Seidenschnabel

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Nach der Verwandlungsstunde strömen wir alle gemeinsam in die Große Halle, um unser Mittagessen einzunehmen.
Ich schaufle mir etwas Eintopf auf den Teller und schiebe den Topf Ron zu.
Ron schaut immer noch sehr besorgt drein. Er hat Harrys Todesweissagung wohl immer noch nicht abgetan.
„Kopf hoch, Ron", sage ich. Er beginnt lustlos den Fleischeintopf auf seinen Teller zu schaufeln. „Du hast doch gehört, was McGonagall gesagt hat."
Ron ignoriert mich jedoch komplett und wendet sich an Harry: „Harry, du hast doch nicht etwa zufällig einen schwarzen Hund gesehen?", fragt er mit ernster Stimme.
„Doch, habe ich", sagt Harry mit ebenfalls ernster gedämpfter Stimme.
Ron lässt vor Schreck seinen Löffel fallen.
„Pah, Jungs, das war wahrscheinlich ein streunender Köter", sage ich abwertend und wende mich wieder meinem Essen zu.
„Hermine, den Grimm zu sehen ist ein schlechtes Omen!", ruft Ron nun aufgebracht „Mein Onkel, Billius, hat einen gesehen und vierundzwanzig Stunden später war er Tod!"
„Zufall", sage ich und winke ab.
„Weißt du eigentlich was du da redest?", blafft er mich an. „Grimme erschrecken Zauberer zu Tode!"
„Da hast du es doch!", sage ich überlegen. „Die Leute machen sich selbst Angst und sterben dann daran. Da ist nichts Übernatürliches dran, Ronald!"
Ron starrt mich wütend an. „Du... Du hast davon keine Ahnung, weil du bei Muggeln aufgewachsen bist!"
„Ron, ich glaube Hermine hat bewiesen, dass sie genug Ahnung hat, obwohl sie bei Muggeln aufgewachsen ist!", mischt Harry sich nun ein.
Ich lächle verlegen und schlage mein Arithmantikbuch auf. Ron murrt beleidigt vor sich hin, sagt aber nichts mehr.

Während wir uns auf dem Weg zu unserer ersten Stunde Pflege magischer Geschöpfe begeben, rede ich kein Wort mit Ron und verstricke Harry in eine angeregte Unterhaltung.
Wenige Momente später sehen wir vom Schlossportal Hagrids Hütte, an der sich schon eine Menschentraube gebildet hat. Leider stelle ich fest, dass wir anscheinend Pflege magischer Geschöpfe mit den Slytherins haben werden.
„Oh, nicht die", sage ich entrüstet und schreite weiter auf die Hütte zu.
„Dass wir uns mit ihnen Zaubertränke teilen müssen, hat der Schulleitung wohl noch nicht gereicht", beschwert sich Ron.
Kaum, dass wir angekommen sind, kommt auch schon Hagrid aus seiner Hütte und begrüßt freudig die Klasse.
„Kommt, folgt mir! Ich habe eine Überraschung für euch!", ruft er und bedeutet uns ihm zu folgen.
„Er will doch nicht in den Wald?", sagt Harry als wir uns verdächtig nahe dem Wald nähern.
„Ich hoffe nicht. Das letzte Mal, als wir beide dort waren, war schon schrecklich genug", sage ich.
„Ich war erst vor ein paar Monaten dort", erklärt Harry. „Falls du das vergessen hast." Er lächelt mir zu.
„Hab ich nicht!", sage ich gespielt beleidigt. „Ron hat oft genug von den Spinnen erzählt!", lächle ich und knuffe ihn gegen den Arm. Er spielt nun den stark Verletzten.
„Aua, Hermine. Mein Arm... Ahh", macht er und lacht.
„Blödmann!", sage ich und haue noch mal drauf und lache.
„Oh, Potter ist anscheinend nicht der Mann im Haus", höhnt Malfoy, der hinter uns hergeht mit verächtlichem Ton.
„Halt den Rand, Malfoy", sagt Harry und trottet ohne mich weiter anzusehen weiter.
Meine Mundwinkel sinken sofort nach unten und traurig trotte ich hinter Harry her, der nun vor mir geht.

Wenig später stehen wir vor einer abgezäunten Weidefläche für Rindvieh. „Stellt euch hier auf!", ordnet Hagrid an und deutet auf den Zaun. „Wartet hier, ich bin gleich wieder da. Während ich weg bin, lest ihr die Seite hundertsiebenundachtzig durch!"
„Wie denn?", schnarrt Malfoy.
„Was, wie denn?", sagt Hagrid.
„Wie sollen wir das Buch öffnen?" Er nimmt sein Buch heraus, um welches er ein langes Seil gewickelt hat.
Auch wir anderen holen unsere Bücher hervor. Harry hat seins, so wie viele andere, mit einem Gürtel zu geschnürt. Andere haben Klammern, Seile, enge Taschen oder so wie ich Zauberklebeband benutzt, um sie im Zaum zu halten.
„Hat keiner es geschafft sein Buch zu öffnen?", fragt Hagrid enttäuscht.
Wir alle schütteln unsere Köpfe.
„Ihr müsst es streicheln", sagt Hagrid und greif sich mein Buch, reist das Zauberband ab und streichelt ihm über den Einband. Augenblicklich hört es auf zu knurren und lässt sich öffnen.
„Seht ihr", sagt Hagrid und reicht mir mein Buch. Die anderen beginnen nun ihre Bücher zu streicheln.
„Ich habe gedacht, es wären lustige Dinger", sagt Hagrid traurig zu mir hinunter gebeugt.
„Total lustig!", ruft Malfoy. „Total lustig uns Bücher zu geben, die unsere Hände abreißen wollen!"
„Halt den Mund, Malfoy!", blafft Harry ihn an.
„Hör nicht auf ihn, Hagrid", flüstere ich und tätschle seinen Ellenbogen.
„Na denn!", sagt Hagrid. „Also ich gehe jetzt in den Wald, unsere magischen Tiere für diese Stunde holen!" Mit diesen Worten verschwindet er in Richtung Wald und verschwindet zwischen den Bäumen.
„Mein Gott, diese Schule geht noch zu Grunde!", ruft Malfoy, als Hagrid außer Hörweite ist.
„Halt den Mund, Malfoy!", sagt Harry erneut und geht wütend einige Schritte auf ihn zu.
„Pass auf, Potter, hinter dir ist ein Dementor!", schreit er und deutet hinter Harry.
Bevor Harry noch etwas Dummes machen kann, nehme ich seine Hand und ziehe ihn von Malfoy weg. „Lass es gut sein, Harry, versprochen?", sage ich und blicke ihm eindringlich in seine Augen.

Hermine Granger und die magische WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt