*klonk klonk*
„Mh, lass mich in Ruhe", stöhne ich verschlafen.
Erneut klopft es.
Seufzend öffne ich die Augen und schaue zum Fenster. Auf dem Fensterbrett sitzt eine Schleiereule. Mein Bote für den Tagespropheten, den ich selbst hier in Paris geliefert bekomme.
Ich richte mich auf und lasse die Eule hinein. Dann stecke ich ihr fünf Knuts in den kleinen Geldbeutel, nehme ihr die Zeitung ab und reiche ihr ein wenig Wasser.
Ich schaue auf die Zeitung und lese die erste Überschrift:
Beamter des Zaubereiministeriums gewinnt Großen Preis
Arthur Weasley, Chef der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium, hat den jährlich vergebenen Großen Goldpreis des Tagespropheten gewonnen.
Der entzückte Mr. Weasley sage gegenüber dem Tagespropheten: „Wir werden das Gold für einen Sommerurlaub in Ägypten ausgeben, wo unser ältester Sohn, Bill, als Fluchbrecher für die Gringotts-Zaubererbank arbeitet."
Die Familie Weasley wird einen Monat in Ägypten verbringen und zu Beginn des neuen Schuljahres in Hogwarts, das gegenwärtig fünf ihrer Kinder besuchen, zurückkehren.
Rons Familie ist eine der großzügigsten Familien, die ich kenne. Aus Harrys Erzählungen behandeln sie ihn wie einen eigenen Sohn. Auch empfinde ich ein wenig Neid, denn auch ich hätte gern die großen Pyramiden besichtigt und etwas über die ägyptische Kultur gelernt.
„Hermine, bist du schon wach? Dad und ich wollen gleich runter frühstücken." Meine Mutter klopft gegen die Tür und öffnet sie.
„Oh du bist schon wach", sagt sie, dann fällt ihr Blick auf die Zeitung. Sie liest gern den Tagespropheten mit, denn sie möchte gerne wissen, was in der Welt ihrer Tochter passiert. Ich reiche ihr die Zeitung.
„Rons Dad hat einen Preis gewonnen. Von dem Geld machen sie Urlaub in Ägypten."
Ihre Augen huschen über den Artikel.
Mein Blick fällt auf die Rückseite der Zeitung.
Quidditch für Jedermann präsentiert: DAS BESENPFLEGESET
Ich reiße meiner Mutter die Zeitung aus der Hand.
„Hey!", ruft sie, doch ich bringe sie mit einem Gefuchtel meiner Hand zum Schweigen und lese die Werbeanzeige:
Hat Ihr Besenstil auch schon an Glanz verloren? Stehen ungewollte Zweige ab? Oder möchten Sie Ihren Besen einfach nur gut in Schuss halten?
Dann hat Quidditch für Jedermann, genau das richtige Angebot für Sie:
DAS BESENPFLEGESET
Es enthält:
Eine Flasche Fleetwoods Hochglanzpolitur, die hervorragend in unseren Tests abgeschlossen hat.
Eine silberne Reisig-Zange
Einen Kompass für besonders lange Flüge
und ein exklusives Do-it-yourself Buch der Besenpflege vom Quidditch für Jedermann-Team
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„Das ist das perfekte Geschenk für Harry zum Geburtstag", jauchze ich erleichtert auf, denn ich habe schon die ganzen drei Tage, die wir schon in Paris sind, verzweifelt versucht für Harry ein Geschenk zu finden.
„Na, zeig mal was hast du ihm ausgesucht", lächelt Mum und nimmt mir die Zeitung aus der Hand, während ich den Bestellzettel ausfülle.
„Zehn Galleonen ist viel Geld. Aber für Harry mache ich das gern", murmle ich.
Mum lächelt und legt die Zeitung auf mein Bett. „Dad und ich sind unten, du kommst dann nach, okay?"
„Alles klar, Mum", antworte ich und überreiche der Eule die Bestellung.
„Ehm, du nimmst doch die Bestellungen entgegen, oder?", frage ich sie zögernd. Zur Antwort krächzt die Eule auf und hält ihren Lederbeutel hin.
Natürlich.
„Wie viel kostet das denn?", frage ich sie und halte ihr ein paar Knuts hin. Die Eule pickt sich zwei Knuts raus und verstaut sie im Lederbeutel. Dann schnappt sie nach der Bestellung und flattert davon.
Ich will gerade mein Zimmer in Richtung Bad verlassen, um mich für das Frühstück im Hotelrestaurant fertig zu machen, als es fürchterlich an meinem Fenster kracht.
Ich schleudere herum und erblicke, auf den Boden liegend, Errol, Rons Eule.
Ich seufze und beuge mich zu Errol hinunter und nehme ihm den Brief ab.
Hi Hermine,
ich schreibe dir aus Ägypten! Mein Dad hat den großen Preis im Tagespropheten gewonnen! Siebenhundert Galleonen! Das meiste geht für den Urlaub drauf aber sie haben mir versprochen mir einen neuen Zauberstab zukaufen, wenn wir wieder zurück sind.
Ich wollte Harry per Feleton erreichen, doch habe ich nur seinen Muggelonkel dran bekommen. Wahrscheinlich habe ich etwas zu leise gesprochen, denn er hat gereizt auf mich reagiert und meinte unser Pack sollte sich nie wieder bei ihm melden.
Ich glaube ich habe Harry damit großen Ärger eingebrockt und ich denke, wir sollten ihn wirklich nicht mehr „anrufen".
Ron
Lachend denke ich an meinen ersten Anruf bei Harry zuhause zurück. In den letzten Sommerferien habe auch ich schon probiert ihn anzurufen, doch auch ich bin kläglich an seinem Onkel gescheitert.
Ich krame eine leere Pergamentrolle vor und schreibe Ron eine Antwort:
Hi Ron,
ich habe gerade von eurem Gewinn in der Zeitung gelesen und ich freue mich so für euch! Ich hoffe du lernst viel und vergisst die Hausaufgaben nicht. Ich habe meine natürlich schon erledigt. Aber auch ich verbringe meine Ferien nicht in England. Meine Eltern haben uns einen Urlaub in Frankreich spendiert. Ich habe mich dazu entschlossen, ihnen nicht von meiner Versteinerung im letzten Jahr zu erzählen, aus Angst, dass sie mich von Hogwarts nehmen.
Ich denke auch, dass wir es lieber lassen sollten bei Harry anzurufen. Im letzten Jahr wurde ich nur von seinem Onkel angeschrien.
Wie wäre es, wenn wir uns eine Woche vor Schulbeginn in der Winkelgasse zum Einkaufen treffen?
Ich werde auch Harry fragen ob er Zeit hat.
Hermine.
Ich stecke den Brief in den Briefumschlag und lege ihn neben den ohnmächtigen Errol.
Drei Tage später werde ich erneut von einem Geklopfe an meinem Zimmerfenster geweckt. Ein Waldkauz trägt ein großes Päckchen im Schnabel.
Ich öffne das Fenster und der Kauz wirft das Paket vor meine Füße und flattert davon.
„Hey!", rufe ich ihm nach. „Das ist nicht sehr höflich!"
Ich hebe das Paket auf. Es ist recht schwer und hat in etwa die Größe eines Buches. Ich öffne es.
Ein schmales schwarzes Ledertäschchen kommt zum Vorschein - das Besenpflegeset.
Begeistert schaue ich es mir genauer an: Es sieht sehr edel aus, auch die oben eingravierten, silbernen Buchstaben Besenpflegeset sehen sehr elegant und gut verarbeitet aus.
Für zehn Galleonen bekommt man also was in der Zaubererwelt.
Ich verpacke das Paket wieder in ein schöneres Paketpapier, welches ich in Paris besorgt habe und lege es sicher in meinen Schrank ab.
Ich werde es Harry erst geben können, wenn ich wieder in England bin, oder ich gebe es ihm persönlich, wenn wir uns in der Winkelgasse sehen.
Hinter meinem Rücken höre ich Flügelschlagen und ein schwerer Körper setzt sich auf meine Schulter.
Erschrocken blicke ich auf. Es ist Hedwig, Harrys Eule. Sie muss durch das offene Fenster hineingekommen sein. Augenblicklich schlägt mein Herz höher bei dem Gedanken, endlich etwas von Harry zu hören.
„Hallo Hedwig", begrüße ich sie erfreut. Sie kneift mir liebevoll mit ihrem Schnabel sanft, ins Ohr.
„Hast du keinen Brief für mich dabei?", frage ich sie enttäuscht, nachdem ich festgestellt habe, dass keine Pergamentrolle um ihr Bein gewickelt ist.
Sie flattert auf mein Bett, schuhut und schüttelt mit dem Kopf.
„Oh", seufze ich etwas enttäuscht. „Ich habe gehofft etwas von Harry während der Sommerferien zuhören weißt du", erzähle ich ihr.
Hat er mich etwa über die Ferien vergessen?
Sie krächzt.
„Warte, ich hole dir ein Schluck Wasser. Der Weg von England bis hier her muss doch anstrengend gewesen sein", sage ich und eile ins Bad, fülle einen Becher mit Wasser und gehe zurück in mein Zimmer.
„Hier. Schön kühl", sage ich und stelle den Becher auf den kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers. Hedwig flattert vom Bett auf und lässt sich auf dem Tisch nieder und beginnt zu trinken.
„Ich werde ein paar Zeilen an Harry schreiben", erkläre ich ihr und hole meine Schreibsachen hervor:
Lieber Harry,
ich verbringe die Ferien in Frankreich und wusste nicht, wie ich Kontakt zu dir aufnehmen soll, da ich ja keine eigene Eule habe.
Eben ist Hedwig hier aufgetaucht. Ich nehme an, sie wollte sicherstellen, dass du dieses Jahr Briefe von mir bekommst.
Dankbar lächle ich der noch immer trinkenden Hedwig zu.
Ich habe dir ein Geschenk aus dem Tagespropheten bestellt und ich hoffe es gefällt dir. Ich habe ihn abonniert, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Hast du das Bild mit Ron und seiner Familie gesehen? Ich wette er lernt in Ägypten eine Menge. Ich bin schon ganz neidisch... Diese alten ägyptischen Zauber würde ich mir gerne mal ansehen.
Auch hier in der Gegend haben sie eine Hexervergangenheit, über die ich meinen Aufsatz für Professor Binns geschrieben habe. Ich hoffe er ist nicht zu lang geworden. Ich kam gar nicht mehr aus dem Schreiben raus. Vier Rollen Pergament habe ich verbraucht.
Ich hoffe, dass du dieses Jahr deine Hausaufgaben schon bei Tante und Onkel erledigen kannst. Falls nicht, haben wir beide ein hartes Stück Arbeit im Hogwartsexpress vor uns, denn ich lasse dich nicht abschreiben.
Ich male einen Smiley, denn ich weiß genau, wenn er mich nur lieb fragt, gebe ich ihm all die Lösungen, die er braucht.
Ich habe Ron vorgeschlagen, dass wir uns in der letzten Ferienwoche in der Winkelgasse treffen. Ich hoffe du kannst auch kommen.
Alles Liebe,
Hermine
Ich überfliege den Brief noch einmal und stecke ihn dann in einen Briefumschlag. „Warte bitte noch kurz, ich habe noch ein Geschenk für ihn", sage ich zu Hedwig und eile zum Schrank hinüber. Ich hole das eben verstaute Paket hervor und reiche es ihr. „Pass bitte gut darauf auf, es war mein ganzes Taschengeld für diesen Monat."
Sie gibt einen lauten Schrei von sich und schnappt mir das Paket aus den Händen und flattert davon.
„So war es nicht gemeint!", rufe ich ihr noch nach.
Posteulen, wie Hedwig, beleidigt es, wenn man sie darauf hinweist, gut auf die Post aufzupassen.

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Hermine Granger und die magische Welt
Teen FictionBegleite Hermine auf ihrem Abenteuer durch die magische Welt. Wie finden die Ereignisse aus Harry Potter aus Hermines Sicht statt? Was empfindet sie dabei und wie denkt sie darüber? Erlebe wie Hermine ihre ersten, unsicheren Schritte in der ihr unbe...