Teil 27 und 28

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Er schloss die Tür auf und hielt sie mir auf. „Come in and make yourself a home." Ich betrat den kleinen Flur und stand kurz darauf in einem großen, wunderschönen Raum. Auch innen war alles aus Holz. Gegenüber der Sitzecke befand sich ein übergroßer offener Kamin. Rechts davon gingen zwei Stufen hoch zu einer Art Landhausküche, die offen hin zum Wohnraum war. Mit einem Blick nach oben sah ich eine Art Galerie. „Die Schlafräume sind oben. Ich trage dir deinen Koffer rauf, " entschied Samu und verschwand in Richtung Treppe. Ich stand einfach da und sah mich um. Zur linken befand sich eine große Glasfront mit einer Tür, die zur Terasse führte. Es war einfach super gemütlich, luxuriös, keine Frage, aber nicht protzig. Das hätte auch nicht zu Samu gepasst, fand ich jedenfalls. 

Ich öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Ich ließ meinen Blick über den kleinen See gleiten. Die Sonne ging gerade unter. Es war fast zu kitschig. Meine Gedanken schweiften ab. Ich dachte an die letzten Wochen, daran was alles passiert war und wie schnell sich mein Leben auf einmal geändert hatte. Bis vor kurzem hatte ich noch ein Zuhause, einen Ehemann und ein geregeltes Leben. Wir hatten vor, Kinder zu kriegen und eine Familie zu gründen. Das alles war nun in weite Ferne gerückt und ich fragte mich, ob sich mein Wunsch nach Kindern jemals erfüllen sollte. Schließlich war ich schon Ende dreißig. Vorsichtig tastete ich an meine verletzte Gesichtshälfte. Die Wunden waren schon ganz gut verheilt, aber trotzdem schmerzte es noch, nicht nur körperlich. Ich fühlte mich leer, ausgebrannt und kraftlos. Was noch hinzukam, mochte ich mir kaum selbst eingestehen. Dieses Kribbeln im Bauch, wenn Samu mich ansah. Ich war auf dem besten Weg, tiefere Gefühle für ihn zu entwickeln und das durfte einfach nicht passieren. Es konnte nicht gutgehen. Eine unendliche Traurigkeit erfasste mich, Tränen liefen mir die Wangen herunter und ich sackte in mich zusammen.

 „Fuck, Anna, what happened?" rief Samu schon, als er die Treppe runterkam. Er eilte zu mir und nahm mich in den Arm. Vorsichtig half er mir auf und setzte mich auf eine der Liegen, die dort standen. Ich schluchzte hemmungslos, weinte und schrie. Ich hatte einen kompletten Nervenzusammenbruch. „Anna, look at me, please. Hey, I'm here, ich bin da. Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit und ich passe auf dich auf." Er hielt mich ganz fest und ich fühlte seine muskulösen Arme um mich herum. Ich presste meinen Kopf an seine Brust, so fest, dass ich seinen Herzschlag hören konnte. Er fing an, leise zu singen: „say nothing is over, though everthings crazy, be brave and trust me, it's not a game over..." Der Klang seiner dunklen, gefühlvollen Stimme, zusammen mit dem Rhythmus seines Herzschlags beruhigte mich so, dass ich endlich aufhörte zu weinen. Er hob meinen Kopf und wischte mir sanft die Tränen mit den Daumen aus dem Gesicht und sah mich fest an. „Anna, bitte hab keine Angst, es wird alles gut werden. Ich bin für dich da. Kannst du mir erzählen, was los ist? Was dich bewegt?" Ich konnte seinem Blick kaum standhalten und hatte noch immer einen Kloß im Hals. Ich konnte ihm nicht sagen, wie es in mir aussah. Ich konnte auch nicht sprechen, sonst hätte ich wieder angefangen loszuheulen. Er musste denken, dass ich eine schreckliche Heulsuse bin. Darum schüttelte ich den Kopf energisch. „Bitte sei mir nicht böse, Samu", krächzte ich heiser. „Ich kann nicht, noch nicht." „OK, Anna, ei se mitään. Du musst mir nichts sagen, aber wenn du reden willst, höre ich dir zu. Ich möchte, dass du das weißt." Ich nickte und senkte den Blick. „Möchtest du etwas trinken? Wir sollten erstmal anstoßen, darauf dass du hier bist. Magst du ein Glas Wein?" Dankbar lächelte ich ihn an. „Mielellään. Kiitos." 

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt