12: Flossfahrt mit Komplikationen

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Filip:

Ich stand etwas abseits, während ich schmunzelnd Steffen dabei zusah, wie er eine Idee für das Konstrukt unseres Flosses auf einen Zettel zeichnete und den anderen aus dem Team das Vorgehen erklärte. Nachdem ich seinen Blick gesehen hatte, als mich Sander zu ihm ins Team gewählt hatte, hätte ich nicht gedacht, dass er sich so ins Zeug legen würde, doch anscheinend schien ihn der Wettkampf wie immer anzuspornen. Es fühlte sich so schön an, ihn gerade wieder Lächeln zu sehen, während er lachend Magnus Frage beantwortete, wo das Stand Up Paddle in seiner Idee eingeplant ist. "Richtig stark: Du bist ja fast so ein Genie wie Toby", meinte Rune und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, während ich sein Grinsen in mich aufsaugte, als würde ich dieses Bild in meinem Gedächtnis speichern wollen. Es ist eine Ewigkeit her, dass ich ihn in meiner Anwesenheit, das letzte Mal lachen gesehen habe. Auch heute Morgen als wir in den Bus eingestigen sind, war es nicht da gewesen. Sein Lachen - welches mein Herz automatisch immer schneller schlagen ließ. Mit seinen wunderschönen blauen strahlenden Augen ergab es das perfekte Bild. Ich wünschte so gerne, dass ich wieder der Grund wäre, dass er lächelt. "Filip? Hilfst du jetzt mit oder stehst du rum und starrst in der Gegend umher", riss mich die Stimme von Rune aus den Gedanken, der mich fragend musterte. Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, auf was für einem dünnen Eis ich mich eigentlich bewegte. Rune ahnte bereits zu viel. Ich musste Steffen aus dem Weg gehen. Ich durfte nicht riskieren, dass Rune hinter unser Geheimnis kommt. Der Norddeutsche war einfach zu neugierig. "Ja was soll ich machen?", fragte ich meine Teamkollegen. "Du könntest den anderen helfen die Holzlatten herzubringen, damit wir mit dem Gerüst beginnen können", antwortete Steffen und Filip war überrascht, seine Stimme in seiner Anwesenheit gehört zu haben.

Ich spürte dieses wohltuende Gefühl in meiner Brust, während ich Steffen zuzwinkerte und Niko, Niklas und Lukas folgte, um die Holzlatten zu holen. Während wir die Holzlatten schleppten und mir bereits der Schweiß über die Stirn lief, legten Steffen, Magnus und Rune die Latten zu dem gewünschten Konstrukt zusammen während der Rest des Teams die Schnüre in gleichlange Stücke zerteilten. Die Sonne brannte bereits vom Himmel und es schien als würde das Wetter für den heutigen Tag mitspielen. Der ein oder andere von den Spieler hatte bereits sein Shirt ausgezogen, welches bereits vollkommen durchgeschwitzt war. "So fertig", verkündete Niko, als wir die letzte Ladung abgelegt hatten. Also halfen wir dabei, das Grundgerüst fertig zu machen. Rune erklärte wie man die Latten am besten befestigen konnte. Auch ich erhielt von meinem Freund eine Anweisung und begann nun fleißig die Latten zusammenzubinden. Nur wenige Meter entfernt saß Steffen und fesselte seine Stücke zusammen. Ich konnte es nicht lassen, ihn immer wieder schmunzelnd zu beobachten. Wie immer hatte er seinen konzentrierten ernsten Blick aufgelegt, über welchen ich mich schon so oft lustig gemacht hatte. Der jedoch einfach zu Steffen gehörte, weshalb ich ihn wie alles andere an Steffen so sehr liebte. Wie gerne würde ich ihm meine Gefühle sagen. Wie gerne würde ich laut aussprechen, was ich fühlte, wenn ich in Steffens Nähe war. "Ist was?", hörte ich die energische Stimme des Franken, der mich vorwurfsvoll anschaute. "Nein", sagte ich schnell während ich mich beschämt wegdrehte, während meine Wangen glühten. "Mensch Filip!", ärgerte ich mich über meine Unvorsichtigkeit. Wieso musste ich das immer so auffällig machen? Wieso zog er mich immer in seinen Bann? Ich musste endlich aufhören, ihn immer wieder zu beobachten. So würde ich es nicht schaffen, ihn endlich aus meinem Gedächtnis zu löschen.

Nach dem Holzkonstrukt folgten die Kanister. Gerade entdeckte ich, Steffen bei dem Materialhaufen und entschied mich, die Gelegenheit zu nutzen, um endlich mit Steffen in Ruhe reden zu können. Mit pochendem Herzen und zitternden Hände lief ich auf den Franken zu, der gerade das Fass begutachtete. "Hey", war das einzige was mir über die Lippen kam, während ich mich auf einem der Fässer abstütze. Steffen schaute zu mir auf. Seine Augen  trafen auf meine und sofort wurde in mir  das Verlangen größer, Steffen wieder an mir zu spüren. Ihn fühlen zu können. Seinen Geruch einatmen zu können. Seine Lippen schmecken zu können. Steffen hatte sich als erstes wieder gesammelt: "Wir sollten uns beeilen, wenn wir gewinnen wollen, nimm das Fass mit", sagte er, bevor er sich umdrehte und davon lief. Einen Moment brauchte ich, um mich wieder zu sammeln, bevor ich ihm folgte. In Gedanken musste ich leicht schmunzeln. Es war mit Abstand der schönste Moment zwischen uns gewesen, seit ich wieder in Kiel war. Zum ersten Mal hatte ich Steffen direkt in die Augen gesehen. Zum ersten Mal konnte ich spüren, dass er auch noch an uns festhielt. Auch wenn Steffen sich Mühe gab, seine Gefühle vor mir zu verbergen und mir aus dem Weg zu gehen, wusste ich, dass eine winzige Chance für uns beide noch bestand. Das Floss nahm immer mehr seine Gestalt an. Prüfend warf ich einen Blick zu den anderen, die ein ähnliches Konstrukt entworfen hatten und ihnen nur wenige Fässer im Rückstand war. Mit viel Vorsprung würden wir nicht ins Wasser gehen. "Beeilung", drängelte auch Niclas, als Magnus das Stand Up Paddle hinten am Floss befestigte. "Ich glaube wir können den Schwimmtest machen", verkündete Niklas zufrieden. Alle packten mit an und trugen das Floss triumphierend an den anderen vorbei, die daraufhin sich energisch anschrien sich zu beeilen. "Tschüssikovski", triumphierte Niko bereits ihren Sieg, doch wir sollten uns nicht zu früh freuen.

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