64: Ein ständiges Auf und Ab

200 8 20
                                    

Filip:

26:32 - das Spiel war vorbei. Fassungslos warf ich einen Blick auf die Anzeigetafel und musste dieses Ergebnis erstmal sacken lassen. Ein weiterer heftiger Rückschlag in der Gruppenphase der Championsleague. Es war ein verdammt wichtiges Spiel für uns gewesen und am Ende stand ein so enttäuschender Spielstand auf der Anzeigetafel. Ich spürte wie Sprengi, der an mir vorbei Richtung Kabine lief, mir aufmunternd auf die Schulter klopfte, während ich mir seufzend über das Gesicht fuhr. Es war heute einfach nicht gut genug gewesen, um den Spielern des FC Barcelonas die Stirn zu bieten. Lange Zeit hatten wir gut mitgehalten und für ein offenes Spiel gesorgt doch in der letzten Viertelstunde waren letztendlich zu viele technische Fehler und Fehlwürfe Ursache dafür, dass wir ohne Punkte als Verlierer aus dem Duell gingen. In meinem Bauch herrschte ein gemischtes Gefühl. Einerseits war ich stolz auf meine Mannschaft, dass sie 45 Minuten ein gutes Spiel gezeigt hatte und auch nach den Fehlern bis zum Ende gekämpft hatte und den Kopf nicht hängen gelassen hatte. Anderenseits war ich so unfassbar enttäuscht, schließlich hatte ich so viel Fokus auf dieses Spiel gelegt. Ich hatte unbedingt gegen meinen ehemaligen Verein gewinnen wollen. Doch am Ende war es nicht genug gewesen. Was mich am meisten ärgerte war jedoch, dass wir es aufgrund so vielen unnötigen Fehlern außer Hand gegeben haben.

Das nervigste nach solchen Spielen waren immer die Presse Termine. Man selbst hatte noch nichtmal die Niederlage verdaut und musste sich den Fragen der Presse stellen. Woran hat es gelegen? Was ist ihre Meinung zu heutigen Spiel? Es ist immer schwer nach einer so schmerzhaften Niederlage die richtigen Worte zu finden. Meistens sprach ich die Worte einfach aus dem Bauch heraus aus ohne mir wirklich Gedanken darüber zu machen, was ich sagen könnte. Ich war erleichert, als ich die TV Interviews und die Pressekonferenz endlich hinter mich gebracht hatte und zu den Jungs in die Kabine gehen konnte. Als ich die Kabinentür öffnete herrschte eine unheimliche Stille. Jeder einzelne der Jungs war niedergeschlagen. Wir hatten alle gewinnen wollen. Jetzt mussten wir eine enttäuschende Niederlage hinnehmen. Aber so waren eben die zwei Seiten des Sports. Als ich eintrat schauten alle erwartend in meine Richtung. Es war nun meine Aufgabe die richtigen Worte für meine Jungs zu finden. Keine leichte Aufgabe: "Also erstmal muss ich zugeben, dass ich richtig enttäuscht bin, dass wir heute mit leeren Händen vom Platz gehen. Ich finde wir haben 45 Minuten ein starkes Spiel gezeigt. Leider haben wir es am Ende in der letzten Viertelstunde selbst aus der Hand gegeben und das regt mich etwas auf. Wir hätten dieses Spiel heute nicht verlieren müssen. Trotzdem möchte ich mich bei jedem von euch bedanken, dass ihr bis zur letzten Sekunde um jeden Ball gekämpft habt und euch von den Fehlern nicht unterkriegen gelassen habt. So ich denke wir müssen die Niederlage jetzt auch erstmal alle sacken lassen. Morgen treffen wir uns wie gewohnt um 10 Uhr, denn es steht bereits die nächste Aufgabe in nicht mal zwei Tagen gegen Coburg an, bevor wir nächste Woche die Gelegenheit haben dieses Ergebnis von heute in Barcelona wieder gut zu machen", lautete meine Zusammenfassung von dem heutigen Spiel. Die Jungs begann sich nun umzuziehen und zum duschen zu gehen, also diejenigen, die nicht bereits unter Dusche gewesen sind. Ich ließ mich erstmal auf einem freien Platz auf der Bank nieder und ließ die letzten Minuten auf mich wirken.

Es dauerte überraschenderweise nicht lange, bis Steffen kurz darauf frisch geduscht vor mir stand und mir mitteilte, dass er jetzt soweit wäre, um nach Hause zu fahren. "Gib mir zwei Minuten", entschuldigte ich mich und stand auf, um meine Sachen zusammenzupacken. Unterdessen beobachtete ich Steffen im Augenwinkel, wie er sich von den anderen Jungs verabschiedete. "Seid wann bist du bitte so schnell beim Duschen?", wollte unser Schwede Niclas wissen. Normalerweise war Steffen immer einer der letzten der die Halle verließ, denn er trödelte gerne mal. "Alex wartet", erklärte er den Jungs, wieso er sich beeilte. Als er seinen Namen aussprach, zog sich mein gesamter Magen zusammen. Doch ich schluckte den bitteren Schmerz hinunter und verabschiedete mich von Victor und Sprengi, die mir nochmal aufmunternd auf die Schulter klopften. "Bis morgen um 10", verabschiedete ich mich auch nochmal vor meiner Mannschaft, bevor ich mit Steffen zusammen die Halle verließ. Mittlerweile wussten die Jungs, das Steffen aktuell bei mir untergekommen war. "Schönen Abend noch", wünschte Dule, der gerade mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche kam und beinahe auf einen der verschwitzten Trikots ausgerutscht wäre, die wie immer kreuz und quer in der Kabine verstreut lagen. Natürlich wurde der Kroate von den Jungs lauthals ausgelacht. Immerhin hatte sich die anfänglich etwas bedrückte Stimmung wieder etwas gelockert. Trotzdem spürte man, dass allen die Niederlage zusetzte. Jeder hatte seine eigene Weise solche Rückschläge zu verarbeiten. Einige hackten die Sache einfach ab und schauten nach vorne. Andere zu denen gehörte auch ich, dachten noch Wochen später darüber nach und suchten verzweifelt danach, was an diesem Tag schief gelaufen ist.

Hidden KissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt