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Pov Dado:

Als die Stunde zu Ende ist, springe ich erleichtert auf und verlasse schnellst möglich den Raum. Ich dränge mich durch die ganzen Schüler und flüchte auf die Jungentoilette.

Hier ist nur selten jemand. Aber auf die Toiletten hier geht man auch nur wenn es nicht anders geht.

Froh darüber alleine zu sein, lehne ich meinen Kopf an die Wand und genieße die Stille. Meine Gedanken kreisen dabei ununterbrochen um Herr Rankl. Erst quatscht er mich voll und will alles über mich wissen und dann auf einmal nicht mehr.

Bei meinen Mitschülern und den anderen Lehrern war es auch so. Aber da war es ein langsamer Prozess. Als sie endlich mitbekommen haben das ich nichts von ihnen will, haben sie es trotzdem immer wieder versucht bis sie es dann doch irgendwann aufgegeben haben. Bei ihnen war es voraussehbar.
Bei Herr Rankl jedoch nicht.

Ich konnte es nicht vorhersehen wie er reagieren wird. Also doch aber er hat eben nicht so reagiert wie er reagieren sollte.

Er hat genau das Gegenteil gemacht und das macht mir Angst. Meine Analyse ist Fehlerhaft. Ich habe keine Kontrolle mehr und weiß nicht wie er in Zukunft reagieren wird.
Ich kann ihn nicht mehr einschätzen und das ist es was mir Angst macht. Er ist unberechenbar und könnte jeder Zeit etwas machen womit ich nicht gerechnet habe.

Er nimmt mir meine Sicherheit und mein Vertrauen in mich selbst.
Ich bezweifle meine Fähigkeiten und das war noch nie so. Sonst haben schließlich auch alle Menschen so reagiert wie ich es erwartet habe, nur er nicht.

Wie soll ich denn jetzt mit ihm umgehen? Zu wissen wie Menschen reagieren und handeln werden bringt mir Sicherheit. Es schützt mich davor verletzt zu werden.

Und jetzt?

Er hat mir diesen Schutz einfach genommen, genauso wie meine Sicherheit und das Vertrauen in mich.

Die Tür der Jungentoilette öffnet sich. Herr Rankl, ausgerechnet er, tritt durch die Tür. „Ich habe dich gesucht. Wusste ich doch das es dir nicht gut geht" Er kommt auf mich zu und setzt sich dann einfach neben mich.

Genauso wie heute morgen.

Und er hat mich gesucht. Wieder eine Aktion mit der ich nicht gerechnet habe. Und wieder nimmt er mir die Sicherheit und das Wissen, dass ich alles unter Kontrolle habe.

„Was bedrückt dich? Hast du vielleicht doch Probleme zuhause?", fragt er. Und da ist er wieder.

Der Mann, der nachfragt und Vermutungen anstellt.

Knapp schüttle ich den Kopf. „Ist es weil ich.. hm.. du bist komisch seit der Mittagspause. Und das auch erst seit.. äh.. ah, seit ich anders reagiert habe als du erwartet hast?" Zum Ende hin wird er immer fragender.

Treffer ins schwarze würde ich mal sagen.

Sage ich aber nicht.

Stattdessen stehe ich auf und setze mir meine Schultasche auf. „Mir war nur schlecht", lüge ich ihn an und verlasse die Toiletten.

Wieso hat er das durchschaut. Kein Mensch wäre darauf gekommen. Er hat schon wieder anders reagiert als ich erwartet habe und das obwohl ich dieses mal nicht einmal überlegt habe wie er reagieren wird.

Zuhause mache ich meine Hausaufgaben und helfe meiner kleinen Schwester bei ihren. Glücklich verlässt sie anschließend das Zimmer.

Seit ich zuhause bin, fühle ich mich so leer. Als hätte man alle Emotionen aus mir entfernt und nur eine leere Hülle dagelassen. In meinem Zimmer setzte ich mich an den Computer und recherchiere ein wenig über Zwangsstörungen. Aber wie sich herausstellt habe ich keine.
Denn dazu müsste man von seinen eigenen Zwängen genervt sein und sie nutzlos finden. Sie müssen einen stören, aber das machen meine nicht. Es war notwendig die Sachen von Herr Rankl ordentlich hinzulegen. Auch andere Menschen nach ihrem Verhalten und den Gewohnheiten zu analysieren ist nichts schlechtes. Es bringt Sicherheit.

619 Wörter

A/n: Ich habe einfach die beste Mum. Ich habe sie vorhin gefragt, ob ich am Freitag streiken darf.
Sie darauf nur: "Ja, brauchst Du eine Freistellung?" Ich hätte nie erwartet, dass sie da so entspannt reagiert und mich sogar freistellen würde...

Banned Love // ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt