Ungewollte Interviews

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Niemand, wirklich, niemand scheint uns zu glauben, dass Harry seinen Namen nicht in den Kelch geworfen hat. Nur das Haus Gryffindor scheint hinter dem zweiten Hogwartschampion zu stehen. Die ganze Woche über muss Harry Abweisungen und Beleidigungen ertragen.
Wir haben heute Freitag.
„Nur noch Wahrsagen und Zaubertränke.", sagt Harry, als wir das Mittagessen verlassen. Die ganze Woche über sitzen er und ich am Ende des Tisches, damit wir vor allen unsere Ruhe haben.
„Ich muss jetzt zu Arithmantik.", sage ich etwas verlegen, bisher haben wir in jeder Stunde zusammengesessen, doch jetzt muss ich ihn allein lassen.
„Willst du wirklich nicht mitmachen?", frage ich mit etwas Hoffnung in der Stimme.
„Nein, ich denke nicht." Er winkt ab. „Wir sehen uns vor den Kerkern, ja?"
Er umarmt mich zum Abschied.
„Bis nachher.", hauche ich in sein Ohr und nun trennen sich unsere Wege.
„Hallo, Hermine!", winkt mir Anthony vor dem Arithmantikklassenzimmer entgegen.
Vom weiten erkenne ich schon den B.ELFE.R. Anstecker, den er bisher noch nie getragen hat.
„Hi, Anthony.", lächle ich schüchtern.
Ich stutze. Beim zweiten Hinsehen erkenne ich, dass es sich nicht um einen B.ELFE.R. Anstecker handelt. Auf dem Anstecker steht in grünen Lettern geschrieben:

Ich bin für Cedric Diggory, den wahren Hogwartschampion!

„W-Was trägst du da, Anthony?", frage ich mit vor Zorn bebender Stimme.
„Oh, den hat mir Draco gegeben. Lustig, nicht wahr?"
„Überhaupt nicht!", rufe ich beleidigt, selbst Hannah, die hinter Anthony steht, schüttelt den Kopf. Sie trägt keinen Anstecker.
Zu allem Überfluss wirbelt die Schrift nun umher und formt die Buchstaben: Potter stinkt!
„Anthony!", kreische ich wütend.
„Hier, für dich!", sagt er freundlich und hält mir einen Anstecker hin.
Ich rase vor Wut und schlage ihm den Anstecker aus der Hand. „Du hast sie wohl nicht mehr alle!?", fauche ich ihn wütend an.
„Aber Hermine, Harry hat geschummelt und hat es verdient." Anthony spricht mit beruhigender Stimme, so als wolle einem kleinen Kind etwas Kompliziertes erklären.
„Er. Hat. Nicht. Geschummelt!", zische ich wütend und tippe bei jedem Wort hart gegen seine Brust.
„Das behauptet er!", sagt Anthony trotzig.
„Das behaupte ich! Und wenn du etwas gegen Harry sagst, sagst du auch etwas gegen mich!", zische ich gefährlich. „Verstanden!?"
Er schweigt und schaut betreten auf seine Schuhe.
„So ist das also?", fragt er dann mit kalter Wut in der Stimme.
„Genauso ist das! Wage es ja nicht, noch einmal so etwas zu sagen und nimm diesen Anstecker weg!"
„Nein.", sagt Anthony trotzig, aus seinen Augen spricht jetzt nur noch Ablehnung. „Er hat betrogen und das ist seine Strafe. Öffentlicher Hohn!"
„Weißt du was? Ich schmeiß dich aus B.ELFE.R. raus!", rufe ich wütend. „Jemanden wie dich brauchen wir nicht!"
„Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Da merke ich woran ich an dir bin!"
„Was soll das heißen?"
„Erst dachte ich, dass du ein nettes Mädchen bist, hübsch und klug. Aber jetzt merke ich, dass du eine komplett durchgeknallte Furie bist. Schön, dass ich das noch rechtzeitig gemerkt habe. Wer will so etwas wie dich schon haben? Schau dich doch an!"

Das hat gesessen.

Getroffen mache ich ein paar Schritte zurück.
„Anthony!", kreischt Hannah wütend auf. „Du kannst so nicht mit ihr reden!"
„Sei still, Hannah!", funkelt Anthony wütend. „Es ist doch wahr."
Tränen brennen in meinen Augen und rollen mir die Wangen runter.

Er hat recht... Wer will mich schon.

„Guten Morgen.", ruft Professor Vektor fröhlich, als sie die Tür zum Klassenzimmer öffnet.
Sie scheint die angespannte Stimmung zu bemerken.
„Was ist los?", fragt sie und blickt zwischen mir, Antony und Hannah umher.
„Anthony und Hermine hatten einen Streit.", erklärt Hannah.
„Oh, wollen sie darüber reden?", fragt Professor Vektor behutsam.
„Nein.", schluchze ich. „Alles gut."
„In Ordnung." Sie gibt den Raum frei und wir drei gehen hinein.
Anthony nimmt wie immer in der Fensterreihe Platz. Normalerweise sitzen wir drei immer auf einer Bank, doch heute setzte ich mich möglichst weit weg an die Wandseite des Klassenzimmers.
Zu meiner Überraschung setzt sich Hannah neben mich.
„Ich darf doch hier sitzen?", fragt sie leise und hält mir ein Taschentuch hin.
„Klar.", murmle ich und wische mir die Tränen aus den Augen.
„Hör zu, ich hab Anthony gesagt, dass er den Stecker abnehmen soll.", beginnt sie behutsam.
„Glaubst du mir und Harry?", frage ich mit einem Lächeln.
Sie druckst etwas herum. „Naja, nicht wirklich... Aber ich finde, dass es nicht okay ist solche Anstecker zu tragen!"
„Immerhin.", murmle ich und schlage mein Buch auf. Immer noch kullern Tränen über meine Wangen und tropfen auf das Buch.
„Hör doch auf zu weinen.", versucht sie mich behutsam zu trösten und legt ihre Hand auf meinen Arm. „Er hat es nicht so gemeint."
„Doch hat er und er hat recht. Wer will mich schon?", leise schluchze ich wieder auf. „Schau mich an. Ich bin ein hässlicher Bücherwurm und dazu noch eine Furie."
„Das stimmt doch gar nicht."
„Miss Granger, Miss Abbot würden Sie bitte dem Unterricht weiterverfolgen?", ruft Professor Vektor mit einem mitleidigen Blick auf mich dazwischen.
„Ja, Professor.", sagen wir beide und beginnen Notizen über den Unterricht anzufertigen.

Kaum, dass die Stunde vorbei ist, werfe ich hastig meine Sachen in die Tasche und eile aus dem Zimmer.
Anthony remple ich dabei grob an.
„Kranke Tusse!", ruft er mir noch hinterher, doch inzwischen ist mir das egal.
Ich mache noch einen Zwischenstopp auf einem Mädchenklo um mir das Gesicht zu waschen.

Niemand darf sehen, dass ich geweint habe!

Ich setzte ein gespieltes Lächeln auf und gehe hinunter in die Kerker, vor deren Eingang auch schon Harry auf mich wartet.
„Hi.", ruft er mir entgegen.
„Hallo."
„Wir war Arithmantik?"
„Klasse.", murmle ich verlegen. „Wie hat dir Trelawney deinen Tod heute vorausgesagt?"
„Sie meinte ich würde einen schrecklichen, grausamen Tod sterben." Er zuckt mit den Schultern.
Wir schlendern nun den Weg in die Kerker hinunter.
Die Slytherins stehen schon vor der Tür und einige Gryffindors sind auch schon da.
„Oh, schaut mal! Der Champion höchstpersönlich!", höhnt Malfoy. Natürlich trägt er einen dieser scheußlichen Anstecker.
An Harrys Ausdruck merke ich, dass er sie noch nicht kennt.
„Gefällt er dir?", Malfoy scheint Harrys Blick aufgefallen zu sein.
„Hier Granger. Ich habe auch einen für dich!" Er geht auf mich zu und hält mir die Hand mit einem Anstecker hin.
Wütend schlage ich dagegen und er fliegt im hohen Bogen davon.
„Du mieses Schlammblut.", zischt Malfoy.
„Rede nicht so mit ihr!", ruft Harry und stößt Malfoy von mir weg.
Malfoy fliegt durch den Korridor und landet mit einem lauten Krachen auf dem Hintern.
Crabbe und Goyle knacken gefährlich mit ihren Knöcheln.
„Harry.", flüstere ich ängstlich und ziehe ihm am Ärmel. „Komm."
Malfoy zieht seinen Zauberstab und schießt einen Fluch auf uns ab, der mein Gesicht nur knapp verfehlt.
„Dass du dich das traust!", ruft Harry und zieht seinen eigenen Zauberstab.
Ich will nicht, dass Harry wegen mir von der Schule fliegt.

Ich hässliche Furie bin es nicht wert!

Ich stelle mich vor ihn und versuche ihn zurück zu schieben. Doch Harry ist zu stark und ich schaffe es nicht ihn zu bewegen.
Schon saust Harrys erster Fluch an mir vorbei auf Malfoy zu.
Ich schaue mich hilfesuchend um und da sehe ich ihn.

Ron!

„Ron! Ron, hilf mir!", keuche ich und versuche Harry weiterhin weg zu schieben.
Ron dreht seinen Kopf weg und schaut in eine andere Richtung.
Furunculus!", ruft Harry. Ich wirble herum, um zu sehen, ob er sein Ziel getroffen hat. Doch Malfoy weicht aus und der Fluch erwischt Goyle im Gesicht, der aufschreit und nachhinten torkelt.
„Densaugeo!", kontert Malfoy, der Fluch jagt auf uns zu und trifft mich mitten ins Gesicht. Mich reißt es von den Füßen und ich klatsche zwei Meter weiter auf den Boden.
„Hermine!", schreit Harry und eilt zu mir hinüber.
Meine Schneidezähne schmerzen fürchterlich und vor Entsetzen stelle ich fest, dass sie nun Anfangen zu wachsen. Sie wachsen mir über die Unterlippe hinaus.
Entsetzt und mit tränenden Augen halte ich meine Hände davor, damit es niemand sieht.
Harry kniet sich besorgt vor mich und schaut mir in die Augen.
„Oh, Gott, Hermine. Es tut mir so leid.", fleht er.
„Was ist hier los?", dröhnt Snapes ölige Stimme durch den Flur.
„Potter hat mich angegriffen, Sir.", sagt Malfoy unschuldig. „Und er hat Goyle erwischt."
„Er hat angefangen und er hat Hermine getroffen!", ruft Harry aufgebracht.
Snape inspiziert Goyle, dem nun hunderte, rote Furunkel gewachsen sind.
„Krankenflügel, Goyle.", ordnet er an.
„Schauen Sie sich an, was Malfoy mit Hermine gemacht hat!", ruft Harry wütend.
Er zieht meine Hände von den Zähnen, um Snape meine riesigen Hauer zu zeigen.
Beschämt wimmere ich auf.
„Ich erkenne keinen Unterschied zu vorher.", sagt er und ein hämisches Grinsen umspielt seine Lippen.
Getroffen wimmere ich auf und schlage wieder meine Hände vor die Zähne.
„Ins Klassenzimmer, Granger.", fordert er auf.
„Haben Sie sie noch alle, Sie Arsch?!", ruft Harry wütend und stellt sich vor mich. „Sie wurde eindeutig von einem Fluch getroffen! Sie gehört in den Krankenflügel!"
„Potter, Miss Granger sieht so aus wie immer.", sagt Snape hämisch. „Sie will doch nur die Stunde schwänzen."
Meine Zähne wachsen nun über meinen Kragen und ich kann sie kaum noch mit meinen Händen bedecken.
„Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, für ihre Beleidigung.", schnarrt Snape.
„Das ist mir egal.", zischt Harry wütend und beugt sich zu mir hinunter um mir aufzuhelfen.
„Potter, wenn sie jetzt mit Granger gehen, lasse ich Sie eine Woche hier unten Nachsitzen."
Harry hört nicht auf ihn und zieht mich auf die Beine. Er legt seinen Arm um mich und drängt mich hinaus aus dem Kerker.
„Harry, nischt.", nuschle ich. Es ist mir kaum noch möglich zu reden.
„Nein!", ruft Harry. „Wir sehen uns heute Abend, Professor!" Harry blickt sich nicht einmal um, während er mich aus dem Kerker drängt.
Tränen kullern, nun heute schon zum zweiten Mal, über meine Wagen.
„Harry.", wimmere ich. „Das hättescht du nsicht tun sollen!"
Harry drückt seinen Arm noch fester um mich und geht so mit mir zusammen in den Krankenflügel.
Als wir den Krankenflügel erreichen, nimmt Harry seinen Arm von meinen Schultern und öffnet die Tür.
„Bei Merlins Bart!", ruft Madam Pomfrey, als sich mich sieht. Sofort drängt sie mich auf eine Krankenliege.
„Mr. Potter, wären Sie so freundlich und würden draußen warten?"
„Nein, isch möschte, dass Harry hierbleibt."
Sie seufzt auf und winkt nun doch Harry zu uns.
„Sie hätten sofort zu mir kommen sollen.", meckert sie. „Das könnte jetzt etwas schmerzhaft werden."
Sie reicht mir einen Spiegel. „Sagen sie Stopp, wenn ihre Zähne auf der normalen Länge sind."
Ich nicke.
Harry kommt zu mir und hält mir die Hand.
Madam Pomfrey lächelt und zieht ihren Zauberstab. Sie sagt laut und deutlich: „Dentes retrorsum!", und deutet auf meine Zähne.
Es fühlt sich an, als ob mir die Zähne zurück in den Kopf geschoben werden und es fängt furchtbar an zu schmerzen.
Ich stöhne auf und drücke Harrys Hand kräftig zu.

Nur noch ein bisschen und sie sind wieder so groß wie vorher!
Bessere Idee! Das ist die einmalige Gelegenheit, die Hasenzähne los zu werden!

Die Zähne erreichen nun ihre, für mich, Normalgröße. Doch ich denke nicht daran nun Stopp zu sagen. Ich warte, bis die Schneidezähne auf ein perfektes Maß passen.
„Stopp!", rufe ich und Madam Pomfrey hält sofort inne.
Sie mustert mich argwöhnisch, sagt aber nichts.
„Wieso sind sie nicht sofort zu mir gekommen?", fragt sie nun wieder. Ein leichter Vorwurf klingt in ihrer Stimme mit.
„Snape meinte, dass sie aussehen würde wie immer!", ruft Harry aufgebracht. „Er wollte nicht, dass ich sie in den Krankenflügel bringe!"
„Und Sie sind trotzdem hergekommen?"
„Ich muss dafür eine Woche Nachsitzen in Kauf nehmen.", murmelt Harry und lächelt mich an. „Es tut mir so leid, Mine."
„Schon gut." Ich betrachte mein neues Aussehen im Spiegel. Mein Gesicht sieht nun völlig verändert aus. Ich bin so froh, diesen Riesenhauer los zu sein.
„Es war richtig von Ihnen, sich zu widersetzten!", sagt Madam Pomfrey entschlossen.
Sie steckt ihren Zauberstab weg und geht in ihr Büro.
„Wieso hast du nicht eher Stopp gesagt?", fragt Harry überrascht, als er mit mir zusammen zurück in den Gemeinschaftsraum geht.
„Ich wollte meine Hasenzähne loswerden, das war die perfekte Gelegenheit!"
„Ja, stimmt schon.", sagt er. „Du siehst nun völlig anders aus."
„Besser oder schlechter?"
Harry scheint seine Antwort vorsichtig zu überdenken.
„Du hast vorher auch schon sehr gut ausgesehen, finde ich. Aber so gefällst du mir noch viel besser."
Das geht runter wie Öl.
„Ohh.", quietsche ich verlegen. „Danke." Ich lächle glücklich.
„Auch dein Lächeln gefällt mir nun noch mehr.", sagt er.
„Nun ist aber gut.", lache ich und werde wieder ernst „Meinst du, dass ich eine verrückte Furie bin?"
„Wie kommst du denn auf so etwas?", fragt er verdutzt.
„Nur so."
„Nein, denke ich nicht.", sagt Harry entschlossen. „Quatsch!" Das Portrait der fetten Dame schwingt zur Seite.
Kaum, dass wir uns im Gemeinschaftsraum niedergelassen haben, öffnet sich das Portrait erneut.
„Harry?", piepst der kleine Colin Creevey und wird direkt wieder Rot im Gesicht.
Harry rollt mit den Augen. „Ja, Colin?"
„Ich hab dich überall gesucht. Snape meinte, dass du mit Hermine in den Krankenflügel bist."
„Wieso hast du mich gesucht, Colin?", fragt Harry nun mit Nachdruck.
„Mr. Bagman will dich sehen und auch alle anderen Champions. Es sollen Fotos von euch gemacht werden."
Harry läuft knallrot an, richtet sich dann aber auf.
„Kommst du mit?", fragt er an mich gerichtet. „Bitte." Flüstert er.
Ich lächle und stehe auf. „Na schön."
Ich folge Harry und Colin durch die Korridore.
„Ist das nicht der Wahnsinn, Harry? Du als vierter Champion!"
„Ich wollte nie Champion werden, Colin!", verteidigt sich Harry.
„Wozu brauchen sie die Fotos, Colin?", rufe ich von hinten.
„Für den Tagespropheten, Hermine.", piepst er. „Ist das nicht aufregend?"
„Großartig.", knurrt Harry. „Das fehlte mir noch."
„Viel Glück.", piepst Colin und öffnet die Tür, als wir den Raum erreichen.
Eigentlich hatte ich vor draußen zu warten, doch er schubst mich einfach hinein und donnert die Tür zu.
„Oh, Harry!", ruft Bagman und richtet sich aus seinem Stuhl auf. „Schön, dass du gekommen bist. Und wer ist deine Begleitung?"
„Das ist Hermine, Sir.", sagt Harry. „Ich habe sie mitgenommen."
„Nun, eh, Harry, normalerweise ist es nicht gestattet... Aber hier läuft sowieso alles drunter und drüber.", lacht Bagman. „Setz dich einfach dort drüben hin." Bagman deutet auf eine Stuhlreihe, auf der schon eine Frau mit Magenta rotem Umhang sitzt und eine auffällig steife, blonde Lockenpracht trägt.
Ich bewege mich zu dem angewiesenen Platz hinüber und setzte mich neben die Frau. Die anderen drei Champions, Fleur, Cedric und Krum sind auch schon da.
„Schön. Da jetzt alle Champions da sind, können wir ja nun beginnen!", sagt Bagman und klatscht in die Hände.
„Ich bitte euch, gleich eure Zauberstäbe zur Eichung abzugeben, der Fachmann ist gerade bei Dumbledore."
„Eichung?", stutzt Harry.
„Ja, der Eichung, Harry. Wir müssen doch wissen, ob eure Zauberstäbe in Ordnung sind. Das dort drüben ist Rita Kimmkorn, sie schreibt einen kleinen Artikel über das Turnier im Tagespropheten." Er weist auf die Frau neben mir.
„So klein wird der nicht Ludo.", zwinkert Rita und steht auf.
„Wäre es möglich, mit Harry ein kleines Interview zu führen, bevor wir beginnen?"
„Hm, naja.", stottert Bagman und scheint zu überlegen. „Wenn Harry nichts dagegen hat." Auf diese Worte scheint Rita nur gewartet zu haben. Sie krallt sich Harrys Unterarm und zieht ihn in eine angelegene Besenkammer.
Verlegen sitze ich auf meinem Stuhl. Wie gerne würde ich mich jetzt verkriechen.
Ich schaue mir die anderen Champions an, auch sie scheinen aufgeregt zu sein.
Cedric scheint seine Schuhe sehr interessant zu finden. Fleur zupft an ihrer Frisur herum und Krum starrt mich an.
Erschrocken schaue ich in eine andere Richtung.

Schau aus dem Fenster, Schau aus dem Fenster. Du hast ihn nicht bemerkt, das ist nicht merkwürdig!

Vorsichtig spähe ich aus dem Augenwinkel hinüber und bemerke, dass er mich immer noch anstarrt. Schnell schaue ich wieder weg.
Die Tür fliegt krachend auf und die anderen vier Juroren, Dumbledore, Madame Maxime, Karkaroff und der Elfenmisshandler Crouch, betreten das Zimmer. Mr. Ollivander, der Zauberstabmacher, folgt ihnen.
„Hallo, Champions!", ruft Dumbledore vergnügt, dann scheint er zu bemerken, dass Harry fehlt „Wo ist Harry, Ludo?"
„Rita wollte noch ein Interview mit ihm führen, sie sind dort...", doch er kommt nicht weiter, Dumbledore rast auf die Tür zu und reißt sie auf.
Ich lehne mich zur Seite und spähe in die Kammer. Harry sitzt auf einem umgedrehten Eimer und Rita sitzt mit einem Schreibblock vor ihm.
Sie und Dumbledore scheinen laut zu diskutieren und Harry schlüpft hastig aus der Kammer.
Ich werfe ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, welches er erwidert.
Dumbledore und Rita scheinen ihre Diskussion beendet zu haben und etwas verärgert kommt sie wieder zu mir zurück auf die Stuhlreihe.
„Miss Granger, was machen Sie hier?", fragt Dumbledore verdutzt, als er mich schließlich bemerkt.
„Oh, Sir... Ich eh... Hab Harry begleitet... Soll ich gehen?"
Dumbledore schmunzelt. „Nein, bleiben Sie ruhig, das ist eine Ausnahme!" Er dreht sich um und kündigt Mr. Ollivander an.
„Du bist also die Begleitung von Harry?", fragt mich Rita neben mir und sie zieht aus ihrer Tasche eine kleine, grüne Feder.
„Ehm, ja.", murmle ich verlegen.
„Dann erzähl mal. Wie ist Harry denn so?"
„Wie meinen Sie das?"
„Na, wie ist er so unter seinen Freunden?"
„Oh, also Harry ist ein sehr ehrlicher und anständiger Mensch und der beste Freund, den man haben kann."
„Aha, aha.", nickt sie und ihre kleine Feder saust wie von Geisterhand über das Pergament.
„Wie würdest du die Beziehung zwischen dir und Harry beschreiben?"
„Was meinen Sie damit?"
„Na, sie sind doch seine Freundin, oder nicht?"
„Also, ich bin nur eine Freundin!", stelle ich klar.
Aufgeregt kritzelt die kleine Feder über das Pergament.
„Nur Freunde, ja?"
„Ja.", nicke ich entschlossen.
„Hast du das Gefühl, dass da mehr sein könnte?"
„Eh, ich denke nicht...", murmle ich verlegen.
„Wünscht du dir mehr?" Sie schaut mich durchdringend an. „Ich meine, er ist Harry Potter!"
„Ich mag Harry nicht, weil er der Junge ist, der überlebt hat. Sondern weil er er ist! Er ist nett und zuvorkommend und ich verstehe mich blind mit ihm!"
Sie macht große Augen und die Feder jagt wie wild über das Pergament.
Ich habe das Gefühl gerade eine Topstory zu werden und schweige lieber. Doch Rita stellt mir keine Fragen mehr und wir beobachten die Eichung der Zauberstäbe.
„Weißbuche und Drachenherzfaser?", fragt Ollivander Krum, der gerade seinen Zauberstab überreicht.
„Ja.", sagt Krum knapp.
„Ahja, gefertigt von Gregorowitsch. Ein guter Zauberstabmacher, obwohl mir der Stil nicht gefällt.", murmelt Ollivander. Er schwingt den Stab und aus seiner Spitze kommen ein paar kleine Vögel.
„Einwandfrei.", erklärt Ollivander und reicht Krum seinen Zauberstab zurück. „Nun zu Mr. Potter."
Harry sitzt ängstlich auf seinem Platz und versucht seinen Zauberstab mit dem Saum seines Ärmels zu reinigen.
Fleur wirft ihm einen mitleidigen Blick zu, schubst ihn dann aber zu Ollivander.
„Ahja, ich kann mich noch daran erinnern, wie Sie ihn vor vier Jahren bei mir gekauft haben.", sagt er abwesend. „Stechpalme, Phönixfeder. Sehr seltsam, dass ausgerechnet dieser Zauberstab zu Ihnen passt, sehr seltsam."
Mit großen Augen inspiziert er den Zauberstab. Er lässt sich viel mehr Zeit als bei den anderen Champions. Schließlich schwingt er den Stab und eine Weinfontäne schießt hervor.
„Der Stab ist noch so perfekt wie am ersten Tag.", lächelt Ollivander und reicht ihn Harry.
Ollivander verzieht sich nun in eine Ecke.
„Ich danke allen für ihr Kommen!", ruft Dumbledore und funkelt in meine Richtung. „Ich bin mir sicher, dass..."
„Fotos Dumbledore. Wir müssen noch Fotos machen!", ruft Bagman freudig.
Dumbledore scheint davon nicht begeistert zu sein, denn sein Lächeln fällt in sich zusammen.
„Wie wäre es Rita? Die Champions und die Richter zusammen auf einem Bild?"
„Perfekt!", ruft Rita und springt freudig von ihrem Sitz auf. Sie fischt aus ihrer Tasche eine kleine Kamera und beginnt wie wild Fotos zu schießen.
Gut eine Stunde macht Rita nur Fotos und Interviews von den Champions und den Richtern. Schließlich werden doch alle entlassen und kehren erschöpft zurück in ihre Gemeinschaftsräume.
„Oh man.", keucht Harry. „Das will ich nie wieder tun."
„Das wirst du noch öfters machen müssen.", lächle ich.
„Bitte nicht.", stöhnt Harry.
„Quatsch!", rufe ich, die fette Dame schwingt zur Seite.
„Oh, hallo!", ruft Ron uns schon sarkastisch entgegen. „Wie war dein Fototermin?!" Er wartet keine Antwort ab. „Du hast eine Eule!"
Er rempelt sich zwischen mir und Harry durch.
Harry scheint mit sich zu ringen, ob er nun mit Ron reden sollte oder nicht, doch er scheint es zu lassen.
„Ich schau schnell nach!", ruft er und rennt die Treppe hinauf.
Wenig später eilt er mit einem Brief in der Hand zurück.
Er faltet ihn auf und hält ihn so, dass ich mitlesen kann:

Harry,
ich kann in einem Brief nicht alles sagen. Die Gefahr ist zu groß, dass die Eule abgefangen wird. Kannst du dafür sorgen, dass du am 22. November um ein Uhr nachts allein im Gemeinschaftsraum bist? Dann können wir reden!
Bitte sorge dafür, dass im Kamin ein Feuer brennt.
Sirius.

„Er will doch nicht hierherkommen?", fragt Harry ängstlich.
„Ich denke nicht. Das wäre zu gefährlich. Er wird einen anderen Weg finden. Es wird etwas mit dem Kamin zu tun haben."

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt