Das war's mit Krätze

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Selbst eine Woche später, am Neujahrsmorgen, hat sich die Lage nicht gebessert.
Vorsichtig tapse ich die Stufen in den Gemeinschaftsraum hinunter und luge vorsichtig um die Ecke.
Da sitzen sie, meine beiden Jungs, und Harry verliert beim Zauberschach.

Komm geh zu ihnen.

„F-Frohes neues!", stottere ich und winke ihnen zu. Ron gibt nur ein schnaubendes Geräusch von sich, während Harry mich komplett ignoriert.
„H-Harry, bitte... Hör mir zu...", ich greife nach seinem Arm, doch Harry zieht ihn weg.
„Hermine, lass uns einfach in Ruhe, okay? Verzieh dich in die Bibliothek, oder sonst wo hin, aber lass mich und Harry einfach in Frieden!", blafft Ron.
„Okay...", murmle ich und Tränen laufen mir die Wangen hinunter. „D-Dann gehe ich jetzt..."
Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe mit hängendem Kopf zurück in den Mädchenschlafsaal.
Schluchzend werfe ich mich aufs Bett und vergrabe mein Gesicht im Kissen und heule laut los.
„Wieso können sie es nicht verstehen!?"
Ich muss Stunden so daliegen, denn irgendwann meldet sich mein Magen zu Wort. Am liebsten würde ich jetzt in die große Halle gehen und dort einen Leckeren Neujahresbraten verspeisen, doch ich verkneife es mir.

Diese kalten Blicke, die zugedrehten Schultern... Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, ich brauche sie doch. Jetzt fängt auch schon bald die Schule wieder an und ich werde noch viel gestresster sein... Wie soll ich das denn alles nur schaffen?

Wieder kullern mir die Tränen die Wangen hinunter und tropfen auf die Bettdecke. In diesem Moment wird die Tür zum Mädchenschlafsaal aufgeschleudert.
„Hermine, wir sind wieder da... Oh nein..." Lavender ist in den Raum marschiert. Sie schmeißt ihren Koffer in die Ecke und verschließt die Tür.
„Hermine, was ist los?", fragt mich Lavender und legt den Arm um mich.
„Harry... er hat..." schluchze ich.
„Was hat Harry?"
„Er hat einen Feuerblitz geschenkt bekommen ohne Absender!"
„Wirklich einen Feuerblitz. Wow, der Wahnsinn!"
„Lav!", kreische ich. „Denk doch mal nach! Sirius Black will Harry töten, das ist ja bekannt und irgendein Fremder schickt Harry einen so teuren Besen?"
Lavender scheint jetzt eins und eins zusammen zu zählen.
„Du meinst... Black hat den Besen verflucht?"
Ich nicke. „Ja... Ich habe von meinen Bedenken McGonagall erzählt und sie ist komplett meiner Meinung. Nur was dann passierte, konnte ich nicht ahnen..."
Wieder weine ich. „Oh Lav, hätte ich doch bloß nichts gesagt. McGonagall ist dann in den Gemeinschaftsraum marschiert und hat den Besen eingezogen, Flitwick und Madam Hooch werden ihn auseinandernehmen."
„AUSEINANDERNEHMEN?!", ruft Lavender entsetzt.
„Du bist auch der Meinung, dass ich falsch gehandelt habe?" Ich schluchze auf und stecke das Gesicht in die Hände „Ich bin so eine dumme Kuh!"
„H-Hermine, nun hör doch mal auf! Nein, du bist doch keine dumme Kuh und Harry wird schon merken, dass du es nur gut gemeint hast." Tröstend reibt sie mir über den Rücken. „Und ich denke, dass es die richtige Entscheidung war."
„Ich könnte es nicht noch einmal ertragen ihn aus fünfzehn Metern fallen zusehen.", murmle ich erstickt.
„Ich weiß.", flüstert Lavender und streicht mir über den Rücken. „Jetzt wasch dein Gesicht, damit niemand sieht, dass du geheult hast und dann gehen wir was essen! In ein paar Tagen wird alles wieder gut!"
Doch Lavender behält unrecht. Jeder meiner Versuche die beiden nach einer Stunde in ein Gespräch zu verwickeln scheitert gnadenlos und jedes Mal muss ich immer stärker wegstecken.

Ron kann manchmal echt ein Arsch sein!

Der Januar gleitet dahin und in zwischen hat Ravenclaw gegen Slytherin gespielt. Normalerweise besuche ich die Spiele der anderen Mannschaften, Harry zu liebe, immer. Doch dieses Mal habe ich es sausen lassen.
Es ist jetzt Mitte Februar, das letzte vernünftige Gespräch, welches ich mit den beiden geführt hatte liegt schon zwei Monate zurück.
Zum Glück habe ich Lavender, die immer versucht mich aufzuheitern und es nachts schafft, dass Parvati, das alte Waschweib, nicht von meinen Heulkrämpfen mitbekommt. Das alles setzt mir unglaublich stark zu, der viele Unterricht, die gefühlten zwei Stunden Schlaf pro Nacht, die Zeitreisen, Harry und Ron die mich ignorieren, Harry...
Ich sitze gerade wieder im Gemeinschaftsraum und muss unfreiwillig vom anderen Ende des Raumes, Woods Klagen darüber hören, wie toll es doch wäre, wenn Harry einen Feuerblitz hätte.
Wahrlich unterhält er sich laut genug, damit ich jedes Wort auch sicher verstehen kann.
Eine Träne kullert mir über die Wange auf das Pergament.
„Verdammt.", schimpfe ich und versuche die Träne mit meinem Ärmel vorsichtig aufzutupfen.
Auf einmal bricht ein lauter Tumult hinter mir los:
„Darf ich ihn mal berühren, Harry?"
„Ist der wirklich echt?"
„Kann ich eine Runde drehen?"
Ich beuge mich tiefer über mein Pergament.
Plötzlich höre ich, wie jemand auf mich zukommt.
„Hermine?" fragt Harry vorsichtig.
Ich schaue auf und blicke den fröhlich lächelnden Harry an „Ich hab ihn wieder!" Triumphierend hält er den Besen in die Höhe.
„Schön.", sage ich knapp und beuge mich wieder über das Pergament.
„Können wir reden?", setzt er nach und zieht einen Stuhl vor um sich zu setzen.
„Ich bringe den Besen mal nach oben.", sagt Ron und trägt den Besen wie etwas Heiliges vor sich her.
Für einige Zeit schaut er mir nur in die Augen und ich kann mir schon fast denken, was jetzt kommt.
„Hermine es tut mir so leid, wie wir dich behandelt haben. Du wolltest doch nur das Beste für mich und ich war zu dumm es zu sehen. Und... Naja, du hast mir gefehlt..."
„Danke, Harry." Ich lächle ihn fröhlich an „Das bedeutet mir viel."
„Wie schaffst du das alles eigentlich?", fragt Harry und deutet auf meine Aufsätze.
„Nun ich arbeite hart und viel."
„Ja, davon habe ich gehört. Parvati meinte du arbeitest bis tief in die Nacht..."
„So spät ist das gar nicht...", murmle ich dazwischen.
„...und du weinst viel?", beendet er seinen Satz.
„Woher weißt du das?!", frage ich entsetzt „Etwa auch Patil? Die muss echt alles rumerzählen..."
„Das warst du, gerade eben. Und deine Augen sind morgens immer ganz rot..."
„Oh... Ich schätze ich bin einfach ein bisschen überarbeitet..." Daran liegt es natürlich nicht. Also nicht ganz. Dass Ron und ganz besonders er daran die Schuld tragen, verheimliche ich ihm.
„Wieso nimmst du dann so viele Stunden, lass doch ein paar Sausen, die du für unnötig hältst! Du bist die klügste Hexe, die ich kenne, da wird ein Fach dein Zeugnis nicht gleich versauen!"

Ein paar unnötige Stunden sausen lassen, ja? Hm, ...

„Weißt du, Mine ich..."
Ein lauter Schrei dringt vom Jungenschlafsaal in den Gemeinschaftsraum.
Alle verstummen Augenblicklich.
Dann kommen ein paar eilige Schritte die Treppe des Jungenschlafsaals hinunter.
Ron schleift wutentbrannt ein Bettlacken hinter sich her und bleibt vor uns stehen.
„Sieh es dir an!", brüllt er mich an. „Sieh dir an, was dein Vieh getan hat!"
Er schüttelt das Lacken aus und entsetzt weiche ich von ihm zurück.
Das Lacken ist voller Blut.
„Blut!", schreit er. „Dein Biest hat Krätze umgebracht!" Er ist außer sich vor Zorn.
„Du hast dieses Vieh in unseren Schlafsaal gelassen, damit du dich an uns rächen kannst, weil wir dich ignoriert haben!"
Jetzt wird die Situation wirklich hässlich.
„R-Ron, n-nein ich würde doch nie..."
„Wer weiß schon, wozu du fähig bist! Du konntest Krätze nie leiden und hast dafür gesorgt, dass Harry auf keinen Fall seinen Besen bekommt."
„N-N-Nein! Ich wollte ihn doch nur beschützen...", ich werde immer kleiner auf meinem Stuhl.
„Alles klar!", ruft er weiter. „Vielleicht hätte ich auch zu McGonagall rennen sollen, als ich gesagt habe, dass etwas mit deinem Vieh nicht stimmt. Dann hätten sie ihn vielleicht auch auseinandergenommen!"
„Okay, Ron das reicht jetzt!" Harry steht auf und drängt Ron zurück in den Jungenschlafsaal.
Wie vom Donner gerührt sitze ich da.
Eben noch hatte ich die Hoffnung, dass alles wieder so wird wie früher.
Jetzt wird Harry wieder auf Rons Seite sein und alles wird sich noch verschlimmern.
Ich überlege gerade, wie mein Leben wohl wäre, wenn ich einfach auf Smeltings gegangen wäre...
Ich springe auf und lasse meine Hausaufgaben einfach liegen.
„Hermine! Warte!", ruft Lavender hinter mir und versucht sich durchzudrängeln. Doch ich will nicht warten und stoße Sir Cadogans Bild zur Seite.
Ich irre durch die leeren Gänge des Schlosses, bis ich mich schließlich in einem leeren Klassenzimmer niederlasse.
Traurig schieße ich mit meinem Zauberstab auf die mir gegenüberliegende Wand Flammen.
„Das ist Sachbeschädigung, Miss Granger!", ertönt eine ernste Stimme hinter mir.
Ich fahre herum. „P-Professor Lupin...", stammle ich. „Es ist nur..."
„Weißt du, Hermine, damals als ich in deinem Alter war, war auch eine besonders kluge Hexe in meinem Jahrgang. Sie hat sich damals oft mit einem meiner besten Freunde gestritten und hat Löcher in Wände gebrannt."
Gedankenversunken blickt er auf die schwarzen Stellen.
„Was wollen sie mir damit sagen?"
„Eigentlich nichts Großartiges. Ich bin mittlerweile älter geworden, Hermine und ich schwebe gern in Nostalgie."
„Was ist aus dem Mädchen geworden?", frage ich ihn zögernd. „Nun ja, ein anderer meiner besten Freunde war sehr lange verliebt in sie und hat immer versucht, sie zu beeindrucken und war immer für sie da, wenn sie Stress hatte."
„So wie Harry für mich."

Lupin grinst. „Weißt du ich glaube, dass Harry dir unrecht tut."
„Ron scheint das ganz anders zu sehen."
„Ron, ist noch etwas unreif und will einfach nicht zugeben, dass du Recht hast. Der Besen hätte wirklich gefährlich sein können..."
„Es geht mittlerweile nicht nur um den Besen, sondern auch um Rons Ratte... Mein Kater Krummbein, er hat ihn gefressen."
Er schweigt kurz.
„Oh, naja...", sagt Lupin. „Wie alt war denn die Ratte?"
„Fünfzehn oder siebzehn" Ich zucke mit den Schultern.
„Eigenartig, wirklich eigenartig", grübelt Lupin
„Nun wissen sie, Harry wollte sich gerade wieder mit mir vertragen und dann muss dieses blöde Vieh ausgerechnet jetzt Krätze zerfetzen..."
„Du machst dir Sorgen, dass Harry jetzt nichts mehr mit dir zu tun haben möchte?"
„Nun... Ja! Schließlich halten Jungs doch bei so etwas zusammen?"
Lupin denkt kurz nach. „Ich will dich nicht anlügen, so ist es... Dennoch schätze ich unseren Harry so ein, dass du ihm zu wichtig bist, dass er dich einfach in den Wind schießt."
„Woher wollen sie das wissen?"
Er zuckt mit den Schultern „Ich habe da so ein Gefühl und ich glaube langsam, dass ich das alles schon einmal erlebt habe..."
Er steht auf und geht auf die Tür zu.
„Mach dir keine Sorgen, dieser Raum wird schon nicht mehr benutzt, seitdem ich hier zur Schule gegangen bin. Ich werde nichts verraten." Er dreht sich der Tür zu und öffnet sie.
„Professor!"
„Ja, Miss Granger?"
„Was ist mit dem Mädchen und ihrem besten Freund passiert?"
Lupin lächelt mich an „Sie haben geheiratet." Er winkt mir über die Schulter zu und schließt wieder die Tür.
Ich weiß, dass Lupin mich eigentlich aufheitern wollte doch fühle ich mich nicht wirklich besser und schieße weiter gegen die Wand.
Leise wimmere ich trotzdem noch vor mich hin.
„Das wird jetzt wohl unser Raum, oder?", ruft nun eine mir noch mehr bekannte Stimme hinter mir.
„Harry ich...", ich schniefe und wische mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
„Das, was Ron vorhin zu dir gesagt hat, ging wirklich zu weit..."
Ich schluchze auf „Es hat so weh getan... Ich wollte doch nur das Beste für dich und ich hätte es nicht ertragen können, wenn du noch einmal gestürzt wärst!"
„Weißt du...", sagt Harry und greif nach meinem Zauberstab „Ich glaub ich war zu Unrecht wütend auf dich..."
Er schießt ein paar Flammen gegen die Wand.

„Macht wirklich Spaß.", lächelt er. Ich betrachte die Wand. Wir zwei haben ein paar ziemlich große Brandlöcher hinterlassen.
„Ich weiß viel über dich, Mine." Er dreht währenddessen meinen Zauberstab zwischen den Fingern. „Aber ich weiß nicht, aus was dein Zauberstab besteht..."
„Weinrebe, 10 ¾ Zoll, Drachenherzfaser.", murmle ich.
„Ein wirklich schöner Stab...", er fuchtelt mit ihm herum und feuert zwei Feuerbälle gegen die Wand.
„Magst du jetzt sagen, was in letzter Zeit mit dir los ist?", fragt er nach einiger Zeit.
Am liebsten würde ich ihm mein Herz ausschütten. All die Probleme die ich habe. Die vielen Fächer, die Hausaufgaben... Einfach alles was damit zusammen hängt und am schlimmsten, was mir am meisten zusetzt: Harry Potter. Aber ich darf es ihm nicht sagen und schüttle nur den Kopf.
Er seufzt laut auf. „Nun, naja, dann halt nicht." Er legt meinen Zauberstab zurück auf den Tisch.
Einen kurzen Moment schweigen wir uns an, schließlich ergreife ich wieder das Wort: „Kurz habe ich überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich nach Smeltings gegangen wäre."
Entgeistert schaut mich Harry an. „Was?"
„Nun, die Zeit war so furchtbar ohne dich... und Ron"

Gerade noch mal die Kurve bekommen

„Das ich mir vorhin Gedanken darübergemacht habe, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich ein normales Mädchen geblieben wäre."
„Ich wäre schon mehrere Male tot.", sagt Harry stumpf.

Ich lache laut auf. „Und mein Leben wäre viel langweiliger."
„Ich will mir ein Leben ohne dich gar nicht vorstellen...", murmelt er schüchtern. „Ich bin froh, dass du nach Hogwarts gekommen bist! Denk so etwas nie, nie wieder! Versprochen?"
„Versprochen!"
Erschließt mich in seine Arme.

Ich habe seine Nähe vermisst, seinen Geruch...

Nach einer gefühlten Ewigkeit spüre ich wieder, dass mir schon lang bekannte Gefühl. Das Gefühl, für das ich schon lange keine Zeit mehr hatte. Das Gefühl, für welches ich immer noch nicht herausgefunden habe, welche Bedeutung es für mich hat.
Flugzeuge fliegen in meinem Bauch umher und es beginnt überall zu kribbeln.
Ich kuschle mich unterbewusst näher an ihn.

Ich liebe dieses Gefühl, seine Wärme, sein Geruch...

Jetzt wird es mir klar.

Oh Gott! Nein! Nein! Nein! Nein!

Entsetzt erschaudere ich und Harry löst sich von mir. „Alles klar?"
„Ehm ja natürlich."
Etwas betreten schaue ich auf meine Schuhe, während Harry zur Tür hinüber geht.
„Ich habe dich beim Training vermisst, früher hast du immer zugeguckt.", lächelt er etwas traurig.
„Ich dachte du willst mich nicht sehen."
„Ich freue mich immer, wenn du mir beim Spielen zuguckst.", sagt er lächelnd. „Ron wird sich schon wieder einkriegen. Schließlich war Krätze schon alt. Ich werde mich nicht zwischen euch beiden entscheiden!"
„Danke Harry." Ich lächle glücklich und stehe auf. „Lass uns wieder zurückgehen."

Das darf nicht wahr sein!

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt