72: Eine kleine Nervensäge und ein seltsames Aufeinandertreffen

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Steffen:

6 Tagen waren nun vergangen, seit ich mich von Alex getrennt habe. Die ersten Tage nach der Trennung waren nicht so schön gewesen, weil ich mich erst wieder daran gewöhnen musste, nun wieder alleine Morgens aufzuwachen. Die ersten Nächte hatte einfach irgendwas gefehlt. Doch mittlerweile hatte ich mich an die Einsamkeit wieder gewöhnt. Gedankenverloren schob ich meinen Wagen durch die Obstabteilung des Supermarktes und versuchte den gefühlt seitenlangen Einkaufszettel, den Filip geschrieben hatte zu entziffern. Ich war vollkommen auf die unleserlichen Buchstaben fokussiert, dass ich nicht realisierte, dass sich eine bekannte Person von hinten anschlich. Ich spürte wie mich auf einmal jemand antippte und zuckte unter der Berühung erschrocken zusammen, bevor ich mich umdrehte und in das grinsende Gesicht von Miha schaute. Zumindest konnte ich mir sein breites Grinsen, welches hinter der Maske versteckt war, vorstellen "Man musst du mich so erschrecken?", fuhr ich ihn an und atmete erstmal erleichtert aus, während sich mein Herzschlag von dem Schock wieder erholte.

"Sorry. Konnte ja nicht ahnen, dass dieser Zettel so interessant ist, dass du mit deinen Gedanken schon wieder ganz wo anders warst", entschuldigend hob Miha die Hand. "Auch dabei den Kühlschrank aufzufüllen?", erkundigte ich mich, als ich seinen vollbeladenen Einkaufswagen sah. "Joa: Du Steffen, ist vielleicht eine dumme Frage: Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Lauch und Frühlingszwiebeln, die sehen doch genau gleich aus?", wollte Miha wissen und hob mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn, die beiden betroffenen Lebensmittel hoch. Ratlos zuckte ich mit den Schultern: "Ich bin kein Botaniker", entgegnete ich. "Kannst du mir dann wenigstens sagen, welches von diesen beiden Gemüsen jetzt Frühlingszwiebeln sind, nicht dass ich schon wieder Lauch statt Frühlingszwiebeln kaufe", kam es verzweifelt von Miha und er schaute mich flehend an. "Wer lesen kann ist klar im Vorteil", erklärte ich unserem Slowenen und zeigte auf die Preisschilder, wo stand, welches davon Lauch und was Frühlingszwiebeln sind. "Danke", freute sich der Slowene und begann nun Frühlingszwiebeln in seinen Einkaufswagen zu laden. Ich dachte eigentlich, dass er mich jetzt wieder in Ruhe lassen würde und packte das restliche Obst, welches ich meinte entziffert zu haben ein und wollte weitergehen, um das restliche Zeug zusammenzusuchen, als Miha auf einmal wieder neben mir auftauchte.

"Wie lange wohnst du jetzt eigentlich noch bei Filip?", erkundigte sich der Slowene neugierig, während ich meine Aufmerksamkeit dem Einkaufszettel schenkte und gerade eine Packung Toastbrot in meinen Wagen lud. "Toby meinte gestern, dass die gemeint haben, dass wir ab nächster Woche wieder in unsere Wohnung können", erklärte ich, dass meine Zeit bei Filip nun dem Ende zu ging. Am Dienstag wollen Toby und ich wieder an unserer Wohnung vorbeischauen. Ich musste sagen, dass ich mich einerseits wieder freute wieder zurück in meine Wohnung zu können, andererseits fand ich es schade, dass die gemeinsame Zeit mit Filip nun wieder dem Ende zu ging. Uns blieben nur noch gerade mal drei Tage. „Dann solltest du dich mal beeilen, Filip endlich deine Gefühle zu gestehen", meinte Miha und klatschte aufgeregt in die Hände. Ich verdrehte daraufhin nur genervt die Augen und hackte weiter meine Einkaufsliste ab, was Miha jedoch nicht so gefiel. Er stellte sich vor das Nudelregal, um zu verhindern, dass ich an die gewünschte Nudelpackung kommen konnte. "Miha", entfuhr es mir genervt. "Ihr müsst endlich zusammen kommen, das wäre sooooooo süß", quiekte Miha. "Miha, es ist nicht immer so einfach wie du es dir vorstellst. Ich hab gerade erst eine Beziehung hinter mir und will mich jetzt nicht Hals über Kopf in eine neue stürzen, außerdem hat Filip mit seiner Scheidung und dem vollgestopften Terminplan gerade genug um die Ohren", versuchte ich dem Slowenen also zu erklären, was mich aufhielt. "Aber ich mein ja nur: Ich würde mich so für euch freuen. Ich mein das sieht doch mittlerweile jeder Blinde, dass ihr einfach zusammengehört", kam es wieder total überdreht von Miha und seine Augen begannen wieder zu leuchten, wie immer, wenn er von Filip und mir sprach. Einerseits fand ich es ja irgendwie schon süß, wie er uns untersützte, doch manchmal konnte er einem mit seinem ständigen Gefrage echt gehörig auf die Nerven gehen. Aber so war unser Slowene nun mal: Eine liebvolle kleine Nervensäge, die man aber nur liebhaben konnte. "Derjenige der dich auf diese Welt losgelassen hat, war wohl nicht die hellste Birne", erwiderte ich daraufhin lachend und schaffte es nun an Miha vorbeizugreifen, um die Nudeln einpacken zu können. "Hey", kam es mit einer gewissen Verspätung empört von Miha.

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