44 Saisonbeginn

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17:30 Trainingszentrum in Altenholz - Treffpunkt zum ersten Testspiel gegen den Zweitligisten aus Lübeck - Schwartau. Filip war nach Victor und dem Busfahrer der erste, der am Trainingszentrum ankam. Filip spürte förmlich die Nervosität die durch seinen Körper strömte. Es war sein erstes Spiel als Trainer. Zwar war es nur ein Testspiel, trotzdem würde es viel Ausschluss darüber geben, wo die Mannschaft aktuell stand. Zu allem Überfluss mussten sie das erste Testspiel der Saison ohne Steffen bestreiten, der seit dem Tag seiner Kündigung weder auf die Nachrichten, die ihm seine Mannschaftskollegen geschickt hatten geantwortet hatte noch zu einer Trainingseinheit erschienen war. Über Dule hatte Filip erfahren, dass er zu seinen Eltern nach Zirndorf gefahren ist. Doch mehr wusste auch der Kroate nicht. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als vorerst ohne Steffen weiterzuplanen. Filip hoffte einfach nur, dass Steffen bald zurückkommen würde, denn schließlich brauchte Harald seine Unterstützung. Anderenseits war Filip nach der Begegnung am Wasser froh, Steffen vorerst nicht sehen zu müssen, denn der Schmerz war noch immer spürbar. Allein der Gedanke, dass er gerade dabei war, Steffen an einen anderen Mann zu verlieren, ließ Filip Herz in tausend Teile zerspringen. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als Steffen dabei zu sehen zu müssen. Es war ihm nämlich verboten Steffen zu lieben.

"Moin", riss ihn die Stimme des Geschäftsführers Victor aus den Gedanken. Filip erwiderte die Begrüßung mit einem freundlichen Nicken. "Wir haben der Presse mitgeteilt, dass Steffen aufgrund von privaten Angelegenheit für das heutige Testspiel nicht im Kader steht. So wird keiner Fragen stellen", berichtete Victor, betonte jedoch, dass er hoffe Steffen würde bald wieder zurückkehren. Filip war es gelungen sowohl Victor, als auch Sprengi mit Hilfe ein paar Ungenauigkeiten eine sinnvolle Lösung zusammenzubasteln, weshalb Steffen nach ihrem Gespräch gekündigt hatte. Vorerst hatten sie keine weiteren Fragen gestellt. "Gut danke", wand Filip sich an seine Mitarbeiter. Nach und nach trudelten auch die Spieler ein. "Ausfährtsfahrt Ausfährtsfahrt", gröhlte Miha etwas übermotiviert. Doch auch die anderen schienen alle froh zu sein, dass es wieder weiterging mit dem Handball. Nach knapp fünf Monaten Zwangspause und Saisonabbruch in der letzten Saison aufgrund der Corona-Pandemie waren die Spieler und auch die Vereine erstmal froh, dass es vorerst weiterging. Leider mussten die Zuschauerränge vorerst leer bleiben, was alle Handballvereine in Deutschland vor eine wirtschaftliche Herausforderung stellte, von der man nicht wusste, wie lange sie gut gehen würde. Zusätzlich wurde ein aufwendiges Hygienekonzept erarbeitet. Das Trainingszentrum durfte nur mit einem negativen Testergebnis betreten werden. Vor jedem Spiel musste 48 Stunden vorher ein Test gemacht werden. Für das erste Trainingsspiel waren zum Glück alle Test negativ gewesen, weshalb dem ersten Test nichts im Weg stand. Dieses würde jedoch auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen werden. Für die Fans würde das Match auf der Facebook Seite des THW Kiels via Livestream übertragen werden. Man versuchte alles mögliche, um die Fans am Handball teilhaben zu lassen.

Auch im Bus herrschten besondere Bedingung, die nichts mit dem zutun hatten, was die Jungs normalerweise gewöhnt waren. Jeder hatte seinen einzelnen Platz und während der gesamten Busfahrt mussten die Jungs Masken tragen. Es wurde darauf geachtet, so wenig Risko wir möglich einzugehen. Nach einander stiegen die Spieler in den Bus ein und es ging auf die einstündige Fahrt nach Lübeck. Filip hatte sich ganz vorne in den Bus gesetzt und schaute sich nochmal einige Schlüsselszenen im Spiel der Lübecker an, auf welcher er die Jungs vor dem Spiel nochmal besonders hinweisen wollte. Die Jungs hingegen waren alle im Fokus. Einige hörten Musik, andere schauten sich ebenfalls noch Szenen aus der gestrigen Videoanalyse an. Andere verbrachten die Zeit damit, sich mit Handyspielen abzulenken. Eine Gruppe hatte begonnen eine Runde Arschloch zu spielen, wobei es eine gewisse Herausforderung war, dass die Karten vor lauter Abstand auf dem Tisch des Vieres der nur von zwei Spielern bestetzt war landete. Immer wieder mussten die Karten lachend vom Fußboden eingesammelt werden. "Was Steffen wohl gerade macht?", brach Nikos nachdenkliche Stimme die Stille. "Vermutlich liegt der mit einer Flasche fränkischem Bier in der Hängematte im Garten seiner Eltern und chillt", überlegte Niclas. "Und dazu noch ein Dreier im Weggla", fügte Rune hinzu. Alle mussten bei diesem Bild leicht schmunzeln.

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