Steffen:
Es war 18:40 als ich mich mit meinen Kopfhörern auf den Ohren hinten in die letzte Reihe im Bus neben Rune auf meinen Sitz fallen ließ. Mein Herz pochte wie verrückt gegen meinen Brustkorb. Finale. In knapp zwei Stunden würde das Spiel angepfiffen werden. Ich musste zugeben, dass ich es immer noch nicht wirklich realisiert hatte, dass wir es gestern tatsächlich geschafft hatten und heute gegen den FC Barcelona im Finale stehen und um den Championsleague Titel mitkämpfen. Breits einmal hatte ich diesen Titel gewinnen können. Damals noch im Trikot der SG Flensburg Handewitt. Doch heute könnte es etwas ganz besonderes werden. Ich könnte zusammen mit Filip, den ich über alles liebte, den größten Titel im europäischen Handball gewinnen. Allein bei dem Gedanken konnte ich mir ein verträumtes Grinsen nicht verkneifen. Automatisch suchte ich den Bus nach ihm ab. Wie immer saß er vorne im Trainer Vierer, wie wir ihn so nett nannten und hing wie bereits den ganzen Tag und vermutlich auch die ganze Nacht über seinem Laptop, um sicherzugehen, bei der Videoanalyse nichts Wichtiges übersehen zu haben. Dabei konnte ich es einfach nicht fassen, dass man ihm einfach nicht anssah, dass er heute Nacht nur wenige Stunden Schlaf gehabt hatte, wenn er überhaupt geschlafen hatte.
Rückblick:
Ich wusste nicht wie spät es war, als ich auf einmal verschlafen die Augen aufschlug. Sofort stach mir ein kleines Licht, welches den Raum erhellte entgegen und ließ mich unter einem entsetzten Grummeln geblendet die Augen zu kneifen. Ich brauchte erstmal einen Moment, um mich an das Licht und die Umgebung zu gewöhnen. Langsam kam ich wieder zu mir und wusste wo ich mich vorfand. In unserem Hotelzimmer in Köln. In einigen Stunden würden wir um den Championsleague Titel mitspielen. Es fühlte sich noch immer alles so surreal, aber gleichzeitig so wunderschön an. Ein verträumtes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. Dann fiel mein Blick auf die andere Betthälfte, von welcher dieses Licht kam. Erst jetzt erkannte ich, dass Filip noch immer wach war und sich auf seinem PC alte Spiele gegen den FC Barcelona anschaute. Sofort rutschte ich einige Meter zu ihm nach drüben. "Willst du nicht auch mal schlafen?", ließ ich ihn vor lauter Konzentration erschrocken zusammenzucken. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ich so schnell wach werden würde. "Gleich ich muss das noch fertig machen", betonte er, während ich mich an seinen Oberkörper kuschelte und Schwierigkeiten hatte die Augen offen zu halten. Wie spät war es überhaupt? "Wie viel Uhr ist denn bitte?", gähnte ich vollkommen übermüdet. "Gleich 5", kam es als Antwort. Ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen, wenn überhaupt. Kein Wunder, dass ich mich vollkommen tot fühlte. "Schlaf weiter", kam es sofort von Filip und sein Finger strich liebevoll über meine Wange, bevor er kurz seine Lippen auf meine drückte und sich dann wieder dem Bildschirm zu wand, während ich die Augen entgültig nicht mehr offen halten konnte und erneut im Land der Träume verschwand. Als ich am Morgen gegen 11 aufgewacht war, hing Filip immer noch oder schon wieder über seinem PC. Auf die Frage, ob er heute Nacht überhaupt etwas geschlafen hatte, hatte er nur mit einem Achselzucken geantwortet.
Dafür machte er aber aktuell einen erstaunlich fitten Eindruck. Ich wusste, wie wichtig ihm das heutige Spiel war. Er hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, um uns optimal vorzubereiten. Er war der beste Trainer, den man sich wünschen konnte. Umso mehr durften wir ihn heute nicht enttäuschen. Wir sollten für ihn diesen Titel holen. Das hätte er sich nach den anstregenden Wochen und Monaten so verdient. Er hatte immer alles gegeben, um uns auf jedes Spiel optimal vorzubereiten. Es gab glaub nur wenige, die es in so kurzer Zeit schafften vom Spielfeld zum Spielfeldrand zu wechseln und sofort ihre neue Rolle voll und ganz einzunehmen. Normalerweise erwartete man, dass ein ehemaliger Spieler der sich als Trainer versuchte, etwas Zeit brauchte, um sich in seine neue Aufgabe einzufinden. Bei Filip hatte man das kein einziges Mal gespürt. Ich spürte richtig wie er mit jedem Tag mehr begann für diesen Beruf zu Leben. Sein Herz hing einfach an dieser Sportart wie bei keiner anderen Person. Es gab nur wenige Menschen, die so viel von dieser Sportart verstanden wie Filip. Es war eine Ehre erneut mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen und von ihm lernen zu dürfen. Umso mehr fragte ich manchmal, wieso er ausgrechnet mich ausgesucht hatte. Was hatte ich ihm bitte zu bieten? Ich war bei weitem nicht ein so großartiger Handballspieler wie er? Ich wusste wie glücklich ich mich schätzen konnte, dass er mich ausgewählt hatte. Dass ich von ihm geliebt wurde. Manchmal könnte ich eine Person gebrauchen, die mich kneifte und mir vergewissert, dass ich mir das alles nicht nur einbildete.
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Hidden Kisses
Fanfiction~Man, denkst du nicht auch manchmal auch an uns zwei? Egal, was heute ist, es war 'ne wunderschöne Zeit~ Sie hätten sich niemals so nah kommen dürfen und doch geschah es unüberlegt und aus dem Bauch heraus. Entscheidungen wurden unüberlegt getroffen...