45: Wieder zurück

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Steffen:

"Scheiße Scheiße Scheiße, jetzt schalt doch endlich um du blöde Ampel", fluchte ich genervt, als ich erneut an einer roten Ampel anhalten musste. Mir blieben nur noch drei Minuten bis zum Trainingsbeginn. Zwar waren es nur noch wenige Meter bis zum Trainingszentrum, doch diese blöde Ampel ließ jegliche Hoffnung, dass ich es noch vor dem Trainingsbeginn zum Zentrum schaffen würde, im nichts verpfuffen.  Danke für nichts", fauchte ich genervt. Würde ich es überhaupt jemals in meinem Leben schaffen pünktlich zu Training zu erscheinen? Ich war extra um sechs aufgestanden und um sieben war ich in Zirndorf losgefahren. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass zehn Stunden Luft reichen würden, um rechtzeitig wieder in Kiel zu sein. Doch dann war da dieser blöde Stau nach Hannover gewesen, der mir ganze zwei Stunden Fahrzeit gekostet hatte. Ich hatte eigentlich bereits die Hoffnung aufgegeben noch rechtzeitig anzukommen, doch dann war ich irgendwie doch noch durchgekommen, dass ich es eigentlich gerade noch so  hätte schaffen müssen. Doch dann hatte ich noch zu allem Überfluss eine rote Welle erwischt. Das Schicksal war heute irgendwie nicht so ganz auf meiner Seite. Es war Punkt 17 Uhr als mein Wagen auf dem Parkplatz des Trainingszentrums zum Stehen kam. Eilig sammelte ich meine Sachen zusammen: Prüfend ging ich nochmal alles durch, dass ich ja auch an alles gedacht hatte. "Reisetasche, wo ich meine Sportsachen drin hatte, Maske und der Nachweis des negativen Testergebnis." Erleichtert atmete ich durch. Vorerst fiel mir nichts auf, was ich vergessen hätte. Zufrieden schloss ich mein Wagen ab und steuerte die große Eingangstür des Trainingszentrums an. Ich war froh, dass ich gestern Abend noch dran gedacht hatte mich testen zu lassen, sonst hätte ich das Trainingszentrum jetzt nicht betreten dürfen. Es war ein seltsames Gefühl die Halle nur mit Maske betreten zu dürfen. Irgendwie fühlte sich dass alles so surreal an.

Eilig lief ich den langen Gang Richtung Halleneingang entlang, während mir die vertraute Hallenluft in die Nase stieg, die die Vorfreude endlich wieder Handball spielen zu können weckte.  Mein Herz pochte unterdessen aufgeregt gegen meinen Brustkorb. Gleich würde ich ihn wiedersehen. Wie würde er reagieren? Wie würden die anderen reagieren? Ich konnte nicht verleugnen, dass ich nervös war. Ohne anzuklopfen platzte ich vollbeladen und vollkommen abgehetzt in die Trainingsansprache von Filip herein. Alle zuckten erschrocken zusammen als die Hallentür aufgerissen wurde und ich mindestens mich zehnmal für mein Zuspätkommen entschuldigend in die Halle stolperte. "Was für ein Auftritt Steffen", schoss es mir in den Blick, als mich alle etwas verwirrt anschauten.

Alle schienen  erstmal einen Moment zu brauchen, um zu realisieren, dass   ich wirklich zurück war. Miha war der erste, der sich wieder gesammelt hatte und kreischend auf mich zulief und mir freudestrahlend um den Hals fiel. "Ssssstttteeefffffffffiiiii issss bbbbaaaccckkkk", jubelte der kleine Slowene begeistert, während ich ihn ebenso glücklich in die Arme schloss und einmal ausgelassen im Kreis drehte. Auch Niko und Rune waren mich zugelaufen und warteten, bis ich den Zwerg wieder absetzte, bevor sie mir ebenfalls glücklich um den Hals fielen. "Oh man du hast so gefehlt", flüsterte mir Rune zu. "Ihr habt mir auch gefehlt", gestand ich und begrüßte nach einander alle meine Mitspieler.  Es fühlte sich so gut an, wieder zurück zu sein."Ich wusste, dass du zurückkommst", flüsterte mir Dule zu, "siehst gut aus." Sein Worte bewirkten ein verträumtes Lächeln auf meinen Lippen. Während alle anderen mich begrüßt hatten, hielt sich Filip zurück und hatte sich etwas entfernt abwartend an die Wand gelehnt. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte: Schließlich standen immer noch so viele ungeklärte Dinge und ein heftiger Streit zwischen uns. Also entschied ich mich dazu ihm kurz freundlich zuzunicken.

Niko war es der mich als Erster auf meine Reisetasche ansprach:"Hast du etwa vor hier einzuziehen, oder was?", fragte er mich breitgrinsend. "Nein! Ich bin direkt von der Autobahn hierhergefahren ... übrigens sorry für die Verspätung ... ich bin extra zeitig losgefahren aber dann...", sprudelte es nur so aus mir heraus. Dule war es schließlich der mich unterbrach und mich aufforderte, doch erstmal auf der Bank Platz zunehmen und erstmal richtig anzukommen. Dankend lief ich zu einen der Bänke, auf welchen ich mein ganzes Gepäck abstellte, bevor ich mich erschöpft auf diese fallen ließ. Mein Herz war es wiederum, das mich auf den Tschechen, der neben mir an der Wand lehnte, aufmerksam machte. "Hey", war das einzige was ich über die Lippen brachte und im nächsten Moment hätte ich mich dafür ohrfeigen können. Um diese peinliche Sache schnell zu überspielen, begann ich also mein Zuspätkommen zu erklären. "Also jetzt sorry noch mal für die Verspätung und dass ich hier wie so ein Gestörter reingeplatzt bin, aber ich komme wirklich direkt von der Autobahn. Ich bin heute morgen extra um sieben zuhause losgefahren und hätte eigentlich gedacht, dass zehn Stunden Puffer reichen würden. Doch dann bin ich in diesen blöden Stau nach Hannover reingeraten und stand ganze zwei Stunden, ich hab mich dann echt beeilt und kam dann gerade so noch rechtzeitig hier an", reckte ich mich über mein eigenes Pech auf. "Heißt dass, du kommst wieder zurück?", fragte Miha aufgeregt und schien die Antwort kam erwarten zu kennen, denn er wackelte nervös von einem Fuß auf den anderen. "Ja, wenn ihr mich wieder im Team haben wollt", antwortete ich und warf dem Tschechen einen unauffälligen Blick zu. "Was redest du da bitte - klar Steffen - wir brauchen dich doch", kam es sofort von Harald und alle stimmten ihm zu, was mich erleichtert aufatmen ließ.

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