Nur wir zwei

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Kaum, dass Harry die Tür hinter sich geschlossen hat, bricht ein Tumult los.
„Er hat geschummelt!"
„Das ist unfair!"
„Er ist doch noch gar nicht siebzehn!"
Dumbledore bedeutet mit einer Handbewegung Ruhe.
„Geht nun alle in eure Gemeinschaftsräume. Wir haben noch etwas mit den Champions zu besprechen!"
Wir werden nun aus der Halle gescheucht, während die Lehrer in der Kammer verschwinden.
„Wie hat er das gemacht?", zischt Ron, als er neben mir zurück in den Gemeinschaftsraum läuft.
„Was gemacht?", frage ich etwas scharf.
„Na, wie hat er seinen Namen da reinbekommen?"
Ich bleibe abrupt stehen und einige der Gryffindors rennen gegen mich.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass er seinen Namen da reingeworfen hat?!", zische ich wütend.
Ron verschränkt die Arme vor der Brust. „Doch, glaube ich."
Ich schnaube wütend auf. „Wieso sollte Harry seinen Namen da reinwerfen? Er hat genug Ruhm und er wollte endlich mal ein ruhiges Jahr in Hogwarts verbringen!"
Ron macht nun einige Schritte auf mich zu. „Pass mal auf, Hermine. Harry Potter hat bei der Auswahl betrogen und hat mir, seinem angeblich besten Freund, nicht einmal Bescheid gesagt."
„Ron, Harry hat seinen Namen da nicht reingeworfen!"
„Ach, glaub was du willst.", schnaubt Ron. „Er kann nicht anders. Er muss einfach im Rampenlicht stehen!"
„Du weißt gar nicht, was du redest, Ron! Ich glaube fest daran, dass er es nicht war!"
„Schön.", sagt er und kehrt mir den Rücken zu. „Schön.", ruft er noch einmal über die Schulter und stapft in den Gemeinschaftsraum.
„HEY!", jubeln die Weasley Zwillinge, als sich das Portrait öffnet. Doch ihre Mienen versteinern, als sie Ron erblicken. „Ach du bist es nur."
„Ja, nur ich! Nicht der tolle Harry Potter!", blafft Ron. Er stößt die Gryffindors aus dem Weg und rennt in den Jungenschlafsaal.
„Hey, Hermine!", jubeln Fred und George. „Du hast Harry dabei geholfen, nicht wahr?"
„Das Dreamteam!", ruft Angelina. „Mut und Klugheit! Mit deiner Hilfe gewinnt er das Turnier! Du hast den Grips, er den Mut!"
„Er hat seinen Namen da nicht reingeworfen! Und ich habe ihm auch nicht geholfen!", rufe ich wütend.
„Sicherlich, Hermine.", lacht Fred. „Iss was!"
„Wie habt ihr es gemacht?", fragt George.
„Ich hab schon gegessen!", rufe ich wütend und schlage ihm das Brot aus der Hand. „Hört mir mal zu. Harry hat seinen Namen nicht da reingeworfen! Er wollte an dem Turnier nie teilnehmen!"
„Jeder wollte an dem Turnier teilnehmen, Hermine.", lacht jetzt George. „Wenn du ihm dabei nicht geholfen hast, hat er selbst einen Weg gefunden!"
„Er hat gesagt, er war es nicht!", keife ich.
„Dann hat er gelogen! Wieso sollte wer anders seinen Namen da reinwerfen."
„Er hat nicht gelogen! Ich glaube ihm!", ich remple unsanft Seamus aus dem Weg und renne in den Mädchenschlafsaal.
Im Gemeinschaftsraum ertönt nun aufgeregtes Gesumme und Gebrumme.
Der Mädchenschlafsaal ist leer und liegt im Dunkeln. Sicher wollen Parvati und Lavender bei der Feier dabei sein, die Harry nie wollte.
Ich ziehe mich um und lege mich ins Bett. Mir macht das ganze Turnier viel zu viele Sorgen. Dumbledore hat gesagt, dass es gefährlich wird und es ist sicherlich nicht ohne Grund nur für Siebtklässler. Harry ist noch nicht soweit.
Ich rolle mich unter meiner Decke zusammen und falle in einen unruhigen Schlaf.


Am nächsten Morgen wache ich recht früh auf.

Ich muss mit Harry sprechen! Allein!

Ich schleiche ins Bad, um Lavender und Parvati nicht zu wecken. Als ich fertig bin, eile ich in die große Halle um ein Paar Brötchen mit Marmelade zu beschmieren.
„Ach, wer ist denn da?", ruft Ron mir entgegen, als ich den Gemeinschaftsraum betrete.
„Hi, Ron.", sage ich lächelnd.

Hoffentlich konnten er und Harry ein klärendes Gespräch führen.

„Wo ist Harry?"
„Der ruht sich noch aus. Er muss ja ausgeschlafen sein für die vielen Interviews, die der berühmte Harry Potter geben muss."
Er öffnet das Portrait.
„Ron, er hat seinen Namen da nicht reingeworfen!", erwidere ich schon leicht genervt.
„Sicher. Du glaubst ihm?"
„Natürlich glaube ich ihm, Ronald!"
„Ich nicht."
„Wieso denn nicht? Er ist dein bester Freund, Ron!"
„Dachte ich auch. Bisher hat er mir immer alles erzählt. Nur nicht, wie er es geschafft hat den Feuerkelch zu überlisten!"
„Er hat den Kelch nicht überlistet, Ron! Wieso sollte er das den tun? Aufs Geld ist er nicht angewiesen, auch den Ruhm braucht er nicht mehr."
„Du hast Recht.", ruft Ron, kurz bevor wir die große Halle erreichen. „Harry ist ein Traumtyp. Der braucht den Titel „Trimagischer Champion" nicht auch noch. Der-Junge-der-Lebt ist sowieso viel besser."
„Sag mal hast du sie noch alle?"
Wir haben mittlerweile den Gryffindortisch erreicht, einige Schüler sitzen bereits an ihren Haustischen und hören uns gespannt zu.
Während unseres Streites schweigt die ganze Halle.
„Weißt du was Hermine? Bleib doch bei deinem Harry, wenn du ihm glaubst. Ich glaube jedenfalls, dass er auf den Ruhm aus ist!"
„Weißt du was, Ron?", blaffe ich zurück. „Das mache ich! Ich bleibe halt bei Harry!" Wütend setzte ich mich möglichst weit weg von Ron und beginne damit mehre Brötchen mit Himbeermarmelade zu bestreichen.

Ein paar Schüler starren uns noch an und beginnen dann aufgeregt zu tuscheln. Doch das ist mir komplett egal.
Ich wickle die Brötchen in ein paar Servierten ein und stehe dann auf.
Ich werfe noch einen Blick auf Ron, der grimmig in eine andere Richtung starrt. Um meinen Abgang noch besonders dramatisch zu machen, werfe ich mir die Haare über die Schulter, ehe ich die Halle verlasse.
Eilig laufe ich zum Gryffindorturm um im Gemeinschaftsraum auf Harry zu warten. Doch soweit komme ich gar nicht erst.
Kurz bevor ich der fetten Dame das Passwort zu rufen kann, wird ihr Portrait auch schon zur Seite gestoßen.
„Harry!", rufe ich freudig und lächle ihn an.
„Hallo, Mine.", murmelt er missmutig.
„Hast du Lust auf einen Spaziergang? Ich hab uns was zu essen gemacht!"
„Ohja, danke." Er lächelt, nimmt mir ein Brötchen ab und schlendert neben mir die Treppe hinunter.
„Erzähl mal.", fordere ich ihn auf. „Was ist gestern nach der Auswahl passiert."
Er seufzt und beginnt zu erzählen:
„Naja, ich bin in die Kammer und die anderen wollten mir erst auch nicht glauben, dass ich gezogen wurde. Dann kamen all die Lehrer angerauscht. Karkaroff und Maxime wollten auch noch jeweils einen Champion wählen lassen, doch Crouch meinte, dass der Kelch bereits erloschen sei und eine zweite Wahl nicht mehr möglich ist.
Dann hat McGonagall versucht mich da irgendwie rauszuboxen, dass ich doch nicht teilnehmen kann. Immer wieder habe ich versucht, sie davon zu überzeugen, dass ich meinen Namen nicht in den Kelch geworfen habe. Doch niemand, außer Dumbledore und McGonagall glaubt mir... auch Ron nicht."
Wir haben mittlerweile das Schlossportal erreicht.
Ich reiche ihm sein zweites Himbeermarmeladebrötchen.
„Ich glaube dir, Harry." Ich betrachte, das Schiff der Durmstrangs, wie es auf dem stillen, klaren See liegt und im Wind leicht hin und her schaukelt.
„Wirklich?", sagt Harry und schaut mich verwundert an.
„Natürlich.", lächle ich. „In den vier Jahren, die ich dich kenne, hast du mich noch kein einziges Mal angelogen und ich vertraue dir. Außerdem konnte ich es an deinen Augen sehen."
Beim letzten Abschnitt werde ich rot.
„Danke, Mine." sagt Harry und ein Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. „Das bedeutet mir viel."
Wir setzen uns unter eine Linde und blicken auf den See.
„Hast du Ron heute schon gesehen?"
„Ja, beim Frühstück", murmle ich geistesabwesend.
„Und? Glaubt er mir mittlerweile?"
„Ehm...", ich stammle etwas rum. „Nein. Ich habe versucht ihn zu überzeugen... und..."
„Was und..."
„Naja, er meinte ich soll halt bei dir bleiben, wenn ich dir glaube. Er meint du tust es nur wegen des Ruhms ..."
Harry schnaubt wütend aus „Das kann nicht wahr sein, dass er das immer noch, nach all den Jahren, glaubt!"
„Ich weiß", sage ich abwesend und betrachte das Schiff der Durmstrangs.
„Ich mein... Ich wollte nie berühmt sein... Ich wollte nur ein normaler Junge sein! Ich würde alles geben, wenn ich normal bei meinen Eltern aufgewachsen wäre!", er wird nun lauter.
„Ich weiß, Harry..."
„Wieso glaubt er mir nicht!? Denkt er, ich will das?! Ich wollte nie der-Junge-der-lebt sein!", er schreit schon fast.
„Harry, bitte", flehe ich. „Schrei nicht so...", beruhigend lege ich meine Hand auf seinen Unterarm.
Er lächelt mich an. „Aber du glaubst mir ja immerhin."
„Ja.", hauche ich. „Jedes Wort. Ich weiß, dass du nur ein normaler Junge sein willst."
„Naja, Zauberkräfte will ich schon behalten.", lächelt er.
Ich boxe ihm gegen den Arm.
„Aua!", lacht er und piekst mir in die Seite.
„Da bin ich kitzlig hör auf!", kichere ich und drücke seine Hand weg.
„Wo? Da?", er piekst mir wieder in die Seite.
„Hör auf, Harry!", kreische ich.
„Womit? Damit?" Wieder piekt er mich in die Seite.
„Genau!", rufe ich und schubse ihn mit sanfter Gewalt weg und pieke ihm in die Seite. Er zuckt zusammen, auch er ist dort kitzlig.
„Hey!", ruft er und ich pieke ihm schnell in die andere Seite.
„Das bekommst du zurück!" Er schubst mich um und kitzelt mich durch.
„H-H-Hör auf! Ha-Harry!", presse ich zwischen den Lachern hervor.
Einige Meter hinter uns ertönt hohes Mädchengekicher.
Harry und ich sprengen auseinander und richten unsere Kleidung.
Einige Beauxbatons Schülerinnen, sind gerade auf dem Weg ins Schloss und scheinen uns entdeckt zu haben.
Mit knallrotem Köpfen lehnen wir uns wieder an den Baum.
Für einen Moment schweigen wir.

Wow.

Mein Bauch kribbelt so schlimm wie noch nie zu vor und mein Herz hat eine bedrohliche Schlagfrequenz angenommen.

Wenn er nicht Harry Potter wäre, könnte ich es ihm sagen?

„Mine?" unterbricht Harry meine Gedankengänge. „Ich sollte Sirius einen Brief schreiben." Harry steht auf. „Kommst du mit?" Er reicht mir seine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen.
Ich greife danach und er zieht mich auf die Füße. „Natürlich komme ich mit, Harry."
In der Eulerei angekommen schreibt Harry hastig einen Brief an Sirius.

Lieber Sirius,
ich sollte dir schreiben, wenn irgendetwas in der Schule passiert. Ich weiß nicht ob du davon gehört hast, aber dieses Jahr findet das Trimagische Turnier in Hogwarts statt. Irgendwer muss meinen Namen in den Kelch geworfen haben und ich wurde als vierter Champion ausgewählt.
Niemand glaubt mir, dass ich meinen Namen nicht reingeworfen habe, außer Hermine.
Ich hoffe dir und Seidenschnabel geht es gut.
Harry

„Meinst du das ist in Ordnung?", fragt Harry und hält mir den Brief hin.
„Ja, sollte gehen.", nicke ich und blicke mich nach einer Schuleule um.
Hedwig kommt schon freudig auf uns zu geflogen und knabbert an Harrys Ohr herum.
„Ich kann dich nicht nehmen.", murmelt Harry traurig. „Ich muss eine deiner Kolleginnen ausleihen."
Wütend kreischt Hedwig auf und hackt ihm ins Ohr.
„AUA!", ruft Harry, während Hedwig beleidigt davonfliegt. „Erst Ron, dann du!"
Niemand aus Hogwarts, außer den Gryffindors, scheint auf Harrys Seite zu stehen und ihn zu unterstützen.
Harry und ich verbringen die meiste Zeit damit, den anderen aus dem Weg zu gehen. Schließlich verkriechen wir uns in unserem Klassenzimmer, im fünften Stock.
„Weißt du noch, als wir hier die Löcher reingebrannt haben?", fragt Harry und fährt mit seiner Hand über die Brandflecken.
„Natürlich. Es war erst letztes Jahr.", lache ich und setzte mich auf den Lehrertisch.
Einen Moment schweigen wir uns an.
„Mine?"
„Hm?"
„Wie soll ich dieses Turnier überleben? Was ist, wenn derjenige, der meinen Namen da reingeworfen hat, wollte, dass ich dabei draufgehe?"
Ich halte die Luft an, denn darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.
„W-Weißt du, Harry...", sage ich zögernd. „Das kann gut sein... Aber Dumbledore wird nicht zulassen, dass dir etwas geschieht und ich werde dir helfen, dich auf die Aufgaben vorzubereiten!"
„Danke.", lächelt er.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt