Shoppingtour

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„Hermine." Mum rüttelt mich sanft aus dem Schlaf.

„Daddy und ich müssen gleich in die Praxis, aber wir müssen noch unbedingt etwas mit dir besprechen."
„Mh, ist was passiert?", murmle ich verschlafen und reibe mir die Augen.
„Nichts Schlimmes. Komm bitte bald runter, ja?", sagt sie und verlässt wieder mein Zimmer.
Ich habe gerade wieder die erste Feriennacht Zuhause verbracht. Ich setzte mich auf und lasse einen Blick durch mein Zimmer schweifen.
Ich kenn all diese Sachen, meine alten Muggelschulbücher, meine Muggelkleidung und die Häschenhausschuhe. Dennoch, all diese Sachen sind mir nun mehr als fremd geworden.
Ich bequeme mich nun aus dem Bett und bücke mich nach den Häschenhausschuhen. Ich beginne sie zu betrachten. Früher habe ich sie geliebt, die kuschelige Wärme die von ihnen Ausging. Mittlerweile finde ich sie zu kindisch.
Ich stelle sie wieder auf den Boden und ziehe mir ein Paar Socken an. Dann trabe ich die Treppe hinunter.
„Guten Morgen!", ruft mir Dad schon fröhlich entgegen.
„Morgen", murmle ich und setzte mich an den Frühstückstisch. „Was ist denn so wichtig?", frage ich die beiden.
Die beiden lächeln sich an. „Sie rührt nicht lange um den heißen Brei herum, oder?", fragt Dad Mum.
„Sieht wohl so aus", schmunzelt Mum. „Schatz, dein Vater und ich haben uns etwas Besonderes überlegt. Da wir uns jetzt fast ein Jahr nicht mehr gesehen haben, brauchen wir jetzt Zeit nur für uns drei und daher haben wir uns überlegt, dass wir drei Wochen in Frankreich Urlaub machen!"
Ich springe begeistert auf. „Frankreich? Wirklich? Dort gibt es so viel, was ich mir ansehen möchte. Arc de Triomphe, den Eiffelturm. Ich kann es gar nicht erwarten! Wann geht es los?"
Dad lacht. „Ja, wir wussten, dass es dir gefallen wird. Nächste Woche Montag fliegen wir los."
„Oh, das wird so toll, danke Mum." Ich umarme Mum. „Danke Dad!" Jetzt ist Dad dran.
„Wir müssen über noch etwas reden, Hermine", sagt meine Mum mit ernster Miene. „Du brauchst neue Sachen zum Anziehen. Ich bezweifle, dass dir deine alten T-Shirts und Pullover noch passen."
Erstaunt blicke ich sie an. „Ja, stimmt schon. Ich bin ein bisschen gewachsen", schmunzle ich.
„Nicht nur das", neckt Mum. „Schau dich mal auf den Fotos vom letzten Jahr an, dann wirst du sehen was ich meine. Dad und ich müssen jetzt los. Wir sehen uns später." Sie trinken beide ihren Kaffee aus und lassen mich in der Küche stehen.
Verwirrt steige ich wieder die Treppe hinauf.

Was meinte sie mit „Nicht nur das"?

Ich betrachte die Fotos, die ich im letzten Jahr aufgehangen habe. Ich nehme das Foto mit mir und Harry von der Wand und trete vor den großen Spiegel im Flur.
Ich vergleiche die Foto-Hermine mit meinem Spiegelbild. Natürlich fällt sofort auf, dass meine Haare nun nicht mehr so buschig sind wie vor noch einem Jahr.
Doch viel mehr fällt mir auf: auch mein Körper hat sich verändert, mein Gesicht sieht nun viel erwachsener aus und ich scheine um einiges gewachsen zu sein.
„Geh mal ein Stück zurück und dreh dich", sage ich zur Foto-Hermine und stupse sie an. Der Foto-Harry geht zur Seite und die Foto-Hermine dreht sich.
Jetzt fällt mir auch auf, was Mum meinte. Ich habe angefangen weibliche Rundungen zu bilden.
„Du kannst aufhören dich zu drehen", sage ich zur Foto-Hermine. Sie hört auf und der Foto-Harry legt wieder seinen Arm um sie und beide winken mir wieder fröhlich zu.
Ich hänge das Foto an seinen alten Platz und stelle mich wieder vor den Spiegel. Es ist mir wohl vorher nicht richtig aufgefallen, doch scheine ich wirklich eine Frau zu werden. Ich beginne mich im Spiegel zu betrachten und drehe mich zur Seite.
Ich gebe normalerweise nicht viel auf mein Äußeres, doch meine, noch wachsenden, Rundungen, gefallen mir und ich bin stolz drauf.
Jetzt ist natürlich klar, dass mir meine alten Klamotten nicht mehr passen werden. Auch werde ich wohl bald BHs benötigen.
Als am Abend meine Eltern nachhause kommen, rufe ich direkt nach Mum.
„Mum! Kannst du mal kommen?"
Ich höre wie sie ihre Arbeitstasche abstellt und die Treppe hochkommt.
„Hallo, Schatz. Ist alles in Ordnung?"
„Ja, alles gut. Nur ich habe deinen Ratschlag befolgt und mir ist jetzt erst aufgefallen, was du heute Morgen meintest..."
Mum schließt die Tür hinter sich und setzt sich auf mein Bett. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie es bei mir war. Auch meine Mutter musste mich erst drauf hinweisen. Es scheint einem selbst nicht aufzufallen."
Ich nicke „Scheint wohl so und ich glaube... Ich glaube ich brauche ein paar Klamotten, auch welche die nicht mehr so kindlich sind." Ich ziehe aus meinem Kleiderschrank ein T-Shirt raus auf dem ein Einhorn abgebildet ist.
Mum kichert: „Dieses T-Shirt hast du früher so gerne getragen, auch deine alten Hausschuhe trägst du nicht mehr." Sie setzt einen traurigen Gesichtsausdruck auf. „Meine Kleine wird erwachsen und wir bekommen davon nichts mit." Sie schnieft ein wenig, aber ich sehe keine einzige Träne in ihren Augen. „Na ja, ich mach dir einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn wir beide morgen Einkaufen fahren? Nur du und ich, dein Dad macht morgen allein die Praxis, während wir dich morgen schön neu einkleiden." Sie steht auf und drückt mich an sich. „Schließlich soll jeder sehen, was wir für eine schöne Tochter haben."

Am nächsten Morgen fahre ich mit Mum schon recht früh in die Stadt um den großen Trubel zu vermeiden, der nachmittags herrscht.
„Was brauchst du denn eigentlich alles?", fragt sie mich in der Damenabteilung eines Modegeschäftes.
„Hm, also einige Jeans und Pullover habe ich ja auch mit nach Hogwarts mitgenommen, für die Freizeit eigentlich war ich der Meinung, dass sie mir passen aber..."
„Schon gut, ich verstehe. Du bekommst alles neu", lächelt Mum und beginnt mit mir zusammen einige Jeans, T-Shirts und Pullover auszusuchen.
„Um BHs kommst du nun auch nicht mehr herum – Aber wir fangen erstmal mit diesen Einstiegsdingern an. Noch brauchst du keine richtigen BHs", stellt sie fest und sucht mir einige aus. Ich bin echt froh sie dabei zu haben, denn ohne sie wäre ich wohl hilflos im Größendschungel untergegangen.
„Probiere doch das hier alles erst mal an und zeig dich dann mal, in Ordnung?", schlägt mir Mum nach einiger Zeit vor und reicht mir den Stapel Kleidung.
Ich ziehe mir eine Röhrenjeans und eine rote Bluse an und trete wieder aus der Umkleidekabine. „Na aber hallo.", sagt meine Mum. „Hermine, du siehst echt schick aus" Sie zieht mich vor einen Spiegel.
Ich gefalle mir ganz gut und drehe mich zu allen Seiten.
„Dein Hintern kommt gut in der Jeans zur Geltung", schmunzelt Mum.
„Ja, stimmt... MUM!" Erst jetzt wird mir klar was sie gesagt hat. Sie lacht und ich schaffe es nicht, sie weiter böse anzuschauen und steige mit ein.

Nach ein paar Stunden sind wir auch endlich fertig mit unserer Shoppingtour. Viele neue Kleidungsstücke, Schuhe und Unterwäsche bringe ich mit nachhause.
„Die Jungs in deiner Schule werden sich nach dir umgucken", neckt mich Mum.
„MUM! Die Jungs gucken mir doch nicht hinterher. Wieso sollten sie auch."
„Weil du ein echt hübsches Mädchen geworden bist, Hermine."
„Ich mag aber meine Zähne nicht", schmolle ich und drücke mich in den Sitz.
„Deine Zähne zeichnen dich nun mal aus", sagt sie.
Ich klappe die Sonnenblende des Autos hinunter und begutachte meine Zähne im Spiegel. Die Kinder meiner alten Klasse haben sich immer über meine Hasenzähne lustig gemacht. Mein Gebiss ist komplett gerade, nur meine Schneidezähne sind etwas zu lang. Etwas, was mich schon lange an mir stört.
Ich klappe wieder die Sonnenblende hoch.
„Sag mal, wie schaut es denn eigentlich mit Harry und dir aus?", fragt mich Mum im ernsten Ton.
„Wie meinst du das?"
„Na ja, im letzten Jahr hatte ich den Eindruck, dass du ein bisschen für ihn geschwärmt hast."
„Nein, er ist mein bester Freund und ich glaube nicht, dass er irgendwelche Gefühle für mich hat."
„Wie sieht es mit dir aus? Hast du Gefühle für ihn?"
Mit so einer Frage habe ich schon gerechnet. Die Wahrheit ist, ich weiß nicht, was ich für Harry empfinde. In seiner Nähe fühle ich mich immer wohl und geborgen und ich mag so ziemlich alles an ihm. Aber ich bin nur Hermine, seine beste Freundin und mehr nicht.
„I- ... Ich weiß es nicht...", sage ich zögernd.
„Mit der Zeit wirst du es herausfinden.", sagt Mum und lächelt mir zu. „Auch ich war mir nicht wirklich sicher, was ich für deinen Vater empfinden soll. Wie du sicher weißt, haben wir uns damals mit zwölf auf der Weiterführenden Schule kennengelernt. Erst waren wir nur Freunde und ab und zu gab es mal ein paar Küsschen auf die Wange und rote Bäckchen. Aber wir beide haben ein bisschen gebraucht, bis wir gemerkt haben, was wir für einander empfinden."
Mir ist dieses Gespräch nun wirklich unangenehm. Ich bin mir nicht über meine Gefühle sicher und möchte auch nicht mit Mum drüber sprechen, nehme mir aber fest vor, sie zu erkunden.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt