Steffen:
Unruhig wälzte ich mich in meinem Hotelbett von einer Seite auf die andere und versuchte verzweifelt einen Weg zu finden einschlafen zu können. Doch mein Kopf wollte sich einfach nicht ausschalten lassen. Manchmal wäre es praktisch, wenn man seinen Kopf wie ein Laptop einfach herunterfahren könnte, wenn man ihn nicht mehr brauchte. Aber zu meinem Pech war das nicht so einfach. Sobald ich die Augen schließen wollte, schlichen sich diese ganzen Szenen mit Filip wieder in meinen Kopf, die ich am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen wollte. Wie sehr ich sie auch vergessen wollte, mein Kopf schaffte es immer, sie aus den Tiefen meines Gedächtnis zu holen. Wie so oft in den letzten Wochen lag ich also stundenlang wach und zerbrach mir über das Vergangene den Kopf anstatt schlafen zu können. Ich spürte zwar wie meine Augen immer schwerer wurden, trotzdem kam ich einfach nicht zu Ruhe. Immer wieder hörte ich Filips Stimme: "Wir müssen reden!" Noch immer spürte ich wie seine Hand mein Handgelenk umgriff und seine eisblauen Augen mich eindringlich anschauten. In meinem ganzen Körper machte sich wieder dieses Kribbeln breit. Ich wünschte einfach, dass dieses Gefühl mich endlich in Ruhe lassen würden. Das mit Filip und mir hatte einfach keine Zukunft. Aber irgendwie wollte das mein Körper nicht verstehen!
Vom Nebenbett vernahm ich die leisen und regelmäßigen Atemgeräusche von Harald, der bereits weit entfernt im Land der Träume war. Da ich auf einmal wieder hellwach war und es in diesem Zimmer einfach nicht mehr aushielt, warf ich genervt die Bettdecke beiseite und suchte den Boden nach meinen Socken ab. Anschließend streifte ich die kurze Trainingshose, die auf dem Stuhl nicht weitentfernt von meinem Bett lag, über meine Boxershorts. Zusätzlich warf ich mir noch ein T-shirt und die Trainingsjacke über, bevor ich in meine Adiletten schlüpfte und mich leise aus dem Hotenzimmer schlich. Vorsichtig überprüfte ich den Flur. Ich hatte keine Lust irgendjemanden vom Betreuerteam oder noch schlimmer Filip direkt in die Arme zu laufen. Mein Herz pochte nervös, doch zum Glück war die Luft rein. Ich beeilte mich den Flur zu überqueren und zum Treppenhaus zu gelangen. Ich öffnete die schwere Glastür so geräuschlos wie möglich, während ich die Treppen nach unten ins Erdgeschoss lief. Noch immer strömte das Adrenalin durch meinen Körper. Wenn ich erwischt werden würde, dann wäre ich gelierfert. Ich ging gerade ein hohes Risiko ein. Aber ich wusste mir einfach nicht mehr anders zu helfen und an schlafen konnte ich aktuell ja eh nicht denken. Ich lief an der Rezeption vorbei, wo der Nachtwächter mir freundlich zunickte. Ich erwiderte seine Begrüßung bevor ich das Hotel durch die große Drehtüre verließ. Draußen wehte mir eine kühle aber angenehme frische Luft entgegen. Ich machte den Reißverschluss von meiner Trainingsjacke zu, bevor ich einige Meter lief. Doch weit kam ich nicht. Auf einmal fiel mir eine Gestalt auf der Bank auf, die nur wenige Meter vom Hoteleingang entfernt war. Ich brauchte nicht lange zu grübeln, wer diese Person wohl war, denn mein Herz war wieder die beste Alarmanlage.
Filip saß mit dem Kopf hinter den Händen vergraben auf der Bank und schien sich über irgendetwas den Kopf zu zerbrechen. Einen Moment überlegte ich mich einfach neben ihn auf die Bank zu setzen, was mein Herz sehr gerne begrüßen würde. Doch mein Verstand sagte mir, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwinden sollte, bevor er mich bemerkte. Also drehte ich mich um, um wieder Richtung Hoteleingang zu verschwinden. Dann hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir, die mich zu Eis erstarren ließ. "Wie lange willst du noch vor mir weglaufen?", fragte er mich. Und ich konnte an seiner Stimme herauslesen, dass er aktuell nicht als Trainer zu mir sprach. In seiner Stimme war so viel Schmerz zu spüren. Doch ich spürte wie sich die Wut in meinem Körper breit machte. Ich laufe weg? Wer war damals einfach abghauen? Von der Wut und dem Schmerz in meiner Brust angetrieben drehte ich mich um, und funkelte ihn wütend an: "Ich laufe weg! Wer ist damals einfach abgehauen?", fragte ich ihn. Er schien mit jeder Reaktion von mir gerechnet zu haben, aber nicht mit dieser impulsiven Konfrontation. "Steffen, ich weiß, dass ich damals einen großen Fehler gemacht habe, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich musste gehen", mit langsamen Schritten kam er auf mich zu, während er mir mit seinen blauen Augen direkt in die Augen schaute. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken und ich spürte wie sich mein gesamter Körper anspannte, je näher er kam. Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meinen Brustkorb, als er nur wenige Meter vor mir zum Stehen gekommen war.
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Hidden Kisses
Fanfiction~Man, denkst du nicht auch manchmal auch an uns zwei? Egal, was heute ist, es war 'ne wunderschöne Zeit~ Sie hätten sich niemals so nah kommen dürfen und doch geschah es unüberlegt und aus dem Bauch heraus. Entscheidungen wurden unüberlegt getroffen...