Filip:
Gebannt war mein Blick auf das Spielfeld gerichtet. Es blieben uns nur noch zehn Sekunden, um das Tor zu erzielen. Die Schiedsrichter pfiffen das Spiel an. Steffen täuschte an den Ball zu Miha auf Mitte weiterzuleiten, ging jedoch selbst mit Zug zum Tor auf die Abwehr zu. Er erkannte die winzige Lücke, die sich zwischen den abwehrenden Spielern gebildet hatte und stieg zum Sprungwurf hoch. Nervös hüpfte ich am Spielfeldrand auf und ab, in dem Moment als Kalafut von der Seite gegen Steffen sprang und diesen aus dem Gleichgewicht brachte, sodass dieser nicht mal die Gelegenheit mehr hatte aufs Tor zu werfen und unkontrolliert auf den Hallenboden aufschlug. Sofort hob ich protestierend die Arme nach oben, während ich hoffte, dass Steffen sich wieder aufrappeln würde.
Während ich mit wütenden Schritten Richtung Kampfgericht lief, während die Schiedsrichter sich berieten über die Bestrafung, musste ich erschrocken feststellen, dass Steffen immer noch auf dem Hallenboden lag. Niclas und Miha waren sofort zu ihrem Mitspieler gelaufen und hatten sich besorgt über diesen gebeugt. Ich atmete auf, als ich sah, dass sich Steffen bewegte und wieder aufstehen wollte, doch im selben Moment brach er wieder in sich zusammen. Miha und Niclas zeigten unserem Physiotherapeuten sofort an, dass er aufs Spielfeld kommen sollte. Pure Panik durchfuhr meinen Körper. Was wenn es Steffen schlimmer erwischt hatte? Alle möglichen Horrorszenarien rauschten mir durch den Kopf. Mittlerweile hatte es Steffen geschafft wieder aufzustehen, tapste jedoch komplett orientierungslos und benebelt durch die Gegend. Miha und unser Physiotherapeut stützen Steffen sofort und führten ihn langsam Richtung Bank.
Mittlerweile hatten die Schiedsrichter ihre Besprechung abgebrochen und ich erwartete, dass sie dem Abwehrspieler der HSG die rote Karte zeigen würden. Doch sie pfiffen Freiwurf. Sofort war ich auf hundertachtzig. Ich lief aufgebracht zum Schiedsgericht: "Das ist Freiwurf oder was?", hallte meine wutentbrannte Stimme durch die Halle. Auch Victor und Sprengi äußerten ähnlich aufgebrachte Worte Richtung Kampfgericht. Ich hatte alle Mühe mich im Griff zu haben. Auch die Spieler beschwerten sich lautstark bei den Schiedsrichtern, die jedoch weiterhin bei ihrer Entscheidung blieben, was meine Geduldsschiene nun endlich zum platzen brachte. In meiner Brust schwebte diese Ungewissheit. Ich hatte Angst um Steffen. Was fehlte ihm? Wie schlimm war es? Pure Panik und Verzweiflung machten sich in mir breit. Ich muss ihm doch irgendwie helfen können. In diesem Moment wurde mir wiederum bewusst, wie viel Gefühle ich immer noch für Steffen hatte. Natürlich wäre ich bei jedem anderen Spieler genauso aufgebracht gewesen, doch dass es Steffen war, machte die Sache noch mal etwas grausamer. Auch Victor und Sprengi sprachen wutentbrannt auf die Dame am Schiedsgericht ein. Auch auf dem Spielfeld waren wilde Diskussionen ausgebrochen.
"Schickt den runter man - das ist Körperverletzung", rief Sprengi wutentbrannt durch die Halle, während einer der beiden Schiedsrichter zu uns gelaufen kam. "Guck ihn euch doch an?", schrie ich die Schiedsrichter aufgebracht an und zeigte hinter mich zur Bank, an welcher sich alle besorgt um Steffen versammelt hatten. "Ist das Freiwurf oder was?", wiederholte ich erneut meine fassungslose Frage. Ich hatte in meiner Karriere schon viele Fehlentscheidungen erlebt. Doch dies war nochmal ein ganz anderes Ausmaß. Es geht hier um die Gesundheit eines Spielers und sie geben einfach nur Freiwurf.
In mir überschlugen sich die unterschiedlichsten Gefühle. Wut, Fassungslosigkeit, Angst, große Angst. Es machte mich wahnsinnig noch keine Gelegenheit gehabt zu haben mit Steffen zu sprechen. Dass ich bisher mir noch kein genaueres Bild über seinen Zustand machen konnte. Die Frau am Schiedsgericht versuchte derweil uns zu beruhigen. Doch ich war noch nicht bereit wieder einen Gang runterzuschalten. "Das muss rot geben - sehen Sie nicht - er ist total benommen - eine so unterirdische Schiedsrichterleistung habe ich noch nie gesehen. Das ist gefährliches Spiel, meine Güte", sprudelten nun die Wörter aus mir heraus, während ich wild gestikulierend wütende Blicke in die Richtung der Schiedsrichter warf. Natürlich wusste ich, dass das Beschweren keine Wirkung erzielen würde, doch ich musste einfach was tun.
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Hidden Kisses
Fanfiction~Man, denkst du nicht auch manchmal auch an uns zwei? Egal, was heute ist, es war 'ne wunderschöne Zeit~ Sie hätten sich niemals so nah kommen dürfen und doch geschah es unüberlegt und aus dem Bauch heraus. Entscheidungen wurden unüberlegt getroffen...