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Lias p.o.v.

Ich sitze gerade beim Abendessen. Levi ist aus welchen Gründen auch immer nicht hier. Ich sitze trotzdem bei Papa und Hanji. Den restlichen Tag habe ich eigentlich mit nichts verbracht. Ich habe mir überlegt, was Levi geplant haben könnte, aber ich bin wirklich planlos. Mir ist allerdings aufgefallen, dass mir seine Nähe wirklich fehlt. Vor der Expedition war unsere Beziehung viel stärker. Das möchte ich gern zurück.

Ich stochere gedankenverloren in meinem übrig gebliebenen Eintopf herum. "Geht es dir nicht gut?", fragt mich mein Vater. Er muss mich wohl beobachtet haben. "Hm? Nein, ich habe einfach keinen Hunger mehr.", antworte ich ihm und höre mit dem Herumstochern auf.

"Bist du glücklich mit Levi?", fragt er mich aus dem nichts. "Natürlich ist sie das!", antwortet Hanji, bevor ich überhaupt die Frage richtig realisieren könnte. "Hanji, ich kann selbst antworten."
"Ups, hehe."

"Natürlich bin ich das.", antworte ich und muss etwas lachen, da es die selbe Antwort wie die von Hanji war. "Das freut mich zu hören.", sagt Papa und nickt mir zu. Ich sehe ihn sichtlich verwirrt an.
Wieso fragt er das?

"Erwin! Jetzt gibt es sowieso kein zurück mehr.", mischt sich Hanji ein, woraufhin der Kommandant seufzt. Hä, jetzt verstehe ich wirklich gar nichts mehr. "*räusper* Naja, komm Erwin, wir gehen! Ich nehme deinen Teller mit.", sagt Hanji erst an meinen Vater- und dann an mich gewandt.
"Ich ka-"nn den Teller auch selbst wegbringen, will ich sagen, beschließe mich dann aber dazu, mich einfach zu bedanken. Ich sehe den beiden ein wenig verstört hinterher.

Hanji weiß von irgendwas, ich kenne sie doch...

Ich nehme immer noch verwirrt meine Krücken in die Hand und bewege mich zum Haupteingang vor. Da es immer ziemlich früh Abendessen gibt, ist es dementsprechend noch nicht wirklich dunkel, geschweige denn, die Sonne ist noch nicht unter gegangen.

Ich öffne die schwere Holztür und sehe direkt davor, doch ich sehe niemanden. Ich gehe nun ganz raus, wobei mir eine kalte Briese des Windes entgegen kommt. Ich sehe ein schwarzes Pferd am Tor stehen. Genauso wie Levi, der direkt neben seinem Pferd steht.

Ich laufe auf ihn zu. "Wohin reiten wir?", frage ich und bekomme dadurch seine Aufmerksamkeit.
"Lia...", sagt er mit einem leichten Lächeln und warte bis ich vor ihm stehen bleibe. "Ich denke, dass du das früh genug herausfinden wirst.", sagt er charmant und sieht mir in die Augen. "Ach, werde ich das?", frage ich grinsend, woraufhin er seine Hand auf meine Wange legt und wir uns zart küssen. Wir lösen uns und legen unsere Stirn gegeneinander.

"Denkst du, uns beobachtet jemand?", flüstert er mir fraglich zu. "Ups.", gebe ich nur zurück, woraufhin er seufzt und grinst. "Nun komm.", sagt er und löst sich aus unserer Position. "Ich reite auch langsam." Er spielt damit auf meine Verletzungen an. Ich nicke.
Levi steigt als erstes auf das Pferd und sieht zu mir runter. Ich sehe meine Krücken an. "Die wirst du nicht brauchen.", kommt es von Levi, so als ob er meine Gedanken lesen könnte. Ich nicke schon wieder und werfe die Gehhilfen einfach auf die Wiese neben dem Weg.
Die wird schon keiner klauen.

Levi hält mir seine Hände hin, die ich ergreife, wonach ich mich auf einen großen Stein stelle, der zufällig an dieser Stelle liegt. Ich will mein Bein hochheben, doch bevor dies in irgendeiner Weise geschehen kann, packt mich Levi unter den Armen, hebt mich aber vorsichtig hoch, so dass ich nun irgendwie hinter ihm sitze.
"Was war das denn jetzt?", frage ich erstaunt, wonach er mich schulterzuckend ansieht.
"Weiß nicht genau, aber es hat geklappt."
Das ist seine Antwort. Interessant.

"Halt dich fest.", sagt er, bevor ich meine Hände um seinen Bauch lege. Ich spüre seine Muskeln sogar durch die Jacke. Meinen Kopf lege ich auf seinem Rücken ab. Das Pferd schreitet voran. Das tut es in einem wirklich langsamen Tempo, so wie es mir Levi gesagt hat.

Wir sind durch das Tor, über ein Feld und durch ein kleines Dorf, bis wir anhalten. Die hohe Mauer Rose erstreckt sich direkt über unseren Köpfen.
Levi steigt vom Pferd. "Bleib kurz sitzen, ich hole nur etwas.", kommt aus seinem Mund und hinterlässt mich noch fraglicher als zuvor zurück. Er geht in die kleine Hütte an der Mauer, die eigentlich für die Soldaten der Mauer Garnison gedacht ist. Was wird das? Und... seit wann bist du so mysteriös?

In der Zwischenzeit setze ich mich ,,gemütlicher" hin und streichle das schwarze Fell und die Mähne, die sich vor mir erstreckt.
Du bist wirklich eine wunderschöne Stute...

Levi kommt nach kurzer Zeit wieder aus der Hütte heraus, mit einer leichten Veränderung. Er trägt das 3D Manöver Gerät. Er kommt auf mich zu und sieht zu mir hoch. Ich spiegele mich in seinen grauen Augen. "Komm, ich helfe dir runter.", sagt er und hält mir schon wieder seine Hände zur Hilfe hin. Bitte sag mir doch einfach wofür du die Ausrüstung brauchst und was wir machen...
Ich hasse Überraschungen, weil ich einfach ein sehr ungeduldiger Mensch bin, ich frage mich von wem ich das habe...

Hinterfragend nehme ich seine Hände und schwinge langsam mein Bein über den Rücken des Tieres und gleite langsam mit einem Wiederstand nach unten. Levi nimmt sein Pferd und führt es an eine Ansammlung von Bäumen, wo er es festbindet. Er kommt zurück und nimmt meine Hand. "Levi...", beginne ich, weswegen er mich ziemlich emotionslos mustert. "Hast du Angst?", ist das einzige was aus seinem Mund kommt.
Ich zögere ein wenig. "Vertrau mir.", kommt er mir zuvor und sieht mir tief in die Augen. "Mit allem was ich habe.", gebe ich zurück und erwidere den standhaften Blick. Er muss sich ein stetes Grinsen unterdrücken. Es hat sich nichts an meiner Verwirrung geändert, obwohl ich sonst nicht wirklich schwer von Begriff bin.

"Dann spring auf meinen Rücken.", befehlt er mir in gewisser Weise und dreht sich um. Ich sage nichts zu dieser Anweisung und springe nicht, sondern steige langsam auf seinen Rücken, so dass meine Beine so gut es geht seinen Oberkörper umklammern. Ich lege meinen Kopf aufs einer Schulter ab und atme den Geruch von Seife ein, den ich schon immer als angenehm empfunden habe. Langsam reißt mein Geduldsfaden.
"Levi, was so-", beginne ich zu fragen, doch werde durch eine lautstarke Aussage unterbrochen.
"Gut festhalten!", kommt von ihm. Noch im selben Augenblick merke ich, wie er losrennt in Richtung Mauer. Jetzt wird es mir auch langsam klar.
Du willst doch nicht wirklich-

Mein umklammender Griff wird noch stärker und ich schließe meine Augen, um mich auf das vorzubereiten, was im nächsten Augenblick geschieht. Levi muss einen großen Anteil an Vertrauen auch in mich gesteckt haben, wenn er diese verrückte Idee umsetzen möchte.
Das surrende Geräusch der Drähte des Manöver Geräts ist klar und deutlich unter den Geräuschen der zwitschernden Vögeln und den Hammerschlägen mancher Arbeiter zu hören.
Ebenfalls höre ich die zwei Haken sich in das Gestein der Mauer einhacken.
Ich spüre nicht mehr die Sicherheit des festen Bodens und und öffne langsam meine Augen.
Ich bemerke wie hoch wir über der Erde sind.
Levis Haare fliegen etwas gegen mein Gesicht.

"Scheiße, du bist verrückt...", murmele ich, eigentlich für mich selbst. "Vielleicht bin ich das.", kommt mit einem etwas ernsten Unterton aus meinem Vordermann heraus, woraufhin ich mich noch stärker an den Körper des Mannes kralle.

reflection / Levi x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt