68: Dafür sind Freunde da

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Die Tränen rollten über Steffens Wange, als er die Tür zur Kabine aufriss und schluchzend die Wand hinunterrutschte, bis er kurz darauf zusammengekauert auf dem kalten Hallenboden saß. Er konnte einfach nicht mehr. Er wusste nicht mehr wo sein Kopf stand. Alles begann wie ein Regenschauer auf ihn einzuprasseln. Immer wieder hörte er ihre Stimmen. "Du liebst ihn. Nur ihn", hörte er immer wieder diese verletzte Stimme von Alex, die sich als schlechtes Gewissen in sein Herz gefressen hatte und ihn nicht mehr losließ. Dann mischte sich Filips Stimme dazwischen: "Mein Problem ist, dass ich Steffen verdammt nochmal liebe." Diese Worte hatten Steffen wie ein Tsunami, der alles mit sich riss, was ihm im Weg war, vollkommen aus der Bahn geworfen. Steffen nahm nicht mal wahr, dass die Tür aufgerissen wurde und Niko direkt gefolgt von Rune hereinkamen. Die beiden warfen sich sofort einen besorgten Blick zu, als sie Steffen schluchzend zusammengekauert auf dem Boden vorfanden.

Rune ließ sich wortlos neben seinen Freund auf den Boden und legte seinen Arm um ihn. Steffen zuckte erschrocken zusammen, ließ sich jedoch wortlos von seinem Freund in den Arm nehmen. Schluchzend ließ sich Steffen gegen Rune fallen und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Auch Niko ließ sich zu beiden auf den Boden und strich Steffen beruhigend über den Rücken: "Alles ist gut: Lass es raus. Wir sind da", redete Niko mehrmals beruhigend auf seinen Freund ein, um diesen zu versichern, dass er nicht alleine war und sich auf seine beiden Freunde verlassen konnte. Immer fester krallte sich Steffen an Rune fest, als bräuchte wäre er sein Rettungsring, der ihn daran hinderte mit der Tsunamiwelle, die Filip ausgelöst hatte, mitzureißen. Auf Runes Trainingsshirt hatte sich mittlerweile ein nasser Fleck gebildet, weil immer wieder Tränen von Steffens Wange auf dieses tropften. "Ich kann einfach nicht mehr", schluchzte Steffen. Immer wieder warfen sich Rune und Niko fragende Blicke zu. Beide machten sich große Sorgen um ihren Freund, wussten jedoch auch nicht wie sie ihm am besten helfen konnten. Sie würde ihm so gerne helfen wusste jedoch nicht wie.

Nach einiger Zeit wurde das Schluchzen etwas leiser und Steffen lockerte die Umarmung etwas und begann sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Noch immer strich Nikos Hand beruhigend über seinen Rücken, während er sich an seinem Freund Rune festhielt. "Ich weiß einfach nicht was ich machen soll .... ich hab das Gefühl egal für was ich mich entscheide, dass ich was falsch mache", schluchzte Steffen. "Was ist eigentlich heute Morgen vorgefallen, dass du zu spät gekommen bist?", wollte Niko von seinem Freund wissen. Dieser setzte sich nun wieder etwas aufrechter hin, wischte sich die vereinzelten Träne,n die noch über seine Wange liefen, weg und begann zu erzählen, was am Morgen vorgefallen war. Er fing mit dem Gespräch mit Filip an, welches von Alex unterbrochen wurde. Der anschließenden Diskussion mit Alex. Seinem Versuch am Wasser unten ein klaren Kopf zu bekommen. Die beiden hörten ihm aufmerksam zu und legten ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, wenn Steffen kurz stoppte und gegen die Tränen ankämpfte. "Ich weiß einfach nicht was ich machen soll", schluchzte er nun wieder los. "Ja, ich liebe Filip noch immer, aber er hat mich bereits so oft verletzt und ich weiß nicht ob ich es nochmal ertragen könnte, wenn er mich doch wieder von sich stößt. Das blöde ist, dass ich mittlerweile auch Gefühle für Alex habe. Ich hab die letzten Wochen mit ihm echt genossen und will das jetzt nicht wieder wegwerfen. Aber nach dem Gespräch heute weiß ich auch nicht, ob wir überhaupt noch eine Zukunft haben", ließ er seinen Freunde an seinem inneren Gefühlschaos teilhaben.

Rune ergriff als Erster von den beiden das Wort: "Ich glaube du musst erstmal dich wieder beruhigen und solltest diese Entscheidung jetzt nicht unüberlegt aus dem Bauch heraus treffen." Niko nickte Rune zustimmend zu. "Rune hat Recht. Du musst das jetzt nicht hier im hier und jetzt treffen. Das ist keine Entscheidung, die man einfach so trifft. Du musst tief in dich gehen und dir überlegen, was du wirklich willst und du darfst dir die Zeit nehmen, die du dafür brauchst", stimmte Niko Rune zu und legte seine Hand aufmunternd auf Steffens Schulter. "Aber woher soll ich wissen was das Richtige ist... ich hab das Gefühl alles falsch zu machen. Egal wie ich mich entscheide, ich muss am Ende einen der beiden verletzen und das will ich nicht", äußerte Steffen seine Bedenken. "Manchmal muss man solche Entscheidungen treffen. Manchmal muss man auch mal eine Person verletzen. So ist das Leben leider", versuchte Rune seinen Freund zu beruhigen, dass niemand ihm deswegen böse sein wird. Für einige Minuten herrschte anschließend wieder Stille und Steffen fuhr sich erschöpft übers Gesicht. "Rune", brach Steffens Stimme schließlich die Stille. Der Kieler schaute seinen Freund abwartend an, woraufhin Steffen sein Gesicht wieder hinter seinen Händen hervorholte. "Es tut mir leid, dass ich dir nie von der Sache mit Filip erzählt habe", entschuldigte er sich dafür, dass er sich nie seinem Freund anvertraut habe.

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