52: Kampf um Steffen

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Alex:

Es gab zwei Gründe, weswegen ich, obwohl ich bereits mein Medizin Studium abgeschlossen hatte und bereits mich für eine Assistenzarztstelle bewerben könnte, noch immer weiterhin als Pfleger auf der Kinderstation tätig war. Einer war ein weniger persönlicher Grund. Fakt war einfach, dass das Pflegepersonal wie in allen deutschen Kliniken unterbesetzt hat, weshalb hier alle über meine Unterstützung dankbar waren. Andrerseits war es meine Möglichkeit unter Kinder zu sein, selbst wenn ich nie eigene haben werden, aufgrund meiner Homosexualität. Als Matej bei uns eingeliefert wurde, wurde ich erneut daran erinnert, wieso ich diesen Beruf so liebte. Die Platzwunde des Jungen blutete wie verrückt, doch der Junge war tapfer und erzählte den Rettungssanitätern weiterhin fröhlich wie es zum Unfall gekommen war, dass er ein großer Fan von Messi war und irgendwann mal genauso gut wie er Fußball spielen möchte. Kinder waren ein einzigartiges Phänomen. Sie schafften es uns Erwachsene immer wieder auf eine positive Art und Weise zu überraschen.

Ich brachte ihn sofort in einen der freien Behandlungsräume und setzte ihn auf einen der Bänke. Bis der Arzt kam, versuchte ich seine Blutung zu stoppen und begann den Jungen abzulenken, in dem ich wie immer anfing mit ihm zu reden. „Und wie heißt unser kleiner Messi, denn?", erkundigte ich mich. „Matej", antwortete dieser sofort und grinste mich an. „Du musst wohl ordentlich gestürzt sein?", beurteilte ich das Ganze skeptisch. „Ich wollte nur einen Ball wie Rune Dahmke vom THW Kiel bei der Euro 2018 abfangen. Bin nur leider gegen einen Kasten geflogen, aber den Ball hab ich gefangen", begann dieser weiter zu erzählen. „Also haben wir es hier mit einer kleinen Sportskanone zu tun?", fragte ich diesen und boxte leicht gegen seine Schulter. „Ja: Mein Papa war Profihandballer beim THW Kiel und beim FC Barcelona und jetzt ist Trainer wieder beim THW Kiel: Irgendwann will ich auch so berühmt sein wie Papa, wenn nicht sogar noch berühmter", begann der kleine Junge weiter zu schwärmen. Ich muss zugeben, dass ich bis vor einigen Wochen nicht mal eine Ahnung hatte, wer dieser THW Kiel war, von dem hier alle sprachen.

Bis zu dem Tag an dem ich Steffen begegnet war. Sobald ich an ihn dachte, begann mein Herz schneller zu schlagen und dieses Lächeln bildete sich wieder auf meinen Lippen. Dank Steffen wusste ich nun, dass der THW Kiel der erfolgreichste Handballverein in Deutschland war. Ohne es zu wissen, war ich nun mit einem dieser Spieler zusammen. Ich muss zugeben, dass mich Steffens Erzählungen neugierig gemacht hatten und ich anschließend mich etwas über ihn und seinen Verein schlau gemacht haben. Anhand der zahlreichen Erfolge wusste ich nun, wieso die Einwohner aus Kiel so stolz auf diesen Verein waren. Da ich ursprünglich jedoch aus Bayern stammte und nur für das Studium nach Kiel gezogen war, war ich bisher auch noch nicht so wirklich mit diesem Sport in Berührung gekommen. Ich konnte nur im Fußball mitreden. Außerdem war ich eher der Wintersportler.

Es war nicht viel Zeit vergangen nachdem Dr. Reichert gekommen war und die Behandlung von Matej übernommen hatte, als es auf einmal an der Tür des Behandlungsraumes klopfte. Ich öffnete diesen und traf auf Melanie mit einer mir irgendwoher bekannt vorkommenden Person . Sie trug ähnlich wie Steffen sportliche Kleidung auf welchen groß das Logo des THW Kiels abgebildet war. „Der Vater von Matej wäre jetzt hier", teilte mir meine Kollegin mit. Ich hatte die ganze Zeit überlegt, wo ich die Person schon mal gesehen hatte, dass es etwas dauerte bis ich reagierte und dem Vater des Jungen, der sichtlich durch den Wind war, andeutete reinzukommen. Ich nickte Melanie nochmal freundlich zu, während ich immer noch grübelnd mir den Kopf darüber zerbrach, woher ich ihn kannte. Als er sich besorgt zu seinem Sohn stellte, fiel es mir auf einmal wieder ein. Als ich mit Steffen an der Kiel Linie Eis essen war. Er war die Person auf dem Fahrrad gewesen, die Steffen angesprochen hatte. Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass er Steffens Ex Freund und aktueller Trainer ist. Dass er einen Sohn hatte verwirrte mich noch mehr. Doch ich versuchte diese Gedanken auszublenden und mich auf das was Dr. Reichert Steffens Ex erzählte zu konzentrieren. Doch eine Frage beschäftigte mich: Wusste er wer ich war?

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