Es war mucksmäuschenstill als Lucie sich aus ihrem Zimmer in den Flur schlich und so leise wie möglich versuchte ihre Schuhe aus dem Schuhschrank zu holen. Es war gerade mal kurz vor sechs und sie konnte wirklich nicht fassen, dass sie es geschafft hatte sich so früh aus dem Bett zu quälen, doch sie eine Mission. Und da diese nicht bis nach der Schule warten konnte, musste sie diese halt vor der Schule in die Tat umsetzen. Da sie nicht riskieren wollte, dass ihr Vater Fragen stellen würde, wieso sie vor der Schule unbedingt noch das Haus verlassen musste, hatte sie sich entschieden bereits vor sechs das Haus zu verlassen. Sie warf nochmal einen prüfenden Blick auf das Handydisplay, welches sie erleichtert aufatmen ließ. Sie war noch gut in der Zeit, um den Bus um fünf nach zu erwischen. Sie wusste nicht, ob das wirklich eine so gute Idee war, doch sie konnte nicht länger untätig rumsitzen. Sie wollte ihrem Vater helfen. Diesen machte die Kündigung von Steffen richtig zu schaffen und ein Gespräch mit Steffen würde ja nicht schaden können. Mehr kaputt machen konnte sie ja nicht. Und vielleicht würde ihre Rede ja etwas bewirken. Schnell legte sie den Zettel, auf welchem sie ihrem Vater mitteilte, dass sie noch was zu erledigen hat, er sich aber keine Sorgen mache müsse, sie würde trotzdem rechtzeitig zur Schule kommen, auf den Schuhschrank.
Sie hatte diesen Plan am gestrigen Abend detailliert durchgeplant. In Filips Geschäftsunterlagen hatte sie, nachdem dieser ins Bett gegangen war, nach Steffens aktueller Adresse gesucht, die immer noch dieselbe war, wie vor fünf Jahren, weshalb sie wenigstens den Weg kannte. Also hatte sie nach einem Bus gesucht, der sie dorthin bringen würde. Der Bus mit der Linie 77 würde an ihrer Haltstelle um 6:05 halten und sie innerhalb von 15 Minuten zu Steffen bringen. Dann würde sie gut eine Stunde Zeit haben bis sie wieder los musste, um den Bus um 7:30 Richtung Schule nehmen zu können, wo sie dann um 7:50 ankommen müsste. Es war relativ viel Aufwand, doch sie musste dies jetzt einfach machen. Leise warf sie sich ihre Jacke über, schulterte ihre Schultasche und verließ das Haus. Zum Glück war es noch Spätsommer, sodass es bereits hell war, als sie die Straße Richtung Bushaltestelle hinunterlief. Sie steckte sich ihre Kopfhöhrer in die Ohren und ließ ihre Playlist laufen. Während in ihrem Ohr das Lied 110 von Lea lief und so ziemlich ihre Gedanken wiederspiegelt, fuhr der Bus vor und sie stieg ein. Sie ließ sich auf einen freien Platz fallen und musste leicht schmunzeln, dass sie das jetzt wirklich durchzog. Sie hoffte überhaupt, dass sie Steffen antreffen würde. Vermutlich würde sie ihn eiskalt aus dem Bett werfen. Wer kam schon auf die Idee um kurz vor halb sieben an der Haustür von irgendjemanden zu klingeln. Je länger sie nochmal über ihren Plan nachdachte, umso verrückter erschien er ihr. Sie überlegte sogar kurz einen Rückzieher zu machen, doch ihr lag so viel auf dem Herzen, was sie Steffen einfach sagen wollte, weshalb sie dabei blieb ihren Plan durchzuziehen.
Ein Poltern im Flur ließ Steffen am nächsten Morgen erschrocken die Augen aufschlagen. Erst als er sich aufsetzen wollte, spürte er den Arm einer anderen Person, die auf ihm lag. Langsam drängten sich die Erinnerungen an den gestrigen Abend in sein Gedächtnis und ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf den Lippen. Es war der schönste Abend seit langem gewesen. Alex und er hatten noch bis spät in die Nacht hineingesprochen und auch das ein oder andere Mal wild miteinander geknutscht. Irgendwann hatte Alex dann vorgeschlagen ihn nach Hause zu bringen. Als Alex ihn hier abgesetzt hatte, kam ihm dann schließlich die Idee und er hatte Alex gefragt, ob er über Nacht bleiben wollte. Erst hatte Alex abgelehnt, da er morgens früh zur Arbeit musste, da er Frühschicht hatte, doch als Steffen dann geschmollt hatte, konnte Alex nicht nein sagen. Schließlich waren sie zusammen im Bett gewesen. Es hatte sich gut angefühlt und auch am nächsten Morgen bereute Steffen nichts von all dem. Als er Alex Arm vorsichtig zur Seite legte, um diesen nicht aufzuwecken, gab dieser zwar ein Murren von sich, schlief jedoch weiter. Steffen warf die Bettdecke beiseite und warf noch mal ein schmunzelnden Blick zurück ins Bett. Es fühlte sich irgendwie so unwirklich an, dass nach so langer Zeit, er mal wieder nicht alleine aufgewacht war. Er hatte zwar keine Ahnung, wohin die Sache mit ihm und Alex gehen würde, denn beide hatte eigentlich gesagt, dass sie noch nicht wirklich bereit waren für eine neue Beziehung, trotzdem fühlte sich die Sache irgendwie gut und vor allem richtig an. Alex verstand ihn. Er hörte ihm zu und Steffen fühlte sich an seiner Seite wohl und geborgen. Was wollte er mehr?
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Hidden Kisses
Fanfiction~Man, denkst du nicht auch manchmal auch an uns zwei? Egal, was heute ist, es war 'ne wunderschöne Zeit~ Sie hätten sich niemals so nah kommen dürfen und doch geschah es unüberlegt und aus dem Bauch heraus. Entscheidungen wurden unüberlegt getroffen...