Teil 50 und 51

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Jemand stellte sich neben mich. „Hei, olen Jukka. Du holst dir hier draußen ja den Tod in deinem dünnen Kleidchen.“ „Hei“, sagte ich und schaute zur Seite. „Ich hab schon von dir gehört. Du warst auch mal in der Band, oder?“ „Kyllä, aber irgendwann wurde mir der Trubel zuviel und jetzt unterstütze ich die Jungs hauptsächlich im Studio oder springe im Notfall ein, wenn Osmo verhindert ist“, erklärte er mir. „Mukava tavata“, entgegnete ich. „Oh, puhut suomea“, freute er sich. „Harjoittelen joka päivää, hihi“, ich merkte, wie es mir schon etwas schwerfiel, die Worte richtig herauszubringen. „Komm mit rein“, bat er mich, „du solltest dich drinnen aufwärmen.“ „Ich habe was zum Wärmen“, ich hielt die Weinflasche hoch und goß den letzten Rest schwungvoll ins Glas. „Du bist wirklich stur, hier, nimm wenigstens meine Jacke“, er zog seine warme Jacke aus und legte sie mir fürsorglich über die Schultern. „Du bist mit Samu hier, oder?“ „En, ausserdem falsches Thema für Smalltalk“, jetzt wurde ich etwas bockig, ich konnte meine Emotionen nicht mehr so wirklich kontrollieren und klang unfreundlicher, als ich eigentlich wollte. Er hatte mir ja nichts getan, im Gegenteil, er gab mir sogar seine Jacke und stand jetzt selbst ein wenig fröstelnd neben mir. „Jetzt frierscht duhuu jaa“, lallte ich jetzt schon ein wenig. Er zog eine Augenbraue hoch und schaute mich prüfend an. „Ähm, geht schon. Mach dir mal um mich keine Sorgen.“

„Hei Jukka.“ „Moi Samu.“ Shit, wo war Samu jetzt auf einmal hergekommen, er musste sich angeschlichen haben. „Nett, dass du dich um mein Mädchen kümmerst. Würdest du uns kurz allein lassen? Ich muss mit ihr sprechen.“ „Ja nee, Hapa, ist klar.“ Jukka lachte auf. „Dann macht mal, wir sehen uns“, er machte eine verabschiedende Handbewegung und wollte Richtung Haus zurückgehen. „Halllt, deine Jaaacke“, rief ich. „Behalt sie an, du kannst sie mir später zurückgeben“ rief er zurück. „Kiitos.“
Mit dem Bier in der Hand stellte sich Samu neben mich und schaute mich an. Ich schaute stur geradeaus. Innerlich war ich wie elektrisiert. Allein seine Anwesenheit brachte mein Blut schon zum brodeln. Mein Herz wollte aus meiner Brust springen und ich bekam feuchte Hände. Wie kann man so heftig auf jemanden reagieren? „Anna“, sagte er sanft, drehte sich zu mir herum, stellte sein Bier ab und sich vor mich. Vorsichtig nahm er meine Hände in seine. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich stellte für ein paar Sekunden die Atmung ein. Ich war verloren, seine dunkle Stimme und seine Berührung waren wie kleine Stromschläge auf meiner Haut. „Bitte schau mich an.“ Ich atmete tief ein, um mir Mut zu machen, damit ich ihn anschauen konnte, ohne wieder zu heulen, doch das war ein Fehler. Durch die Nähe bekam ich automatisch seinen Geruch in die Nase und somit kam auch die Erinnerung an unsere Nacht bei ihm in mir hoch, als wir uns so nah gewesen waren. Ich musste schlucken, doch ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich versuchte, meine Hände aus seinen zu lösen, doch er ahnte wohl schon, was ich vorhatte und griff fester zu. „Stopp, Anna, bitte lauf nicht wieder weg. Bitte bleib hier, bei mir. Ich möchte dir so viel sagen. Kannst du mir bitte zuhören?“ Er fasste sanft mit dem Zeigefinger unter mein Kinn und hob meinen Kopf. „Bitte schau mich an! Nur für einen Moment. Wenn ich fertig bin und du dann immer noch gehen möchtest, dann lasse ich dich los“, versprach er mit festem Blick. Gott, diese blauen Augen. Ich wurde schwach.

...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt