Heldin Hedwig

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Am nächsten Morgen stehe ich ganz früh auf. Schließlich habe ich noch einen Berg an Hausaufgaben zu erledigen.
„Hermine?", ich blicke von meinen Büchern auf. „Also Parvati und ich wir reisen ab. Wir sehen uns dann nächstes Jahr wieder." Sie umarmt mich. „Schon mal frohe Weihnachten."
„Euch auch.", lächle ich und umarme beide zum Abschied.
Eine halbe Stunde später trabe ich in den, wie ausgestorbenen, Gemeinschaftsraum.

Wow, dieses Jahr scheinen echt alle abgereist zu sein.

Ich breite, wie gewohnt meine Hausaufgaben, auf einem Tisch vor dem Kamin, aus.
Ich bin gerade bei der vierten Rolle Pergament meiner Geschichte der Zauberei Hausaufgaben angekommen, als oben beim Jungenschlafsaal eine Tür geöffnet wird. Jemand gähnt laut auf und schlurft die Treppe hinunter.

Das kann nur Ron sein.

Kopfschüttelnd beuge ich mich wieder über meinen Aufsatz. „Morgen.", nuschelt er.
„Morgen.", sage ich knapp ohne den Blick von meinem Aufsatz abzuwenden.
Ron beobachtet mich eine ganze Zeit und sagt dann schließlich „Wir müssen mit Harry reden."
Verdutzt lege ich meine Feder zur Seite und schaue ihn an „Wieso?"
„Naja, ich mache mir Sorgen, dass er sich an Black immer noch rächen möchte."
„Ich... Ich habe gestern eigentlich mit ihm darüber gesprochen...", sage ich enttäuscht.
Ich habe mich darauf verlassen, dass ich Harry überzeugen konnte, das nicht zu tun.
„Wirklich? Gut, gestern Abend war er schon besser gelaunt, aber ich würde gern auf Nummer sichergehen."
„Einverstanden. Ich will mir auch ganz sicher sein, dass er keine Dummheit macht."
Ron und ich üben, bevor Harry aufwacht, das Gespräch, um ihn vorsichtig an das Thema heranzuführen und ihn wirklich zu überzeugen.
Schließlich wird oben eine Tür geöffnet. „Er kommt.", raunt Ron und wirft sich in einen Sessel und tut möglichst gelassen.
„Harry du siehst schrecklich aus!", ruft ihm Ron entgegen.
Ich funkle ihn wütend an, aber er hat recht.

Gestern nach unserem Gespräch schien es ihm doch besser zu gehen. Hat ihm das Gespräch vielleicht nicht so viel bedeutet wie mir?

„Wo sind denn alle?", fragt Harry schlaftrunken.
„Heute ist der erste Ferientag, weißt du das nicht mehr?" Ron mustert Harry eingehend. „Es gibt bald Mittag." Ron deutet auf die große Uhr. „Wir wollten dich gerade wecken."
„Ich konnte die Nacht kaum schlafen.", murmelt er und setzt sich mir gegenüber.
„Du... Du siehst wirklich nicht gut aus.", sage ich besorgt.
„Mir geht's gut, danke."
„Harry, komm bloß nicht auf die dumme Idee Black zu jagen!" ruft Ron entgegen unseres Plans.
Wütend funkle ich ihn an.

So haben wir das nicht geübt!

„D-Das wirst du doch nicht tun, oder?", sage ich laut und setzte flüsternd hinzu: „Wir haben doch gestern gesprochen."
„Ihr habt doch keine Ahnung! Weißt du, Ron, was ich höre, wenn die Dementoren in der Nähe sind?" blafft er ihn an.
Ron schüttelt etwas ängstlich den Kopf.
Harry springt geladen auf. „Ich höre meine Mutter, wie sie Voldemort anfleht mich am Leben zu lassen, dann ihre Schreie, wenn sie schließlich getötet wird!"
„Hey, wieso sagst du nur mir das?!", versucht Ron sich zu retten, doch Harry ignoriert ihn einfach.
„Jetzt stellt euch mal vor." Jetzt schaut er uns beide an. „Ihr würdet das immer hören und dann würdet ihr herausfinden, dass ihr bester Freund sie verraten hat..."
„Harry...", versuche ich ihn mit schwacher Stimme zu erreichen.
„Willst du... Willst du etwa Black umbringen?" stammelt Ron.
Ich zucke zusammen.

Wir haben gestern drüber gesprochen. Bitte...

„Red keinen Unsinn.", spreche ich mit leichter Panik in der Stimme. „Harry will niemanden umbringen, stimmt doch, oder?"

Bitte sag es oder hat dir unser Gespräch nichts bedeutet?

Harry schweigt und Ron und ich verstehen.
„Harry, bitte..." Tränen brennen in meinen Augen.

Es hat ihm nichts bedeutet. Ich hatte so gehofft zu ihm durch gedrungen zu sein...

„D-Deine Eltern hätten das nicht gewollt...", stammle ich.
„Ich werde nie wissen, was meine Eltern gewollt hätten, denn dank Black habe ich nie mit ihnen gesprochen.", blafft er mich an.
Wieder kehrt Stille ein. Harry setzt sich wieder in einen Sessel und starrt aus dem Fenster. Er will niemanden von uns ansehen.
Ich schluchze ein wenig und wische mir die Tränen weg. Es tut mir weh, dass es ihm anscheinend nichts bedeutet hat.
Mir hat dieses Gespräch so viel bedeutet und für ihn scheint es vollkommen nutzlos gewesen zu sein. Wie ein Gespräch mit einer flüchtigen Bekannten.
Ron wirft mir einen Blick zu und scheint meine Lage zu bemerken.
„Lasst uns Hagrid besuchen!", schlägt er vor, um ein anderes Thema aufzurollen.
„Nein!" rufe ich. „Harry darf das Schloss nicht verlassen!"
„Ja, Ron lass uns gehen.", sagt Harry und funkelt mich an.

Wieso bist du jetzt so zu mir?

Er steht auf und geht an mir vorbei hinüber zum Portal.
„Kommt ihr nun mit oder nicht?", fragt er und stößt das Portal auf.
„Rüdiger Schuft, stell dich deinem Urteil!" Sir Cadogan scheint nie aus seiner Rolle zu fallen.
Wütend schaue ich Ron an und Tränen glitzern in meinen Augen. Ron wirft mir einen entschuldigenden Blick zu und eilt dann Harry nach.
Ich überlege kurz, folge dann aber doch den beiden.
Den Weg hinunter zu Hagrids Hütte, schweige ich.

Was habe ich ihm getan? Wieso ist er so zu mir?

Ich betrachte seine Rückseite, da ich hinter den beiden her trabe.

Gestern noch war alles gut und er hat mir so viel anvertraut und jetzt? Ablehnung im höchsten Maße...

Ron klopft gegen die Tür, doch keiner öffnet.
„Ist er vielleicht draußen...?", sage ich.
„Nein. Sei mal still.", unterbricht er mich und drück sein Ohr gegen die Tür. „Dort drin weint jemand."
„Hagrid! Hagrid bist du da?", ruft Harry und trommelt gegen die Tür.
Schwere Schritte ertönen von innen und Hagrid öffnet die Tür.
„Ihr habt also doch davon gehört!", poltert Hagrid und schmeißt sich Harry um den Hals.
Harry ist in den letzten Jahren gewachsen, er ist nicht mehr der kleine Junge aus dem Hogwartsexpress, sondern mittlerweile ist er recht groß. Zwar immer noch kleiner als Ron, aber größer als ich und auch tut ihm das Quidditch Training gut.
Er ist groß und muskulös gebaut, doch das reicht nicht aus um Hagrids Last zu tragen.
Harry knickt einfach zusammen und Ron und ich müssen ihm helfen, Hagrid von ihm runter zu drücken.
„Was ist denn los, Hagrid?", frage ich etwas außer Atem.
Hagrid wedelt zur Antwort mit einem amtlich wirkenden Brief vor meiner Nase herum.
Ich nehme ihn entgegen und lese vor:

Sehr geehrter Mr. Hagrid,
im Zuge unserer Untersuchung des Angriffs eines Hippogreifes auf einen Schüler in Ihrem Unterricht, vertrauen wir der Versicherung Professor Dumbledores, dass Sie für den bedauerlichen Zwischenfall keine Verantwortung tragen.

„Also Hagrid! Das ist doch Klasse!", jubelt Ron.
„Warte es geht weiter." Ich lese weiter vor:

Allerdings müssen wir unsere Besorgnis über den fraglichen Hippogreif zum Ausdruck bringen. Wir haben beschlossen, die offizielle Beschwerde von Mr. Lucius Malfoy zu unterstützen und übergeben die Angelegenheit daher dem Ausschuss für die Beseitigung gefährlicher Geschöpfe. Die Anhörung findet am 20. April statt und wir bitten Sie, sich an diesem Tage mit ihrem Hippogreif in den Amtsräumen des Ausschusses in London einzufinden. In der Zwischenzeit muss der Hippogreif von den anderen Tieren abgesondert werden.
Mit kollegialen Grüßen

„Hier sind die ganzen Schulräte aufgelistet.", sage ich, denn ich habe gar keine Lust die Schulräte vor zu lesen.
„Oh Hagrid, aber du hast doch gesagt, Seidenschnabel ist ein guter Hippogreif.", ruft Ron entsetzt.
Hagrid kommt nicht dazu zu antworten. Hinter uns ertönt ein lautes schmatzendes Geräusch. Wir drei fahren herum und sehen Seidenschnabel, der auf dem Boden liegt und etwas mit dem Schnabel bearbeitet. Das Etwas ist mittlerweile mehr als tot, es ist nicht mehr zu erkennen was es einmal war und sein Blut ist über den ganzen Boden verteilt.
„Ich konnte ihn nicht draußen allein lassen. Es ist doch Weihnachten." Hagrid schluchzt wieder los.
Ich kann nicht aufhören Seidenschnabel anzustarren, wie er das Stück Fleisch zerfleddert.
Ich schüttle meinen Kopf und wende mich Hagrid zu. „Du brauchst eine starke Verteidigung Hagrid!"
„Das macht keinen Unterschied, diese Teufel vom Ausschuss hat Malfoy in der Hand."
„Hermine hat Recht, Hagrid!", sagt Harry. „Du brauchst eine starke Verteidigung."
„Ich werde für dich in der Bibliothek alles über Hippogreifverurteilungen lesen, Hagrid und eine Verteidigung vorbereiten!" sage ich, doch ich bereue es gleich wieder.

Wie willst du das alles schaffen? Willst du gar keine Freizeit mehr haben?

Hagrid schluchzt nun noch lauter auf.
„Danke!", flennt er und drückt mich an sich.
Ich habe das Gefühl, dass mir die Rippen brechen und ich stöhne vor Schmerz auf. Schließlich erbarmt sich Harry und drückt Hagrid von mir weg.
„Danke.", murmle ich.
„Hagrid wir sollten jetzt gehen." Harry schaut auf seine Uhr, die ich ihm geschenkt hatte.
„Es gibt Mittag."
Nach dem Mittagessen gehen wir in die Bibliothek und ich suche all die Bücher heraus, in denen es um Tierverurteilungen geht.
„Hier ist was im Jahre 1722...", sage ich und deute auf eine Seite. „Schaut was sie mit dem gemacht haben." Ich verziehe das Gesicht. „Abscheulich..."
„Das hier hilft uns vielleicht.", sagt Ron. „Hier die haben im Jahre 1296 einen Mantikor freigelassen, obwohl der einen Menschen zerfleischt hat. Das ist doch viel Schlimmer als das, was Seidenschnabel gemacht hat."
„Nein, die haben ihn freigelassen, weil sie sich ihm nicht nähern wollten.", verbessert Harry, der gerade hinter Ron steht und den Artikel mitliest.
Stunde um Stunde vergeht so und wir bekommen nichts zustande, was Hagrid helfen könnte.
Schließlich kommen wir zu dem Schluss, es für heute gut sein zu lassen und gehen zurück in den Gemeinschaftsraum.
Ron und Harry spielen noch einige Partien Zauberschach, doch für mich ist jetzt nicht Schluss, ich muss weitermachen. Meine Hausaufgaben, die ich heute Morgen begonnen hatte, liegen immer noch wartend auf dem Tisch und ich mache mich wieder an die Arbeit.

Zwei Tage später werde ich von Krummbein am Morgen geweckt.
„Was ist denn Krummbein?" frage ich verschlafen.
Der Kater schnurrt und zieht mir die Decke vom Kopf.
Ich schaue auf die Uhr.
„Was ist, denn? Es ist fünf Uhr, die anderen schlafen alle noch!"
Krummbein geht zum Ende meines Bettes und ich schaue hinunter. Ein kleiner Haufen Geschenke liegt vor meinem Bett.
„Ach du Schreck!", rufe ich. „Ich habe Weihnachten vergessen! Die ganze Woche habe ich nur gelernt und an Hagrids Verteidigung gearbeitet!"
Entsetzt springe ich auf und hole die Geschenke für meine Eltern aus dem Schrank.

Was ist mit Harry und Ron? Ich habe nichts für die beiden!

Ohne mich umzuziehen, laufe ich in die Eulerei.

Nur eine kann mir jetzt helfen.

„Hedwig!", rufe ich „Hedwig, bist du da?" Hedwig flattert von oben hinunter und landet auf meiner Schulter. „Hedwig ich habe ein riesen Problem." Sie schuhut leise. „Ich habe vergessen meinen Eltern diese Geschenke rechtzeitig zu schicken und ich habe kein Geschenk für Harry und Ron." Wütend krächzt Hedwig auf und beißt mir ins Ohr.
„Aua! Ja, das hab ich verdient. Kannst du die Geschenke zu meinen Eltern bringen und auf dem Rückweg ein paar Sachen im Honigtopf für Ron mitnehmen?"
Wieder krächzt sie auf. „Ja, für Harry bitte bei Zonkos, das hier." Ich binde ihr eine Bestellung ums Bein und überreiche ihr das Paket.
„Das machst du doch für mich, oder?" frage ich vorsichtig und schaue sie mit einem Hundeblick an.
Ich weiß, dass Hedwig mich gut leiden kann und bin mir ziemlich sicher, dass sie mir den Wunsch nicht abschlagen wird. Doch lässt sie mich einen Moment bangen, krächzt dann aber und schnappt nach dem Paket.
„Danke, außer dir würde das keine sonst schaffen."
Sie schlägt mir noch einmal einen Flügel gegen den Kopf und flattert dann davon.
„Bitte komm schnell wieder...", flüstere ich.
Ich warte einen Moment und renne dann zurück in den Gryffindorturm.
Ich rufe Sir Cadogan das Passwort zu, obwohl er noch halb am Schlafen ist.
Er öffnet das Portal und lässt mich hindurch schlüpfen.
Oben in meinem Zimmer angekommen, öffne ich meine Nachttischschublade und ziehe das Bild, welches ich mit Harry vor einiger Zeit gemacht habe, hervor.
Das Bild bewahre ich seither, sich dort drin.
Ich laufe zum Schrank und suche die anderen Fotos hervor, die ich den in den letzten Jahren gemacht habe und eigentlich meinen Eltern schicken wollte.
Harry, Ron und ich am schwarzen See. Ron, Harry und Hagrid mit Fang vor Hagrids Hütte. Ich und Harry bei einer Partie Schach.
Ich stutze, ein Foto von mir. Ich sitze gebeugt und angestrengt lesend über einem Buch.
Ich habe das Foto nicht gemacht und betrachte es.

Sehe ich immer so aus? Ist ja furchtbar!

Ich werfe das Foto weit in den Schrank und suche weitere hervor.
Ich lache auf als ich das zerknüllte Foto vom letzten Jahr wieder ausgrabe, welches der kleine Colin eigentlich von Harry gemacht hat.
Der Foto-Harry schaut verwirrt in die Kamera und im Hintergrund verschlinge ich, immer noch unvorteilhaft abgebildet, eine Pizza.
Ich betrachte mich.
„Ja, ich habe mich in diesem Jahr wirklich verändert.", murmle ich und betrachte die buschigen braunen Locken.
Dann gehe ich zum Spiegel und schaue mir die neue Hermine an. Mein Haar wird schon wieder etwas dichter, aber es ist immer noch seidig und glänzt.
„Das beste was mir passieren konnte, war es den falschen Vielsafttrank zu trinken.", lächle ich.
Ich erinnere mich in welcher Lage ich bin und suche noch ein paar Fotos hervor.
Um halb acht klopft es dann an meinem Fenster.
„Hedwig!", juble ich und lasse die Eule herein.
Sie schmeißt mir ein großes Paket auf den Schoss und lässt sich das Paket, welches um ihr Bein geschnürt ist, abbinden.
Sie keucht ein wenig und ich streichle ihr über den Kopf. „Du bist meine Retterin."
Sie kneift mir ins Ohr und flattert wieder davon.
Der Honigtopf hat Rons Paket schon in Geschenkpapier eingewickelt.
„Wenigstens darum muss ich mich nicht mehr kümmern."
Doch das kleinere Paket, welches um Hedwigs Bein gewickelt war, hat nun meine volle Aufmerksamkeit.
Behutsam packe ich es aus und betrachte den wunderschön verzierten Zauberbilderrahmen.
In einen Zauberbilderrahmen, kann man mehrere Fotos hinzufügen und sie nach einander anzeigen lassen. Man kann sie aber auch bei belieben anhalten lassen.
Ich nehme die von mir ausgewählten Fotos und schiebe sie in den Bilderrahmen, doch bei dem Foto von mir und Harry zögere ich jedoch.
Ich ziehe meinen Zauberstab und murmle: „Effingo", sofort erscheint eine zweite Kopie des Bildes.
Das Original stecke ich zurück in die Schublade, dort wo es sicher ist, und die Kopie stecke ich in den Bilderrahmen.
„So!" sage ich triumphierend, nachdem ich den Bilderrahmen erfolgreich eingepackt habe.
„Jetzt zu den Jungs!"
Ich wickle Krummbein etwas Lametta um den Hals und schlendere mit ihm auf dem Arm hinüber zum Jungenschlafsaal.
„Frohe Weihnachten!" rufe ich, als ich die Tür aufgestoßen habe.
„Frohe Weihnachten!", murmeln die beiden abwesend. Sie betrachten etwas, was vor Harrys Bett liegt.
„Was ist los?" frage ich verwundert und setzte Krummbein ab.
„Harry hat einen Feuerblitz bekommen." Ron deutet auf den Besen.
„Oh." Ich gehe zu den beiden hinüber und beuge mich über das Paket.
Vor den beiden liegt ein elegant und vor allem teuer aussehender Besen.
„Wer hat dir den geschickt?" frage ich.
„Keine Ahnung.", murmelt Harry.
„Hm.", sage ich nachdenklich. „Das ist doch ein ziemlich guter Besen, oder?"
Ron springt entsetzt auf. „Ein ziemlich guter Besen?! Das ist der beste Besen der Welt!"
„Also ist er ziemlich teuer?" frage ich zögernd.
„Alle Besen der Slytherinmannschaft sind zusammen nicht so viel wert wie der hier!"
„Wer würde ein so teures Geschenk verschicken und keinen Namen beilegen?", frage ich vorsichtig weiter.
Ich merke wie die Stimmung langsam kippt.
„Du denkst auch immer nur das schlechteste, oder?", faucht Ron.
Zum Glück wird er von einem echten Fauchen unterbrochen und kann die Stimmung nicht noch mehr zum Kippen bringen.
Krummbein ist laut fauchend auf Krätze losgegangen, der es sich auf Rons Bett gemütlich gemacht hat.
Krätze springt ängstlich auf und rennt unter einen Schrank.
„Schmeiß das Vieh raus!", brüllt Ron und schnappt sich Krummbein und bevor ich reagieren kann, wirft er ihn aus dem Jungenschlafsaal.
Es poltert ein wenig auf der Treppe und Krummbein scheint im Gemeinschaftsraum gelandet zu sein.
„Ron!", ruft zu meiner Überraschung Harry. „Das war nicht nötig."
„Er wollte Krätze fressen!"
„Dann musst du ihn nicht gleich die Treppe runterwerfen!"
Für einen kurzen Moment herrscht Stille.
„Ich habe Geschenke für euch.", unterbreche ich zögernd die Stille und überreiche zuerst Ron, dann Harry ihre Geschenke.
Ron packt eine riesen Ladung an Kaugummis, Weingummis und Schokofrösche aus.
Harry packt erwartungsvoll den Bilderrahmen aus und stutzt.

Es gefällt ihm nicht.

Er betrachtet das Bild, welches gerade an erster Stelle steht.
Wir, Hagrid und Fang vor Hagrids Hütte. Dann schaltet der Rahmen um.
„G-Gefällt er dir?", stammle ich über Rons Geschmatzte hinweg.
„E-Ehm, ja.", sagt Harry.

Er lügt...

„Danke, Mine.", lächelt er und umarmt mich.
Er stellt den Bilderrahmen auf seinen Nachttisch, neben das Bild seiner Eltern.
„Was hast du denn?" Verwundert blickt er mich an.
„Ich dachte es gefällt dir nicht." Ich schaue zögernd auf den Boden.
„Ich hab doch gesagt, dass es mir gefällt.", wiederholt Harry verwundert und schließt mich in die Arme. „Wieso bist du in letzter Zeit so unsicher?" fragt er.
„Das musst du gerade sagen!", sage ich gespielt böse „Wer hatte denn Angst, mir eine Tasche zu geben?"
Harry lächelt.
„Hey, wann habt ihr das denn gemacht? Ohne mich?", fragt Ron enttäuscht.
Gerade ist der Rahmen auf das Bild umgesprungen, welches Harry und ich neulich gemacht haben.
Der Foto-Harry hält die Foto-Hermine dicht an sich gedrückt und beide lächeln in die Kamera, während die Schneeflocken um sie herumwirbeln.
Neben dem Bild seiner Eltern, die im Laub tanzen, sieht es wirklich wunderschön aus.
Harry kratzt sich verlegen am Kopf „Ehm vor ein paar Tagen...", murmelt er.
„Sagt mal." Ron blickt wütend zu uns und wirft die leere Schokofroschpackung aufs Bett „Schließt ihr mich irgendwo aus?"
„Nein!", sagen Harry und ich gleichzeitig.
„Wobei denn auch?", füge ich verlegen hinzu.
„War nur ein Spaß.", grinst Ron. „Darf ich jetzt eine Runde mit dem Feuerblitz fliegen, Harry?", fleht er.
„Nachdem ich geflogen bin!" Harry ist auf einmal Feuer und Flamme.
„Ihr wollt doch nicht mit dem Besen fliegen, oder?!" Entgeistert blicke ich die beiden an. „Der könnte verflucht sein!"
„Du musst immer den Spaß verderben, oder?", murrt Ron.
„Ja, Hermine, da wird schon nichts dran sein!", sagt Harry.
„Bin ich denn die einzige, die die Gefahr hier sieht?!"
Beide zucken mit den Schultern.
„Was ist, wenn Black ihn dir geschickt hat?"
„Wie soll Black denn an Geld für so einen Besen kommen? Er ist auf der Flucht!", stöhnt Ron.
Darauf fällt mir nichts mehr ein. Ich werfe meine Haare zurück und verlasse den Jungenschlafsaal.

Wenn sie mir nicht glauben wollen, bitte! Aber Professor McGonagall wird es!

Also mache ich mich auf den Weg zu Professor McGonagalls Büro.
„Professor?" ich klopfe vorsichtig gegen Professor McGonagalls Bürotür.
„Ja, herein!" ruft sie von drinnen.
Ich öffne die Tür und trete verlegen ein.

Ist es das Richtige? Er wird dich hassen, wenn du das tust! Ich stehe es nicht noch einmal durch, wenn er aus zwanzig Metern stürzt! Das letzte Mal hat er schon unverschämt viel Glück gehabt!

„Professor Harry hat einen Besen zu Weihnachten geschenkt bekommen.", sage ich zögernd.
Professor McGonagall versteht nicht. „Das ist doch schön Miss Granger?"
„Ja, schon, nur es ist ein Feuerblitz..." Jetzt blitzt es in ihren Augen. „Harrys Verwandte würden nie Geld für Harry ausgeben und ich und Ron können uns so etwas nicht leisten, von Hagrid mal abgesehen. Außerdem liegt kein Absender bei..."
„Ich verstehe Miss Granger, gut, dass sie zu mir gekommen sind! Schließlich könnte Black ihn geschickt haben!"
Sie erhebt sich.
„Ich werde den Besen sofort einkassieren und zerlegen lassen!"
„Z-Zerlegen lassen?", frage ich zögernd.

Oh, das war's mit der Freundschaft zwischen dir und Harry.

„Ja, bis auf die letzte Faser!"
„Professor, Harry wird mich dafür hassen!" Tränen schießen mir in die Augen.
„Na, na... Ich werde natürlich nicht erwähnen, dass sie mir den Tipp gegeben haben.", sagt sie beruhigend.
Doch dann eilt sie los.
„Scheiße!" schimpfe ich.

Was habe ich getan!?

Ich finde, dass es jetzt das Beste ist nicht in der Nähe, des Gryffindorturms zu gehen und verziehe mich in die Bibliothek.
Eine Stunde später halte ich es nicht mehr aus und gehe vorsichtig zurück in den Gemeinschaftsraum.
Sir Cadogan begrüßt mich mit einem Kopfschütteln.
„Früher, zu meiner Zeit, wurde man für Verrat gehängt!"
„Ihnen auch frohe Weihnachten!", murmle ich geknickt.
„Tze!" Das Portrait schwingt zur Seite, wieder Mal, ohne das Passwort abzuwarten.
Harry und Ron sitzen erschüttert in ihren Sesseln und sagen nichts.
„Hey...", begrüße ich die beiden vorsichtig.
Keiner der Beiden reagiert.
„Es... Es tut mir leid..."
„Verzieh dich einfach Hermine, okay?" Harry guckt gereizt in eine andere Richtung und steht auf. Er schaut mich nicht einmal an und geht an mir vorbei
Auch Ron wirft mir einen angewiderten Blick zu und folgt Harry.
„Ich wollte nur das Beste für dich!" rufe ich ihm nach, doch er reagiert nicht.
Das Portrait schnappt zu und ich breche auf die Knie zusammen und schluchze laut los.
„Verdammt!"

Tränen kullern mir die Wangen runter.

Wieso sieht er nicht welche Gefahr von dem Besen ausgeht!?

Schluchzend verziehe ich mich in den Mädchenschlafsaal und verkrieche mich in meinen Hausaufgaben.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt