Noch drei Wochen schwelgen die anderen Gryffindors im Glück des Sieges. Doch mir bleibt leider nicht so viel Zeit.
Bald beginnen die ersten Prüfungen und ich muss gut vorbereitet sein, daher lerne ich ab sofort noch mehr.
Am Samstag vor den Prüfungen habe ich mir vorgenommen, noch einmal das komplette Jahr Arithmantik zu wiederholen.
„Wie sieht dein Plan eigentlich aus, Hermine?" fragt Ron schmatzend und greift sich meinen Prüfungsplan, den Professor McGonagall am Freitag verteilt hat.
Er stutzt und liest vor:
Montag
9 Uhr Arithmantik
9 Uhr Verwandlung
Mittagessen
13 Uhr Zauberkunst
13 Uhr Alte Runen
„Ehm – Ich will dich ja nicht stören, aber ich glaube dein Prüfungsplan stimmt nicht?"
„Hm?" die meiste Zeit war ich vertieft in das dicke Arithmantikbuch.
„Dein Plan!", er fuchtelt damit vor meiner Nase. „Er stimmt nicht!"
Jetzt erst sehe ich was er da hat, ich reiße ihm den Plan aus der Hand und murmle: „Damit ist alles in Ordnung. Nerv mich jetzt nicht!" Dann beuge mich wieder über das Buch.
Seit dem ich Malfoy ein paar gekonnte Hiebe versetzt habe, legt sich Ron nicht mehr mit mir an und lässt die Sache auf sich beruhen.
Harry kommt mit einem Brief in den Gryffindorturm hineingestolpert.
„Hier!", sagt er und knallt den Brief einfach auf meine Aufzeichnungen. „Von Hagrid, am Donnerstag ist die Berufung und sie bringen auch schon direkt einen Henker mit!"
„Donnerstag? Das ist der letzte Prüfungstag.", sagt Ron. „Es ist viel interessanter, dass sie zu einer Berufung schon einen Henker mitbringen! Das klingt als hätten sie schon entschieden!", werfe ich ein.
„Allerdings.", nickt Harry.
„Das können sie nicht machen! Ich habe ewig an der Berufung gearbeitet!", heult Ron.
„Und ich habe ewig an der Verteidigung gearbeitet, Ron. Bei der ihr mir eigentlich helfen wolltet!", funkle ich ihn wütend an.
Er verstummt und schaut betreten auf seine Schuhe, auch Harry schaut verlegen aus dem Fenster.
Die Prüfungswoche ist die wohl anstrengendste Woche im ganzen Schuljahr. Nicht nur, dass gleich zwei Prüfungen auf einmal stattfinden, sondern sie sind recht schwer und dauern jeweils drei Stunden.
Die anderen haben pro Tag nur zwei Prüfungen und dafür beneide ich sie. Ich muss das doppelte an Prüfungen ablegen und am Abend vorher doppelt so viel lernen.
Bisher laufen meine Prüfungen allesamt perfekt, jede meiner Verwandlungen hat perfekt geklappt. Auch meine arithmetischen Berechnungen gehen nahtlos auf.
Am Dienstag prüft uns Professor Flitwick, wie ich es geahnt hatte, auf Aufmunterungszauber. Lavender meine Partnerin ist hinterher so gut gelaunt, dass sie ihren Aufmunterungszauber auch perfekt hinbekommt und ich meine nächste Prüfung mit einem strahlenden Gesicht schreibe.
Der Stress geht immer weiter am Mittwoch habe ich gleich fünf Prüfungen und die letzte davon mitten in der Nacht, das bedeutet noch weniger Schlaf und weniger Zeit zum Lernen.
Ausgelaugt versammle ich mich mit den anderen Drittklässlern auf dem Astronomieturm und beginne damit die genaue Position der Sterne einzutragen. Nach einer halben Stunde bin ich fertig und schaue mir die anderen an. Mein Blick bleibt auf Harry hängen, der angestrengt in den Himmel starrt.
Ich schweife mit meinen Gedanken ab und denke daran, wie ich mit Harry vor zwei Jahren hier oben gelegen habe und mit ihm das erste Gespräch unter vier Augen geführt hatte.
Sofort kribbelt es wieder in meiner Magengegend und mir entfährt ein lauter Seufzer.
„Ist ihnen nicht gut Miss Granger?", fragt mich Professor Sinistra und kommt auf mich zu. „Nein, nein mir geht's gut. Ich bin nur schon fertig."
„Das habe ich mir schon gedacht, so wie sie hier einige Schüler anstarren."
Mein Gesicht beginnt zu glühen und einige Mitschülerinnen beginnen zu kichern.
„Ruhe, jetzt.", sagt Professor Sinistra scharf. „Wenn sie möchten, können sie gehen."
Eigentlich hatte ich vor, auf meine Klassenkameraden zu warten, doch ich brauche jede Stunde zum Lernen und daher gebe ich als erste ab.
Ich gehe in den Gemeinschaftsraum und bereite mich auf die vorletzte Prüfung, die ich morgen haben werde, vor.
Was Professor Lupin wohl für uns vorbereitet hat?
Ich blättere durch meine Aufzeichnungen und präge mir alles ein, was wir dieses Jahr für Geschöpfe durchgenommen hatten.
Irgendwann fallen mir die Augen zu und mein Kopf landet auf den Aufzeichnungen.
„Hermine..." Jemand streichelt mir sanft über den Kopf und ein paar Mädchen kichern. „Hermine.", sagt die Stimme erneut, streichelt mich aber nicht mehr.
Müde blinzle ich und erkenne Harrys Gesicht. „H-Harry, was ist los.", stammle ich und strecke mich. „Naja, wir anderen sind jetzt fertig und du hast hier geschlafen.", lächelt er. „Willst du nicht lieber in ein richtiges Bett?"
„Nein. Ich meine ja schon, aber ich muss mich noch morgen für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorbereiten.", sage ich gähnend und lese mir die Irrwicht Aufzeichnungen durch.
Pünktlich um neun beginnt die Prüfung.
Professor Lupin hat die wohl ungewöhnlichste Prüfung vorbereitet: einen Hindernisparcours. Wir müssen durch einen Tümpel stapfen und den dort lauernden Grindeloh besiegen, dann an einigen Rotkappen vorbeigelangen und die Wegangaben eines Hinkepanks richtig deuten, am Ende müssen wir in einen Schrank steigen und den Irrwicht besiegen.
Im Kopf gehe ich, während die anderen ihre Prüfungen absolvieren, noch einmal alles durch.
Schließlich wird Harry aufgerufen.
Mit Bravour schließt er den Parcours ab.
„Volle Punktzahl, Harry.", lobt ihn Lupin. Als nächstes stehe ich in der Liste und ich meistere den Parcours fast so gut wie Harry, bis ich in den Schrank steige.
Im inneren des Schrankes steht schon Professor McGonagall mit meinem Zeugnis „DURCHGEFALLEN!", schreit sie. „SIE HABEN VERSAGT MISS GRANGER! IN JEDEM FACH DURCHGEFALLEN!"
„N-Nein!", stammle ich.
„ICH HABE IHNEN DEN ZEITUMKEHRER ANVERTRAUT UND SIE ENTTÄUSCHEN AUF GANZER LINIE!"
„Ridiculus!", sage ich verzweifelt, doch der Gedanke daran durchzufallen ist zu schrecklich und ich bekomme nichts zustande.
„SIE MÜSSEN DAS NÄCHSTE JAHR WIEDERHOLEN! GANZ ALLEIN OHNE MR. POTTER UND IHRE FREUNDE!"
„NEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNN!"
Das ist zu viel, ich reiße die Tür des Schrankes auf und renne unter Tränen davon.
„Hermine, was ist los?", fragt mich Lupin verdutzt.
„Professor McGonagall, sie sagt ich bin überall durchgefallen.", schluchze ich und sinke auf dem Gras zusammen.
Ron kann nicht mehr an sich halten und lacht mich aus. Harry beugt sich zu mir hinunter und umarmt mich „Ganz ruhig, du weißt, dass es nur ein Irrwicht war."
„Ja.", schluchze ich.
„Nunja." Lupin notiert etwas. „Trotzdem noch ein E, Miss Granger.", sagt er und lässt den nächsten den Parcours durchlaufen.
„All die Mühe umsonst.", heule ich und kralle mich an Harrys Umhang fest.
„Es war doch nur ein Irrwicht.", redet Harry beruhigend auf mich ein und streichelt mir den Rücken. „Nun steh erstmal auf." Er zieht mich wieder auf die Beine. „Ich bin mir sicher, dass du alle Prüfungen ohne Probleme bestanden hast."
„Meinst du?", frage ich und wische mir die Tränen aus den Augen.
„Natürlich. Hör auf zu lachen, Ron!", fährt er Ron an, der sich gar nicht mehr vor Lachen einkriegt.
„Ron du bist der nächste.", sagt Lupin und lässt Ron in den Parcours.
Lavender und Parvati, die beide ihre Prüfung ebenfalls mit einem E abgeschlossen haben, kommen nun auch hinüber um mich zu trösten.
„Es ist doch nur ein Irrwicht.", sagt Parvati.
„Aber ich hatte so viel gelernt."
„Ja, und deswegen wirst du überall bestanden haben.", sagt Lavender und drückt mich.
Ron schließt seine Prüfung ebenfalls perfekt ab und er neckt mich noch den ganzen Weg hinauf ins Schloss weiterhin mit meinem Irrwichtpatzer.
„Nun lass sie doch mal in Ruhe, Ron.", sagt Lavender und boxt ihn auf den Arm.
Ich will mich nun endlich selbst zur Wehr setzen, doch ich komme nicht dazu, oben im Schlossportal steht der Zaubereiminister Cornelius Fudge.
„Oh, hallo Harry.", begrüßt er Harry freundschaftlich und schüttelt ihm die Hand. „Sind die Prüfungen schon vorbei?"
„Nur noch eine, Sir, Wahrsagen", sagt Harry. „Was machen sie hier Herr Minister?"
„Ich bin wegen einer unangenehmen Aufgabe hier, Harry." Er lässt seinen Blick betrübt über die Ländereien schweifen. „Ich muss als Zeuge für die Hinrichtung des verrückt gewordenen Hippogreifes dienen."
„Ist die Berufung schon vorbei?!", ruft Ron entsetzt.
„Nein, sie ist für heute Nachmittag angesetzt.", sagt Fudge.
„Dann müssen sie vielleicht keine Hinrichtung bezeugen! Der Hippogreif kann freigesprochen werden!" Ron blickt ihn entschlossen an.
Fudge kommt nicht zum Antworten, es schieben sich zwei Männer vor ihn. Der eine ist uralt und trägt einen langen Bart, der andere ist groß und kräftig, er macht einen brutalen Eindruck. Das wird der Henker sein.
Der Henker trägt an seinem Gürtel eine große Axt und fährt auch schon mit seinem Daumen an der Klinge entlang.
„Wir müssen jetzt gehen, Herr Minister!", sage ich und ziehe Ron weg, bevor noch irgendwelche dummen Sachen sagt.
„Was soll das? Ich wollte denen meine Meinung geigen?", er reißt sich von mir los.
„Ron, dein Dad arbeitet im Ministerium, du kannst nicht einfach seinem Boss die Meinung geigen"
„Hast du die beiden nicht gesehen? Das ist nicht fair!"
„Wenn Hagrid sich heute an unseren Plan hält können sie Seidenschnabel nicht töten.", versuche ich mit brüchiger Stimme zu argumentieren. Ich weiß, dass die Berufung nichts bringen wird und das heute Seidenschnabels letzter Tag sein wird.
Auch Harry scheint das zu wissen und wirft mir einen wissenden Blick zu.
„Nun, ich muss jetzt zu Muggelkunde. Bis nachher!", sage ich und eile davon.
Professor Burbage möchte von uns gezeigt bekommen, wie man einen Toaster und eine Mikrowelle bedient.
Ich komme mir nun wirklich blöd vor, für diese Prüfung gelernt zu haben.
Natürlich schließe ich mit einem O ab und verlasse vorzeitig den Prüfungsraum. Ich schlendere in den Gemeinschaftsraum und setze mich an meinen Tisch.
Nie wieder so viele Fächer! Wahrsagen kannst du streichen, Muggelkunde auch, das war ja nun wirklich lächerlich, aber was noch?
Ich denke einen Moment nach, dann wird das Portrait der fetten Dame zur Seite gestoßen „ENDLICH!", ruft Ron. „ENDLICH, FREI!"
Die anderen jubeln und schließen sich in die Arme. Harry jedoch sieht niedergeschlagen aus. „Was ist los?", frage ich ihn direkt, als er sich zu mir setzt.
„Meine Prüfung..."
„Oh, wenn du durchgefallen bist ist das nicht schlimm, du kannst mit mir zusammen nächstes Jahr alte Runen besuchen, das macht Spaß. Oder Arithmantik, das Fach ist super!"
„Nein." Er beugt sich zu mir. „Trelawney ist irgendwie mittendrin durchgedreht."
„Wie meinst du das?"
„Warte." Er winkt Ron zu uns.
„Also, ich bin in den Raum rein und sie saß in einem ihrer Sessel und hat erst nicht reagiert, doch plötzlich fing sie an in einer gruseligen Stimme eine Prophezeiung zu erzählen."
„Wie ging die?", fragt Ron aufgeregt.
„Sicher ging es um Harrys Tod." Ich rolle mit den Augen.
„Der schwarze Lord ist einsam, von Freunden und Anhängern verlassen. Sein Knecht lag zwölf Jahre lang in Ketten. Heute Nacht vor der zwölften Stunde, wird der Knecht seine Ketten abwerfen und sich auf den Weg zu seinem Meister machen. Mit seiner Hilfe wird der schwarze Lord erneut die Macht ergreifen und schrecklicher herrschen denn je."
Ich muss zugeben, dass selbst ich erschaudere. „Ich weiß, was du sagen willst, aber dieses Mal schien sie nicht sie selbst zu sein und es war keine wirre Vorhersage wie sonst, sondern irgendwie... naja..." sagt er an mich gerichtet.
„Als ich sie hinterher drauf ansprach, wusste sie von nichts..."
In diesem Moment klopft es am Fenster und ein Uhu sitzt auf dem Fensterbrett.
Wir wissen sofort was das zu bedeuten hat.
Ron faltet mit zittrigen Händen die Notiz auf:
Berufung verloren. Sie richten ihn bei Sonnenuntergang hin. Ihr könnt nichts mehr tun. Kommt nicht runter. Ich will nicht, dass ihr das seht.
Hagrid
„Oh, nein...", flüstere ich entsetzt, auch wenn ich damit schon festgerechnet hatte, macht es mich traurig.
„Wir gehen hin.", sagt Harry entschlossen. „Wir stehen Hagrid nachher bei!"
„Aber wie wollen wir bei Sonnenuntergang hinunterkommen?", fragt Ron. „Die werden dich ganz bestimmt nicht rauslassen!"
„Wenn wir den Tarnumhang noch hätten." Harry überlegt verzweifelt.
„Wo ist er?", frage ich entschlossen.
„Naja, damals als Snape mich nach meinem Hogsmeadeausflug erwischt hatte, habe ich ihn im Geheimgang liegen gelassen und mich bisher nicht getraut ihn zu holen..."
„Der Geheimgang ist im dritten Stock, hinter der einäugigen Hexe und er öffnet sich, in dem man mit dem Zauberstab auf den Rücken tippt und Dissendium sagt?", stelle ich sicher.
„Ehm – Ja, was hast du..."
Doch ich höre ihn nicht mehr und eile davon.
Wenn sie mich dort erwischen wird niemand Fragen stellen!
Ich schlittere die Korridore entlang zur Statue. Sicherheitshalber schaue ich nach rechts und links, ob auch wirklich niemand da ist.
Vorsichtig tippe ich mit meinem Zauberstab gegen den Buckel der Hexe und flüstere: „Dissendium"
Der Rücken der Hexe beginnt sich zu öffnen und gibt eine lange Treppe in einen dunklen Gang frei.
Ich überlege kurz und steige hinunter. Schon am Treppenabsatz sehe ich den Tarnumhang liegen. Ich hebe ihn auf und eile wieder die Treppe hinauf.
Damit mich niemand mit dem Umhang sieht, werfe ich ihn mir einfach um.
Ich erschaudere für einen Moment, Harry scheint ihn öfters zu tragen als er es zu gibt oder es liegt einfach daran, dass er die meiste Zeit in seinem Koffer liegt, aber sofort nehme ich Harrys Geruch wahr.
Kurz erwische ich mich dabei, wie ich am Umhang rieche.
Ohje... gesteh es dir ein! Ich... kann nicht!
Kurz bevor ich den Turm erreiche, ziehe ich den Umhang herunter und nenne der fetten Dame das Passwort.
„Du bist unglaublich, Hermine.", ruft Harry, nachdem ich wieder im Gemeinschaftsraum auftauche.
„Mal ganz im Ernst." Ron grinst anerkennend. „Was ist nur los mit dir, erst verhaust du Malfoy und dann widersetzt du dich Trelawney."
Ich schätze, dass das ein Kompliment sein sollte und gebe mich geschmeichelt und reiche Harry den Umhang.
„Danke.", haucht er. „Heute Abend schleichen wir uns raus! Für Hagrid."
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Hermine Granger und die magische Welt
Teen FictionBegleite Hermine auf ihrem Abenteuer durch die magische Welt. Wie finden die Ereignisse aus Harry Potter aus Hermines Sicht statt? Was empfindet sie dabei und wie denkt sie darüber? Erlebe wie Hermine ihre ersten, unsicheren Schritte in der ihr unbe...