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ANNA

„Ole hyvä", gab ich kurz zurück. Mich beschäftigte die letzte Zeit doch sehr. Mehr, als ich zugeben wollte und als ich so das Frühstück zubereitet hatte, kamen mir die Bilder von der Nacht des Konzerts in den Kopf. Von Samu mit diesem Mädchen in seinem Hotelzimmer. Wir hatten bis jetzt nicht darüber geredet, weil wir beide so froh waren, dass dem anderen nichts passiert war und dass wir uns wiederhatten. Ich löste mich aus seiner Umarmung und stellte schweigend die Pfanne auf den Untersetzer. Ich goß ihm und mir Kaffee ein und setzte mich dann.

SAMU

Samu musterte Anna und verfolgte jede Bewegung mit wachsamen Augen. Er merkte, dass sie etwas beschäftigte, aber nicht so mit der Sprache herausrücken wollte. Sie saß ihm schweigend gegenüber und biss in ihr Brötchen. Als sie weitere 5 Minuten kein Wort gesprochen hatte, hielt er es nicht mehr aus und ergriff das Wort. „Anna, was ist los mit dir? Hab ich was falsch gemacht? Du hast mir im Krankenhaus versprochen mit mir zu reden, wenn dich etwas bedrückt. Kein Weglaufen mehr, keinen Kummer in sich hineinfressen." Er schaute sie fest an. Sie ließ ihr Brötchen auf den Teller sinken und schluckte hart. Eine Träne lief aus ihren Augenwinkeln ihre Wange hinunter und tropfte schließlich auf den Teller. „Samu", krächzte sie mit belegter Stimme, „ich ....ich musste eben, als ich das Frühstück vorbereitet habe an meinen Geburtstag denken, an den Abend als du....als ich dich mit diesem Mädchen im Hotelzimmer.....", sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte, ihr versagte die Stimme, sie fing an zu schluchzen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Samu sprang von seinem Stuhl auf und nahm sie in den Arm. Auch er konnte seine Tränen nicht zurückhalten, weil es ihm so unendlich leid tat, was er Anna an diesem Abend angetan hatte. Als hätte sie zuvor nicht schon genug durchmachen müssen, hatte er sie auch noch verletzt. „Scheiße Anna", weinte er, „I am so sorry for all that. I know I hurt you. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann, aber ich hoffe, du kannst mir das irgendwann verzeihen. 

„Ich habe mich verhalten wie ein fucking asshole. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist, aber ich hatte getrunken, die ganze Zeit, die ganzen Wochen und an dem Abend war es besonders schlimm, weil ich den Schmerz nicht ausgehalten habe. Ich wollte jedes Gefühl in mir mit dem Alkohol töten. Ich hatte dich verloren und unser Baby auch. Ich hätte es geliebt, so wie ich dich auch liebe. Ich wäre für euch da gewesen und es tut mir so leid, dass du nicht genug Vertrauen zu mir fassen konntest, damit zu mir zu kommen. Hast du wirklich gedacht, ich will dich nicht mehr, wenn ich erfahre, dass ich Vater werde?" schluchzte er. Anna begriff, wie sehr auch Samu verletzt war, dass sie ihn so vorverurteilt hatte und dachte, er will ihr Kind nicht in seinem Leben haben. Sie krallte ihre Nägel verzweifelt in sein T-Shirt, als hätte sie damit mehr Halt und könnte ihn für immer festhalten. Allmählich beruhigte sie sich wieder in seiner Nähe. „Samu", flüsterte sie, „ich wollte deine Karriere nicht zerstören. Ich wollte dir einfach nicht im Weg stehen und dein Leben zerstören. Es tut mir leid, dass ich für dich die Entscheidung getroffen habe und uns und unserem Baby keine Chance gegeben habe. Vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn ich es dir gesagt hätte. Erneut traten ihr die Tränen in die Augen. „Anna, ich liebe dich. Bitte versteh das doch endlich." „Ich weiß", flüsterte sie, „ich liebe dich auch, so sehr und darum tut es auch so weh, Samu." Er zog Anna noch fester in seine Arme und ließ sie nicht mehr los. Eine halbe Ewigkeit standen sie so da und klammerten sich aneinander. . 

Ca. 2 Wochen später:

Anna

Heute war ein wichtiger Tag. In zweifacher Hinsicht. Vormittags war mein Scheidungstermin und nachmittags sollte Samu im Krankenhaus endlich den Gibs von seinem Arm loswerden. Wir waren also beide sehr aufgeregt. Ich hatte die ganze Nacht kaum geschlafen und mich hin- und hergewälzt. Samu wurde davon immer wieder wach und nahm mich dann jedes Mal in den Arm, um mich zu beruhigen. Ich hatte so eine Angst, Tim wieder gegenüber zu stehen. Samu wollte unbedingt mitkommen, um mich seelisch zu unterstützen und für mich da zu sein. Er trug eine Cappy und seine Sonnenbrille, dazu unauffällig sportliche Klamotten. Aber wer genauer hinsah und ihn kannte, der würde es trotzdem sehen, wer er war. Er ließ sich jedoch von seinem Plan nicht abbringen und so fuhren wir um halb zehn in Richtung Gerichtsgebäude. Meine Anwältin wartete bereits im Flur auf mich. Als sie sah, wen ich da bei mir hatte, runzelte sie kurz die Stirn, sagte aber nichts weiter. Zum Glück. Aufgeregt und vollgepumpt mit Adrenalin stand ich vor der Tür. Ich zappelte die ganze Zeit hin und her. Samu legte beruhigend einen Arm um mich und zog mich fester an sich. „Wir schaffen das zusammen", flüsterte er mir liebevoll ins Ohr. Und tatsächlich beruhigte mich das ein wenig. Als ich mich umdrehte, sah ich Tim mit seinem Anwalt die Treppe zum Gerichtssaal heraufkommen. Seine Augen funkelten vor Hass und Angst machte sich bei mir breit. „Na, du kleine Schlampe, hast du deinen Möchtegernrockstar mitgebracht? Besorgt er es dir auch ordentlich?" fauchte er mich an. Samu ballte seine Hände zu Fäusten. „Shut up, you fucking asshole. One more word and I'll punch your face." Das fehlte noch, dass die beiden sich hier prügelten. „Sschhh Samu, er ist es nicht wert."

Schließlich wurden wir endlich in den Saal gerufen und die Scheidungwurde ohne weitere Zwischenfälle offiziell gemacht. Endlich war das Kapitelabgeschlossen. Samu umarmte mich, als wir es endlich geschafft hatten. Ichhatte Tränen in den Augen, vor Erleichterung und vor Glück. 

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt