96: Ärger im Paradise?

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Filip:

15:11 - Der Spielstand zur Halbzeit ließ mich erstmal etwas aufatmen. Bisher spielten wir gut und hatten das Spiel gut im Griff. Bisher waren die Löwen uns nicht mehr gefährlich nah gekommen und wir hatten sie kein einziges Mal in Führung gehen lassen. Trotzdem wusste ich, dass nun die Gefahr bestand, dass die Spieler einen Gang zurück schalteten und den aktuellen Spielstand etwas auf die leichte Schulter nehmen könnten, weil sie das Gefühl hatten alles im Griff zu haben. Nun lag es in mir die Aufmerksamkeit weiter hochzuhalten, damit dies ja nicht passierte. Das Spiel war noch lange nicht gewonnen. Die Löwen durfte man nie abschreiben, auch wenn sie sich bisher gegen unsere bärenstarke Abwehr schwer taten. Ein kleine Schwächephase und sie würden uns wieder auf die Pelle rücken und wenn wir ihnen die Möglichkeit gaben, zuschlagen.

Während ich den Weg zur Kabine entlang lief, überlegte ich mir bereits die richtigen Worte, um die Jungs auf die zweite Hälfte einstimmen zu können. Ich war aber ziemlich zufrieden mit der bisherigen Leistung meiner Jungs und ein gewisses stolzes Gefühl hatte sich auch schon in meinem Körper breit gemacht. Wenn sie bis zum Ende so konzentriert bei der Sache bleiben, könnte dies ein riesengroßer Erfolg werden. In Hinblick auf das Final4 könnte dies zudem nochmal von Vorteil sein, wenn wir heute mit einer guten Leistung als Sieger vom Platz gehen würden. Unserem Selbstvertrauen würde dies auf jeden Fall nicht schaden. Ich öffnete die Kabinentür und die ersten Spieler hatten sich bereits auf ihre Plätze fallen lassen. Der ein oder andere war kurz Richtung Toilette verschwunden. Der andere schnappte sich eine der Bananen oder Proteinriegel, die in der Kabine als Stärkung bereit lagen. Ich wartete bis alle nach und nach eingetrudelt waren. Als einer der letzten kam Steffen sich mit Niclas unterhaltend, als wäre vor wenigen Minuten nichts gewesen in die Kabine und ließ sich breitgrinsend auf seinen Platz fallen. Erst jetzt spürte ich auf wieder die Wut über seine Unkonzentriertheit hochkommen. Ich wusste, dass ich vielleicht etwas zu hart mit ihm gerade ins Gericht ging, aber ich musste ihm klar machen, dass er garantiert von mir keinen Extrabonus bekam. Denn aktuell hatte ich gerade etwas das Gefühl, dass er dies alles etwas auf die leichte Schulter nahm und sich auf seiner neuen Stellung etwas ausruhte. Abgesehen von der gelungenen Aktion nach der Auszeit, hatte er sich heute auch bereits drei Fahrtkarten geleistet. In der Abwehr hingegen stand er wie immer genial. Trotzdem wusste ich, dass ich nun wieder Harry im Angriff bringen würde, nachdem ich Steffen die letzten zehn Minuten auch im Angriff rangelassen hatte.

Es war mittlerweile Ruhe eingekehrt und alle hatten sich auf ihre Plätze niedergelassen, um etwas durchzuschnaufen und warteten, dass ich mit meiner Ansprache beginnen würde. Als erstes müsste ich mich kurz mit einem nicht freundlichen Ton an Steffen wenden, auch wenn ich spürte, wie sich mein gesamter Magen bei dem Gedanken bloß in sich zusammenzog, weil ich Steffen eigentlich nicht hier vor allen zusammenscheißen wollte, vor allem, weil es eigentlich gut lief. Trotzdem musste ich ihn etwas direkter daran erinnern, dass er hier keine Sonderbonus von mir bekam. Schließlich stand ich gerade immer noch in erster Linie als Trainer vor ihm. Und so musste ich mich auch verhalten. Ich würde ihn wie alle anderen behandeln. Und jeder andere würde die selbe Ansage von mir bekommen, wenn ich merken würde, dass er in der Auszeit nicht bei der Sache war, wie es eben bei Steffen gewesen war. Ich setzte meinen wütenden Blick auf und funkelte einmal mit diesem Blick wütend in Steffens Richtung, sodass dieser sofort verstummte und begriff, was ihm nun blühen würde.

"Raffi, was sollte das vorhin?", fragte ich abwartend, dass er sich für seine gedankliche Abwesenheit entschuldigte. "Ich stand kurz auf dem Schlauch tut mir leid", kam es sofort von Steffen mit einem leicht zickigen Unterton, der mir natürlich nicht gefiel. "Ich erwarte, dass du 100% bei der Sache bist und dich nicht wegen mir ablenken lässt", stellte ich sofort klar, dass ich sowas nie wieder mitbekommen wollte und funkelte ihn wütend an, sodass auch er begriff, dass er jetzt nicht mit mir das diskutieren anfangen sollte. Ich wollte ihm auch klar machen, dass ich gerade als sein Trainer und nicht als sein Freund mit ihm sprach. "Ja hab verstanden, kommt nie wieder vor", kam es nun von Steffen, doch ich bekam mit wie er leicht genervt die Augen verdrehte. "Willst du mich noch wütender machen? Ist das gerade alles für dich ein Spiel oder was?", fuhr ich ihn nun etwas direkter an, weil mich sein Verhalten gerade extrem wütend machte und es mich leider darin bestätigte, dass Steffen gerade etwas fahrlässig war und alles etwas auf die leichte Schulter nahm. "Ich muss dich nicht erinnern, was hier heute auf dem Spiel steht?", fragte ich sicherheitshalber nach, dass er begriff, dass wir das Spiel noch lange nicht gewonnen hatten. "Nein", kam es sofort von Steffen. "Gut - dann erwarte ich auch, dass du weiterhin konzentriert bist, wenn ich mit dir spreche", stellte ich nochmal klar, dass ich sein Verhalten vorhin nicht akzeptieren konnte. "Ja hab begriffen kommt nie wieder vor", gab es Steffen nun auf, weiter mit mir zu diskutieren, doch ich wusste, dass er gerade etwas beleidigt war. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er gerade etwas schmollte. Doch auch wenn ich etwas Mitleid mit ihm hatte, konnte ich ihm jetzt keine Extrabehandlung geben.

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