Pov Dado:
Nachdem Herr Rankl die Tür hinter sich zugezogen hat, lasse ich mich seufzend wieder in mein Kissen fallen. Meine Gedanken wandern zurück zu dem heutigem Abend.
Eine einzige Katastrophe.
Nicht nur, dass mein Lehrer hier gegessen hat und jetzt auch noch bei uns übernachtet und es Muscheln gab. Viel mehr macht mir die Tatsache zu schaffen, dass meine Mum mich bei meinem Spitznamen genannt hat.
Sie hat mich einfach mit dem Namen angesprochen, den mein Vater immer für mich genutzt hat. Und das tat sie auch noch so als ob nichts dabei sei. Sie weiß ganz genau wie sehr ich es hasse so genannt zu werden.
Nicht weil ich den Namen nicht mag, um ehrlich zu sein, liebe ich es so genannt zu werden.
Viel mehr, weil er mich an meinen Dad erinnert. An den Menschen, der einmal alles für mich gewesen ist und es jetzt vermutlich auch noch wäre, hätte er damals den Kampf gegen den Krebs nicht verloren.Niemandem ist es erlaubt mich so zu nennen wie er damals. Zu tief sitzt noch immer der Schmerz über den Verlust. Damals ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Erst konnte ich nicht glauben, dass er wirklich Tod sein sollte. Ich meine ein Mensch kann ja nicht von jetzt auf gleich einfach so verschwinden, ohne etwas anderes als nach und nach verblassende Erinnerungen, alte Fotos und den Schmerz im Herzen der Angehörigen zu hinterlassen.
Aber doch...
das kann er. Und genau so war es vor knapp zehn Jahren bei meinem Dad.
Von heute auf morgen verschwand er. Der Mensch, der mein Leben lang den Mittelpunkt meines Daseins gebildet hat.
Der Mann, der mir das Fahrradfahren beigebracht hat und das Lesen. Noch heute kann ich mich an seine vor Stolz funkelnden Augen erinnern, als ich damals meine ersten Sätze fehlerfrei lesen konnte. Auch als ich dann selber lesen konnte, habe ich wehemend auf meine Gute Nacht Geschichte bestanden. Und obwohl mein Dad jeden Abend aufs Neue versucht hat mich davon zu überzeugen, die Geschichte selber zu lesen, konnte er mir das Vorlesen vor dem Schlafengehen nie ausreden.
Zu gut konnte er die Stimmen der verschiedenen Figuren nachmachen.Und dann, von einem Tag auf den anderen, war es vorbei. Nie wieder würde er an meinem Bett sitzen können und um mir meine Gute Nacht Geschichte vorzulesen. Das Buch, welches wir nie fertig lesen konnten, liegt noch immer in der Schublade meines Nachtschrankes.
Fast so als würde es darauf warten, dass es von meinem Dad behutsam in die Hand genommen und aufgeschlagen wird.
Als hoffe es darauf, dass die Wörter der Geschichte durch meinen Vater wieder lebendig werden.Zu lange liegt es schon dort. Nie konnte ich mich überwinden es wegzuräumen oder auch nur in die Hand zu nehmen.
Immer wieder habe ich mir vorgenommen es zurück in das Bücherregal zu stellen. Es zurück an seinen Platz zu bringen, der nun schon seit so vielen Jahren leer steht. Aber nie konnte ich mich dazu überwinden und in den letzten Jahren habe ich es schon gar nicht mehr versucht.
Zu groß war die Angst davor, dass die Tränen, welche ich schon so lange zurückhalte, nun doch ihren Weg nach draußen finden würden und dann nicht aufhören würden zu fließen.
Nach seinem Tod habe ich nicht geweint.
Nicht einmal.
Weder wegen seinem Tod, noch wegen etwas anderem. Ich habe versucht alles zu verdrängen denn Tränen hätten an der Situation auch nichts verändert.
Jetzt bereue ich es mich so abgeschottet zu haben. Sowohl von allen anderen Menschen, als auch von jeglichen Gefühlen.
Es wäre besser gewesen, hätte ich die Tränen nicht unterdrückt, nur weil sie die Situation nicht verändert hätten.Natürlich wäre mein Dad deshalb nicht wieder gekommen, aber es hätte geholfen mit der Situation zurecht zukommen.
Es hätte geholfen die Trauer und die Schmerzen loszuwerden, aber so habe ich das früher natürlich nicht gesehen.Mit zitternden Händen ziehe ich die Schublade meines Nachtschrankes auf. Bis auf ein einziges Buch ist sie leer. Vorsichtig greife ich danach, doch bevor meine Fingerspitzen den Einband berühren können, ziehe ich meine Hand zurück und schließe energisch das Schubfach. Tränen brennen in meinen Augen, doch ich halte sie zurück. Wie immer seit dem Tod meines Vaters.
Mittlerweile liegt es an der Angst, ich könnte nicht mehr aufhören, wenn ich einmal damit angefangen habe. Zu viel habe ich in mich hineingefressen, zu viele unterdrückte Gefühle lauern in mir, die nur darauf wartet an die Oberfläche zu kommen.
737 Wörter
A/n: Ich mache heute eine Lesenacht. Es werden fünf Parts kommen, aller halben Stunde einer...
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Banned Love // Zomdado
أدب الهواة"Wieso man auf seinen Verstand hören sollte? Stell dir einfach mal vor, vor dir steht eine Person mit einer Waffe in der Hand. Die Waffe ist geladen und direkt auf dich gerichtet. Die Person könnte jeder Zeit abdrücken und dein Leben beenden. Aber...