Hermine Granger und die magische Welt

Der Hogwarts Express

Nur eine kurze Unterbrechung des Bahnhoflärms lässt darauf schließen, dass ich gerade eben die Wand zwischen den Gleisen durchquert habe. Sofort öffne ich wieder meine Augen und kurz bin. Ich sogar überrascht davon, dass ich nicht gegen die Wand gerannt bin.

Ich befinde mich auf einem überfüllten Bahngleis. Überall um mich herum befinden sich Erwachsene mit Kindern, die ebenfalls riesige Koffer transportieren, Eulen fliegen durch die Luft und kreischen sich gegenseitig durch ihre Käfige an. Schüler umarmen flüchtig ihre Eltern und wuchten ihre schweren Koffer in den Wagon.

Das Augenmerk des Gleises neundreiviertel nimmt aber die große, scharlachrote Dampflok in Anspruch. Sie ist der Grund dafür, wieso dicke Rauchschwaden hin und wieder über das Gleis ziehen und ein stetiges lautes Schnauben zu hören ist, welches zweifellos von der Lok stammt. An der Seite der Lokomotive wurde in goldenen, geschwungenen Lettern geschrieben „Hogwarts Express"

Ich bewege mich auf dem Bahnsteig entlang um ein leeres Abteil zu finden. Ich komme aus dem Staunen kaum noch heraus, überall gibt es etwas für mich Unbekanntes. Und natürlich finde ich auch hier überall schon die mir bekannte Hogwartsuniform wieder, die ich ja auch selbst trage. In der Muggelwelt haben mich einige Leute verwundert angeschaut, wieso ich mit einer Schuluniform auf den Bahnsteig gehe, aber hier achtet darauf keiner.

Ich habe gerade meinen Kopf nach links gewandt, und suche dabei nach einem freien Platz im Zug, dabei achte ich nicht darauf wo ich meinen Wagen mit dem Koffer darauf hinschiebe und bald passiert das, was passieren musste. Mit einem lauten Rumms fahre ich jemanden um.
„Entschuldigung", rufe ich entsetzt und schaue zu dem Jungen hinunter, den ich umgebrettert habe. Der Junge hat schwarzes Haar und ein rundliches Gesicht. Die Augen hat er vor lauter Schreck zugepresst und er stöhnt leise auf. „Hast du dir was getan?"

Der Junge rappelt sich nun auf und schaut sich verschreckt um. „Oh Nein, Trevor!", brüllt der Junge schließlich und beginnt sich wie wild im Kreis zu drehen. „Trevor, wo bist du?!"

Wer oder was ist Trevor?

„E-Entschuldigung", stammle ich. Mein Gesicht brennt vor Scham. Mir ist die ganze Situation so unangenehm, dass ich schnell meinen Wagen an dem Jungen vorbeischiebe und schnell in der Menschenmasse verschwinde - Nicht ohne ein extrem schlechtes Gewissen zu haben.
Außer Sichtweite des Jungen bleibe ich am nächsten Einstieg stehen und beginne damit meinen schweren Koffer irgendwie in den Zug zu wuchten. Dabei stelle ich mich aber extrem ungeschickt an und dazu kommt noch, dass der Koffer ein bisschen schwer für ein kleines, zwölfjähriges Mädchen ist.

„Brauchst wohl ein bisschen Hilfe, he?", fragt ein großer, schlaksiger Junge vor mir im Zug und schaut mit lachenden Augen auf mich hinunter. Er kaut lächelnd auf einem Zahnstocher herum. Sein Gesicht gezeichnet von Akne. Ohne weiter zu fragen nimmt er meinen Koffer, als wenn es eine Leichtigkeit wäre und trägt in den Zug.

„Danke", sage ich und steige schnell hinterher, während der Junge den Koffer schon durch den Zug trägt und dabei rechts und links nach einem leeren Abteil schaut.
„Dein erstes Jahr in Hogwarts?", fragt er wohl eher rhetorisch.
„Ja, ist es."
„Ich bin Stan, es ist mein letztes Jahr hier", erzählt Stan „Aber ich weiß noch nicht wie es weitergehen soll. Meine Noten sind unterdurchschnittlich. So hier ein leeres Abteil, nur für dich allein", unterbricht er sich selbst und öffnet mit einem leichten Ruck die Glastür des Abteils. Er ist sogar noch so freundlich meinen Koffer in die Gepäckablage zu wuchten.
„Danke Stan", bedanke ich mich mit einem breiten Lächeln. Scherzhaft füge ich noch hinzu: „Versuche dich doch mal als Schaffner!"
Ich wünsche ich hätte das nicht gesagt. Es klingt eher wie eine Beleidigung als ein Scherz.
Stan schaut mich verwundert an. „Schaffner?", wiederholt er und kratzt sich am Kopf. Ohne ein weiteres Wort verschwindet er aus dem Abteil und macht nicht einmal die Tür zu.