Riku hatte für die Feier ein kleines Catering organisiert, damit er sich nicht selbst um alles kümmern musste. Dafür fehlte ihm zum einen die Kraft, zum anderen wollte er lieber bei seinen Freunden und seiner und der Familie von Helen sein. Kraftlos ließ er sich auf einen der Küchenstühle sinken und legte seinen Kopf in die Hände. Ich setzte mich zu ihm und strich ihm tröstend über den Rücken. Ria war mal gerade im Bad verschwunden und Samu ging zum Kühlschrank und fischte sich zwei Bier heraus. Er war hier quasi zuhause und wusste genau, wo alles stand. Er öffnete die Flaschen, deren Korken mit einem Zischen auf die Arbeitsplatte fielen und stellte eine Flasche vor Riku ab. „Lass uns auf Helen anstoßen", forderte er Riku auf, damit der aus seinen düsteren Gedanken wieder aufwachte. Riku griff die Flasche und ließ sie an Samu's klirren. „Kippis, auf Helen." Beide nahmen einen kräftigen Schluck. Ich seufzte. Das war wirklich viel. Ich stand auf, zog mir meine Jacke über und ging erstmal nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Doch ich sah, dass ich nicht allein war. Ria stand dort ebenfalls und starrte Löcher in die Luft. Ich stellte mich zu ihr und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Hey Süße." „Hey." „Wie geht es dir?", fragte ich sie. Ich konnte mir vorstellen, dass diese Situation wirklich bizarr für sie war. „Ich weiß nicht, Anna, einerseits bin ich so froh, dass ich hier bei Riku bin. Ich habe ihn so vermisst. Andererseits fühle ich mich mitverantwortlich für den Tod von zwei Menschen, verstehst du? Wäre ich nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Sie war schwanger, ich habe Riku's Kind auf dem Gewissen, ich..." „Stop, Ria", sagte ich energisch. „Du weißt, dass das völliger Blödsinn ist, du bist nicht schuld. Du hast nichts gemacht, du warst in Deutschland. Riku hat sich ebenso in dich verliebt wie du dich in ihn. Er ist erwachsen und trifft seine eigenen Entscheidungen. Seine Ehe ist..." ich stockte kurz und korrigierte mich dann.."war seine Angelegenheit. Er hat sich auf dich eingelassen und zugelassen, dass du tiefere Gefühle entwickelst. Es ist nicht deine Schuld, rede dir das nicht ein, hörst du?" Ich fasste ihr an die Schultern und sah sie eindringlich an. „Ok", sagte sie leise. Ich drückte sie fest an mich und war so froh, dass ich sie hatte. „Hey", hörte ich jemanden sagen. Ich sah zur Tür rüber und sah, dass Osmo gerade aus dem Haus kam. „Anna, kann ich kurz mal mit dir reden?" Er sah mich bittend an. Ria guckte etwas stutzig. Ich nickte und sie löste sich von mir. „Ich lass euch mal allein." Sie ging in Richtung Haus und Osmo kam auf mich zu. Zerknirscht sah er mich an. „Ich wollte dir noch sagen, dass es mir leid tut"...ich war kurz verwirrt, weil ich nicht wusste, was er meinte. „Das mit dem Kuss, meine ich, ich hätte das nicht tun dürfen...ich...sorry, hast du es Samu gesagt?" Er schaute mich fragend aus seinen blauen Augen an. „Nein Osmo, ich wollte nicht, dass das zwischen uns steht." „Weiß er, dass du schwanger bist?" Ich nickte, ja, ich habe es ihm gesagt. Er freut sich so, dass er Vater wird." Osmo lächelte. „Das ist schön. Ich freu mich für euch...ich.." „Ich glaube es nicht", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme aus Richtung Haustür. Unsere Köpfe schnellte herum und da sah ich Samu sehen. Tränen liefen ihm die Wangen herunter. In seinem Gesicht sah ich eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. „Fuck", flüsterte Osmo... „Samu", setzte ich zu einer Erklärung an, doch er drehte sich auf der Stelle um und rannte ins innere des Hauses.
Ich rannte ihm sofort hinterher, doch er hatte sich im Gästezimmer eingeschlossen. Ich klopfte zaghaft dagegen. „Samu?" Doch er reagierte nicht. Ich versuchte es ein weiteres Mal. „Samu, bitte mach auf. Lass mich mit dir reden. Bitte." Verzweiflung machte sich in mir breit. Warum war ich nur so dumm gewesen und hatte ihm nichts von dem Kuss erzählt? Er war doch für mich völlig bedeutungslos gewesen. Kein Wunder, dass er sich jetzt hintergangen fühlte. Und dann noch die Sache mit dem Baby. Wir wollten es eigentlich allen zusammen sagen, zu einem geeigneten Zeitpunkt, nicht hier und nicht heute, bei Helen's Beerdigung. Besonders Riku wollten wir es schonend in einem ruhigen Gespräch erzählen. Schließlich hatte er sein Kind gerade erst verloren. Ich hörte ein Schluchzen durch die Tür. Samu weinte bitterlich. „Bitte Samu...mach auf, bitte, lass mich zu dir." Schließlich hörte ich das Klicken des Schlüssels. Vorsichtig drückte ich die Türklinke herunter und trat ein. Samu saß auf der Bettkante, sein Gesicht war nass von Tränen und seine Augen waren rot vom Weinen. „Warum, Anna?" fragte er mich. „Warum hast du mir nichts von dem Kuss erzählt? Wieso? Und weiß Osmo vor mir, dass ich Vater werde? Warum?" Sein Blick hätte vorwurfsvoller und enttäuschter nicht sein können. „Lässt du es mich erklären?" fragte ich ihn vorsichtig. Samu nickte vorsichtig und ich setzte mich ihm gegenüber auf das Bett. Ich hoffte, die richtigen Worte zu finden, war nervös und spielte mit meinen Händen. „Also...", setzte ich mutig an. „An dem Tag, als ich erfahren habe, dass ich schwanger war und es dir abends sagen wollte, hat Osmo mich ja nach unserem Streit abgeholt. Er hatte mir ein Glas Wein angeboten, welches ich auch zuerst angenommen habe, aber dann fiel mir ein, dass ich ja gar nichts trinken darf wegen des Babys. Ich musste ihm das schließlich irgendwie erklären. Und der Kuss, ich...ich weiß nicht, wie ich das zulassen konnte. Es war nur für einen Augenblick, Samu, ich war total überrumpelt und habe dann schnell abgebrochen, ich konnte gar nicht so schnell reagieren. Es ging von Osmo aus. Er war durcheinander, genau wie ich wegen der ganzen Situation. Bitte, glaub mir." Ich konnte Samu's Blick nicht so recht deuten. Dieser große blonde wunderschöne Mann saß mir gegenüber, in sich zusammengesackt wie ein Häufchen Elend. Er wirkte völlig kraftlos und seine Augen starrten ins Leere, irgendwie an mir vorbei. „Bitte sag doch was", flehte ich ihn an. Schließlich wendete er seinen Blick wieder mir zu. „Es tut mir leid, Anna, aber ich muss darüber nachdenken, ich weiß im Moment nicht, was ich glauben soll. Es ist alles etwas zu viel. Ich....", er stockte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich muss allein sein." Samu stand auf und ging nach draußen. Ich vergrub mein Gesicht in die Hände und weinte. Wie hatte das alles passieren können? Warum konnten wir nicht einmal glücklich sein?
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...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)
RomantikDiese Geschichte nimmt an den Wattys2021 teil in der Kategorie Fanfiction. Wer sie mag, lässt gern ein Sternchen da. Vielleicht hilft es ja. Vielen Dank im Voraus für Eure Unterstützung. :))) Eure Sunriserfinnlove ___________ Anna ist in einer gewal...