80: Nicht die besten Voraussetzungen

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Abgesehen von dem Radio, welches leise vor sich hindrudelte herrschte die ganze Fahrt über dieses Schweigen - Filip und Steffen hatten die gesamte Fahrt über zum Flughafen kein einziges Wort miteinandergeredet. Es war bereits kurz nach 14 Uhr, als der Wagen von Filip auf den Parkplatz vorfuhr. Vor dem Flughafengebäude hatten sich bereits die anderen versammelt und warteten ungeduldig darauf, dass auch die beiden Nachzügler endlich auftauchen würde. Wenn Filip eins hasste - dann unpünktlich zu sein. Er hatte schon immer großen Wert auf Pünktlichkeit gelegt. Normalerweise kam er nie zu spät. Aus diesem Grund brodelte in seinem Bauch nur die Wut auf Steffen, weil dieser es einfach nicht schaffte, irgendwann mal seine Sachen so zu organisieren, dass sie pünktlich kommen. Sobald Filip den Wagen auf einen der freien Parkplätze abgestellt hatte, riss Steffen wortlos die Autotür auf und lief ohne auf Filip zu warten, nachdem er seine Sporttasche geschultert hatte, auf die anderen zu, die bereits ungedudlig auf die beiden wartete.



Genervt verdrehte Filip die Augen, weil er nicht nachvollziehen konnte, weshalb Steffen nun so eingeschnappt auf ihn war. Sein Verstand sagte ihm, dass dieser kleine Streit vor wenigen Minuten aktuell nicht gerade die beste Voraussetzung war, um sich auf die anstehende Auswärtsaufgabe bei der HSG Wetzlar konzentrieren zu können. Doch auch er hatte gerade keine Lust mit Steffen über dieses Thema zu reden. Auch wenn es vielleicht klüger wäre, sich deswegen auszusprechen, siegte bei beiden der Dickschädel. Beide waren zu stur zuzugeben, dass es ihnen leid tut den anderen so angegangen zu sein. "Entschuldigung, es gab ein kleines Drama zuhause", entschuldigte er sich bei Victor und Sprengi für ihre Verspätung. Zum Glück schienen die beiden ihre Verspätung nicht so wild zu sehen. Victor wand sich an die gesamte Mannschaft und teilte diesen mit, dass sie nun zum Check In gehen würde, bevor es dann auch schon Richtung Flugzeug ging. Der THW Kiel hatte sich ein Charter Flugzeug gemietet, um nach Frankfurt fliegen zu können. Von dort würde es dann mit dem Bus eine weitere Stunde nach Wetzlar gehen. Dort stand die nächste Auswärtshürde auf dem Terminkalender. Alle Spieler wusste, dass das heutige Spiel keine leichte Aufgaben werden würde. Von der letzten Partie hatten sich noch schmerzliche Erinnerungen, wie ein Spiel gegen die Hessen enden könnte, wenn man nicht 100% bei der Sache war. Aus diesem Grund spürte man diese tiefe Anspannung bei jedem Einzelnen. Jeder von ihnen wollte nicht nochmal eine so bittere Niederlage gegen die Hessen einstecken. Deswegen war es während sich die Jungs auf dem Weg zum Flugzeug machte, heute ungewöhnlich still. Jeder schien sich bereits mental auf seine Art und Weise auf die anstehende Aufgabe vorzubereiten. Alle wussten, dass sie heute eine gute Leistung aufs Parkett bringen mussten, wenn sie die zwei Punkten abends wieder mit nach Kiel nehmen wollten.

Einer von ihnen war an diesem Tag jedoch besonders still. Steffen. Dies fiel auch Rune auf. Er kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass irgendwas nicht stimmte. Er spürte, dass irgendwas zwischen Filip und Steffen in der Luft lag. Er würde den Franken zu gerne darauf ansprechen, doch er wusste auch nicht wie. Er hatte das Gefühl, dass Steffen nicht darüber sprechen wollte. Im Flugzeug nahmen die beiden größtmöglichen Abstand voneinander. Während Filip vorne bei Sprengi und Victor Platz nahm und sich ermahnte seine privaten Probleme aus seinen Gedanken zu streichen und sich nun vollkommen auf das anstehende Spiel zu konzentrieren, schweiften seine Gedanken immer wieder zu ihrem Streit an. Er konnte nicht verhindern, dass er sich immer mal wieder während des Flugs umdrehte und in Steffens Richtung schaute. Dieser saß neben Magnus und hatte sich seine Kopfhörer aufgesetzt und wirkte vollkommen in Gedanken versunken. In Steffens Magen trieb dieses unwohle Gefühl sein Unwesen. Langsam spürte er wie sich unter die Wut das schlechte Gewissen mischte. Er wollte nicht sauer auf Filip sein. Doch dann kamen die Bilder wieder in seinen Hinterkopf und die Wut wurde wieder größer. "Er hätte es ihm auch anders sagen können", dachte sich Steffen und verdrehte genervt die Augen. Auch Filip ließ der Streit keine Ruhe. Er wollte sich nicht mit Steffen streiten - vor allem nicht wegen einem dummen Unterziehshirt - doch irgendwie waren die beiden in ihrer Anspannung aneinandergeraten. Beide spürten diesen Druck der auf ihren Schultern lastete. Sie wussten beide, dass sie unter Beobachtung standen, seit ihre Beziehung gestern nun innerhalb der Mannschaft bekannt wurde. Sie durften sich keine Ausrutscher erlauben. Dies hatte auch Victor bei ihrem gestrigen Gespräch nach dem Training mehrmals betont.

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