79: Kleine Unsicherheiten

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Steffen:

Der Schweiß tropfte mir von der Stirn, während ich auf der Halb Rechten Position darauf wartete, dass mich Miha mit einer Kreuzung holte. Genau im richtigen Moment lief ich los, sodass die Kreuzung perfekt getimet war und ich aus dem Lauf mit richtig Zug zum Tor auf die gegnerische Abwehr zulief und zwei gegnerische Abwehrspieler auf mich zog, sodass auf der Linken Seite eine Überzahl entstand. Blitzschnell spielte ich einen Expresspass nach Außen zu Magnus, der diesen geschickt aus der Luft fischte und sicher an seinem Bruder vorbei im Tor unterbrachte. "Letzter Angriff", hallte die Stimme von Filip durch die Halle und er klaschte nochmal auffordernd in die Hände, dass alle nochmal volle Konzentration zeigten. "Dicht machen", hörte ich die befehlende Stimme von Bammbamm im Mittelblock. Ruhig bauten die anderen ihren Spielzug auch, schließlich wollten sie, auch wenn es ein Trainingsspiel war, das Spiel nicht an uns verloren geben. Wir führten aktuell mit einem Tor. Sie hatten noch die Chance den Ausgleich zu erzielen. Auch wenn es bei Spielen gegen die eigene Mannschaft einfacher war, anhand der Laufbewegungen den bevorstehende Spielzug zu entziffern, war es trotzdem nicht einfacher, diesen durch gutes Verschieben in der Abwehr auch zwingend unterbinden zu können. Ich ahnte, dass sie den Spielzug so konzepieren würden, dass Oskar am Ende in eine gute Wurfposition gebracht wird, weshalb ich einen Weg finden musste, diese Wurfgelegenheit zu unterbinden. Vollkommen konzentriert wartete ich darauf, dass ich zum richtigen Zeitpunkt einen Schritt auf Oskar rausmache, um diesen vom 6 Meter Raum fern zu halten. Da gerade  die zwei anderen Rückraumspieler ihre Kreuzung beendet hatten, vermutete ich den Pass auf Halb Links zu Oskar und trat einige impulsive Schritte aus der Abwehr heraus und schaffte es im Moment als er den Ball bekam, ihn festzumachen. Triumphierend lächelte ich und zog mich wieder zurück schließlich musste der Freiwurf nun wieder ausgeführt werden. "Noch vier Pässe", hallte die Stimme von Sprengi durch die Halle.

Am Ende war es Dule, der mit dem letzten möglichen Pass versuchte ein Tor zu erzielen, jedoch bei Bammbamm im Block hängen blieb, sodass es für Dario keine Schwierigkeit war, den Ball zu entschärfen. "Super gespielt Jungs", lobte uns Filip und lächelte zufrieden durch die Runde. Es dauerte nicht lange, da spürte ich wieder diese Kribbelflut durch meinen Körper jagen, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr so intesiv wahrnehmen konnte. Und der Auslöser dafür, stand nur wenige Meter entfernt. Ich klatschte mich mit meinen Manschaftskollegen zufrieden ab und seit langem ging ich mal wieder mit einem guten Gefühl aus dem Abschlusstraining. Man konnte deutlich erkennen, wie das Gefühlschaos der letzten Wochen meine sportliche Leistung beeinträchtigt hatte. Heute hatte ich mich zum ersten Mal wieder befreit gefühlt. Keine blöden Gedanken hatten mich abgelenkt. Im Gegenteil ich war zu hundert Prozent bei der Sache gewesen. Vielleicht hat auch mein Verstand mir gesagt, dass ich nun unter besonderer Beobachtung aller stand, nachdem die Beziehung von Filip und mir bekannt wurde. Ich wusste, dass ich nun kritischer beäugt werden würde. Aus diesem Grund hatte ich heute mein bestes versucht und hatte auch eine ordentliche Leistung auf die Platte gebracht. "So Jungs: Zum Abschluss läuft jeder noch einmal rauf und runter einen Gegenstoß, wer verwirft macht 10 Liegestützen und danach sind wir fertig fürs erste. Heute Abend treffen wir uns dann nochmal um 17 Uhr zur Videoanalyse, bevor dann morgen 14 Uhr Treffpunkt am Flugplatz ist, zum Auswärtsspiel in Wetzlar. Ich hoffe, dass läuft morgen auch so gut wie heute", beendete Filip seine letzte Ansprache für diese Trainingseinheit. Jeder von uns schnappte sich nochmal einen Ball und wir stellten uns auf einer Seite des Spielfeldes zum Tempogegenstoß auf. Ich hatte mich wie immer relativ weit hinten in die Reihe gestellt zu Rune. "Na du Grinsebacke", grüßte mich Rune mit seinem typischen anspielenden Blick. Genervt verdrehte ich die Augen. "Ich mein das nicht böse", stellte Rune sofort klar, "ich will dich nur ein bisschen aufziehen", gestand dieser. Daraufhin schüttelte ich lachend den Kopf. "Aber ich freue mich für euch: Ich hab dich lange nicht mehr so glücklich gesehen wie heute", fügte Rune hinzu. Diese Worte berührten mich dermaßen, dass ich meinen Freund kurz umarmte. "Danke", flüsterte ich ihm zu. Erst das genervte Räuspern von Filip ließ mich erschrocken zusammenzucken und realisieren, dass ich an der Reihe war. "Sorry", hallte meine Stimme durch die Halle und ich spielte schnell den Ball zu Dario und rannte los Richtung gegnerisches Tor. "Du musst jetzt treffen", sagte mir eine Stimme im Kopf, in dem Moment als ich den langen Pass von Dario aus der Luft fischte und mich Richtung gegnerisches Tor umdrehte, in welchem sich Niklas groß machte. Ich entschied mich für einen Aufsetzer, in dem Moment als ich zum Sprungwurf hochstieg. Doch Niklas schien meinen Plan durchschaut zu haben und blitzschnell schoß sein rechter Fuß zu Seite und schaffte es meinen Wurf zu parieren. "Für Schlafen und Verwerfen 20 Liegestützen", kam es daraufhin von Filip.

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