Lockhart, der Heuchler

736 41 7
                                    

Ich verlasse als Letzte den Tisch der Gryffindors, denn ich habe noch verzweifelt auf meine beiden Freunde gewartet.

„Percy? Wie lautet das Passwort für den Gemeinschaftsraum?", frage ich ihn, bevor er mit den Erstklässlern zum Rundgang durch das Schloss aufbricht.
„Bartvogel. Erstklässler zu mir!"
Ich verabschiede mich von Ginny und beobachte, wie sie die große Halle verlassen.

Einige Minuten später sehe ich ein, dass es keinen Sinn mehr hat, zu warten und gehe hoch zum Gryffindorturm.
Vor dem Portrait der fetten Dame sehe ich die beiden. „Da seid ihr ja! Wo wart ihr denn? Ich habe mir Sorgen gemacht und es gab die wildesten Gerüchte! Jemand meinte, ihr seid mit einem fliegenden Auto zur Schule gekommen und seid rausgeflogen."
„Naja, rausgeflogen sind wir nicht", antwortet Harry, dessen Gesicht immer noch bleich ist.
„Aber ihr seid hergeflogen?", setze ich entsetzt nach.
Harry nickt und Ron wirft barsch ein: „Spar dir deinen Vortrag, McGonagall hat uns deswegen schon auseinandergenommen. Sag uns lieber das neue Passwort!"
„Es ist Bartvogel. Aber darum geht es nicht..."
Das Portrait der fetten Dame schwingt zur Seite und gibt den Gang in den Gemeinschaftsraum frei.
Ein Beifallssturm bricht über Harry und Ron hinein. Das ganze Haus scheint auf ihre Ankunft gewartet zu haben.
„Genial! Was für ein Auftritt! Einen Wagen mitten in die peitschende Weide zu fliegen. Darüber wird man noch Jahre reden", lobt sie Lee Jordan, der Freund der beiden Weasley Zwillinge.
Fred und George kommen auf die beiden zu. „Warum zum Teufel habt ihr uns nicht Bescheid gesagt?"
Harry stößt Ron in die Seite und deutet auf Percy, der wütend versucht sich zu den Beiden durch zu wühlen.
„Eh, wir müssen jetzt nach oben. Tschau!", ruft Ron.
Harry wirft mir einen entschuldigen Blick zu und murmelt: „Wir reden morgen, Hermine. Schlaf gut!" Schnell verschwinden die beiden im Jungenschlafsaal.

Unglaublich, sie fliegen illegal auf das Schlossgelände und werden nicht einmal bestraft!

Natürlich bin ich froh, dass meine beiden Freunde nicht von der Schule geflogen sind, denn was würde ich nur ohne die beiden tun? Aber trotzdem scheint besonders Harry eine gewisse Immunität gegen Strafen zu haben.
„Wahnsinnscooler Auftritt von den Beiden, oder?", schwärmt Lavender später im Schlafsaal, während wir uns alle Bettfertig machen.
„Hmpf, ja schon", gebe ich beleidigt zu, „es ist aber unglaublich, dass sie ohne Strafe davonkommen."
„Das liegt daran, dass es Harry Potter ist. Außerdem habe ich gehört, dass die peitschende Weide die beiden schon genug bestraft hat", erzählt Parvati. „Und du müsstest doch froh sein, dass sie nicht von der Schule verwiesen werden?", setzt sie nach.
„Natürlich bin ich das!", gebe ich beleidigt zurück, „ich wüsste nicht, was ich ohne die Beiden tun sollte!"
„Du meinst ohne Harry!", mischt Lavender sich ein und grinst. Ich rolle mit den Augen und lege mich ins Bett.
„Ich bin müde, schlaft gut."

Am nächsten Morgen habe ich mich schon etwas beruhigt, begrüße die beiden Jungs jedoch immer noch unterkühlt zum Frühstück.
„Morgen" murmle ich über den Rand meines Buches hinweg.
„Was liest du da, Hermine?", fragt Harry und hebt das Buch an um den Titel zu lesen.
„Abstecher mit Vampiren. Ich bereite mich auf Lockharts Unterrichtsstunde vor. Wir haben ihn heute."
In diesem Moment kommen die Posteulen in die große Halle geflattert und verteilen Briefe an die Schüler.
Eine Eule jedoch sticht zwischen all den anderen hervor, ich kenne sie schon aus den Sommerferien, es ist Errol die Eule der Weasleys. Er scheint vom langen Flug nach Hogwarts zu erschöpft, um eine vernünftige Landung hinzubekommen und stürzt kopfüber in meine Cornflakes Schüssel.
„Errol!", ruft Ron aus und zieht Errol aus meiner Cornflakes Schüssel. „Oh, nein!" stöhnt Ron auf.
„Mach dir keine Sorgen, er ist nur K.O.", versichere ich ihm und streichele Errol behutsam über den Kopf.
„Nein, das ist es nicht. Es geht um das da!", erschrocken deutet er auf den roten Briefumschlag, den Errol trägt, und schon anfängt zu kokeln.
„Das ist ein Heuler", erklärt Neville. „Mach ihn lieber jetzt auf. Es wird nur schlimmer, wenn er von selbst aufgeht."
Mit zittrigen Händen öffnet Ron den Brief. Einen Bruchteil einer Sekunde später ist die magisch verstärkte Stimme von Mrs. Weasley in der ganzen großen Halle zu hören: „DEN WAGEN ZU STEHLEN – ES HÄTTE MICH NICHT GEWUNDERT, WENN SIE DICH RAUSGEWORFEN HÄTTEN, WARTE AB BIS ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, NATÜRLICH HAST DU NICHT DARAN GEDACHT, WAS DEIN VATER UND ICH DURCHMACHEN MUSSTEN, ALS WIR SAHEN, DASS ER WEG WAR..."
Mit hochrotem Kopf wird Ron immer kleiner auf seinem Stuhl.
„DU UND HARRY, IHR HÄTTET EUCH DEN HALS BRECHEN KÖNNEN."
Sie hat Recht, es hätte weiß Gott was passieren können und meine beiden Freunde haben eigentlich viel Glück gehabt, dass sie nur mit ein paar Kratzern davongekommen sind.
Kurz darauf geht der Heuler in Flammen auf und ein paar Schüler lachen, drehen sich bald aber wieder ihrem Essen zu.
Ich klappe Abstecher mit Vampiren zu. „Ich weiß nicht, was du erwartet hast Ron...", beginne ich.
„Sag jetzt bloß nicht, ich habe es verdient!", brüllt er mich an.
Erschrocken, darüber von ihm so angepampt zu werden, beschließe ich doch meinen Mund zu halten.
Ich blicke zu Harry hinüber. Mr. und Mrs. Weasley haben so viel für ihn getan und ich kann jetzt gut nachempfinden, wie er sich fühlt.
„Harry...", beginne ich und will ihn trösten, doch er unterbricht mich.
„Lass nur, Hermine. Wir haben es verbockt..."
Darauf kann ich nichts erwidern, denn ich habe keine Zeit dazu. Professor McGonagall geht den Gryffindortisch entlang und verteilt die Stundenpläne.
„Zum Glück haben wir heute eine Doppelstunde Kräuterkunde", jubelt Neville.
„Und heute Nachmittag Verteidigung gegen die Dunklen Künste", bemerkt Lavender.
„Ja aber vorher haben wir bei Professor McGonagall Verwandlung", werfe ich ein.

Wir machen uns auf den Weg zum Gewächshaus Nummer drei, in dem die Zweitklässler unterrichtet werden.
„Harry, mein Lieber!", ruft eine mir bekannte Stimme zu uns hinüber. Es ist Professor Lockhart. Ich bleibe stehen und bewundere, wie seine Haarpracht im Winde weht.
„Komm lass uns schnell gehen", sagt Ron und schiebt mich in das Gewächshaus.
Wenige Minuten später folgt uns Harry.
„Was wollte Lockhart von dir?", sprudle ich los.
„Er ist so ein Spinner! Er denkt, wir haben das gestern mit Absicht gemacht um einen großen Auftritt hinzulegen und er meint, er könne mir noch viel beibringen, was so etwas betrifft."
„Heute lernen wir, wie man Alraunen umtopft. Nun, wer kann mir die Eigenschaften der Alraune nennen?", sagt Professor Sprout und beginnt somit den Unterricht.
Meine Hand schießt in die Höhe.
„Ja, Miss Granger?"
„Die Alraune, oder Mandragora, ist eine mächtige Rückverwandlerin. Sie wird verwendet, um Verwandelte oder Verfluchte in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu verwandeln."
„Glänzend! Zehn Punkte für Gryffindor."
Harry beginnt zu klatschen, als aber keiner mit ihm klatscht, lässt er enttäuscht den Kopf hängen und ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu.
„Die Alraune bildet einen wesentlichen Bestandteil der meisten Gegengifte. Freilich ist sie auch gefährlich. Wer kann mir sagen warum?"
Meine Hand schießt wieder in die Höhe und beinahe hätte ich Harrys Brille von der Nase gehauen.
„Der Schrei der Alraune ist tödlich für jeden, der ihn hört."
„Wieder richtig! Zehn Punkte für Gryffindor!"
„Entschuldige", flüstere ich Harry zu.
„Schon gut, hat sich ja gelohnt", schmunzelt er.
Professor Sprout erklärt uns, wie man die Alraune umpflanzt und teilt uns dann in Vierergruppen ein.
Zu uns stößt ein blonder Junge.
„Justin Finch-Fletchley", stellt er sich vor und schüttelt Harry die Hand. „Ich weiß natürlich, wer du bist. Der berühmte Harry Potter... und du bist Hermine Granger... im allem die Beste", sagt er und drängt sich an Harry vorbei um mir die Hand zu schütteln.
Ich grinse übers ganze Gesicht. Ich mag es, wenn jemand anderes bemerkt, dass ich die Beste bin.
„Ja, na ja nicht in allem", sage ich bescheiden.
„Weißt du, ich bin auch ein Muggelgeborener, wie du!"
„Ja, schön, ihr habt viel gemeinsam", unterbricht uns Harry und drängelt sich zwischen uns. „Lasst uns jetzt dieses Ding umpflanzen."

Am Ende der Stunde sind wir alle erschöpft und schweißnass, denn das Umtopfen der Alraunen war alles andere als einfach.
„Was haben wir jetzt?", keucht Ron auf dem Weg zurück ins Schloss.
„Verwandlung", sage ich knapp.
„Von mir noch mal ein herzliches Willkommen zu ihrem zweiten Jahr in Hogwarts", begrüßt und Professor McGonagall herzlich in ihrem Unterricht. „Nun, wir beginnen mit einer einfachen Wiederholung der letzten Stunde", sagt sie und verteilt an jeden von uns einen Käfer. „Bis zum Ende der Stunde verwandeln Sie diesen Käfer in einen Knopf."
Reformabit ipsum", sage ich klar und deutlich und deute auf den Käfer. Sofort verwandelt er sich in einen Knopf.
„Ich habe nichts Anderes von Ihnen erwartet, Miss Granger", sagt Professor McGonagall und wirft mir einen lobenden Blick zu. „Ich habe nicht einmal die Aufgabe fertig formuliert. Zwanzig Punkte für Gryffindor!"
Harry wirft mir einen anerkennenden Blick zu.
Den Rest der Stunde verbringe ich damit, nachdem ich gute zehn weitere Käfer in Knöpfe verwandelt habe, Harry und Ron dabei zu beobachten, wie sie verzweifelt versuchen ihre Käfer zu verwandeln.
Rons Zauberstab ist notdürftig mit Zauberklebeband repariert worden. Er ist wohl beim Aufprall mit dem Wagen entzweigebrochen.
„Es heißt Reformabit ipsum!", sage ich den beiden zum wiederholten Male.
„Ja, haben wir verstanden", mault mich Ron an.
Jedes Mal, wenn er versucht den Käfer zu verwandeln, stößt sein Zauberstab Funken aus oder hüllt die beiden in Rauch ein.

Auf dem Weg zum Mittagessen fragt Harry, um Ron von seinem Zauberstab abzulenken: „Was haben wir eigentlich heute Nachmittag?"
„Verteidigung gegen die dunklen Künste!", sage ich wie aus der Pistole geschossen.
Ron wirbelt herum und reißt mir meinen Stundenplan aus der Hand.
„Sag mal? Wieso hast du eigentlich alle Stunden, die wir bei Lockhart haben, mit einem Herz versehen?"
Schnell entreiße ich ihm den Stundenplan wieder und verstecke ihn in meiner Tasche.
Harry schüttelt nur den Kopf und wir betreten die große Halle, um zu Mittag zu essen.
„Hallo Harry!"
Es blitzt auf.
„Ich bin Colin Creevey, auch ein Gryffindor. Es stört dich doch nicht, wenn ich ein Bild von dir mache, oder?"
„Eh, ein Bild?"
„Ja, damit ich beweisen kann, dass ich dich getroffen habe!"
Er tippt mit seinem Zauberstab auf die Kamera und murmelt: "Evolvere".
Die Kamera, die so ähnlich aussieht wie meine, spuckt ein Bild aus, dass sich natürlich bewegt.
„Ist das Bild so in Ordnung?", fragt er Harry und zeigt ihm das Foto.
„Eh, was?" Harry ist eindeutig mit der Situation überfordert. Interessiert beuge ich mich an Harry vorbei, um das Bild zu betrachten.
Der Foto-Harry schaut verwundert in die Kamera und hinter ihm sitze ich, wobei ich gerade ein Stück Pizza verschlinge. Ich wurde mehr als unvorteilhaft abgelichtet.
„Um Gottes willen!", rufe ich aus. Harry scheint mich auf dem Foto entdeckt zu haben und reagiert zu schnell für Colin und reißt ihm das Foto aus der Hand.
„Colin, fotografiere uns nicht beim Essen, okay?"
Mit hängendem Kopf geht Colin zu seinem Platz zurück. Wütend knüllt Harry das Foto zusammen und steckt es in seine Schultasche.
„Danke, Harry", sage ich zu ihm.
„Kein Thema. Obwohl du auch auf diesem Foto süß ausgesehen hast."
Mein Gesicht muss nun so rot sein, wie eine Tomate. Schüchtern wende ich meinen Blick ab und betrachte eine Rüstung.
„Los, wir müssen zu Lockharts Unterricht", sagt Ron und zieht uns von den Stühlen.
Wir wollen gerade die große Halle verlassen, als uns Malfoy in den Weg tritt.
„Ah, Potter, du verteilst also Autogrammkarten?", sagt er verächtlich.
„Neidisch?", blafft ihn Ron an.
„Du kannst gerne eine haben, wenn du willst", sage ich selbstbewusst.
„Tha, ehe ich eine Autogrammkarte von Potter entgegennehme, werden Leute wie du in unserer Welt akzeptiert!"
„Rede nicht so mit ihr!", ruft Harry und stellt sich vor mich.
„Oh Potter, beschützt also deine kleine Muggelfreundin?"
„Sie ist besser im Zaubern, als du es je sein wirst", giftet er ihn an und tritt bedrohlich auf ihn zu.
Crabbe und Goyle knacken mit ihren Knöcheln.
Colin springt von seinem Stuhl auf und eilt zu uns hinüber.
„Du bist doch nur neidisch auf Harry, weil keiner von dir Autogrammkarten will", piepst er Malfoy wütend an.
Durch diesen mutigen Einsatz hat Colin ab diesem Punkt meinen vollen Respekt verdient.
„Wer verteilt hier Autogrammkarten?" Lockhart steigt die Treppe hinunter. „Natürlich unser Harry hier. Dumme Frage."
Das Malfoytrio beginnt zu kichern.
Lockhart zieht Harry zu sich hinüber. „Nun, Mr. Creevey, wie wäre es mit einem Doppelportrait mit dem berühmten Gilderoy Lockhart?"
Harrys Gesicht wird immer röter.
Colin fummelt an seiner Kamera rum und schießt ein Bild, genau in diesem Moment klingelt es zum Ende der Mittagspause.
„Nun, Herrschaften, auf in den Unterricht", sagt Lockhart und scheucht uns vom Gang. Harry will sich von Lockhart losreißen und zu mir und Ron hinübereilen. „Harry, warten Sie bitte noch einen Augenblick? Ich muss mit Ihnen was besprechen!"
Ohne auf eine Antwort zu warten, schleift er Harry aus der Eingangshalle hinaus.
„Ich schätze, wir sollten schon mal in das Klassenzimmer gehen, oder?", schlägt Ron vor.
„Ja, du hast Recht.", sage ich und folge ihm den Weg zum Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Hat Harry mich vorhin süß genannt?


„Dieser Lockhart ist ein übler Aufschneider, wenn du mich fragst!", beschwert sich Ron. „Er kann es einfach nicht ab, dass Harry berühmter ist als er!"
„Im Gegensatz zu Lockhart wollte Harry nie berühmt sein", erwidere ich.
„Oh, du sagst etwas gegen deinen heißgeliebten Gilderoy?", höhnt Ron verächtlich.
„Er ist nicht mein heißgeliebter Gilderoy!"
„Nein, natürlich nicht und was war das mit den Herzen?"
Darauf kann ich nichts erwidern. Diese Runde geht an ihn.
Schweigend laufen wir nebeneinander her und betreten das Klassenzimmer.
Harry ist schon da und ist gerade dabei sich hinter seinen Büchern einzumauern. Ron und ich lassen uns neben ihn fallen.
„Hey Alter", begrüßt ihn Ron. „Auf deinem Gesicht hätte man Spiegeleier braten können. Ich hoffe, dass Colin nie Ginny über den Weg läuft, sonst gründen sie noch einen Fanclub."
„Hör bloß auf! Das ist das Letzte, was ich jetzt noch brauche! Einen Harry-Potter-Fanclub!", faucht er ihn wütend an.
Bald beginnt Lockhart seinen Unterricht. Erst stellt er sich vor und erzählt uns von seinen Auszeichnungen und gewonnen Preisen.
Anschließend sollen wir ein Quiz über unseren Wissensstand ausfüllen.
Er verteilt die Aufgabenblätter und verkündet: „Sie haben dreißig Minuten Zeit und los!"
Erwartungsvoll drehe ich, das Blatt um und überfliege die Fragen:
1. Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe?
2. Wie lautet Gilderoy Lockharts geheimer Wunsch?
3. Was ist Ihrer Meinung nach Gilderoy Lockharts größte Leistung bisher?

Ich weiß zwar die Antwort auf all diese Fragen, aber müssten die Fragen nicht auf das Unterrichtsfach bezogen sein?

Ich fülle aber trotzdem brav den Fragebogen aus.
Eine halbe Stunde später geben wir alle unsere Fragebögen ab und Professor Lockhart beginnt sie zu korrigieren:
„Tze tze, kaum einer von Ihnen wusste, dass meine Lieblingsfarbe Lila ist."
Gebannt lausche ich ihm und wieder verfalle ich seinen saphirblauen Augen, schrecke aber bald auf, als er meinen Namen laut ausspricht: „Doch Miss Hermine Granger kennt meinen geheimen Wunsch, die Welt von allem Bösen zu befreien und meine eigene Serie von Haarpflegeprodukten zu vermarkten. Gutes Mädchen. Volle Punktzahl. Wo ist Miss Hermine Granger?"
Vor Aufregung darüber, dass er mich bemerkt, hebe ich meine Hand, die leicht zittert.
„Hervorragend! Wirklich hervorragend! Zehn Punkte für Gryffindor! Und nun zu den ernsten Dingen!"
Er erhebt sich von seinem Stuhl und geht zu einem mit einem Tuch behangenen Käfig hinüber.
„Ich muss euch warnen! Es ist meine Aufgabe euch auf die heimtückischsten Geschöpfe vorzubereiten, die unsere Welt kennt! Ihr solltet aber wissen, so lange ihr mit mir in einem Raum seid, kann euch nichts passieren!"
Mit diesen Worten zieht er das Tuch von dem Käfig. Er ist gefüllt mit kleinen, blauen, zwanzig Zentimeter großen, mit winzigen Flügeln ausgestatteten, Wichteln.
„Ja, frisch gefangene Wichtel aus Cornwall!"
Seamus, der in der ersten Reihe sitzt, prustet los.
„Ja?", sagt Lockhart und beäugt Seamus.
„Na ja, sie sind nicht sonderlich gefährlich, oder?", sagt Seamus.
„Nun, seien sie sich mal nicht so sicher! Teuflisch trickreiche Biester können sie sein! Nun, sehen wir mal wie sie mit ihnen klarkommen!", ruft Lockhart und öffnet den Käfig.
Es ist, als ob er die Büchse der Pandora geöffnet hätte. Die Wichtel fliegen in alle Richtungen und beginnen das Klassenzimmer zu verwüsten. Vier von ihnen beginnen an meinen Haaren rumzuziehen und sie zu verknoten. Ich kreische auf und versuche sie abzuschütteln.
„Warte, Hermine, halt still!", ruft Harry und schlägt auf die kleinen Biester mit seinem Buch ein.
Nach wenigen Minuten sieht das Klassenzimmer aus, als ob eine Herde wütender Elefanten hindurch gerast ist.
„Was ist denn? Es sind doch bloß Wichtel!", ruft Lockhart und beginnt mit seinem Zauberstab herumzufuchteln.
Peskiwichteli Pesternomi!"
So einen Zauberspruch habe ich noch nie gehört. Mehr und mehr sinkt meine Begeisterung für Lockhart, als ihm dann aber noch zwei Wichtel seinen Zauberstab aus der Hand reißen, hat er meine Bewunderung völlig verloren.
Die Glocke läutet und alle rennen aus dem Klassenraum hinaus, leider sind Harry, Ron und ich zu langsam.
„Eh, ihr drei. Ihr könnt sie doch sicher für mich einfangen", sagt Lockhart und rennt in sein Büro.
„Unglaublich, dieser Kerl!", stößt Ron beleidigt heraus während er zwei Wichtel packt und sie in den Käfig wirft. Ich bin einfach viel zu stur um zuzugeben, dass ich mich in Lockhart geirrt habe.
„Er will nur, dass wir praktische Erfahrung sammeln."
„Praktische Erfahrung?", sagt Harry und zieht einen Wichtel aus meinen Haaren. „Er hat keine Ahnung, was er überhaupt tut!"
„Immobilus!" rufe ich und alle Wichtel erstarren augenblicklich.
„Ich wette, alles was in seinen Büchern steht, ist erstunken und erlogen!", beschwert sich Ron, als er die Wichtel aufhebt, die zu seinen Füßen liegen.
Da mir dieser Verdacht mittlerweile auch gekommen ist, schweige ich lieber. Ich will um keinen Preis zugeben, dass ich mich geirrt habe!

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt