Pov Dado:
Nach dem Essen gehe ich ausnahmsweise nicht sofort in mein Zimmer. Statt dessen versuche ich mein Glück noch ein Mal bei meiner Mum in der Küche. "Muss er wirklich auf uns aufpassen?", frage ich sie direkt und ohne Umschweifen, als sie in die Küche kommt. "Ja muss er." "Aber er hat doch auch ein Leben und will seine Zeit sicher nicht hier totschlagen. Außerdem hat er bestimmt eine Freundin, die auch Mal Zeit mit ihm verbringen will. Ich meine er ist schon drei Nachmittage in der Woche hier.", gebe ich zu bedenken, wobei ich auf das Argument mit der Freundin besonders stolz bin. Denn dagegen kann meine Mum auch nicht viel sagen.
Nur stand Michael scheinbar die ganze Zeit hinter mir, ebenfalls in der Küche, und hat das Gespräch zwischen mir und meiner Mum mitbekommen, denn nun mischt er sich ein. "Also erstens macht mir das wirklich nichts aus. Ich würde gerne auf euch aufpassen und würde mir das tatsächlich nicht gefallen, dann hätte ich etwas gesagt. Und zweitens habe ich keine Freundin. Ich bin Schwul, falls du das vergessen haben solltest, und Single dazu. Also mach dir da keine Sorge um mein Privatleben. Ich denke ich kann das selber recht gut entscheiden."
Sauer presste ich meine Kiefer aufeinander. Woher soll ich denn bitte wissen, dass er Schwul ist.
Als ob ich mir sowas merken würde, es interessiert mich schließlich nicht. Wütend funkle ich ihn an und stapfe dann an ihm vorbei zurück in mein Zimmer.Dass er mich behandelt als wäre ich ein Kleinkind gefällt mir so gar nicht. Und als ob ich mich um sein Privatleben sorgen würde. Das interessiert mich doch nicht einmal. Aber etwa anderes ist mir als Argument in dem Moment eben nicht eingefallen. Und sein sanftes Lächelns auch noch dauernd. Als würde er das alles extra machen um mich auch ja zu nerven. Hätte er sich dafür nicht jemanden anderes aussuchen können?
Leute die ihn mögen, gibt es ja scheinbar genug. Unverständlich, aber leider wahr. Was hat er denn an sich, dass alle ihn mögen. Würde ich zu den Leuten freundlich sein, würden sie mich trotzdem nicht mögen.
Resigniert seufze ich auf.
Er hat nicht einmal eine Woche gebraucht und ist schon bei allen beliebt.Und ich?
Ich war schon in der Grundschule, als ich noch bemüht war Anschluss und Freunde zu finden, der Außenseiter. Es gab nie jemanden, der von sich aus auf mich zugekommen ist um mit zu spielen. Immer musste ich fragen, ob ich mitspielen dürfte. Und selbst da war ich immer der Außenseiter. Mir hat nie jemand den Ball zugeworfen und es hat mich auch nie jemand gefangen. Ich bin einfach nur mitgelaufen, denn so wirklich mitgespielt habe ich nie. Irgendwann hab ich aufgegeben es zu versuchen und kurz darauf starb mein Vater und ich kapselte mich auch von dem Rest der Welt ab.
Immer öfter begann ich zu lesen, bis man mich irgendwann nur noch mit Buch in der Hand kannte. Ich las alles, Hauptsache ich konnte damit zumindest für ein paar Minuten der Realität entfliehen. Ich war Ritter, Abenteurer oder Pirat. Ich erlebte ein Abenteuer nach dem Anderen, doch wenn ich meinen Kopf hob und den Blick von dem Buch abwendete, sah ich wie die anderen Kinder glücklich miteinander spielten und schon fühlte ich mich wieder einsam.
Kurze Zeit später habe ich angefangen Geschichten zu schreiben. Ich habe mir meine Freunde eben ausgedacht. Und wenn ich es nicht schaffe mir in der Realität Freunde zu suchen und Bekanntschaften zu knüpfen, dann zumindest in Geschichten, meiner Fantasie. Ich schrieb nie Geschichten über mich selbst. Ich konnte mich nur schon immer gut in Andere hineinversetzen, zumindest solange sie nicht wirklich existierten, denn dann hatte ich auf einmal keine Ahnung mehr was andere denken oder wieso sie so handeln.
Deshalb habe ich auch angefangen die Menschen auf ihre Gewohnheiten und Eigenarten zu beobachten. Irgendwie traurig wenn man überlegt, dass ich zu dem Zeitpunkt gerade mal acht war. Und jetzt, zehn Jahre später sieht es nicht anders aus. Als ich dann aufs Gymnasium gewechselt bin, habe ich mir nicht einmal Mühe gegeben Anschluss zu finden.
Diesmal war ich derjenige, der sich ausgegrenzt hat. Immer wenn sich jemand neben mich setzten wollte, sagte ich da sei besetzt und wenn jemand versuchte sich mit mir zu unterhalten, habe ich abgeblockt. Irgendwann haben sie es einfach hingenommen und es nicht mehr versucht.
Und ich?
Ich war zufrieden weil es genug Wege für mich gab diese Welt zu verlassen. Dass ich mich dabei aber allein und einsam gefühlt habe, habe ich irgendwie immer geschafft erfolgreich zu verdrängen. Jetzt geht das nicht mehr so leicht und alles was ich in den letzten Jahren scheinbar so erfolgreich verdrängt und in mich rein gefressen habe, kommt mit einmal wieder hoch.
All die einsamen Stunden liegen mir schwer im Magen und jede Neue schmerzt schlimmer als alle anderen zuvor. Mit jeder neuen Stunde werden die Zweifel an mir selbst größer. Fragen nach dem 'Warum' werden immer häufiger.
Warum ich?
Warum macht niemand etwas dagegen?
Warum hilft mir niemand, sieht denn wirklich niemand wie ich daran langsam ersticke?
Warum lasse ich keine Hilfe zu, ist es schon zu spät mir zu helfen und die Hilfe anderer würde es nur schlimmer machen?
Warum mache ich das überhaupt noch alles mit, ich könnte schließlich alles beenden.
Es gibt so viele Wege das alles hier enden zu lassen und für immer zu verschwinden...905 Wörter
A/n: Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende..
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Banned Love // Zomdado
Hayran Kurgu"Wieso man auf seinen Verstand hören sollte? Stell dir einfach mal vor, vor dir steht eine Person mit einer Waffe in der Hand. Die Waffe ist geladen und direkt auf dich gerichtet. Die Person könnte jeder Zeit abdrücken und dein Leben beenden. Aber...