Dumbledores Erinnerungen

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Am nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf, um so schnell wie möglich eine Eule an Sirius zu schicken.
„Lass uns Pig nehmen", schlägt Harry vor und sucht die Eulerei nach der kleinen Eule ab.
„Pig!", ruft Ron. „Komm hier her!", tatsächlich flattert nun eine tennisballgroße Eule auf uns zu.
„Wir haben einen Auftrag für dich", sagt Ron zu Pig.
Pig scheint über diese Neuigkeit so begeistert zu sein, dass er komplett ausrastet und wie verrückt um unsere Köpfe herumflattert und dabei laut piepst. Die anderen Eulen werfen Pig dafür verächtliche Blicke zu.
„Schnauze Pig!", donnert Ron und fängt den kleinen Vogel wieder ein. „Hier", er hält Pig Harry vor die Nase.
„Beeil dich, ja?", sagt Harry und überreicht Pig den Brief. Sofort flattert Pig aufgeregt davon.
„Das ist Erpressung. Wir könnten dadurch wirklich Ärger bekommen!"
„Wir haben es zu lange auf die nette Tour versucht. Jetzt kommt die harte!"
Die Tür zur Eulerei springt auf. Fred und George stehen in der Tür und diskutieren.
„Was macht ihr denn hier?", fragen Ron und Fred.
„Post verschicken!", antworten Harry und George.
„Wie? So früh?", fragen ich und Fred.
„Alles klar", grinst Fred „Wir fragen nicht, was ihr hier macht und ihr fragt uns nicht"
„Lasst euch nicht aufhalten", sagt George und weist auf die Tür.
„Wen wollt ihr erpressen?", fragt Ron.
„Wir haben nur Witze gemacht, Ron", beteuert George.
„Hat sich aber nicht so angehört!"
Fred und George tauschen einen Blick.
„Wir haben dir schon mal gesagt, Ron, dass du deine Nase aus fremden Angelegenheiten rauslassen sollst!"
Die Zwillinge rücken nicht mit der Sprache raus und so trennen sich unsere Wege.
Ron läuft die ganze Zeit bedrückt neben mir und Harry her.
„Was ist los?", frage ich ihn schließlich.
„Also... als wir nicht mehr miteinander gesprochen haben, habe ich viel mit den beiden rumgehangen und sie sind sehr scharf auf Geld... aber Erpressung?" Betreten schaut er auf den Boden. „Sie haben sich so eine Sache mit einem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt. Erst dachte ich, dass sie nur Mum damit ärgern wollen, aber es scheint purer Ernst zu sein."
„Meinst du, sie würden etwas Ungesetzliches tun?", frage ich angespannt.
Ron zuckt nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht."
„Vielleicht solltest du es Percy..."
„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Percy? Der lässt die beiden einbuchten, wie Crouch es mit seinem Sohn getan hat!"
Wir schweigen uns eine Weile an und schließlich sagt Harry: „Wir sollten jetzt frühstücken" und gemeinsam gehen wir in die große Halle.
„Meint ihr, wir können schon mit Moody sprechen?", frage ich und schaue zum Lehrertisch, an dem kein Moody sitzt.
„Wir haben nachher Verteidigung gegen die dunklen Künste, da fragen wir nach!", sagt Harry und legt mir ein Spiegelei auf den Teller.
Die Stunden vergehen quälend langsam und Harry wirft immer wieder Blicke auf meine und Rons Uhr.

Ob Ron ihn schon gefragt hat, was mit der Uhr ist?

Endlich ist es soweit und wir passen Moody vor der Unterrichtsstunde ab.
„Professor! Professor!", rufe ich ihm nach und er bleibt stehen. „Können wir kurz mit Ihnen sprechen?", ich lege ein sanftes Lächeln auf die Lippen.
„In Ordnung", knurrt Moody und öffnet die Tür für die anderen.
Wir warten, bis alle drin sind und dann geht es los.
„Haben Sie Crouch gefunden?", fragt Harry überstürzt.
„Nein", sagt Moody. „Wir haben alles abgesucht und keine Spur von ihm"
„Haben Sie die Karte benutzt?"
„Ja, trotzdem bleibt er verschwunden."
„Dann ist er doch disappariert!", sagt Ron.
Genervt seufze ich auf. „Man kann in Hogwarts nicht apparieren, Ron! Es gibt bestimmt andere Wege, wie er verschwunden sein könnte!"
Moodys magisches Auge richtet sich auf mich. „Granger, du solltest auch überlegen, eine Karriere als Auror einzuschlagen. Potter habe ich dasselbe empfohlen. So einen scharfen Verstand suchen die dort immer!"
Harry lächelt mir zu und ich werde rosa im Gesicht.

Eine Karriere als Auror?

„Du solltest dich nun um die dritte Aufgabe kümmern, Potter", sagt Moody und tippt Harry auf die Brust.

Wie konnte ich das nur vergessen?! Im ganzen Trubel um Crouch habe ich die dritte Aufgabe völlig verdrängt!

„Du! Granger!", Moody deutet nun auf mich. „Ich weiß nicht, ob Potter dir jetzt schon von der Aufgabe erzählt hat, aber übe mit ihm. Es werden einige Rätsel und Logik Aufgaben gestellt. Außerdem gibt es ein paar nützliche Zauber, die er benötigen wird!", damit hinkt er ins Klassenzimmer.
„Und ich soll nicht bei der Vorbereitung helfen?", fragt Ron mit hängenden Mundwinkeln. „Natürlich sollst du helfen", sagt Harry und klopft ihm auf den Rücken. „Moody hat es nur nicht erwähnt, weil es selbstverständlich ist."
Nach dem Unterricht beginnen Harry und ich einfache Rätselaufgaben zu lösen und ein paar nützliche Zauber zu lernen. Ron ist seelischer Beistand.
„Hermine, diese Rätsel sind viel zu schwer, ich schaffe das nicht.", seufzt Harry und rauft sich die Haare.
„So schwer ist dieses Rätsel nun auch nicht! Snapes war viel schwerer."
„Ich bin aber nicht so genial wie du!", sagt er verdrießlich.
„Oh", mache ich und mein Gesicht wird rosa.
Es klopft am Bibliotheksfenster. Pig flattert aufgeregt mit einem Brief im Schnabel davor umher.
„Oh Mann, Pig, beruhige dich.", sagt Ron genervt und lässt die kleine Eule hinein. Sie schmeißt Harry den Brief auf den Kopf und flattert dann laut piepsend durch die Bibliothek. Gespannt beugen wir uns über Sirius Brief.

Harry,
bist du völlig verrückt geworden? Wie konntest du dich darauf einlassen mit Krum am Wald spazieren zu gehen?! Schwöre mir, dass du so eine Dummheit nie wieder tun wirst! In Hogwarts ist jemand, der höchst gefährlich für dich ist!
Derjenige wollte verhindern, dass Crouch mit Dumbledore spricht und hat ihn verschwinden lassen. Er muss ganz in der Nähe gewesen sein, wenn er dich erwischt hätte, Harry!
Auch ist dein Name nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will ist das seine letzte Chance. Bleib immer in der Nähe von Ron und Hermine. Verlass abends nie den Gemeinschaftsraum.
Versprich mir, dass du dich nicht draußen rumtreibst.
Sirius.

Wütend schnaubt Harry auf. „Er muss mir gerade etwas von aufpassen erzählen.", er knüllt den Brief zusammen und steckt ihn sich in den Umhang.
„Er macht sich Sorgen um dich. So wie Hagrid, Moody... und ich."
„Pass auf, Hermine, wenn sie mich hätten töten wollen, wäre es neulich der perfekte Moment gewesen!", sagt Harry wütend.
„Harry, sie konnten es dort nicht nach einem Unfall aussehen lassen.", sage ich ängstlich. „Wenn du während der Turnierrunde stirbst...", ich breche den Satz ab. Ich will darüber nicht nachdenken.

Nein! Ihm wird nichts passieren!

Harry starrt mich immer noch an. „Harry...", sage ich wieder sanft „Wir müssen dich auf alles vorbereiten. Du musst gut gewappnet sein für die letzte Aufgabe!"

Außerdem könnte ich es nicht ertragen dich zu verlieren!

So üben Harry, Ron und ich jeden Tag Schockzauber, Entwaffnungszauber und Lähmzauber.
Schließlich ist Harry nach einer Woche so gut, dass ich gar nicht mehr dazu komme meinen Zauberstab überhaupt auf ihn zu richten. Jedes Mal lässt er meinen Zauberstab mit einem lockeren Schlenker aus dem Handgelenk davonfliegen.
„Wow, du bist schon echt gut.", sage ich lobend.
„Sie hat Recht.", sagt Ron. „Mit etwas Glück schaffst du es!"
„Ich habe gestern noch diesen Spruch rausgesucht. Er könnte dir helfen.", sage ich und lege meinen Zauberstab auf meine Handfläche. „Weise mir die Richtung.", mein Zauberstab wirbelt herum und zeigt mit der Spitze nach Norden.
„Mit diesem Zauberspruch weißt du immer wo Norden ist. Ich denke das könnte nützlich sein.", ich lächle ihn an.
„Ja, danke.", nickt Harry. „So verliere ich nicht die Orientierung im Irrgarten."
„Nach dem Abendessen solltest du weiter Schockzauber an Ron üben.", sage ich und deute auf Ron, der sich seine aufgeschürften Knie und Ellbogen reibt.
„Ich war jetzt schon die letzten Male das Versuchskaninchen!", beschwert er sich „Mach du es doch!"
Es klingelt zur nächsten Stunde.
„Oh, ich muss zu Arithmantik.", sage ich und packe alle Sachen zusammen „Wir sehen uns nachher, Jungs.", ich winke den beiden zum Abschied.
Die Arithmantikstunde vergeht quälend langsam und in mir macht sich ein komisches Gefühl breit.

Irgendetwas stimmt nicht!

Ich werde ganz unruhig und kann das Ende der Stunde kaum erwarten.
„Hey, Hermine, wie geht es denn so?", fragt Anthony, der sich mit Hannah wieder neben mich gesetzt hat.
„Ganz okay.", nuschle ich und versuche mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Doch da ist dieses komische Gefühl...
Kaum das uns die Klingel erlöst werfe ich meine Sachen in meine Tasche und haste in den Gemeinschaftsraum. Auf den Weg dorthin stoße ich mit Ron zusammen.
„Hey!", beschwert er sich.
„Wo ist Harry?"
„Reiche ich dir nicht?"
„Wo ist Harry, Ron?", sage ich nun genervt.
„Im Krankenflügel. Er ist bei Wahrsagen umgekippt und hat wie ein Verrückter am Spieß geschrienen und sich die Hand auf die Stirn gepresst."
„Die Narbe.", hauche ich entsetzt und renne los.
„Hermine, warte!", ruft Ron und rennt mir hinterher. „Ich komme mit."
Gemeinsam rennen wir in Richtung Krankenflügel. Ich donnere die Tür auf und Madam Pomfrey kommt wütend um die Ecke gerannt „Miss Granger!", kreischt sie, doch ich lasse sie nicht ausreden.
„Wo ist Harry?"
„Mr. Potter ist nicht hier.", sagt sie etwas verdutzt.
Ich mache auf dem Absatz kehrt und renne wieder davon. „Warte!", schnauft Ron. „Wo willst du jetzt hin?"
„In die Eulerei! Wenn seine Narbe geschmerzt hat, schreibt er bestimmt einen Brief an Schnuffel!"
Auch die Tür zur Eulerei reiße ich schlagartig auf. Cedric und Cho sprengen auseinander, die sich gerade wild knutschend gegen die Wand gedrückt haben.
„Oh, hallo.", sagt Cho mit rotem Kopf.
„Ist Harry hier?", frage ich, ohne weiter auf sie einzugehen.
„Nein, hier ist keiner. Wir sind hier schon seit... ehm..."
„Zehn Minuten.", sagt Cedric und zieht seinen Pullover über den Hosenbund.
„Hermine wir sollten gehen.", sagt Ron und sieht mich aus der Eulerei.

Wenn er hier nicht ist, wo dann? Sie werden ihn doch nicht hier angegriffen haben?!

Bei diesem Gedanken, dass jemand in Hogwarts eingebrochen sein könnte und Harry angegriffen haben könnte, werde ich ganz panisch.
„Ron, was ist, wenn sie Harry angegriffen haben? Was ist, wenn er..., wenn er..."
„Nun bleib mal locker.", sagt Ron genervt, wir betreten nun den vierten Stock. „Niemand würde Harry vor Dumbledores Nase angreifen."
„Jemand hat auch vor Dumbledores Nase Harrys Namen in den Feuerkelch geworfen!"
„Da haben Sie recht, Miss Granger. Das ist vor meiner Nase passiert.", sagt Dumbledore hinter meinem Rücken. Ich wirble herum und vor mir steht nun unser Schulleiter.
„Professor! Harry...", stammle ich, doch Dumbledore hebt die Hand.
„Er ist bei mir im Büro und wartet auf mich.", er wirft einen Blick durch das Fenster auf die Turmuhr. „Naja, ich sollte ihm noch ein bisschen Zeit lassen.", sagt er vergnügt und pfeift ein Lied.
Ron und ich werfen uns einen verdutzten Blick zu.
„Zeit wofür?", fragt Ron.
„Nun, Mr. Weasley, das werden Sie nachher noch erfahren."
Die Turmuhr schlägt nun Sechs Uhr.
„Nun, das sollte genügen.", sagt Dumbledore und macht sich auf den Weg in sein Büro. Plötzlich hält er inne und dreht sich zu uns um. „Warten Sie in ihrem Gemeinschaftsraum auf Harry, er wird Ihnen sicher alles erzählen wollen.", er zwinkert uns zu und lässt uns dann einfach stehen.
Im Gemeinschaftsraum wippe ich angespannt mit meinem Fuß auf und ab.
„Ob es ihm gut geht?", frage ich schließlich Ron, der gerade eine Partie Schach gegen sich selbst spielt.
„Dumbledore ist bei ihm.", sagt er Schultern zuckend. „Hermine nun beruhige dich. Ich kann mich nicht konzentrieren!" Er scheint zu überlegen. „Achja!", er macht eine Miene, als ob ihm der Einfall des Jahrhunderts gekommen wäre. „Ich weiß was mit der Uhr ist."
Nun werde ich hellhörig. „Was ist damit?", ich setze mich nun gespannt hin.
„Naja... er meinte, dass sie dem Wasserdruck nicht standgehalten hat und ist leider kaputtgegangen. Er versucht sie seit Tagen zu reparieren. Ich zeige es dir.", er steht auf und bedeutet mir in den Jungenschlafsaal zu folgen.
Vor der Tür des Jungenzimmers späht er kurz hinein, ob auch niemand anderes dort drin ist. „Okay.", sagt er und öffnet die Tür.
Ich schaue mich gar nicht erst groß in diesem Chaos um. Überall liegen Kleidungsstücke und Pergamentfetzen und es müsste mal dringend gelüftet werden.

Wieso sind Jungs so unordentlich?!

Ich trete an Harrys Bett heran und entdecke auf dem Nachttisch den Bilderrahmen, den ich ihm im letzten Jahr geschenkt habe. Gerade zeigt er das Bild von mir und Harry auf dem Astronomieturm. Gedankenverloren betrachte ich das Bild.

Wie schön die Schneeflocken um uns herumwirbeln.

Im benachbarten Bild tanzen Harrys Eltern in einer herbstlichen Szene.
„Hier ist die Uhr.", sagt Ron und hält Harrys Uhr hoch. An der Stelle, wo sie gelegen hat, ist eine lange Liste an Zaubersprüchen zum Trocknen, Rost entfernen, schmieren und ölen.
„Es sieht schlecht aus.", sagt Ron und zuckt mit den Schultern. „Bisher hat nichts funktioniert." „Oh.", mache ich und greife nach der Uhr.
Die Zeiger bewegen sich nicht mehr, dennoch sieht sie aus wie am ersten Tag.
„Ich habe doch gesagt, dass es nicht an dir liegt. Er hat einfach nicht aufgepasst und sie mit in den See genommen.", sagt Ron und nimmt mir wieder die Uhr aus der Hand.
Ich schaue mich nun doch im Jungenschlafsaal um. Nevilles Unterhosen liegen verstreut auf seinem Bett. Deans Jeans und Hemden liegen achtlos zusammengeknüllt auf seinem Koffer. Ron Bettdecke liegt immer noch zurückgeschlagen und verdreht auf dem Bett. Harrys Bett ist wenigstens gemacht, doch darauf finden sich ein paar Schokofroschpackungen, ein Tintenfass, zwei Hemden, eine Jeans und ein paar frischer Socken wieder.
„Ihr solltet mal aufräumen.", sage ich und beginne damit Harrys Hemden ordentlich zu falten, dann schlage ich die Jeans aus und falte sie ebenfalls zusammen.
„Hermine, lass das sein.", sagt Ron genervt. „Du kannst seine Hemden bestimmt noch wann anders falten.", Ron scheint es nervös zu machen, dass ich Ordnung schaffe.
Ich lege nun die Hemden ordentlich auf die Jeans und lege die Socken darauf, dann nehme ich die leeren Schokofroschpackungen und schaue sicherheitshalber nach, ob auch die Karten raus sind.
„Hermine, hör auf hier Ordnung zu machen. Harry gefällt das bestimmt nicht, wenn du in seinen Sachen herumwühlst!", sagt Ron sichtlich nervös und versucht mir die Schokofroschschachteln wegzunehmen. Ich drehe mich weg und werfe die Schachteln in den Mülleimer, der sofort anfängt die Schachteln zu verschlingen, schließlich rülpst der Mülleimer und öffnet dann wieder die Luke.
„Ihr habt sogar einen Mülleimer und benutzt ihn nicht? Ihr müsstet mal den Mädchenschlafsaal sehen."
„Ja, der ist bestimmt super penibel aber wir lieben unser Chaos!", sagt Ron trotzig. Ich nehme das Tintenfass von Harrys Bett und öffne die Schublade vom Nachttisch. Der goldene Schnatz von der Weltmeisterschaft rollt mir entgegen. Ich lege das Tintenfass hinein und schließe wieder die Schublade.
Die Foto-Hermine und der Foto-Harry strahlen mich aus ihrem Bilderrahmen an und winken. Bei dem Anblick muss ich wieder schmunzeln.
„Ich hätte dich nicht hierherbringen sollen!", ruft Ron nun aufgebracht und greift sich meinen Unterarm. „Jetzt komm.", Etwas ruppig zerrt er mich aus dem Jungenschlafsaal hinunter in den Gemeinschaftsraum.
„Aua, zieh nicht so, Ron! Wieso bist du immer so grob?", ich entreiße meinen Arm seinen Griff. „Ich habe doch nur etwas Ordnung gemacht!"
„Harry wird das sicher nicht gefallen, dass du einfach seine Sachen...", Ron verstummt, denn Harry steht im Gemeinschaftsraum und starrt uns an.
Ron deutet mit dem Finger auf mich und platzt los. „Sie wollte wissen, wieso du deine Uhr nicht mehr trägst und dann habe ich sie mitgenommen, dann hat sie angefangen Ordnung zu machen!" „Welch ein Verbrechen!", ruft Ginny von der anderen Seite des Gemeinschaftsraumes.
„Glaub mir Ron, ich war neulich auch bei euch und es sieht echt furchtbar aus."
„Was machst du in unserem Zimmer?", fragt Ron, doch Ginny winkt ab und vertieft sich wieder in ein Gespräch mit Lavender.
„Du hast Ordnung gemacht?", fragt Harry, als wir uns zu ihm aufs Sofa setzen.
„Naja, ich habe nur deine Kleidung zusammengelegt und das Tintenfass in die Schublade geräumt."
„Und die Schokofroschpackungen hat sie auch einfach weggeworfen!", für Ron scheint das ein schweres Verbrechen zu sein.
„Ja, die habe ich auch weggeworfen.", ich rolle mit den Augen.
Harry scheint es nicht so schlimm zu finden wie Ron. „Tut mir leid wegen der Uhr.", sagt er und starrt ins Feuer. „Ich habe nicht daran gedacht, sie vorher abzunehmen.".
Ich winke ab. „Ich habe gedacht, es liegt an mir, weil...", ich unterbreche mich nun selbst, als mir wieder einfällt, weshalb Harry die ganze Zeit weg war. „Was hat Dumbledore dir erzählt? Was war mit deiner Narbe? Hast du Schnuffel geschrieben?", bombardiere ich ihn mit Fragen.
„Okay, ganz von vorn.", sagt Harry und beugt sich vor. „Als ich während Wahrsagen diese Narbenschmerzen hatte, habe ich wieder eine Vision von Voldemort gehabt.", Ron zuckt ängstlich bei der Erwähnung des Namens zusammen und ich ziehe scharf Luft ein.
„Was hast du gesehen, Harry?", frage ich und lege meine Hand auf seine.
„Ich habe Wurmschwanz gesehen, wie er sich vor Voldemort niedergekauert hat und ihn angefleht hat. Er hat irgendetwas verbockt und Voldemort ist wirklich wütend gewesen, aber er meinte, dass der Plan es überlebt hat. Dann hat er...", Harry stockt.
„Was hat Voldemort dann gemacht, Harry?", frage ich und drücke seine Hand.
„Er hat Wurmschwanz mit dem Cruciatus gefoltert. Nur aus Spaß. Es war für mich so, als ob ich selbst die Schmerzen leiden würde, dann hat Ron mich aus dieser Hölle geweckt und ich bin im Klassenzimmer aufgewacht."
„Harry, das ist furchtbar!", sage ich entsetzt.
„Ich bin dann in Dumbledores Büro gegangen. Fudge und Moody waren auch dort. Die drei sind aufgebrochen um Mr. Crouch zu suchen, währenddessen hat Dumbledore mich allein in seinem Büro gelassen.", er schaut mich nun an.
„Weißt du was ein Denkarium ist?"
„Natürlich. Man kann dort seine Gedanken ablegen und sie sich erneut anschauen."
„Richtig.", nickt Harry Ron schaut zwischen uns beiden hin und her, sagt aber nichts.
„Jeden Falls besitzt Dumbledore ein Denkarium und naja... wie soll ich sagen..."

Das hat er nicht gemacht!

„Harry, du hast doch nicht?", frage ich empört.
„Doch habe ich Hermine, ich war neugierig und bin hineingefallen. Ich darf euch aber erzählen was ich gesehen habe:
Es war nach dem Krieg, kurz nachdem Voldemort verschwand. Wir wussten ja bereits, dass Crouch hart durchgegriffen hat. Dumbledores Erinnerung war eine Gerichtsverhandlung. Die Gerichtsverhandlung von Karkaroff, Karkaroff ist ein Todesser."
„Was?", rufen Ron und ich gleichzeitig entsetzt aus.
„Ja", sagt Harry und bedeutet uns zuzuhören. „Karkaroff wollte über seine Freilassung aus Askaban verhandeln und hat dafür Namen von anderen angeboten. Doch sie waren alle schon in Askaban oder tot.
Schließlich hat er Snapes Namen genannt und Dumbledore ist für Snape eingesprungen. ‚Severus Snape ist ein treuer Spion für unsere Sache gewesen', hat Dumbledore gesagt und hat Snape wieder aus der Schusslinie gezogen.
Dann kam die nächste Erinnerung. Es war ebenfalls eine Gerichtsverhandlung, nur dieses Mal die von Bagman."
„Bagman ist auch ein Todesser?", fragt Ron entsetzt.
„Nein. Er hat nur einem Todesser, den er wohl schon lange kannte, Informationen gegeben. Die Jury hat ihn freigesprochen.", winkt Harry ab.
„Das richtig interessante kommt erst noch.", sagt er und schaut sich verschwörerisch um. „Die letzte Verhandlung war die von Crouchs Sohn und drei anderen Todessern, die ein Aurorenpaar gefoltert haben, bis sie ihren Verstand verloren haben.
Crouchs Sohn hat seinen Vater angefleht, ihm zu glauben, dass er es nicht war. Crouchs Frau hat einfach nur dagesessen und geheult und musste tatenlos zusehen, wie ihr Mann seinen eigenen Sohn lebenslang nach Askaban schickt.", Harry stockt.
Ich versetze mich in die Situation von Mrs. Crouch.

Mein eigener Sohn – Ein Todesser. Mein Mann und der Vater meines Kindes muss ihn nun lebenslang nach Askaban verfrachten.
Schrecklich!

„Schließlich hat Dumbledore mich aus dem Denkarium geholt."
„War er wütend?", fragt Ron mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Nein, er meinte, dass Neugierde keine Sünde wäre, dann haben wir über die Narbe und meine Vision gesprochen."
„Und was sagt er dazu.", hake ich aufgeregt nach.
„Er geht davon aus, dass Voldemort immer stärker wird und bald zurückkehren wird. Er hat mir auch erklärt, wieso meine Narbe schmerzt, wenn Voldemort in der Nähe ist, oder er wütend ist. Ich bin mit ihm durch diese Narbe verbunden und kann so seine Gefühle und Gedanken sehen."
Mir stockt der Atem. „Harry, das ist furchtbar!", sage ich entsetzt. „Kann man nichts dagegen machen?"
„Keine Ahnung.", sagt er und zuckt mit den Schultern.
„Das schlimmste ist aber, dass Dumbledore meint, dass diese Visionen die Realität sind." „Wurmschwanz wurde also wirklich gefoltert?", fragt Ron.
„Sieht so aus.", nickt Harry.
Nun schweigen wir uns eine Ewigkeit an.
„Wir sollten jetzt ins Bett gehen. Wir üben morgen wieder, ja, Hermine?", fragt Harry und steht auf.
„Natürlich.", nicke ich „Du musst ja ein Turnier gewinnen!", ich umarme ihn zum Abschied. „Gute Nacht!", rufe ich den beiden hinterher. „Gute Nacht und danke fürs Aufräumen.", lacht Harry und verschwindet im Jungenschlafsaal. Ron winkt mir noch mal zu und verschwindet schließlich ebenfalls.

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