23: Alles am Einstürzen

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"Mein Traum? geplatzt

Mein Herz? gebrochen

Mein Vertrauen? im Arsch.

Mein Leben? ....."

Filips Worte schlugen so unerwartet wie ein Tsunami auf Aneta ein. Zudem hatten sie einen genauso zerstörenden Charakter wie ein Tsunami. Sie hatte das Gefühl als würde in diesem Moment ihr den Boden unter den Füßen weggerissen werden. Auch wenn Aneta von Anfang gewusst hatte, dass Filip sie nie so lieben würde, wie sie es sich wünschen würde, hatte sie immer die Hoffnung gehabt, dass trotz des Wissens, dass Filip eigentlich auf Männer stand, er in den letzten siebtzehn Jahren  in irgendeiner Weise vielleicht doch mehr als freundschaftliche Gefühle für sie entwickelt hatte. Sie hatte immer Hoffnung gehabt, dass sie nicht nur der Ring an ihrem Finger und ihre gemeinsamen Kinder zusammenhielt. Sie hatte immer die Hoffnung gehabt, dass da zwischen ihnen doch etwas mehr wäre. Doch in diesem Moment wurde diese Hoffnung von einer Sekunde auf die andere unter Asche vergraben und ihr wurde bewusst, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte, um die Situation erträglicher zu machen.

Es hatte sie jeden Tag aufs Neue innerlich kaputt gemacht, zu wissen, dass sie ihn über alles liebte, aber er diese Gefühle nie in der Weise erwidern würde. Sie spürte wie ihr Herz ihr aus der Brust gerissen wurde. Es fühlte sich so an, als würde Filip es mit seinen eigenen Händen zerbrechen. Die tausende Teile ihres Herzens, bröckelten aus seiner Hand und hinterlassen tiefe Wunde und ein leere schmerzende Stelle in ihrer Brust. Ein unerträglicher Schmerz durchfuhr ihren gesamten Körper und in diesem Moment wusste sie, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlte. Es war beschissen. Und mit ihrem Herzen wurde auch ihre Vertrauen in den Abgrund gerissen. Er hatte sie angelogen. Er hatte sie hintergangen. Sie hatte ihm immer blind vertraut und er hatte ihr bedingunsgloses Vertrauen einfach so ausgenutzt. Wer weiß wie oft?

"War er der einzige oder hast du mir noch irgendwas zu erzählen?", vorwurfsvoll schaute sie ihren Gegenüber an. Das was den Schmerz noch unerträglicher machte, war, dass sie nicht einmal richtig wütend  auf ihn sein konnte, weil sie wusste, dass er einfach nichts dafür konnte, dass er diese Gefühle hatte. Sie hatte gewusst, dass irgendwann dieser Moment kommen würde, an welchem sie ihm nicht mehr gerecht werden konnte. Nicht die Tatsache, dass er sich diesen Ausrutscher erlaubt hatte, erschlug sie. Nein es traf sie tausendmal mehr, dass er nicht mal ehrlich gewesen ist. Er hatte nie ein Wort darüber verloren. Fünf Jahre lang hatte er geschwiegen. "Nein! Aneta du musst mir glauben, dass Steffen der einzige war", die Verzweiflung schwang in Filips Stimme mit. Würde sie ihm jemals wieder vertrauen oder hatte er ihr Vertrauen für immer zerstört?

"Wann und wie kam es dazu überhaupt? Außer mir weiß doch niemand, dass du auf Männer stehst?", nun hatte sie die Neugier gepackt. Auch wenn die Erzählung ihr Schmerzen zufügen würde, sie wollte nun die gesamte Wahrheit wissen. Sie musste es jetzt wissen: Hatte er noch Gefühle für Steffen? Filip forderte sie auf neben ihm auf dem Sofa Platz zu nehmen und begann schließlich die gesamte Geschichte zu erklären. Während er das Geheimnis, was er für so viele Jahre in sich getragen hatte, an die Öffentlichkeit brachte führte dies zu unterschiedlichen Gefühlen. Einerseits spürte er wie ein gewisser Druck von ihm abfiel. Es war irgendwie ein befreiendes Gefühl dies alles endlich mal loszuwerden. Mit jemanden über die Vergangenheit sprechen zu können, über seine Gefühle. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass da jemand war, der ihm zuhörte. Andererseits hatte er Angst vor dem was passieren würde, wenn sie die gesamte Wahrheit kennt. Würde sie ihm noch in die Augen sehen können? Wie würde sie reagieren? Was würde aus ihnen werden? Hatte ihre Familie wie sie aktuell war, so noch eine Chance?

Einige Minuten später war Filip schließlich zum Ende gekommen, in dem er ihr von dem Kuss vor einigen Tagen erzählte und gestand, dass dieser die ganzen Erinnerungen wieder hervorgerufen hatte und das der Grund war, weshalb er so eben auf dem Balkon gestanden war. Aber er betonte mehrmals, dass er die Sache nun für immer beendet hatte und Steffen auch eingesehen hatte, dass es das Beste für sie beide ist. "Ich weiß ich hätte das nie tun dürfen und ich hätte es dir vor allem nicht fünf Jahre lang verschweigen dürfen, aber ich hatte einfach Angst, was aus uns werden würde, aus unserer Familie. Ich hoffe du kannst mir das irgendwann verzeihen, mir wieder in die Augen schauen, mir vertrauen. Ich kann verstehen, wenn du sauer bist und mich hasst, lass es bitte raus: Ich hab es nicht anders verdient", flehte er sie förmlich an, ihn anzuschreien. Doch Aneta war nicht in der Lage ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Zu verletzt war sie. Zu sehr schmerzte die Erkenntnis, dass sie spürte, dass da in Filip noch tiefe Gefühle für Steffen schlummerten. Sie wünschte er würde dieses Leuchten haben, wenn er von ihr sprach. Doch er hatte dieses Lächeln auf den Lippen, wenn er seinen Namen sagte und nicht ihren. Er liebte ihn und nicht sie. Es schmerzte so sehr. In diesem Moment wusste sie, dass sie so nicht mehr weitermachen konnte. Sie konnte nicht mehr jeden Morgen neben ihm aufwachen und der Welt vorspielen, dass sie sich lieben würde. Zwar gingen von ihr diese Gefühle aus. Sie hatte Filip all die Jahre bedingungslos geliebt, trotz der Erkenntnis, dass er schwul war. Doch er hatte diese Liebe nie auf die Weise erwidert, wie sie es gebraucht hätte. All die Jahre hatte sie sich eingebildet, dass er nicht nur wegen ihren Kindern und dem Ring an ihren Finger bei ihr geblieben ist. Doch mittlerweile wusste sie, dass er sich ein anderes Leben wünschte. Dass tief in ihm etwas das Verlangen hatte, sich nicht länger verstecken zu müssen. Dass ein Teil von ihm endlich der Welt zeigen wollte, wer er wirklich war. Auch wenn er immer noch felsenfest behauptete, dass die Sache mit Steffen keine Bedeutung mehr hätte und er die Sache nun beendet hatte, was er bereits viel früher hätte tun müssen, wusste sie, dass er dies nur sagte, um ihre Ehe zu retten.

Aber wofür? Konnte man das überhaupt als Liebe bezeichnet. Hieß es an ihrer Hochzeit nicht: "Versprichst du deine Ehefrau zu lieben in allen Höhen und Tiefen des Lebens bis der Tod euch scheidet." Sie wusste, dass diese Worte, auch wenn sie die Wahrheit bereits kannte, noch mehr verletzten würde, als alles vorherige. Doch sie wollte es endlich aus seinem Mund hören. Sie wollte, dass er endlich die Wahrheit sagte und sie nicht erneut belog. Seit einigen Minuten sprach Filip bereits wie ein Wasserfall auf sie ein und flehte sie an ihr zu verzeihen. "Filip.. lass es einfach: Hör auf mich weiterhin zu belügen. Sag nicht, du würdest ihn nicht lieben, wenn jeder Blinde dir ansehen würde, dass du immer noch Gefühle für ihn hast. Dieses Lächeln, wenn du seinen Namen sagst. Dieses Leuchten in deinen Augen sagt im Gegensatz zu dir die Wahrheit, Hör auf dich selbst zu belügen", fauchte sie ihn förmlich an. Die Wut sprach nun aus ihr. Er sollte aufhören ihr was vorzuspielen. Er sollte endlich die Wahrheit sagen. "Ich will es aus deinem Mund hören: Liebst du ihn?", forderte sie ihn auf. "Ja ich liebe ihn und vermutlich werde ich ihn immer lieben, aber ich trage diesen Ring an meinem Finger, weil ich einverstanden gewesen bin, bis ans Ende unserer Tage an deiner Seite zu sein", versuchte Filip ihr klarzumachen, dass er nicht vorhatte, dass was sie sich aufgebaut hatten, deswegen zu zerstören.

In diesem Moment hörten sie hinter ihnen Schritte und beide drehten sich erschrocken um. Hinter ihnen stand ihr gemeinsamer Sohn in dem viel zu großen alten Trainingsshirt von Filip, welches er immer zum Schlafen trug. In seiner Hand hielt er sein Lieblingskuscheltier. Die beiden warfen sich erschrockene Blicke zu: Wie viel hatte er von ihrem Streit mitbekommen? "Mama, Papa ich kann nicht schlafen", jammerte der Kleine und kletterte zu seinen Eltern aufs Sofa. Sofort nahm Filip seinen Jüngsten in den Arm. "Ich hab schlecht geträumt", begann er zu berichten und brach schluchzend in Tränen aus. Filip nahm seinen Sohn fest in den Arm und versuchte diesen wieder zu beruhigen, während er vorsicht versuchte herauszufinden, was den Jungen so verängstigt hatte. Ihre persönlichen Probleme legten beide für einen Moment beiseite und versuchten ihren Jüngsten zu trösten. Irgendwann gestand er, dass er geträumt habe, dass er von einem Dinosaurier verfolgt wurde. Nachdem beide ihm mehrmals bestätigt hatten, dass es keine Dinosaurier gab und er sich keine Sorgen machen musste, schafften sie es ihn zu überreden wieder ins Bett zu gehen. Er bestand aber darauf, dass jemand sich zu ihm legen sollte, damit ja kein Dino mehr kommen würde. Also erklärte sich Filip bereit und folgte seinem Sohn ins Kinderzimmer. Dort kuschelte sich der Kleine fest in Filips große Arme, bevor er wenige Minuten friedlich eingeschlafen war. In Filips Bauch schwirrten so viele unterschiedliche Gefühle, während in seinem Kopf sich seine Gedanken überschlugen. Er wusste, dass Aneta und er diese Sache klären mussten. Aber er wusste eins: Egal was passieren würde. Er würde immer für seine Kinder da sein, denn die beiden waren, dass beste was ihm je passiert ist. Und er hoffte, dass diese Verbindung ausreichen würde, dass Aneta weiterhin an seiner Seite bleibt. Irgendwann überkam auch Filip die Müdigkeit und er schlief in dem viel zu kleinen Kinderbett neben seinem Sohn ein.

Unterdessen hielt Aneta es in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr aus. Zu viel war so eben passiert. So sehr sie es auch versuchte in ihrem gemeinsamen Bett Ruhe zu finden. Sie konnte einfach nicht länger dort liegen und so tun als wäre alles wie immer. Zu viele Erinnerungen schwirrten in ihrem Kopf umher und die Wahrheit bohrte tausend kleine Messerstiche in ihre Brust. Irgendwann hatte sie den Entschluss gefasst: Sie musste raus. Sie brauchte Abstand von Filip. Sie musste das alles erst einmal verdauen. Also begann sie einige Klamotten in ihre Reistasche zu packen. Sie suchte das notwenidigste zusammen, um einige Tage überbrücken zu können. Sie wusste nicht wie lange sie Zeit brauchen würde und wo sie genau unterkommen wollte, doch sie wusste, dass sie weg musste. Sie wollte in Ruhe über alles nach denken: Filip, ihre Ehe und vor allem ihre gemeinsamen Kinder. Außerdem brauchte ihr Herz Zeit, um die tiefen Wunden zu heilen, die Filips Worte in diesem hinterlassen hatte. Mit ihrer Reisetasche auf der Schulter verließ sie schließlich die Wohnung. Sie wusste nicht wohin und auch nicht für wie lange....

So wie versprochen heute noch ein Kapitel🥰 muss mal schauen wann ich die Woche es nochmal schaffe eins hochzuladen 🙈 Gefühlt lerne ich den ganzen tag komme aber trotzdem nicht voran 🙈😟 So heute mal eine speziellere Frage: Was war das peinlichste was euch vor einem Handballspieler / Promi oder anderen Personen der Öffentlichkeit mal passiert ist😂🙈?
Bei mir ganz klar als ich vor Rune, Steffen und Harald im THW Shirt gegen die Drehtür am Eingang vom Adidas Outlet gerannt bin ... das war sehr deprimierend und peinlich 😂😂 hatte aber auch anschließend den größten Lachflash meines Lebens😂😂 #erinneremichdochgernedaranzurück
In diesem Sinne bleibt alle gesund und bis bald🥰

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