4: Niko und sein Drama

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P.o.V. Steffen:

Ein pochendes Herz - ein  Kribbeln im Bauch - Nervosität - alles Symptome, die sich nur einer  einzigen Krankheit zu ordnen lassen - der Liebe. Und sie konnte teilweise einer der schlimmsten Krankheiten sein. Sie hatte zwei extreme  Seite: Sie konnte so schön sein, wenn man die richtige Person an seiner  Seite hatte - wie beispielsweise bei Rune und Stine. Aber sie konnte im  Gegenteil auch so grausam und schmerzhaft sein, wenn man sich nicht  lieben darf - wie Filip und ich. Während ich die Speisekarte  durchblätterte und eigentlich wusste, dass ich wie immer eine Pizza  Diavola essen werde, hatte ich alle Mühe nicht immer wieder unauffällig  einen Blick über den Speisekartenrand hinüber zu Filip zu werfen. Er saß  mir schräg gegenüber am Nebentisch mit seiner Tochter. Noch immer brannte dieser Schmerz, den ich in Lucies Augen gesehen hatte, als sie mich gesehen hatte, in meiner Brust. Ich wusste, dass es falsch gewesen war, auch zu ihr den Kontakt abbzubrechen. Doch ich hatte es damals nicht geschafft, denn auch wenn ich mit ihr geschrieben hab, war da immer dieses schmerzhafte Stechen in meiner Brust, weil ich sie immer mit ihm in Verbindung gebracht hatte. Anfangs hatte ich es versucht, doch nach einige Monaten musste ich auch zu ihr den Kontakt abbrechen, um die Sache mit Filip verabreiten zu können. Ich hatte einfach nicht mehr geantwortet auf ihre Nachrichten, auch wenn es mir das Herz gebrochen hatte. Es war der beste Weg gewesen, um über Filip hinweg zu kommen. Auch wenn es mir für Lucie leid tut, denn sie hatte absolut nichts dafür gekonnt, dass ihre Vater und ich eine Grenze überschritten hatten, die wir nie hätten überschreiten hätten dürfen. Was hab ich bloß getan? Wie konnte ich ihr das antun? Wenn sie wüsste, dass ich heimlich mit ihrem verheirateten Vater eine Affäre hatte. Sie würde vermutlich mich nie wieder anschauen können. Sie würde mich noch mehr hassen, als sie es jetzt schon tut. Was haben wir bloß getan?

"Steffi?", aufgeregt  schnippste Niko mit seinem Finger vor meinem Gesicht herum und schaute  mich mit seinem typischen "Du musst mir helfen" Blick an. "Was ist denn?", wand ich mich leicht genervt an den Österreicher. Manchmal war  Niko echt anstrengend, wenn er sich wieder aufführte wie so ein kleines  Kind, was er vor allem immer in der Anwesenheit von Lukas machte. "Ich  kann mich nicht entschieden was ich von den zwei Gerichten essen soll",  jammerte er verzweifelt. "Dann bestell beides, du bist eh so eine  Fressmaschine", schlug ich vor. "Aber ich kann doch nicht zwei  Nudelgerichte bestellen?", fassungslos schaute er mich an. "Wieso nicht?  Du bist ein junger, großer Mann, der viel Essen braucht", erinnerte ich  ihn. "Aber was denkt sich die hübsche Bedienung dann?", warf Niko ein.  Genervt rollte ich die Augen. Niko war echt anstregend. Wieso machte er  so ein Theater? Er hatte sich schon oft zwei Portionen bestellt. Anders  als bei Lukas, schaffte er es aber auch immer sie ganz aufzuessen. Bei  Lukas endet es immer darin, dass der Rest über den gesamten Tisch  wanderte und jeder davon noch was aß, damit wir es nicht zurückgeben  mussten, denn mitnehmen wollte der Schwede es ja auch nicht. Die beiden  zusammen! Die reinste Katastrophe! Wieso nahmen wir sie eigentlich immer  mit zum Essen? Wegen ihnen hatten wir uns schon so oft blamiert! "Frag  doch Lukas, ob ihr euch eine zweite Portion zusammen teilt, vielleicht  bestellt er es dir dann. Er muss sich ja nicht gut vor der Bedienung  darstellen", schlug ich schließlich vor, weil Niko immer noch aufgeregt  an meinem Arm rüttelte, bevor ich meine Nase wieder hinter der Karte  versteckte, um nicht zu Filip zu schauen.

"Der will aber keine  Nudeln", jammerte Niko. "Ihr seid anstrengender als Niklas Kinder",  brummte ich genervt. "Was ist mit meinen Kindern?", sofort schaute mich  Niklas warnend an. "Ich hab nur gesagt, dass die beiden Herrschaften da  drüben anstrengender sind, als deine Kinder: Niko heult mir gerade das  Ohr voll, weil er mal wieder Kohldampf hat: Will sich aber keine zwei  Portionen bestellen, weil er die blonde Bedienung so scharf findet",  klärte ich den Dänen auf, der sich danach wieder entspannte. "Nein,  nicht die Blondine, sondern die Brünette", stellte Niko sofort klar.  "Ja, da stimme ich dir auch zu. Die Brünette ist eindeutig heißer",  mischte sich Filip in die Unterhaltung ein und zwinkerte Niko zu. Niko schien genauso überrascht wie wir alle, dass Filip uns anscheinend zugehört hatte. "Sie hat echt voll die hübschen Augen", warf nun auch Lucie ein. "Sie hat doch auch wunderschöne Augen", schoss es mir durch den Kopf. Genau derselbe Blauton wie die von Filip. Wie oft hatte ich mich schon in seinen Augen verloren. "Finger weg! Die gehört mir",  stellte Niko nach einem kurzen Zögern seine Besitzansprüche klar, woraufhin nur Filip  lachend sagte: "Keine Sorge! Kein Interesse! Ich hab bereits eine Frau", woraufhin sich mein gesamter Magen zusammenzog. Ja, er hatte eine Frau! Die unheimlich nett war, weshalb ich mich noch schlechter fühlte, dass ich das ihr angetan hatte.  "Was überlegst du dir denn zu bestellen?", wechselte Magnus nun wieder  das Thema und schaute den Österreicher an. "Spaghetti Bolognese und  Tagliatelle mit Lachs", antwortete Niko verwirrt. "Ich hab auch überlegt  die Tagliatelle zu nehmen, hab mich aber für die Pizza entschieden und  würde ein bisschen davon essen", schlug Magnus vor. "Würdest du auch die  beiden Protionen bestellen", bettelte Niko und der jüngere der Landin  Brüder erklärte sich zu meinem Glück bereit. Nun hoffte ich, dass der  Österreicher mich mit seinen kindischen Spielchen in Ruhe lassen würde.

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