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Weitere Tage sind vergangen und es ist noch eine Woche bis zur Expedition. Es war wirklich schwer die Regierung für Fördermittel zu überreden, aber da wir nunmal wissen müssen, ob Eren es schafft, erneut eine Mauer zu reparieren, muss uns eigentlich geholfen werden.

Ich bin gerade in dem Pferdestall und sorge dafür, dass mein Hengst gut versorgt ist.
Manchmal lasse ich dann auch einen Apfel vom Abendessen für ihn mitgehen. So wie heute.

Es ist schon seit zwei Stunden dunkel draußen und ich würde gleich schlafen gehen.
Levi habe ich gesagt, dass ich hier bin und er findet es zwar zu gefährlich,
Was auch immer gefährlich sein kann...
aber er hat mich gehen lassen.
Ich meine, ich wäre auch so gegangen, schließlich brauche ich keine Erlaubnis.
Ich merke tatsächlich auch, dass Levi immer offener mir gegenüber wird und den Kontakt zu anderen Männern nicht sehr schön findet.
Ich denke, dass Eifersucht da eine große Rolle spielt.

Nach einiger Zeit mache ich mich aber auf den Weg zurück, in Richtung Levis Büro.
"Lia?", höre ich eine Stimme hinter mir, woraufhin ich mich umdrehe und Jean erblicke.
Was macht der denn hier?

"Was machst du noch so spät hier?", spreche ich meine Gedanken aus und sehe ihm ins Gesicht.
Er stellt sich vor mich und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
"Nun ja... ähm, also- Ich hab dich ein wenig beobachtet und-"

"Du stalkst mich?!", frage ich ihn unglaubwürdig, weshalb er dies mit weit offenen Augen und demonstrierenden Handbewegungen verneint.
Langsam geht eine meiner Augenbrauen nach oben. Ich weiß wirklich nicht, was er will.

"Ich hab nur gewartet, weil ich dir etwas sagen möchte.", gibt er dann als Antwort.
Was denn, Pferdegesicht?

"I-Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr.", gesteht er und drückt wie aus dem nichts seine Lippen auf meine, wobei er tief runter gehen muss, anders als bei Levi. Ahh, genau! Levi! Was wird das?!?

Ich kann nicht weiter denken, denn gerade, als Jeans Hände sich auf meine Hüfte legen, höre ich einen dumpfen Schlag und sehe, wie sein Kopf durch eine Faust wegfliegt. So langsam löse ich mich aus meiner Starre und wische mir angeekelt über den Mund. Ich sehe mich verwirrt um und erblicke tatsächlich einen wütenden Levi, der Jean mit nur einem Schlag zu Boden gebracht hat.

"Kadett! Was erlaubst du dir?! Morgen läufst du 50 Straf Runden!", ruft der Hauptgefreite.
Jean sieht schmerzerfüllt auf, direkt in sein Gesicht.
"A-Aber warum? Das hier geht sie doch nichts an.", wiederspricht der Dunkelblonde ihm vorsichtig.
Oh oh, da hat jemand aber Mut.

"Tch, du hast Recht, ich nehme meine Bestrafung zurück... Du läufst, bis du umkippst!", verbessert er sich bedrohlich. "Und Smith! Du kommst mit in mein Büro!", befiehlt er mir und geht.
Ich sehe nochmal, tatsächlich entschuldigend, zu Jean auf den Boden und folge Levi in sein Büro.
Es liegt ein wenig Blut auf dem Boden. Also er hat Glück, wenn seine Nase nicht gebrochen ist.

Noch immer gehe ich dem, ich denke, verärgerten Levi hinterher. In seinem Büro angekommen, schließe ich die Tür hinter uns und stelle mich vor sie. Mit einem kalten Blick von seiner Seite, werde ich angesehen. Er wartet wahrscheinlich auf eine Erklärung, weshalb ich seufze und sie ihm gebe. "Levi, er hat mir seine Liebe gestanden. War es wirklich nötig, ihn so zu schlagen?"

"Natürlich war es notwendig.", fängt er an. "Du hast dich ja keinen Zentimeter bewegt. Stell dir vor, er wollte dich nicht nur küssen. Kirstein kommt dir sowieso in letzter Zeit viel zu nah!"

Ist er etwa wirlich eifersüchtig? Ist es das? Allein Jeans Kuss kann es nicht sein, was ihn so anspannt.

"Willst du mir etwa den Kontakt zu anderen verbieten?!", frage ich ihn etwas lauter.
"Tch, ich will keine anderen Männer in deiner Nähe! Nenn es, wie du willst.", antwortet er mir und sieht zur Seite. Ist das sein Ernst?!

"Du vertraust mir also nicht. Pff, eine Beziehung ohne Vertrauen, macht nicht so viel Sinn, was? Ich lasse mir sicher nicht vorschreiben, mit wem ich rumhänge.", sage ich und drehe mich um, um zu gehen.

"Lia, war-", höre ich von Levi, doch ich unterbreche ihn. "Ich will nichts mehr hören. Weißt du, was ich jetzt mache? Ich gehe zu Jean und gucke, wie es ihm geht. Ich weiß, dass es kein schöner Anblick war, mich wo zu sehen, aber so etwas bekomme ich auch selbst geregelt!"

War das zu hart? Nein, war es nicht. Wow, das war es dann wohl erstmal mit meiner ersten Liebe. Ich hasse diese Welt!

Schließlich verlasse ich mit einer knallenden Tür den Raum und bewege mich zu dem Jungen, der mir vorhin seine Liebe gestanden hat. Bin ich sauer? Ja und wie. Niemals, aber wirklich niemals, lasse ich mich von einem Mann einschränken. Auch nicht von Levi.

Ich bekomme einen schweren Klumpen im Hals, doch ignoriere ihn. War es das jetzt?
Bedrückt klopfe ich an der Tür von Jean. Er macht sie auf und sieht sichtlich verwirrt aus, als er mich entdeckt. Er hat wohl nicht mit mir gerechnet. Er macht trotzdem die Geste, dass ich  eintreten soll.
Er hält sich einen Waschlappen an die Nase, der mit kalten Wasser nass gemacht wurde.
Ich gehe in das Zimmer, weshalb ich einen schnarchenden Connie erblicke.
Schon scheiße, sich ein Zimmer zu teilen...

Einmal ein- und ausgeatmet, fange ich an leise zu sprechen, damit ich den Jungen mit der Glatze nicht wecke. "Jean... Es tut mir Leid, wegen vorhin, doch ich muss dir sagen, das ich deine Gefühle leider nicht erwiedern kann. Ich-"
Ich bemerke, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Scheiße, heul jetzt nicht. Warum zum Teufel heule ich?!
"Das ist okay, ich habe nichts anderes erwartet. Bitte verzeih mir und... ähm, weine nicht, äh, das kenne ich ja gar nicht von dir... W-Willst du vielleicht hier schlafen? Ich meine, also, wir können ja Freunde bleiben.", sagt er und setzt ein unsicheres Lächeln auf.
Hier schlafen? Pff, warum nicht? Levi mag zwar älter als ich sein, trotzdem soll er nicht über mich bestimmen. Er kann ruhig merken, was er falsch gemacht hat. Und außerdem... brauch ich das jetzt.
Ich nicke und wische dabei meine Tränen weg, die vereinzelnd über meine Wangen laufen.
Ich ziehe meine Stiefel aus und lege mich in sein Bett. Natürlich ist Jean über meine Zustimmung überrascht, trotzdem kommt er auch langsam zu mir und legt sich neben mich. Er liegt sehr angespannt da, weshalb ich ihn mit meinen Händen näher ziehe und meinen Kopf auf seine Brust lege. Es ist zwar nicht unangenehm, aber...es ist angenehmer bei... Levi.

Langsam entspannen seine Muskeln sich und er legt seine Hände behutsam auf meinen Rücken.
Eigentlich wäre diese Position sehr beruhigend, wäre da nicht noch Connie, der schnarchend im anderen Bett liegt. Generell ist Jean eigentlich ein wirklich liebenswerter Junge, obwohl er immer so cool tut.
"Hey Lia, willst du darüber reden?", fragt er, weil ich vorhin geweint habe.
"Ich kann es dir nicht sagen, aber wehe du verrätst auch nur einem, dass ich geheult hab.", drohe ich ihm. "Ähh- Jawohl!", ruft er leise und klingt dabei ängstlich. Ich muss leicht lachen.
"Komme ich denn so angsteinflößend rüber? Weißt du Jean, das ist ganz schön erbärmlich für dich."
"Das- egal, gute Nacht.", wünscht er mir peinlich berührt.
"Jaja, dir auch.", gebe ich zurück.
Oder ist es schon morgens? Keine Ahnung.
Durch die Erschöpfung dieses Tages, fallen mir nach einiger Zeit tatsächlich die Augen zu.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt