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ANNA

Zwei Stunden später kam ich wieder zuhause an. Die Frauenärztin hatte mir tatsächlich bestätigt, dass ich schwanger war. Meine Sachen hatte ich auch bei Osmo abgeholt. Er hatte sich nochmal bei mir für den Kuss entschuldigt. Ich hatte seine Entschuldigung angenommen, trotzdem blieb ein bitterer Beigeschmack. Ich parkte das Auto in der Garage und schloß die Haustür leise auf, um Samu, falls er noch schlief, nicht zu wecken. Als ich hereinkam, hörte ich ein leises Singen aus dem Wohnzimmer. Ich blieb um die Ecke stehen und hörte ihm zu. Er saß mit dem Rücken zu mir, sodass er mich nicht sehen konnte.

Don't turn away

There's still time
A tiny moment
Don't let go today
We can still shine
We are not broken
Scares to see that we are
A step a way
The one to take us
one way wrong way

Say nothing is over
Though everything's crazy
Be brave and trust me
It' not a game over
We gotta try harder

(lyrics by Sunrise Avenue)

Ich sank auf den Boden und weinte. Die Tränen liefen mir so mein Gesicht herunter und wollten nicht aufhören. Ich fühlte seine ganze Traurigkeit und Verzweiflung in diesen Worten und in seiner Stimme. Es war, als wäre er gebrochen, als könnte ihn nichts und niemand wieder zusammenflicken, selbst ich nicht. Ich versuchte, mir meine Tränen wegzuwischen und aufzustehen. Ich zog meine Jacke aus und ging langsam in Richtung Wohnzimmer, wo Samu immernoch leise vor sich hin sang.

Nach einer Weile bemerkte er mich und sah mich an. „Anna", sagte er leise und näherte sich mir. „Bist du zurückgekommen, oder...." Samu sah mich unsicher und fragend an, als ob er sich nicht traute weiter zu reden. „..oder bist du gekommen, um mir zu sagen, dass du mich verlässt?" Bei den letzten Worten wurde seine Stimme ganz heiser und leise. „Ich will dich nicht verlieren", stieß ich unter Tränen hervor und schlang verzweifelt meine Arme um ihn, sodass er fast umfiel. Samu drückte mich fest an sich und vergrub seine nicht verletzte Hand in meinen Haaren. „Mein Engel", stieß er hervor. „OH Gott, ich liebe dich so sehr. Ich hatte solche Angst." 

Wir wollten uns gar nicht mehr loslassen und schluchzten beide während wir unsere Gesichter im Haar des jeweils anderen vergruben. Ich wusste, wir mussten aber dennoch miteinander reden, denn verletzt hatte er mich trotzdem sehr, auch wenn die Sorge um seine Gesundheit und die Erleichterung, dass ich ihn nicht verloren hatte in diesem Moment überwiegten. Noch nie zuvor hatte ich für einen Mann so starke Gefühle wie für Samu. Langsam löste er sich von mir und schaute mich aus verweinten Augen an. Sein Gesicht war noch nass von seinen vielen Tränen. Er hielt mein Gesicht in seinen Händen und wischte mit dem Daumen meine Tränen weg. „Wir müssen reden, Samu", sagte ich leise. Samu's Blick verdunkelte sich und er senkte seinen Kopf. „Ich weiß", erwiderte er heiser. Samu war noch immer geschwächt von der Blutvergiftung und deshalb etwas wackelig auf den Beinen. Er knickte leicht mit den Knien weg und schaffte es gerade noch so, sich rechtzeitig auf das Sofa fallen zu lassen, bevor er auf den Boden fiel. „Fuck", murmelte er verzweifelt. Ich setzte mich neben ihn und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Fast hätte ich dich auch noch verloren", schon wieder stiegen mir neue Tränen in die Augen. Er nahm meine Hände und sah mir tief in die Augen. „So weit dürfen wir es nie wieder kommen lassen, mein Engel. Es tut mir so leid, bitte entschuldige, ich war so gemein zu dir. Ich schäme mich dafür, was ich dir an den Kopf geworfen habe. Ich weiß, dass das ich das nicht wiedergutmachen kann, aber kannst du mir verzeihen, bitte?" Er sah mich mit seinen tiefblauen Augen an und wartete auf eine Antwort von mir. „Samu, du hast mich sehr verletzt. Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie ich mich gefühlt habe. Ich habe die ganze Zeit schon gemerkt, dass du sehr emotional auf die ganze Sache mit Ria und Riku reagiert hast, aber ich konnte es mir nicht so richtig erklären." Ich holte einmal tief Luft und hoffte, er würde nicht wieder ausrasten, wenn ich ihm jetzt offenbarte, was ich wusste. „Ich weiß, dass du und Helen ein Paar wart." „Wer....?" Stieß er hervor. Ich legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn so zu bitten, mich weiterreden zu lassen. „Bitte flipp nicht wieder aus. Osmo hat es mir erzählt und ehrlich gesagt, bin ich ihm sehr dankbar dafür." Samu löste seinen Griff von meinen Händen und ich sah, wie er sie zu Fäusten ballte und die Wut in ihm hochkochte. Er presste die Lippen zusammen und ich hatte Angst, dass er jeden Moment platzen würde wie ein zu prall gefüllter Ballon. 

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt