Hidden Kisses

85: Gerüchteküche

Es war gut eine Woche seit dem katastrophalen Auftritt der Kieler in Wetzlar vergangen. In dem vollgepackten Terminkalender der Kieler hatten sie bereits wieder zwei weitere Spiele bestritten. Sowohl gegen Göppingen als auch gegen Minden konnten sie klare Siege einfahren und hatten sich so nun wieder stabilsiert. Filip und Steffen hatten mittlerweile einen guten Weg gefunden, wie sie es bisher geschafft hatten ihre Beziehung geheim zu halten. An Spieltagen achteten sie besonders darauf sich nicht all zu häufig zusammen sehen zu lassen und gingen gezielt etwas mehr auf Abstand, damit erst keiner der beiden auf die Idee kommen könnte, dem anderen zu nahe zu kommen. Trotzdem kursierten mittlerweile die wildesten Gerücht im Internet über die beiden. Auslöser war ein Bild, dass irgendjemand von den beiden nach dem Spiel in Wetzlar hinter Halle gemacht hatte. Man konnte zum Glück nichts erkennen, was auf irgendwas hindeuten würde. Es sah nur so aus, als würden die beiden ein Gespräch führen. Trotzdem hatten die Handballfans sich die wildesten Geschichten zusammengedichtet. Aus diesem Grund hieß es für Steffen und Filip nun umso vorsichtiger zu sein. Bisher hatten sie es geschafft sich immer noch relativ gut aus den Fragen der Reportern rausreden zu können. Doch es wurde bereits Verdacht geschöpft, dass irgendwas zwischen den beiden im Feuer war.

Dass sie auch immer zusammen zur Halle fahren, hatte ihnen auch nicht gerade geholfen,dass die Gerüchte nicht weniger wurden. Zum Glück hatte sich Filip die Ausrede einfallen lassen, dass Steffens Auto kaputt sei und Steffens Wohnung eben auf seinem Weg liegen würde, weswegen ja nichts dagegen spricht, dass er ihn mitnehmen würde. Es wäre aber auch zu auffällig, wenn sie jetzt plötzlich wieder mit getrennten Autos kommen würden. Aus diesem Grund fuhren die beiden auch an diesem Abend zusammen zur Sparkassen Arena. Nicht nur wegen der wichtigen Partie der Kieler gegen den ungarischen Meister Veszprem, sondern auch diese Angst erwischt zu werden, sorgte dafür, dass die beiden an diesem Abend besonders nervös waren. Ein tiefes Seufzen entfuhr Filips Kehle, als er den Wagen an der Halle abstellte. In der Dunkelheit konnten sie gerade Dario erkennen, der winkend an ihrem Auto vorbei Richtung Halle lief. "Augen zu und durch?", fragte Filip Steffen, der still auf seinem Sitz saß und vor sich hinstarrte. "Hilft wohl nichts", meinte Steffen und wollte bereits die Autotür öffnen, als Filips Hand sich refelxartig auf die von Steffen legte. "In ein paar Wochen, haben sie das alle schon wieder vergessen", versuchte Filip Steffen zu beruhigen, dass das Gerede über sie bald hoffentlich wieder nachlassen würde. Steffen zwang sich kurz zu einem gequälten Lächeln, auch wenn es sich aktuell nicht so anfühlte. Die letzten Tage hatte er das Gefühl bei jedem Schritt den er macht beobachtet zu werden. Als würden alle darauf warten, dass er einen Fehler machen würde und sich verraten würde.

Auf den sozialen Medien hatte sich Steffen in den letzten Tagen komplett zurückgezogen, weil er die ganzen Gerüchte erst gar nicht lesen wollte. Es fing an mit irgendwelchen wirren Geschichten über ein zu enges Verhältnis zwischen Spieler und Trainer, der Sache geschuldet, dass sie eben ehemalige Mannschaftskollegen waren. Einige spekulierten darüber, dass Filip sich von seiner Frau getrennt hat. Einige rätselten aufgrund seines damaligen Ausflugs in die Schwulenbar, dass zwischen Filip und ihm mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis herrschen würde. Irgendwo hatte er auch bereits einen Artikel gefunden mit der Überschrift: "Steffen Weinhold zerstört Familie von Filip Jicha." Filip hatte ihn immer wieder beruhigt und ihm geraten, diese Artikel sich nicht durchzulesen und das Ganze nicht so nah an sich heranzulassen, doch auch Steffen wusste, dass diese Sachen auch Filip nicht kalt ließen. Auch ihm merkte man sichtlich die Anspannung an. Auch er hatte Angst davor, dass sie auffliegen könnten. Bisher hielten sie mit Victor noch an dem Konzept fest, alles zu leugnen. Die beiden waren der Ansicht, dass die Reporter in einigen Wochen es wieder aufgeben würden, irgendwas aus ihnen herauszubekommen. Trotzdem trug dieses ganze Tohuwabohu nicht gerade dazu bei, dass sich alle 100% auf ihre Aufgaben konzentrieren konnten.