17: Folgen der Nacht

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Am nächsten Morgen hatte sich eine seltsame Stimmung über der Mannschaft des THW Kiels ausgebreitet. Die anfängliche Euphorie und Vorfreude auf die gemeinsame Zeit in Graz war verflogen, als bei den Spielern um sieben die Wecker klingelten und sie daran erinnerten, dass die erste Trainingseinheit bereits direkt nach dem Frückstück auf dem Programm stand. Vor allem den Spielern, die am gestrigen Abend noch lange aufgewesen waren, kamen nur schwer aus dem Bett.



"Niko", hörte der Österreicher, die genervte Stimme, des Schwedens der bereits seit einigen Minuten verzweifelt versuchte seinen Freund wachzubekommen, doch dieser vergrub nur murrend seinen Kopf unter seinem Kopfkissen und  zeigte keinerlei Anstalten aufzustehen. "Mensch Niko! Seit wann bist du so ein Morgenmuffel?", beschwerte sich der Rückraumspieler, während er fieberhaft überlegte, wie er den Österreicher aus dem Bett bekommen sollte. Von dem Bett am Fenster kam keine Antwort. Lukas wusste sofort, dass irgendwas nicht stimmte. Normalerweise war Niko der Erste auf den Beinen, wenn es daraum ging, im Trainingslager früh aufstehen zu müssen. Er kannte keine Person, die so motiviert und ehrgeizig war wie sein bester Freund. Es gab niemand der so hart an sich arbeitete und sich immer verbessern wollte. Der grummelnde Riese, der motivationslos in seinem Bett lag hatte absolut nichts mit dem Niko zu tun, den er kannte. Besorgt ließ er sich neben seinen Freund aufs Bett fallen und legte seine Hand vorsichtig aus die Schulter, des mit dem Rücken zu ihm liegenden Nikos. "Alles ok?", fragte Lukas besorgt. Doch als Antwort bekam er nur ein schnippiges: "Alles bestens" zurück. Nun war die Geduldsschiene des Schwedens auch geplatzt und er fuhr seinen Freund wütend an:"Du kannst jemanden anderen mit deiner schlechten Laune anpflaumen, wenn du mir nicht sagst, was los ist, dann kann ich dir auch nicht helfen. Kleine Randinformation, du solltest dich beeilen, wenn du in zehn Minuten pünktlich im Frühstückssaal sein willst:" Mit diesen Worten drehte sich der Rückraumspieler um und verließ mit einer laut knallenden Tür das Hotelzimmer. Auf dem Zimmer lief der direkt Rune vor die Füße, der dem Schweden einen fragenden Blick zu warf. "So gute Laune schon so früh am morgen", scherzte der Kieler. "Ich war gut gelaunt, aber Nikos beschissene Laune hat meine auch runtergezogen", brummte Lukas. Es schmerzte ihn, seinen Freund so zu sehen, aber ihm nicht helfen zu können. Doch wie sollte er ihm helfen können, wenn Niko nicht mit der Wahrheit rausrücken wollte. Am gestrigen Abend war noch alles in Ordnung gewesen. Sie hatten erst noch einigen Runden Fifa gespielt, bevor sie nachdem sie noch einigen Minuten über dies und das geredet haben, schlafen gegangen sind. Doch heute morgen war sein Freund wie ausgewechselt. Was war geschehen? Rune legte mitfühleden seinen Arm um seinen Mitspieler. "Das wird schon. Lass ihn bisschen vor sich hingrummeln", meinte der Kieler Junge, der jedoch auch sich den Kopf darüber zerbrach, was vorgefallen sein konnte.

Unterdessen hatte sich Niko mittlerweile doch aus der Bettdecke herausgeschält und Richtung Badezimmer geschleift. Dicke Augenringe zierten sein Gesicht und der nächtliche Ausflug hatte deutliche Spuren bei ihm hinterlassen. Die ganze Nacht hatte unruhig geschlafen, Immer wieder hatten sich die Szene von gestriger Nacht vor dem Hotel in seinem Kopf abgespielt. Noch immer rauschten so viele unterschiedliche Gefühle durch seinen Körper. Auch wenn er wusste, was er da mit eigenen Augen gesehen hatte, konnte er es immer noch nicht glauben. Tausend Fragen rauschten durch seinen Kopf. Auf welche Weise, wann und wo war die Sachen zwischen den beiden entstanden? Wie lange spielten sie schon dieses Spiel? Wieso hatte sich Steffen auf eine deratige Sache eingelassen? War es nur ein Zeitvertreib, oder waren echte Gefühle im Spiel? Hieß das, dass Steffen und Filip schwul sind? Erneut überschlugen sich tausend Gedanken in Nikos Kopf und er hatte das Gefühl, dass sein Kopf jeden Moment explodieren würde. Er schaufelte sich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht, doch das Druckgefühl in seinem Kopf ließ nur für wenige Sekunden nach. Seine Beine waren schwer und sein Körper flehte danach sich wieder zurück ins Bett zu legen. Doch ein Blick auf sein Handy Display ließ jegliches Müdigkeitsgefühl in den Hintergrund verschwinden. Panik stieg bei dem Österreicher auf. Ihm  bleiben nur noch fünf Minuten, um sich umzuziehen und den weiten Weg nach unten zum Speisesaal zu sprinten, um dort rechtzeitig zu erscheinen. In einer Geschwindigkeit, die ihn an die Schulzeit erinnerte, wenn er mal wieder verschlafen hatte und sich beeilen musste, um nicht den Bus zu verpassen, machte sich Niko fertig und stürmte aus dem Hotelzimmer. Er rannte den Hotelflur entlang. Eilig drückte er den Knopf des Fahrstuhls, doch da dieser im zehnten Stock war, entschied er sich dann doch die Treppe zu nehmen. Die letzten Stufen übersprang er, während er an der Rezeption, zwischen den anderen Hotelgästen, die gerade am Hoten eincheckten, vorbeirannte. Er bog gerade um die Ecke, als er erleichtert feststellte, dass Dule und Miha auch gerade erst den Speisesaal betraten. Er bremste ab doch betrat vollkommen außer Atem den Speisesaal und ließ sich als hätte er einen Maratonlauf hinter sich, erschöpft auf seinen Platz neben Lukas fallen. "Das war aber kurz auf knapp", stellte dieser kopfschüttelnd fest. Sofort spürte Niko wieder diese brennenden Schuldgefühle in seiner Brust. Er hätte seinen Freund nicht so angehen dürfen. Er konnte nichts dafür, dass er einen seiner besten Freunde dabei erwischen musste, wie dieser ihren gemeinsamen Trainer küsste. Er wollte bereits ansetzen und sich bei seinem Freund entschuldigen, doch dieser winkte bereits ab. "Vergeben und Vergessen. Wir haben alle mal einen schlechten Tag", meinte Lukas und spürte diese Erleichterung, dass dieser andere Niko doch nicht seinen Freund ersetzt hatte.

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