der fetten Dame zur Begrüßung zu.
Das Portrait schwingt zur Seite und gibt den Gemeinschaftsraum frei.
„Ich denke wir sollten jetzt ins Bett gehen.", gähnt Harry. „Gute Nacht, Hermine." Er winkt mir zu. Auch Ron und die Zwillinge verabschieden sich von mir.
Mein Magen knurrt mich laut an, während ich die Stufen in den Mädchenschlafsaal hinaufsteige.
Wie gern würde ich jetzt etwas essen. Doch ich bleibe bei meinem Entschluss: Kein Essen von Sklaven!
Ich stoße die Tür zum Mädchenschlafsaal der Viertklässlerinnen auf. Lavender und Parvati sind schon da und schnattern aufgeregt über ihre Ferien.
„Hermine!" begrüßt mich Parvati aufgeregt, die ich heute noch gar nicht gesehen habe.
„Wie geht es dir?", fragt sie, während sie mich umarmt.
„Gut. Wie waren deine Ferien, Parvati?"
Ich bewege mich nun zu meinem Koffer.

Mussten den etwa auch die kleinen, armen Hauselfen die Treppe hinaufschleppen?

Traurig blicke ich meinen Koffer an.
„Ich war mit meinen Eltern in Indien, wie jedes Jahr. Aus deinen Briefen habe ich mitbekommen, dass du mit Harry bei Ron über die Ferien warst."
„Ja, das stimmt.", seufze ich.
„Uuuuh.", kichern Lavender und Parvati.
„Uuund?", neckt Lavender
„Nichts und. Was soll schon sein?", frage ich, während ich die Klamotten in meinen Schrank räume.
„Na, bist du Harry nähergekommen?"
„Wieso sollte ich ihm näherkommen? Wir sind nur Freunde."

Dass ich mich in Harry verliebt habe, erzähle ich den beiden besser nicht.

„Ach wirklich?" stichelt Parvati und Lavender wirft ihr einen komischen Blick zu.
„Ja, wirklich."
„Was ist mit der kleinen Weasley? Steht sie noch auf Harry?", tratscht Parvati weiter.
„Keine Ahnung."
Die beiden Tratschtanten müssen nun nicht auch noch rumerzählen, dass Ginny auf Harry steht.
„Ich hatte das Gefühl, dass er sie wohl ein bisschen mag.", schmunzelt Lavender.
Ich lasse meine Bücher fallen, die mit einem lauten Rums auf den Boden krachen. „Wie kommst du denn darauf?" frage ich unsicher.
„Erwischt!", gackern die beiden.
„Ha ha." Ich sammle die Bücher wieder vom Boden auf. „Wir sind nur Freunde, ehrlich."
„Na schön, wie du meinst.", winkt Lavender ab. „Du warst mit den Weasleys und Harry bei der Quidditch-Weltmeisterschaft?"
Ich bin überrascht davon, wie schnell sie das Thema wechseln kann.
„Ja, war ich. Es war echt fantastisch."
Ich erzähle den beiden von den Stunden vor dem Spiel. Meinen und Harrys gemeinsamen Ausflug in das Lager der Bulgaren und natürlich viel vom Spiel.
Leider kommt nun der unschöne Teil von dem Angriff der Todesser und dem dunklen Mal. Von dem Schnatz erzähle ich lieber nichts.
„Sie haben wirklich geglaubt, dass Harry Potter, das dunkle Mal heraufbeschworen hat?", stutzt Lavender.
„Verrückt, oder?"
Nun fällt mir die kleine Elfe Winky wieder ein.
„Sie verdächtigen Mr. Crouchs Elfe, Winky. Aber sie war es definitiv nicht!"
„Davon habe ich gelesen.", sagt Parvati. „Ich glaube auch nicht, dass eine Elfe einen so starken Zauber aussprechen könnte."
„Wisst ihr, wie Mr. Crouch seine Hauselfe behandelt? Er lässt sie auf hohe Tribünen steigen, obwohl sie Höhenangst hat, dann hat er sie bestraft, weil sie vor den Todessern geflohen ist.", ziehe ich über Crouch her.

Wenigstens die beiden müssen meine Ansicht zu den Hauselfen teilen.

Beide werfen sich einen Blick zu.
„Wusstet ihr, dass in Hogwarts Hauselfen arbeiten? Sie kochen unser Essen und sie werden nicht bezahlt, sie bekommen keine Rente, keine Krankenversicherung und keinen Urlaub! Das ist Sklavenarbeit! Wie kann unsere Schule so etwas unterstützen!"
Mein Magen knurr laut auf.
Lavender und Parvati werfen sich wieder einen Blick zu.
„Hermine, unter Zauberern ist so etwas normal.", sagt Lavender sanft.
„Das kann nicht wahr sein, dass es in der heutigen Zeit noch Sklavenarbeit gibt!"
„Es ist ja keine Sklavenarbeit.", versucht mich Parvati zu beschwichtigen. „Ihnen gefällt das."
„Woher willst du das wissen?", blaffe ich sie an.
„Nun ja... Wir haben zwei...", gibt sie ängstlich zu.
Ich atme scharf Luft ein und halte an mich um nicht völlig auszuflippen. „Aber ihr bezahlt sie doch, oder?", frage ich drohend.
„Ehm... Nein."
„Parvati!", kreische ich. „Wie könnt ihr nur Sklaven halten?"
„Hermine, ich glaube du verstehst das nicht."
„Nein tu ich nicht!"
„Hermine, kann es sein, dass du heute Abend nichts gegessen hast?", fragt Lavender vorsichtig.
„Genau! Ich esse nichts, was von Sklaven gemacht wurde!"
„Aber wie willst du das machen? Du verhungerst doch sonst."
„Dann soll es so sein!", sage ich trotzig und lasse mich auf mein Bett fallen.

Wie können sie die Sklavenarbeit auch noch gutheißen? Ich muss etwas verändern! Ich muss die Zauberergemeinschaft aufwecken und ihnen zeigen, wie schlecht es den Elfen geht und dass sie ein besseres Leben verdient haben!

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt