86: Big mistake

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60 Minuten Kampf - 60 Minuten Spitzenspiel - 60 Minuten auf Augenhöhe - am Ende stand ein 31:31 auf dem Videowürfel und niemand wusste wie er das heutige Ergebnis einschätzen sollte. Es fühlte sich an als hätten sie einen Punkt verloren,schließlich waren sie drei Minuten vor Spielende noch mit zwei Toren in Front. Sie hatten es einfach nicht geschafft den Sack zu zu machen. Am Ende waren sie nicht clever genug gewesen. Am Ende hatten sie nicht die Coolness bewiesen - aus Angst einen Fehler zu machen, hatten sie nicht mehr diesen Zug zum Tor gehabt, der ihnen letztendlich den so wichtigen Punkt im Kampf um Platz zwei genommen hatte.

Die Enttäuschung stand allen ins Gesicht geschrieben, als sie sich nach dem Spiel abklatschten. Sie wussten alle, dass heute mehr drin gewesen wäre. Mit gesenktem Kopf folgte Steffen seinen Mannschaftskollegen in die Kabine. Jeder Punktverlust hatte diesen bitteren Beigeschmack. Sie waren so nah drangewesen. Doch am Ende hatten sie den Sieg selbst aus der Hand gegeben. Es fühlte sich zum aktuellen Zeitpunkt an wie eine Niederlage. Frustriert ließ sich Steffen auf seinen Platz fallen und nahm erstmal einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche. Das Spiel hatte ihnen einiges abverlangt. Er fühlte sich fix und fertig und könnte auf der Stelle tot umfallen. Am liebsten würde er sich heute keinen Millimeter mehr bewegen. Auch die anderen schienen mit ihren Kräften vollkommen am Ende zu sein. Das Adrelanin ließ so langsam nach und die kleinen Blessuren, die jeder Spieler durch die Saison mit sich rumtrug, machten sich so langsam wieder bemerkbar. Die ersten ließen sich bereits von dem Physios so ordentlich durchkneten, während die anderen erstmal den Weg Richtung Dusche wählten. Steffen hingegen brauchte erstmal einige Minuten um die letzten 60 Minuten verdauen zu können. Die Stimmung in der Kabine war wieder etwas angespannt. Alle schienen mit dem heutigen Ergebnis nicht wirklich zufrieden zu sein. Sie hatten sich für einen großartigen Kampf am Ende leider nicht belohnen können.

Unterdessen war Sander nach dem Spiel von einem Reporter aufgehalten worden, der ihn nach dem Spiel zu einem Interview bitten wollte. Auch wenn der Norweger, der so ehrgeizig war und es aus diesem Grund hasste zu verlieren und dementsprechend wie auch seine Mitspieler etwas geknickt war wegen dem Punktverlust, willigte er zum Interview ein. Dies gehörte als Spotler auch dazu. Sich nach einem solchen Spiel den Fragen der Presse stellen zu können. Zu allem Überfluss wurde das Interview mal wieder auf Deutsch geführt. Auch wenn Sander mittlerweile bereits einige Monate in Deutschland war und mit Hilfe von Rune mittlerweile schon relativ gut Deutsch sprach, fühlte er sich noch immer sicherer Interviews auf Englisch zu führen. Er hatte einfach Angst irgendwas falsches zu sagen. Als erstes drehten sich die Fragen, soweit Sander sie richtig verstanden hatte um das Spiel. Er versuchte einfach zu verstehen, was der Journalist von ihm wissen wollte und versuchte mit seinem gebrochenen Deutsch einen verständliche Antwort zu formulieren. Immer wieder stoppte er und musste kurz nachdenken, um die richtigen Worte zu finden. Je länger das Interview ging, umso unwohler fühlte sich der Norweger. "Zum Abschluss hätte ich noch eine Frage, die sich auf die aktuellen Schwankungen im Spiel des THW Kiels bezieht: Gegen Wetzlar haben sie die schlechteste Saisonleistung gezeigt, anschließend haben sie zwei gute Auftritte unter der Woche in der Bundesliga gehabt, nun haben sie heute über 60 Minuten mit dem ungarischen Meister mitgehalten, es letztendlich dann jedoch nicht geschafft beide Punkte nach Hause zu bringen: Wie könne Sie sich diese Schwankungen erklären? Liegt es vielleicht an irgendwelchen Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft, schließlich gibt es ja zahlreiche Gerüchte, dass zwischen ihrem Mitspieler Steffen Weinhold und ihrem Trainer Filip Jicha eine geheime Liebesbeziehung am Laufen ist?", stellte der Reporter seine abschließende Frage. Dies waren Sander auf jeden Fall zu viele deutesche Worte auf einmal in einem viel zu schnellen Tempo gewesen. Er versuchte, dass was er verstanden hatte irgendwie zusammenzukratzen: Es ging um die Schwankungen, die sie aktuell leider hatten. So viel hatte er mitbekommen? Aber was sollte das nun mit Filip und Steffen zu tun haben? Ein großes Fragezeichen hatte sich auf Sanders Stirn gebildet, doch er spürte auch je länger er zögerte, umso mehr schaute ihn der Reporter so auffordernd an, weswegen Sander kurzentschlossen eine Antwort gab in der Hoffnung, er würde die Frage richtig beantworten:

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