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Erzähler p.o.v.

Allein schon aus Reflex, springen die Verlobten auseinander als sie die Tür aufgehen hören. Nicht gerade zur Gunst ihrerseits, entpuppt sich die Person auch noch als ihr momentan größtes Problem: Erwin.

Der Kommandant braucht vielleicht zwei Sekunden um zu realisieren, was vorsichgeht.
Sofort bildet sich ein strenger Blick auf seinem Gesicht, der puren Ekel widerspiegelt. Er kommt schnellen Schrittes auf Levi zu und will erneut auf sein schon blaues Auge schlagen.
Levi weicht jedoch nach links aus und lässt Erwin lediglich die Luft treffen.

"Hey! Es ist alles in Ordnung!", schreit Erwins Tochter direkt dazwischen. Sie kann beobachten, dass Levi Erwin etwas wegstößt, um Raum zwischen ihr und ihm zu schaffen.
"Nein! Nichts ist in Ordnung! Du bist so schlau und doch gibst du dich mit diesem Bastard ab!", argumentiert er sauer und aufgebracht. Er spannt seinen Kiefer stark an, so dass die Adern an seinen Schläfen hervortreten.
"Nenn ihn nicht so! Er hat nur alle Schuld auf sich genommen und sich schlecht gemacht, weil er sich verantwortlich dafür gefühlt hat, was passiert ist! Aber es ist definitiv nicht seine Schuld!"
Lias glasige Augen spiegeln ihr Inneres wieder, welches aufgebracht nach einer endlichen Lösung sucht.

Für einen kurzen Augenblick verändert sich Erwins Gesichtsausdruck zu einem verwirrten, der einfach seiner Tochter glauben will. Er hebt nun seinen Zeigefinger und kommt schon fast bedrohlich wirkend auf sie zu.
"Du willst mir also wirklich sagen, dass Levi,", er richtet seinen Finger auf Levi, "der stärkste Mann, ein jahrelanger Freund, zu mir kommt, nachdem er meine Tochter geschwängert hat und sie ihr Kind verloren hat, um mir zu sagen, dass er sie genötigt hat, nur weil er sich schlecht fühlt?"
Er senkt seinen Finger wieder und schaut Lia ungläubig und streng ins Gesicht. Lia regt sich nicht, erhebt ihre Stimme nicht. Hat eher Mitleid mit ihrem Vater, der sich versucht zu bemühen.
Nun erhebt Levi mit einem Seufzen, auch wenn leise, die Stimme. "Es tut mir leid, Erwin."

Es ist kurz still, bevor der Angesprochene sich umdreht und Levi kalt ins Gesicht blickt. "Du warst immer wie Familie für mich. Wieso solltest du mich dazu bringen wollen, dich derart zu peinigen?"
"Ich wollte es nicht wahrhaben und habe in diesem Moment nichts gefühlt. Ich dachte von dir geschlagen zu werden, würde mich wenigstens Schmerzen fühlen lassen. Ich weiß, dass du dir jetzt Schuldgefühle machen wirst, deswegen will ich dir noch sagen, dass ich dir danke."
Erwin schaut Levi an und möchte etwas sagen, doch es kommt nichs aus seinem Mund. Er ist mal wieder verblüfft, dass sein eientlich bester Freund ihn so kennt.
Wie soll man handeln, nachdem sich etwas derartiges als eine Lüge herausgestellt hat?

Zunächst stotternd fängt der Größere an, an seiner Aussage zu zweifeln. "Du willst mir danken? Etwa dafür, dass ich dich fast zusammengeschlagen habe und dir all die Jahre deinen Nachnamen verschwiegen habe?" Er kann es nicht fassen und unterbricht den Blickkontakt zu Levi nicht.
"Erwin... Ich will dir dafür danken, dass du dich so sehr um deine Tochter sorgst."
Nun tritt wieder die Stille ein, in der man nur das Atmen von den Dreien wahrnehmen kann.
Der Kommandant spannt seinen Kiefer erneut an und blickt in die Leere. Er weiß, dass Levi seine Aussage ernst meint, schließlich bekommt man nicht oft Dank von ihm zu hören. Auch Lia ist in diesem Augenblick etwas verwirrt so etwas von ihm zu hören.

"Wie wäre es, wenn wir über deine Herkunft reden?", sagt der Blonde ohne jegliche Emotionen, die zum Vorschein kommen, an Levi gerichtet. Dieser verschränkt die Arme vor der Brust und nickt ihm zur Bestätigung zu. Es ärgert ihn, dass Erwin solche Dinge irgendwie immer umgehen will, indem er das Thema wechselt. Er fühlt sich sowieso schon wie der Teufel auf Erden, wenn er junge Menschen, die noch nichts im Leben erreicht haben, in den Tod schickt. Natürlich sorgt er sich um seine Tochter, aber er würde sich niemals dafür loben, weil er seine Arbeit in der Vergangenheit immer vor sie gestellt hat und sie quasi ohne Eltern groß werden musste. In seinem Herzen kommt der Dank an, doch sein Kopf will ihn nicht glauben lassen, dass er kein schlechter Mensch ist.

Lias p.o.v.

Ich hasse es, wenn die Beiden das tun. Es freut mich ja, dass sie sich sogesehen vertragen haben, jedoch mag ich es überhaupt nicht, wenn sie so über mich reden, als würde ich nicht neben ihnen stehen.
Papa hat seine Zweifel am Vater-sein, jedoch hat er diese auch zurecht. Er mag mir in dem letzten Jahr zwar näher gekommen sein und er ist kein schlechter Vater, jedoch hat er sich nie wirklich um mich gekümmert. Ich verstehe, dass seine Arbeit Vorrang hat, schließlich will ich auch Kommandant werden. Aber immer für mich da, war er nicht, nein.

Ich sehe in Gedanken versunken etwas auf meine Hände und erschrecke mich deswegen, als ich eine Hand an meinem Rücken wahrnehme, die mich sanft nach vorne schiebt. Mit einem Blick über meine Schulter, erkenne ich Levi.
"Ich weiß genau, was du denkst.", sagt er, woraufhin ich schmunzeln muss. "Keine Sorge, ich wollte ihn nur testen und meine Theorie hat sich bestätigt.", flüstert er in mein Ohr.
Eine Theorie also, interessant...

Er lenkt mich in die Richtung seines Büros, wo ich meinen Vater schon erkennen kann, der vor dem Schreibtisch sitzt. Ich setze mich neben ihn an den zweiten Stuhl und Levi setzt sich an seinen Arbeitsplatz.
Er nimmt sich seine Tasse, die vor ihm steht und trinkt einen Schluck Tee, der mittlerweile kalt sein sollte. Ich beobachte ihn dabei und muss erneut schmunzeln, wenn ich daran denke, dass er sich manchmal schon anstellt. Aber das macht ihn eben besonders.

"Also Erwin, reden wir nicht um den heißen Brei herum. Ich will nicht wissen, warum du meinen Nachnamen wissen wolltest, sag mir einfach alles, was du über meine Herkunft weißt."
Der Angesprochene nickt verständlich und sieht ihm dem ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht an.
Er räuspert sich.

"Nun... du weißt über den Tod deiner Mutter bescheid und ich wusste von dir, dass du keinen Vater hast. Knapp gesagt, hat sich ergeben, dass deine Mutter Kuchel, Ackermann mit Nachnamen hieß..." Er zögert etwas. "Da gibt es übrigens noch eine Person..."

"Kenny.", unterbricht Levi meinen Vater mit selbstverständlicher Betonung und sieht mich an.
"Ich verstehe nicht ganz...", gebe ich nun auch zu und rücke mit dem Stuhl näher an den Schreibtisch heran, was ihn knarrzen lässt.
"Kenny the Ripper ist dein Onkel, Levi. An dem Tag, als er dich das erste Mal sah, wollte er seine Schwester aus dem Untergrund befreien, doch es war zu spät..."

"Tch, wieso hat er mir nie gesagt, dass wir verwandt sind?!", stellt Levi eine rhetorische Frage auf und verschränkt dabei seine Arme, so dass sein Stuhl ebenfalls knarrzt, als er sich ebenfalls dabei zurücklehnt.
Ich sehe es nun klar vor mir und antworte, bevor der Kommandant es tut.
"Na, offensichtlich zu deinem Schutz, das musst du doch selbst wissen."
Die Männer sehen nun zu mir, woraufhin ich weiterrede.
"Der Ackermann Klan hat früher dem Königshaus gedient und gilt als sehr gefährlich. Die Mitglieder werden noch immer umgebracht. Kenny und deine Mutter wollten einfach nicht, dass du ebenfalls mit dieser Gefahr leben musst."

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt